Sonntag, 9. September 2018

Mein Leben im Hotel Royal, Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich, Katy Birchall, Schneiderbuch Egmont.



Mein Leben im Hotel Royal, Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich, Katy Birchall, Schneiderbuch Egmont.

Felicity Royal, genannt Flick, 14 Jahre ist empört, daß ihre Mutter, Inhaberin des legendären Luxus Hotel Royal in London, der Meinung ist, sie sei noch zu jung für einen eigenen You Tube Kanal! Sie ist überzeugt, daß eine Menge Leute da draußen, sich brennend für ihr Leben interessieren. Da dies aber nun mal so ist und sie ohne elterliche Erlaubnis keinen Kanal eröffnen darf, hat ihr Dackel Fritz einen eigenen Instagram-Account mit 45.019 Abonnenten. Jeden Abend lädt Flick pünktlich um 17.30h ein aktuelles Foto von ihm hoch, daß sie mit Hilfe ihres Selfiesticks aus allen erdenklichen Winkeln aufnimmt. Doch heute wird sie es wohl nicht schaffen, ihre Mutter hat ohne sie zu fragen ihren Selfiestick einem adeligen Gast ausgeliehen und ihn nicht wieder rechtzeitig zurückgebracht. Ein Notfall! Daher sieht sich Flick durchaus als berechtigt an, in Prinz Gustav III Suite einzubrechen, um ihren Stick wieder an sich zu nehmen. Dummerweise ist sie noch nicht wieder verschwunden, als der Prinz zurückkehrt. Nun hat sie noch ein Problem mehr. Wochenlanges Hausarrest und tägliche Mitarbeit im Hotel. Dabei steigt doch demnächst die Party ihrer besten Freundin Ella! Als sie der größte aktuelle Popstar Skylar Chase (20) sie dann noch mit auf die Fashion Week nehmen will, werden Flicks Probleme immer größer.

Der Stil ist sehr fluffig und witzig, weshalb ich sofort im Buch drin war und richtig angetan. Zwischendrin dachte ich beim Lesen, gut, es ist wirklich unterhaltsam, aber schon etwas oberflächlich (wobei ich bei dem Gedanken natürlich sofort anfing zu googeln was denn Paris Hilton so gerade treibt...). Doch genau an diesem Punkt wird dann auch die Wende eingeleitet und Flick beginnt sich zu entwickeln, was sie nicht nur ihrem alten Spielgefährten Cal, dem Sohn des Rezeptionisten verdankt (einen Freund kann man so jemanden ja wohl nicht nennen, deswegen giftet sie ihn ja auch meistens an), sondern auch der braven Musterschülerin Grace, die auf ihre ganz eigene Art herrlich schräg ist. Sowohl Cal, als auch Grace und ihren gutaussehenden Bruder Olly habe ich gleich in mein Herz geschlossen, ganz anders als das möchte-gern-It-Girl Ella, die Menschen nur nach ihrem persönlichen Nutzen für sich selbst beurteilt.
Gemeinsam mit Flick und Cal lernt man das Hotel in all seinen geheimnisvollen Aufgaben und Serviceleistungen kennen, ein ganz besonderer Blick hinter die Kulissen, der sich von den geheimen Räumen unterscheidet, in denen Flick und Cal als Kinder gespielt haben.
Weil Flick unter Hausarrest steht und das Wochenlang, kommt sie meistens außer um zur Schule zu gehen, nicht vor die Tür. Ihre Erlebnisse drehen sich rund um den Hotelalltag und das ist bisweilen das Lustigste, was ich in der letzten Zeit gelesen habe. Endlich habe ich wieder laut beim Lesen gelacht, ganz ohne Kinder und nicht nur gegrinst.
Ich habe mich nicht nur bestens unterhalten gefühlt, ich habe auch ehrlich mit Flick unter einigen Ungerechtigkeiten gelitten, auch wenn ich manchmal ihrer Mutter recht geben mußte. Am Ende konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen und habe es daher auch einfach nicht getan, zu sehr habe ich mich auf das Ende gefreut und wurde nicht enttäuscht. Es ist wirklich sehr schön und für meinen Geschmack auch nicht zu kitschig.
So wie ich auch das Cover, trotz des vielen rosa und gold nicht kitschig, sondern total passend fand. Es sprach auch meine Jüngste an, die es sofort vorgelesen haben wollte, aber dafür war es mir dann doch zu dick, auch wenn die Chat-Verläufe zwischendurch, das Lesen noch deutlich beschleunigen. Klar, als künftige Hotelerbin ist Flick allzeit online und über Whats app erreichbar.

Katy Birchall lebt selbst mit 3 Labradoren zusammen, die sie heiß und innig liebt und mit ihrer it-Girl Reihe von der bereits 3 Bände erschienen sind, sehr erfolgreich.

Ein wirklich herrlich kurzweilig und süßes Buch, daß Mädels ab 12 Jahren durchaus zu Leseratten machen könnte. Für mich hatte es Suchtpotenzial und ich hoffe, ja noch auf eine Fortsetzung, auch wenn die Geschichte in sich abgeschlossen ist.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Schneiderbuch Egmont Verlag für diese herrlich witzigen und wunderbaren Lesestunden.

Donnerstag, 6. September 2018

Opa Rainer weiß nicht mehr, Kirsten John, Illustrationen Katja Gehrmann, Knesebeck Verlag



Opa Rainer weiß nicht mehr, Kirsten John, Illustrationen Katja Gehrmann, Knesebeck Verlag

Dieses Bilderbuch behandelt das Thema Demenz. Meine 9-jährige Tochter fragte mich letztens was denn Alzheimer sei und dann mußte ich erklären. Dieses Bilderbuch soll es für kleine Kinder verständlicher machen, was Demenz bedeutet, denn für Kleinkinder wissen Erwachsene alles und können alles... aber manchmal ist dies nicht so und die Fähigkeiten lassen immer weiter nach.

Jeden Morgen bringt Opa Mia in die Schule. Dabei machen sie Wettläufe! Opa gibt Mia immer ordentlich Vorsprung und dennoch gewinnt immer er. Das wird auch in hundert Jahren noch so sein, behauptet er kühn! Doch leider hat er sich da geirrt! Auf einmal weiß Opa Rainer nicht mehr wo seine Schuhe sind und sucht nach ihnen an den merkwürdigsten Orten und erkennt sie auch nicht mehr unter all den anderen Schuhen wieder, dabei sehen Mias und Mamas doch ganz anders aus als seine! Das ist leider nur der Anfang, denn plötzlich hält er den Stecker für den Wasserkocher in der Hand und wundert sich, was das denn ist und was er damit anfangen soll. Auch das Essen wird schwierig und so kommt es, daß nun Mia ihrem Opa bei alltäglichen Dingen helfen muß und nicht mehr umgekehrt. Nach und nach lernt Mia zu begreifen, was die Krankheit für Opa bedeutet und daß er nun sie braucht.

Die Illustrationen von Katja Gehrmann sind toll, unsere Nachbarskinder 7,5 und 2 fahren voll darauf ab. Ich habe Ihnen das Bilderbuch vorgelesen, um zu sehen, ob die Zielgruppe der 5 – 7 Jährigen das Thema damit begreift. Alle drei fanden die Geschichte lustig. Sie haben auch wirklich darüber nachgedacht, wie ich im anschließenden Gespräch gemerkt habe. Allerdings wird das Wort Demenz nicht einmal erwähnt und so blieb es im Endeffekt meine Aufgabe mit den Kindern über Alzheimer und Demenz zu reden. Ihnen war das bislang kein Begriff, weil ihre Großeltern nicht darunter leiden und sie bislang noch keine Berührungspunkt mit dem Thema haben. Anfangs ist Opa superfit und der total Held für Mia, und plötzlich kann er weniger als ihr kleiner Bruder. Dieser Teil, der die Auswirkungen der Demenz zeigt, daß er alle Lebensbereiche erfasst, ist sehr ausführlich dargestellt. Es fehlt mir aber irgendwie so der Schlusspunkt, an dem man merkt, daß nun die Kinder dem Opa bei dem Alltäglichen helfen müssen, jetzt da sie ja schon groß sind und bei den Alltagsaufgaben wissen wie sie gehen. Das Beispiel mit dem Essen eines Schokokekses finde ich relativ ungriffig, denn meines Erachtens gibt es keine richtige oder falsche Art einen Keks zu essen, man isst ihn mehr oder weniger krümelig, oder man lässt es bleiben...

Das Coverbild auf welchem der Opa das schmutzige Geschirr in die Waschmaschine räumt fanden die Kinder superwitzig und es ist richtig gut geeignet, um die Neugierde zu wecken und in das Thema hinein zu finden. Alle drei Kinder mochten das Buch und haben es sich nach dem Vorlesen auch noch länger angeschaut und es sich gerne noch mal vorlesen lassen (aber ich bin ja eigentlich gerufen worden, um ein anderes Buch vorzulesen und habe dieses einfach nur dazwischengefuddelt).

Kerstin Johns Sprache ist für die Kinder sehr ansprechend und sehr gut nachvollziehbar. Sprachlich kommen keine Fragen auf, alle Begriffe sind verständlich und gebräuchlich oder werden gleich von Mia ihrem kleinen Bruder erklärt. Die Kinder waren also wirklich hoch zufrieden mit dem Buch. Ich aber nicht. Meine Unzufriedenheit ließ sich nicht so richtig gut greifen, ich fragte mich nur, ob dieses Buch Kindern das Thema wirklich nahebringt. Nachdem ich es getestet habe (nein, meine Nachbarskinder sind überhaupt nicht schwer von Begriff) denke ich immer noch, daß am Ende so der richtige Schlußpunkt fehlt. Es ist eine tolle Möglichkeit den Dialog zum Thema Demenz zu eröffnen, aber leider nicht selbst erklärend. Dafür ist es aber nicht belehrend und sehr kurzweilig und spricht Kinder vor allem emotional an.

Die Bewertung fällt mir nicht leicht und die Kinder und ich sind uns da wohl sehr uneinig. Die Jüngste (2) hätte das Buch am liebsten sofort mit in ihr Zelt geschleppt, um es in Ruhe länger zu betrachten.... Ich persönlich hätte mir einen „runderen“ Abschluß gewünscht.

Wir bedanken uns sehr beim Knesebeck Verlag für dieses gesprächsfördernde Rezensionsexemplar.