Montag, 2. März 2020

Die Magier von Paris, Christina Wolff, Max Meinzold, Hummelburg Verlag



Die Magier von Paris, Christina Wolff, Max Meinzold, Hummelburg Verlag

Dieses Buch empfinde ich als echten Hingucker! Noch dazu der magieumwaberte Eifelturm auf dem Cover, das magische Thema und der Handlungsort Paris, da war mir klar, dass ich dieses Buch mit meinen Töchtern lesen muss!

Es beginnt mit einem Prolog, in dem die drei Kinder der mächtigsten Magierclans von Paris aufeinander treffen: Aristide Delune, Baltasar Belleson und Felistin Gargoll. Aristide und Baltasar sind eigentlich beste Freunde, aber auch immer im Wettstreit miteinander, wer von ihnen der bessere Zauberer ist. Dabei ersinnen sie eine irrsinnige Wette: wer von ihnen es auf die Titelblätter der Tageszeitungen schafft, hat gewonnen. Felistin mit seinem gefühlsduseligen Stimmungszauber nehmen sie aber nicht ernst und lassen ihn nicht mitmachen....
Jahre später muss Claire Delune (12) ihr Internat bei Avignon verlassen und nach Hause zurückkehren, um das Zauberbuch der Familie zu beschützen, nachdem ihr Vater einen tödlichen Unfall erlitt und nun nur noch als Steinfigur in der Gartenmauer, neben seinen übrigen Vorfahren, existiert und Claire Ratschläge erteilt. Nun lebt Claire alleine mit der lebensfremden Tante Odette und ihren Fröschen, sowie dem blauen Hausgeist Gabriel in der großen alten Wohnung, dabei ist ihre Ausbildung doch bei Weitem noch nicht abgeschlossen! Ganz ähnlich geht es auch Rafael Belleson, der mithilfe seiner Geige mit Musikmagie zaubert. Doch auch sein Vater verstarb am selben Tag wie Claires und kann ihn nun nur noch bedingt weiter ausbilden, jetzt da er als Steinkopf auf seinem Schreibtisch steht und nur noch Siebenschläfer Fantin Rafael beisteht! Denn Hilfe brauchen die Kinder, die keine Ahnung mehr haben, warum ihre Familien eigentlich miteinander im Streit lagen, denn sie spüren ganz deutlich, daß hinter den Unfällen ein mächtiger Magier mit bösen Plänen steckt. Ob sie ihn gemeinsam aufhalten können?

Anfangs lernt man erst mal die Magierfamilien kennen und bemerkt, dass sowohl Claire, als auch Raffael nach dem Tod der Väter, ihre Mütter verloren sie schon früher, nun etwas planlos sind. Beide wissen von der Fehde ihrer Familien, aber nicht worum es eigentlich geht. Beide beäugen sich skeptisch, als sie sich jedoch besser kennenlernen, merken sie, dass sie gemeinsam viel mehr erreichen können und der jeweils andere sympathisch ist und sie sich nicht mehr so allein fühlen. Man könnte fast meinen, dass sie sich anfreunden, aber das Misstrauen ihrer Väter steckt ihnen noch in den Knochen. Dennoch ist ihre Anziehung stärker, als alle alten Vorbehalte, besonders als die Lage durch Gargolls irrwitzigen Plan echt brenzlig wird. Uns hat wirklich gut gefallen, dass die beiden auch auf ihr eigenes Bauchgefühl vertrauen und dem anderen eine Chance geben, statt stumpfsinnig die Ansichten ihrer Väter zu wiederholen. Sie bleiben auf der Hut, denken und fühlen aber mit. Dabei finden wir es spannend, dass jede Familie eine ganz einge Art der Magie hat: Musikmagie, alchimistische Magie, Gefühlsmagie, Elementemagie.... nicht nur das, jede Familie scheint auch ihren eigenen eigenwilligen Begleiter zu haben. Dabei sorgen der blaue Geist Gabriel der Delunes und der chic gekleidete Siebenschläfer Fantin der Bellesons, immer wieder für witzige Szenen. Selbst in den spannendsten Szenen kommt auch der Humor nicht zu kurz, so daß das Lachen als Ventil für den angehaltenen Atem dient. Außerdem tauchen in der Geschichte jede Menge markante Orte und Sehenswürdigkeiten auf, die der Geschichte einen Pariser Touch geben. Meine Große hat sich besonders über die Rolle des Louvre und der Mona Lisa gefreut, aber auch andere Sehenswürdigkeiten und Orte mit Flair spielen mit. Bisweilen führt die jungen Magier ihre Mission quer durch die ganze Stadt. Französischkenntnisse benötigt man für dieses Buch nicht, es kommen lediglich französische Namen vor, keine Sätze oder bedeutende Begriffe.

Mit leichter Feder führt Christina Wolff in ihrem Debüt die Leser in eine unbekannte Welt. Sie greift auch immer wieder historische Ereignisse auf, bei denen sie uns dank der Informationen aus Le Monde magique, der großen Pariser Magierzeitung, deren wahre Bedeutung und Ursachen offenbart. Das ist ziemlich witzig und passt gut in die aufregend, augenzwinkernde Atmosphäre des Buches. Die Erzählperspektive wechselt bisweilen, wobei diese Wechsel durch kleine Vignetten gekennzeichnet werden, um Verwirrung zu vermeiden. Sehr schön finden wir auch, dass die Geschichte in sich abgeschlossen ist und ganz ohne Cliffhanger auskommt. Eine Fortsetzung ist möglich und wäre schön, aber für diese Geschichte nicht zwingend nötig.

Es ist sicherlich nicht mein erstes Buch mit Illustrationen von Max Meinzold, aber ich freue mich immer wieder über sie. Sie sind ausgesprochen liebevoll ausgearbeitet, mit viel Liebe fürs Detail und Atmosphäre. Besonders gut gefallen mir in diesem Band die Gesichter und -ausdrücke von Claire und Rafael, sowie die gewählten Perspektiven, die eben nicht immer platte Aufsichten sind, sondern mal durchs Schlüssellocht betrachtet, oder von der Seite. Das gibt den Bildern einen besondern Pfiff, dabei sind sie weder zu kindlich, noch zu abstrakt, sondern für unseren Geschmack genau richtig! Aber nicht nur das, ich kann mich sogar für die Vignetten, insbesondere die Froschvignetten zu Beginn eines jeden Kapitels richtig begeistern, sie sitzen nicht immer starr an einer Stelle, sondern scheinen je nach Lust und Laune, oder besser Stimmung, rund um die Kapitelüberschrift zu hüpfen... Einfach ein ganz besonders liebevoll gestaltetes Buch ab 10 Jahren.

Ein magisches Abenteuer rund um Freundschaft und Familie, Vergebung und Mut, wobei Vergebung ja bisweilen auch des Mutes bedarf!

Wir empfehlen die Magier von Paris gerne weiter und hoffen doch noch auf eine Fortsetzung.

Vielen lieben Dank an den Hummelburg Verlag für unser Vorableseexemplar!

Sonntag, 1. März 2020

Die geheime Drachenschule (3) – Die Rückkehr des siebten Clans, Emily Skye, Baumhaus Verlag



Die geheime Drachenschule (3) – Die Rückkehr des siebten Clans, Emily Skye, Baumhaus Verlag

Das erste Schuljahr auf der geheimen Drachenschulinsel neigt sich dem Ende entgegen. Die Prüfungen stehen bevor und Henry ist leider im Unterricht nicht so gut, wie im Drachenreiten. Allerdings ist das nicht seine einzige Sorge: der im letzten Band befreite junge Blattfinger Anonymus braucht nicht nur dringend einen Namen, sondern auch einen Reiter, da er immer wilder und unbezähmbarer wird, mit jedem Tag der verstreicht. Doch kein Name kommt dem Jungtier in den Sinn. Lucy entdeckt, dass sie eine Gabe fürs Drachenorakel hat und Henry bittet sie, ihm mit Hilfe des Orakels, den Reiter für den Blattfinger zu finden. Das Orakel offenbart dies auch, aber noch viel mehr und das versetzt Lucy so sehr in Angst und Schrecken, dass sie nicht darüber reden mag. Je mehr Menschen die Prophezeihung kennen, desto eher wird sie wahr und Henry und Sieben Feuer würden in schreckliche Gefahr geraten. Bei der Abschlusszeremonie des siebten Jahrgangs überkommt aber auch Henry eine Vision, die alles bisher gekannte auf den Kopf stellt und ihn und einige seiner Freunde auf die Suche nach dem neuen Reiter des bislang gebannten siebten Clans schickt.

Band 3 knüpft unmittelbar an den Geschehnissen von Band 2 an. Natürlich lernt man kurz vor den Prüfungen noch einen neuen Baustein der Drachenmagie kennen: das Drachenorakel, für das nur ganz wenige ein echtes Talent haben und selbst das von Mistress Leonella ist nur mäßig ausgeprägt, ganz anders als bei Lucy dem Jahrmarktsmädchen. Diese ist für die Weissagungen besonders sensibel, nicht nur zu ihrer Freude, denn viel von dem, was sich wahrscheinlich erfüllen wird, ist nicht schön, sondern lebensgefährlich, für ihre Freunde und die Zukunft von Sieben Feuer. Außerdem macht die bevorstehende Prüfung Henry ein wenig melancholisch, erinnert sie ihn doch auch daran, dass selbst ihnen, den Frischlingen eines Tages der Abschied von der Insel und ihren Drachen bevor stehen wird. Alles was ihnen dann bleibt sind die 
schönen Erinnerungen und die Freundschaften fürs Leben. Man kann Henry sehr gut verstehen, denn auch im 3. Band ist der Gedanke auch für die Leser schwer, dass man sich eines Tages von dieser Gemeinschaft wird verabschieden müssen. Es ist wunderbar fremd, wild und geheimnisvoll. Voller Magie und verbunden durch enge Freundschaften ganz unterschiedlicher Kinder, spürt man das Besondere. Dabei sind einige für manche besondererer als andere. Denn Sieben Feuer ist englischen Elite Internaten nachempfunden und einige der Schüler entstammen priveligierten alten Adelsgeschlechtern, während Henry und Arthur aus bescheidenen Verhältnissen kommen und Lucy ist sogar Schaustellerkind! Doch diese Unterschiede sollten in einer Freundschaft völlig unbedeutend sein, auch wenn einige so sehr in dem Bewusstsein ihres Standes und ihrer Bedeutung aufwuchsen. Ein sehr schöner Einblick für deutsche Kinder in Gesellschaften, in denen es viel stärkere Klassenunterschiede gibt, als bei uns. Aber neben all dieser Solidarität und Besonderheit ist diese Geschichte vor allem eins: unglaublich spannend! Meine Tochter (10) konnte nicht genug davon bekommen und unser Nachbarsjunge (9) scharrt auch schon erwartungsvoll mit seinen Füssen. Immer wieder gibt es atemlose Momente, in denen man schnell blättert, um noch mal schnell die 4 Prophezeihungen im Buchinnenband zu lesen und mitzuknobeln, was sie wohl zu bedeuten haben. So schön diese Weissagungen auch im Einband gestaltet sind, und somit immer wieder schnell nachlesbar sind, so schwer fiel es uns jedoch sie zu lesen, weil sie unglaublich klein gedruckt sind. Die Aufmachung ist wirklich wieder zauberhaft und auch die Idee mit der Darstellung der Prophezeihungen ist richtig klasse, aber leider eben nur schwer lesbar, was wir für diese Reihe ausgesprochen ungewöhnlich finden. Die Schriftgröße und der Zeilenabstand sind wieder sehr komfortabel und kindgerecht. In der Mitte des Buches findet sich übrigens eine doppelseitige Illustration, die erkennen lässt, das man schon an der Hälfte angelangt ist und je spannender es wird, desto mehr Bilder gibt es. Diese sind wieder sehr altersentsprechend ausgearbeitet und echte Hingucker, könnten aber gerne auch noch ein paar mehr sein. Dafür gibt es aber als Anhang jede Menge illustrierte Tests, Rätsel und Bastelideen, die für zusätzlichen Spaß sorgen. Meine Tochter liebt diese Seiten immer und stürzt sich auf sie.

Man kann Band 3 unabhängig von den Vorgängerbänden lesen, sollte man aber nicht. Sie bauen auf einander auf und es macht einfach noch mehr Spaß und man versteht die Zusammenhänge innerhalb dieses Geheimbundes besser, wenn man seine Entwicklung von Anfang an mitverfolgt hat.

Übrigens endet dieser Band wieder mit einem ganz fiesen Cliffhanger. Kommentar meiner Tochter: Mama kannst Du bitte mal der Autorin sagen, dass sie kein so offenes Ende lassen soll, ich will doch jetzt unbedingt Band 4 lesen und den gibt es doch noch gar nicht! Ach ja, unser Nachbarsjunge hat den Band an einem Tag verschlungen, aber auch für ihn hatte ich Band 4 noch nicht ;)

Wieder eine sehr gelungene und spannende Fortsetzung der Reihe, die wir unbedingt empfehlen.

Wir bedanken uns ganz herzlich für unser Vorableseexemplar bei der Lesejury.