Mittwoch, 7. November 2018

Ich bin dann mal Prinzessin (1), Meg Cabot, gelesen von Dagmar Bittner, DAV



Ich bin dann mal Prinzessin (1), Meg Cabot, gelesen von Dagmar Bittner, DAV

Der Titel klingt nicht zufällig so ähnlich wie „Plötzlich Prinzessin“, es ist ein Spin-off, die Ähnlichkeit also beabsichtigt. Da ich mir vor Jahren mal ein Hörbuch aus der Prinzessin-Mia Reihe gekauft habe, war mir klar, daß ich auch die neuen Bände ganz dringend brauche. Da stellte sich nur die Frage: Buch oder Hörbuch? Die Illustrationen im Buch sollen toll sein (ja, das Cover gefällt mir auch), aber da ich mein eines Hörbuch schon mehrfach gehört habe und meine Große (11) sich dieses Jahr auch ein anderes Prinzessinnen-Hörbuch auslieh, wurde es das Hörbuch, auch wenn mir die Sprecherin nichts sagte:
Olivia Grace Clarisse Mignorette Harrison (12) hält sich für durchschnittlich, naja, bis auf ihren Namen und ihr Zeichentalent. Daher versteht sie überhaupt nicht, weshalb ausgerechnet Annabelle Jenkins, das angesagteste Mädchen der Middleschool sie nun anrempelt, Prinzessin nennt und ihr Prügel androht. Bislang hatten sie sich doch ganz gut verstanden. Immerhin ist Annabelles Vater der Anwalt ihres Stiefonkels, bei dem sie seit dem Tod ihrer Mutter, einer Pilotin lebt, da ihr Vater ständig unterwegs ist. Bislang dachte sie immer, ihr Vater müsse ein Archäologe sein, den ihre Mutter um die halbe Welt geflogen habe, weil sie ihn noch nie gesehen hat. Als plötzlich eine Limosine neben ihr hält, genau als sie verprügelt werden soll, dämmert ihr, daß an Annabelles Geschwätz, von wegen Prinzessin, vielleicht doch etwas dran sein könnte. So wird sie von ihrer Halbschwester Prinzessin Mia von Genovien nach New York zu ihrem Vater und ihrer exaltierten Großmutter gebracht. Ihre Welt steht Kopf, auf aufregende und prickelnde Weise!

Olivia ist ein ausgesprochen sympathisches und bescheidendes Mädchen, daß sich nicht in den Vordergrund drängt, loyal zu ihren Freundinnen ist und sich mit ihnen freuen kann. So auch andersherum ihre beste Freundin Nishi, die sich wunderbar mit Olivia über deren Aschenputtel-Entwicklung freut. Gut, sie muß nicht in der Asche kehren, oder unter der Treppe schlafen, aber anderes als ihr Stiefcousin und ihre Stiefcousine, durfte sie nie mit nach New York, hat kein Handy und keinen PC. Was Society-Klatsch angeht, ist Olivia also ziemlich unbeleckt, aber da sie eh an ihren Zeichenkünsten feilt, hat sie das bislang gut verkraftet. Anders als die mangelnde Herzlichkeit, das fehlende Gluten oder fehlende Haustiere. Alles ganz normale Interessen von 12 jährigen Mädchen, weshalb sich Olivia stets für völlig durchschnittlich hielt. Dadurch können auch die ganz normalen Mädchen, die diesem Hörbuch folgen, sich wunderbar in sie hinein versetzen, sich mit ihr freuen oder vor Annabelle bibbern! Auch als Olivia sich aus dem Durchschnitt erhebt, bleibt sie immer noch sie selbst, das heißt freundlich. Denn oberste königliche Pflicht ist es, ein Vorbild zu sein und somit freundlich und liebenswert. Das gefällt mir in Zeiten zunehmender Verrohung und Mobbings sehr gut. Ebenso, daß Olivia selbst als Prinzessin nicht vor hat, ihre Freunde zu wechseln, sie bleibt sich und ihnen treu, auch wenn sie eine neue Garderobe braucht. So ist es wirklich ein tolles Hörbuch zum Träumen und um sich bewußt zu machen, was wirklich zählt. Daneben ist es, wie meine Tochter sagt, sehr witzig! Denn Annabelle bekommt natürlich ihr Fett wird, allerdings ohne, daß Olivia es ihr mit gleicher Münze heimzahlt, sondern noch auf sie zugeht. Man mag Prinzessinnengeschichten für überholten Blödsinn halten, aber Olivia ist tatsächlich ein Vorbild in ihrem Verhalten, dabei etwas ungeschickt und so sympathisch, daß man es ihr gerne nachmacht. Bei dieser Geschichte werden moderne Märchen-/Mädchenträume, aber ohne Pomp, dafür mit Pep!

Dagmar Bittner ist eine hervorragende Wahl als Sprecherin. Sie klingt sehr jung und quirlig und dabei sehr angehm sympathisch. Sowohl Olivias Verwirrung als auch Freude, oder Mias damenhaft, liebevollen Ratschläge oder die exaltierte Grand-Mère bringt sie richtig überzeugend rüber. Eine sehr angenehme und gut verständliche Sprechstimme, die mir so gut gefällt, daß ich sofort nach weiteren Hörbüchern mit ihr gesucht habe.

Nach 2 h 37 min gekürzter Lesung war dieser Teil leider schon zu Ende, aber zu Glück ist Band 2 bereits erschienen. So haben wir beide sofort weiter gehört....

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Der Audio Verlag für dieses Rezensionsexemplar und hoffen auf eine baldige Fortsetzung der Reihe.

Montag, 5. November 2018

Die wunderbare Weihnachtswunschmaschine, Barbara Rose, Illu. Barbara Korthues, Kerle Verlag



Die wunderbare Weihnachtswunschmaschine, Barbara Rose, Illu. Barbara Korthues, Kerle Verlag

Der siebenjährige Luis und seine fünfjährige Schwester Nele sind ganz aufgeregt: mitten im Winter steht ein Umzugswagen vor dem seit Jahren verwaiste Nachbarhaus, mit dem geheimnisvollen Türmchen und dem großen Garten. Noch ehe ihre Mutter ausgeschlafen hat, beobachten sie, wie eine riesige, scheppernde, ratternde und rumpelnde Maschine ins Haus gebracht wird. Dem müssen sie auf den Grund gehen! Natürlich bleiben ihre Ermittlungen nicht unbemerkt und die neuen Nachbarn stellen sich ihnen als Ole und Ida vor: ein Erfinder und eine Backbuchautorin. Sie sind nicht nur unglaublich nett und werden so was wie Ersatzgroßeltern, sie dürfen auch die Erfindungen testen, sogar die große Weihnachtswunschmaschine, in die man nur wirklich wahre Wünsche sprechen darf, die fast unmöglich erscheinen. Nun wird das Warten auf Weihnachten noch spannender!

Dies ist ein Weihnachtsvorlesebuch in 17 Kapiteln, also kein Adventskalenderbuch, für solche, die unbedingt eins suchen. Aber ganz ehrlich, gerade in der Vorweihnachtszeit schaffen wir es meistens nicht, daß wir jeden Tag gleich viel aus einem Adventskalenderbuch vorlesen, mal ist es mehr und mal gar nichts, so daß wir wahrscheinlich tatsächlich nur an 17 von 24 Tagen unser jährliches Weihnachtsbuch lesen. Bei 17 Kapiteln ist es allerdings entspannter. Wie vieles im Leben ist auch dies eine Frage des persönlichen Geschmacks. Dafür ist diese Geschichte, von den Geschwistern, die sich nichts sehnlicher wünschen, als das Fest mit ihrem Opa zu feiern, wenn schon Papa dieses Jahr auf Dschungelexpedition ist und nicht mitfeiern kann. Das gefällt mir und meinen Mitlesern Jonathan (8) und Debbie (5,5) sehr gut. Der Vater ist nicht gestorben, die Familie ist nicht zerrüttet und dennoch ist der Vater nicht immer da und die Mutter viel mit den Kindern alleine, aus beruflichen Gründen. Eine wahrscheinlich häufige Realität, die auch bei vielen Familien den Schichtdiensten oder anderen beruflichen Gründen (z.B. LKW-Fahrer, Zugführer, Piloten, Pflegepersonal, Ärzte, Rettungskräfte, Polizei...) geschuldet sein kann. Doch gerade in diesem Alter sehen sich Kinder nach Familie, sie ist besonders wichtig. Daher ist es klasse, daß die neuen Nachbarn so ein großes Herz für Kinder haben. Mit der Weihnachtswunschmaschine, besinnen sich die Kinder auf das was wirklich für sie wichtig ist. Spielzeug können sie sich noch zum Geburtstag wünschen, das läuft nicht weg, doch was wünschen sie sich wirklich für das Weihnachtsfest? Ein wundervoller Gedanke, über den man beim Vorlesen mit den Kindern auch prima gemeinsam nachdenken und diesen Wunsch vielleicht sogar erfüllen kann. Sicherlich können die Vorleser dabei noch einiges über ihre Kinder lernen, da macht das gemeinsame Lesen noch mehr Spaß und schafft Gemeinsamkeiten. Dadurch erfüllt einen das Vorlesen und Zuhören mit dem Geist der wirklichen Weihnacht, auch wenn es draußen noch gar nicht winterlich ist.

Jedes Kapitel wird von farbigen Illustrationen und Vignetten von Barbara Korthues geschmückt. Sie sind freundlich und fröhlich und kamen sowohl bei mir, als auch bei den Kindern sehr gut an, wobei sich Debbie gerne noch mehr Bilder gewünscht hätte, mindestens eins pro Doppelseite. Die Zuhörer sollten also auch geübte Zuhörer sein, da zwischendurch auch Doppelseiten ohne Illustration vorkommen.

Autorin Barabara Rose schreibt lebendige Geschichten für Kinder. Sie lebt mit ihrer Familie und diversen Tieren in einem alten Häuschen, wahrscheinlich gar nicht so unähnlich, dem aus dieser Geschichte und denkt sich mit einer Tasse Tee am Schreibtisch Geschichten aus. Ihre Reihe über die Mädelsbande „Die frechen Krabben“ haben meine Töchter sehr gerne gelesen.

Ein Vorweihnachtslesebuch, das die Vorfreude wachsen lässt wie Plätzchenduft und Kerzenschein.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Kerle Verlag für gemütliche Vorlesestunden mit und ohne Kamin.