Dienstag, 12. Juli 2022

Die Isar-Detektive (2) - Verdacht im Tierheim, Anja Janotta, Illus. Stefan Leuchtenberg, Oetinger Verlag

 

Die Isar-Detektive (2) - Verdacht im Tierheim, Anja Janotta, Illus. Stefan Leuchtenberg, Oetinger Verlag

 

Die Präsidentin des Bayrischen Landtags und Großtante der Isar-Detektive Flo und Elias hat an der Autobahnraststätte einen ausgesetzten Hund gefunden. Da sie keine Zeit hat, sich darum zu kümmern, bringt sie ihn zu Flos und Elias Eltern. Natürlich ist Tiernärrin Flo sofort schockverliebt und würde den kleinen Kerl, mit dem schwarzen Fleck ums Auge, am liebsten behalten! Doch das geht nicht, er könnte ja noch jemandem gehören. So bringen die vier Isar-Detektive, Elias, Metti, Balu und Flo „Pirat“ ins nächstgelegene Tierheim. Als sie dort ankommen, ist es dort merkwürdig trostlos und Saskia, das Mädchen, das dort aushilft, erklärt ihnen, dass das Tierheim bald geschlossen werden soll, wegen Unregelmäßigkeiten. Und das ausgerechnet zur Urlaubszeit, wenn doch eh immer so viele Tiere ausgesetzt werden! Das ist natürlich ein Fall für die Isar-Detektive! Da muss man doch was machen können, nicht nur, weil Saskia Elias zum Erröten bringt. Mit einer Petition können auch Kinder ihre demokratischen Anliegen vorbringen, doch ob die Zeit dafür noch reicht und sie rechtzeitig alle erforderlichen Papiere dafür zusammen bekommen? Was hat es mit dem unheimlichen Tierheimsleiter eigentlich auf sich?

 

Hier sind die Isar-Detektive natürlich voll in ihrem Element! Es geht um Tiere, Demokratie und eine dubiose Situation, der es auf den Grund zu gehen gilt.... Natürlich muss Superhirn-Metti erstmal ermitteln, welche Möglichkeiten sie als Kinder überhaupt haben, um Einfluss zu nehmen. Als sie die Antwort herausgefunden hat, erklärt sie ihren Freunden ganz verständlich, wie sie eine Petition in den entsprechenden Landtagsausschuß einbringen können. Wie gut, dass Elias und Flo neben dem Landtag wohnen und Balus Vater dort arbeitet, so können sie sich gleich mal vor Ort informieren und die richtigen Leute kennen lernen. Allerdings müssen sie feststellen, dass so eine Petition auch ein ganzes Stück Arbeit und Rennerei, oder in ihrem Fall Radelei bedeutet. Immerhin müssen sie alle möglichen Unterlagen besorgen, damit ihr Anliegen vom Petionsausschuss geprüft werden kann. Wie gut, dass sie mit Saskia, gleich schon die Tochter des Vereinsvorsitzenden der örtlichen Tierheime kennen gelernt haben. Die will ihnen natürlich helfen, doch das stellt sich komplizierter dar, als gedacht. Weil es hier echt kniffelig wird, müssen sie nun ihre detektivischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und es wird noch ganz schön brenzlig für sie!

 

Die Isar-Detektive werden vom Bayerischen Landtag unterstützt, um Schülern Bürgerbeteiligung und Demokratie nahe zu bringen, ebenso wie das Lesen. Das aber bitte schön mit Spaß und Spannung, aber nicht zu unrealistisch. Hier kommt die Crux, da es alles nicht abwegig ist, dürfen die Kinder auch keine Superhelden sein, sondern einfach nur pfiffige Kids, die allerdings wirklich gut vernetzt sind. Daher haben sie auch stets Hilfe durch Erwachsene, wenn es schlußendlich richtig gefährlich wird. Das finde ich prima, denn mit Verbrechern ist nicht zu spaßen und da sollten die jungen Leser auch nicht auf dumme Gedanken gebracht werden! Für alle die die Isar-Detektive noch nicht kennen, gibt es eine ausführliche Vorstellung noch vor Beginn des Buches. So kann man auch völlig ohne Vorkenntnisse mit diesem Band starten. Dieses Buch ist übrigens ein Projekt des Bayerischen Landtags, Landtagsamt, Referat Besucher, Politische Bildung und dort können Schulen auch kostenlos Klassensätze bestellen. Eine super Sache finde ich und Demokratie gibt es nicht nur in Bayern! Damit der Inhalt aber auch gut ankommt, ist dieses Demokratie-Detektiv-Abenteuer auch ausdrucksstark von Stefan Leuchtenberg illustriert, denn nicht alle Schüler/innen ab 9 Jahren sind schon Leseprofis. Da hier allerdings beliebte Themen wie Tierschutz und Kinderdetetive kombiniert werden, hat das Buch beste Chancen zumindest einigen von ihnen das Lesen nahe zu bringen. Mit Witz, Spannung, traurigen Hundeaugen und kleinen Reibereien unter Geschwistern und Freunden schafft es Anja Janotta das trockene Thema „demokratische Mitbestimmung“ kindgerecht zu verpacken und verständlich zu erklären!

 

Wer also noch neue Unterrichtsideen für das neue Schuljahr sucht, wie wäre es denn damit?

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Anja Janotta für mein Rezenionsexemplar!

 

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Sonntag, 10. Juli 2022

Die Wunderfrauen (1) – Alles, was das Herz begehrt, Stephanie Schuster, gelesen von Elisabeth Günther, Argon Verlag, 2 MP3, 10 Std. 12 Min. Lesefassung

Die Wunderfrauen (1) – Alles, was das Herz begehrt, Stephanie Schuster, gelesen von Elisabeth Günther, Argon Verlag, 2 MP3, 10 Std. 12 Min. Lesefassung

 

1953 in der Nähe des Starnberger Sees, mit Blick auf die Zugspitze versuchen vier junge Frauen nach Ende des Krieges ihren Platz im Leben und das Glück zu finden. Luise Dahlmann lebt nach einer Fehlgeburt noch immer kinderlos mit ihrem Mann Hans, einem Fernmeldetechniker unter einem Dach mit ihrer verbiesterten Schwiegermutter, nicht weit weg von dem Hof, auf dem sie mit ihren Brüdern aufwuchs, ehe die Eltern starben. Ihr Vater starb im Krieg, die Mutter kurz nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes Manni. Dass Manni die Nazizeit überlebte scheint angesichts seines offensichtlichen Downsyndroms ein Wunder zu sein. In der Villa gegenüber lebt die neidische Gattin des Leiters der Klinik für Frauenheilkunde am Starnberger See, Annabel von Thaler. Ihr kleiner Sohn Friedrich läuft allzu gerne zur netten Frau Dahlmann, die so herrlich kochen und backen kann, nach gegenüber. Annabel scheint es ihrem Mann nie recht zu machen und ihren Schwiegereltern schon gar nicht. Als Arztgattin fühlt sie sich aufgrund ihrer gehobenen Stellung isoliert im Ort. Marie Wagner wurde vom großen elterlichen Gestüt in Schlesien vertrieben und ist nun ganz alleine auf der Welt. Nachdem ihre Bewerbung als Bereiterin auf dem Gestüt des Erbprinzen von Bayern krachend scheiterte, findet sie im Unwetter Unterschlupf bei Luises Brüdern.  Die 19-jährige Helga Kneip hielt es im großbürgerlichen Haushalt nicht mehr aus und floh von München in die Frauenklinik von Dr. von Thaler. Dort beginnt sie eine Ausbildung als Krankenschwester, nachdem sie durch das Abitur gerasselt ist und sie das Medizinstudium, von dem sie träumte, vergessen kann. Niemand in der Klinik und im Ort ahnt, wer sie wirklich ist. Das Schicksal führt diese Frau zusammen.

Die Geschichte beginnt mit einer Szene, wie die Freundinnen Helga, Luise und Marie erbost von Annabel von Thaler beim Turnen beobachtet werden. Das kann doch nicht schicklich sein, das diese Frauen dort treiben! Nach und nach versuchen Luise und Helga ihren Träumen zu folgen, während Marie, die ihre Familie und Heimat verlor, überhaupt neue Träume braucht, um wieder Mut zu fassen. Die verbitterte Annabel hingegen muss den Mut finden, ihr Misstrauen zu überwinden und sich für andere zu öffnen. Nach und nach kommen hier von den Familien verborgene Geheimnisse ans Licht. Wie haben sich die Familien während des 3. Reiches verhalten? Wer hat kollaboriert und wer hat heimlich Widerstand geleistet, denn irgendwer muss es getan haben, denn sonst hätte Manni mit seinem Downsyndrom das Kriegsende nicht überlebt. Doch gerade an ihm zeigt sich, dass das Gedankengut jener Zeit auch noch in den Köpfen einiger nun wieder ehrenwerter Bürger weiter ihr Unwesen treibt, Entnazifizierung hin oder her. Auch die Einstellung zu farbigen Amerikanern lässt dies offen zu Tage treten. Ach ja, dann kommt natürlich auch immer wieder das Thema Mutterschaft und Sexualität auf. Die Besatzer waren bisweilen gnadenlos, doch auch heute noch ist das Verhältnis von Männern gegenüber ihren Frauen nicht immer von Respekt geprägt. Um ihren Traum zu verwirklichen benötigt Luise das schriftliche Einverständnis ihres Mannes. Unverheiratete Mütter mussten für ihre Kinder sorgen, hatten aber kein Sorgerecht... Eine Zeit, die noch mehr von himmelschreiender Ungerechtigkeit geprägt war als die heutige. Eine Gesellschaft im Aufbruch, die nach der Niederlage des Krieges ebenso ihren Platz in der Welt sucht, wie diese jungen Frauen. „Das Wunder von Bern“ gibt ihr wieder einen Grund Stolz auf ihre Nation zu empfinden. Eine Gesellschaft, die keine 10 Jahre nach Kriegsende der Meinung ist, dass es jetzt aber mal gut sein müsse.... es ist halt zu schmerzhaft, an die eigene Schuld erinnert zu werden. Ich weiß gar nicht, wen der vier ich eigentlich am liebsten mag, Luise oder Marie? Annabel ist auf jeden Fall die facettenreichste, die mich wahrscheinlich noch am meisten überraschen wird, bzw. sie überrascht sich ja auch selbst immer wieder.

 

Stephanie Schuster erzählt diese vier Lebenswege z.T. In Rückblicken, wobei sich diese teilweise überschneiden, da sie aus den jeweils vier Perspektiven erzählt werden. Situationen, die für mehrere von ihnen besonders bedeutend waren, werden teilweise mit anderem Blick und anderen Details erzählt, so dass es vertraut, aber nie monoton wirkt.

 

Die Gestaltung des Hörbuches gefällt mir sehr gut. Bereits in der Klappe werden die vier Hauptpersonen kurz vorgestellt, so daß man aufgrund der Erzählweise in Rückblicken, nicht so leicht durcheinander gerät. Gegenübergestellt ist ein Zitat, das wunderbar zu diesen Schicksalen passt: „Träume enden nie, aber Taten, die zu Wundern werden, helfen Träumen in die Wirklichkeit“.

 

Lebendig und mit vielfarbiger Stimmfarbe begleitet Elisabeth Günther mit ihrer alterslosen Stimme diese jungen Frauen durch den Beginn des Wirtschaftswunders und offenbart langsam ihre Geheimnisse, bis zur Schlussszene, die für alle vier ihr Leben auf den Kopf stellt! Zum Glück ist Band 2 bereits erschienen, so dass ich nicht mehr zappeln muss! Die Alterslosigkeit von Elisabath Günthers Stimme finde ich deshalb erwähnenswert, weil die vier jungen Frauen, auch einigen älteren Biestern begegnen, deren Part sie somit ganz geschickt übernehmen kann und ihrer Stimme eine entsprechende Klangfarbe verleiht. Da in Kürze der 3. Band in die 70er Jahre führt, werden die Protagonistinnen, dann auch nicht mehr ganz so jung sein, aber hoffentlich noch ebenso voller Lebensfreude!

 

Ganz herzlichen Dank an den Argon Verlag für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/schuster-die-wunderfrauen-2003767/

 

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