Dienstag, 10. März 2020

Auf zur Schatzinsel! Lizzy Stewart, Orell Füssli Verlag



Auf zur Schatzinsel! Lizzy Stewart, Orell Füssli Verlag

Mathilda und ihr Papa verstehen sich super, obwohl nicht immer einer Meinung und sie völlig gegensätzlich sind: sie ist schnell, er ist langsam, sie ist ordentlich, er chaotisch, sie ist leise, er ist sehr, sehr laut! Trotzdem haben sie zusammen sehr viel Spaß, zumindest meistens. Heute verbringen sie einen Tag am Strand und Mathilda ist ganz aufgeregt, weil sie eine Schatzkarte dabei hat. Papa möchte auch gerne den Schatz mitsuchen, aber Mathilda ist da richtig streng, denn sie verlangt, dass er sich unbedingt an die Karte halten muss, weil sie sonst nie ans Ziel kommen! Doch Papa versteht ihre Sorge nicht, als ob er sich je ablenken lassen würde! Tja, aber aber wer kann schon aus seiner Haut und so verläuft die Schatzsuche völlig anders als Mathilda es geplant hat, aber einen Schatz finden sie dennoch!

Meine Tochter fand es total witzig, dass der Papa so chaotisch ist und ganz viele typische Kindereigenschaften hat, während Mathilda so ernst und gewissenhaft ist. Super fand sie aber, dass sie sich dennoch bestens verstehen und tolle Dinge zusammen machen. Das geht auch gut, wenn man völlig unterschiedlich ist. Allerdings war für sie der Schatz nicht so sehr VORSICHT SPOILER! die Aussicht von der Insel, sondern die innige Beziehung, die die beiden miteinander verbindet. So viel Spaß zusammen zu haben, ist schon etwas besonderes. Dies ist eine wunderschöne Botschaft an Kinder ab 5 Jahren. Es geht nicht immer um materielle Dinge, menschliche Wärme und schöne Momente oder Orte sind oft noch viel mehr wert, als alles Gold der Welt. Außerdem kommt sehr schön die kölsche Weisheit zum Tragen: jeder Jeck ist anders. Auch wenn Vater und Tochter völlig unterschiedlich sind, ist dies absolut in Ordnung und jeder auf seine Weise liebenswert. Ihre Unterschiede trennen sie nicht, sondern ergänzen sich.

Sprachlich finde ich diese Übersetzung aus dem Englischen sehr gelungen. Gut verständlich und absolut natürlich, ohne zu holpern wird man sprachlich durch diesen aufregenden Tag am Meer begleitet.

Dieses Bilderbuch ist sehr hochwertig und liebevoll gestaltet. Der geprägte Leineneinband mit Reliefprägung fühlt sich richtig gut an und strahlt in fröhlichen Farben. Im gleichen Stil ist auch der Innenteil sehr fröhlich mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Allein die farbliche Gestaltung macht schon gute Laune auf ihre sonnige Art.

Ein schönes Bilderbuch über den Schatz, der schönen Momenten innewohnt.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Orell Füssli Verlag für dieses zauberhafte Rezensionsexemplar.

Samstag, 7. März 2020

Wie ich Einstein das Leben rettete, Cornelia Franz, Gerstenberg Verlag



Wie ich Einstein das Leben rettete, Cornelia Franz, Gerstenberg Verlag

Emily ist ein Schaltjahrkind und weil endlich mal wieder eines ansteht, schenkt ihr Vater ihr zu ihrem 12. Geburtstag im Jahre 2020 eine Reise mit der Queen Mary II nach New York. Kurz vor Mitternacht wird ihr übel und alles beginnt sich zu drehen und sie findet sich plötzlich im August 1913 auf dem Imperator von Hamburg nach New York wieder! Sie ist völlig verwirrt und ziemlich planlos, bis sie auf zwei weitere blinde Passagiere trifft, Lorenzo (16) und Malik (8), die es aus dem Jahre 2016 durch die Zeit dorthin verschlagen hat. Immer wieder erleben sie dieselben Szenen der Überfahrt und das tödliche Feuer, das frühmorgens bei der Ankunft in New York jede Menge Menschenleben kosten wird. Sie wissen nicht wie sie das Unglück verhindern sollen und wie sie es schaffen können diese Endlosschleife zu durchbrechen und in ihre eigene Zeit zurückzukehren. Doch nun mit Emily ist alles anders, mit ihr lernen sie nicht nur mal wieder die Berliner Göre Willi Schumacher kennen, sondern erstmals Erna aus der Luxusklasse, die zwar nicht so ganz glauben kann was sie ihr erzählen, aber bereit ist, ihnen zu helfen.

Ja tatsächlich, Albert Einstein kommt auch in diesem abenteuerlichen Kinderbuch vor, denn immerhin versteht er sich bestens auf das komplizierte Raum-Zeit-Kontinuum. Ach ja, einige wirklich geniale Zitate verdanken wir ihm auch! Weil sie einfach zu gut sind, um vergessen zu werden, werden sie in den Text eingestreut, leiten sie die jeweiligen Teile der Geschichte ein und befinden sich gesammelt im Anhang! Da dieses Buch hauptsächlich im Jahre 1913 spielt, die Leser aber mindestens im Jahre 2020 leben, gibt es für diese sicherlich einiges an Erklärungsbedarf, was dann im Anhang nachgeschlagen werden kann. Dort erfährt man auch, dass Einstein nicht bereits 1913 nach New York reiste, sondern erst ein paar Jahre später.

Dieses Buch richtet sich an Kinder ab 10 Jahren und auch wenn es recht kurz ist, sollten sie begeisterte Leser sein, denn der Druck ist recht eng und es gibt keine Illustrationen, sondern lediglich Vignetten zu Beginn eines jeden Kapitels. Das finden wir etwas schade, da ich das Buch allerdings während langweiliger Kunstprojekte (Farbenlehre) vorlas, hat es meine Tochter (10) nicht weiter gestört, sie bekam dafür aber die recht langen englischen Sätze auch noch vorgelesen. Diese werden indirekt im Text erklärt, wenn auch nicht komplett übersetzt. Da Lorenzo aber 16 Jahre alt ist, ist dieses Buch aber auch wirklich sehr gut für Zwölf-/Dreizehnjährige geeignet und wirklich nicht langweilig.
Es ist die Geschichte einer Zeitreise, auf Grund eines unerklärlichen Raum-Zeit-Kontinuums, ganz ohne Zeitmaschine, was für die Kinder, diesen Umstand besonders schwer begreiflich macht, ihr aber auch irgendwie mehr Ernsthaftigkeit verleiht.

Während die Kinder im ersten Teil verzweifelt versuchen herauszufinden, wie sie diesem sich ständig wiederholenen Kreislauf durchbrechen können und der Massenpanik entkommen können, lernt man durch ihre neuen Freunde an Bord, auch eine Menge über die damalige Gesellschaft und die damaligen Klassenunterschiede und die heute unvorstellbaren damaligen Erziehungsmethoden. Sehr nachhaltig beeindruckt hat meine Tochter sowohl der Streik der Hotelmitarbeiter im Jahre 1913 für einen Lohn, der zum Leben reicht, als auch für einen freien Tag in der Woche, heute eine Selbstverständlichkeit. Allerdings wurde diese Szene noch übertroffen, von der Reaktion der Einwandererkinder bei Anblick des ersten Afroamerikaners im Hafen und der stolzen Erklärung von Vater Schumacher, dass er schon einmal einen Neger im Zoo gesehen haben. Da verschlägt es auch den jungen Zeitreisenden die Sprache, da für sie nicht nur die Bezeichnung „Neger“ selbstverständlich tabu ist, also auch kaum vorstellbar der Gedanke, Menschen in einem Zoo zur Schau zu stellen, weil sie anders aussehen. Früher war es üblich, heute zum Glück undenkbar. Gerade solche Szenen laden zum Staunen und Wundern  und zu Gesprächen mit den Eltern ein, neben der abenteuerlichen Zeitreise und der Begegnung mit Albert Einstein. Auch hierzu gibt es Erläuterungen im Anhang.

Natürlich endet diese Geschichte mit einem Happy End und einem kleinen Augenzwinkern, wobei für uns eine Frage aber leider noch ungeklärt bleibt....

Ein wirklich spannendes und kurzweiliges Buch, das gleichzeitig zum Nachdenken und Bereden einlädt. Es hat uns wirklich sehr gut gefallen!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Gerstenberg Verlag und der Autorin Cornelia Franz für unser Leserundenexemplar.