Samstag, 10. August 2019

Good Night Stories for Rebel Girls 2- mehr außergewöhnliche Frauen, Francesca Cavllo, Elena Favilli, gelesen von Aylin Tezel, Jasmin Tabatabai u.a. 3 CDS DAV Verlag



Good Night Stories for Rebel Girls 2- mehr außergewöhnliche Frauen, Francesca Cavllo, Elena Favilli, gelesen von Aylin Tezel, Jasmin Tabatabai u.a. 3 CDS DAV Verlag

Noch immer wird die Welt von „Angry white men“ regiert, nach einem farbigen Präsidenten waren die USA leider noch nicht reif für eine Frau an der Spitze. Doch es tut sich was! Es gibt sie, die mutigen Mädchen und Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen wollen und wollten. Die ihr Leben selbst in die Hand nahmen, Zeichen setzen und die Welt verändern. Aber allzu oft wurden ihre Leistungen unter den Teppich gekehrt und Männer ernteten die Lorbeeren ihrer Arbeit. Auch dies zu ändern, hat sich dieses Projekt vorgenommen und natürlich Mädchen auf aller Welt zu ermutigen ihre Träume und Ziele zu verfolgen, auch wenn sie in einer (noch) Männerdomäne liegen. Denn Mädchen und Frauen können alles, anders als Männer ;) Warum haben sie also noch immer nicht die gleichen Rechte und den gleichen Lohn und das, obwohl schon seit der Antike es mutige Frauen gibt, die für gleiche Rechte und Gerechtigkeit eintreten. Dieser Band stellt weitere 100 Beispiele verteilt über den gesamten Globus und quer durch alle Zeiten vor. Die Gebiete auf denen sie sich hervorgetan haben sind völlig unterschiedlich sei es Politik, Wissenschaft, Sport, Kunst, Kultur... In kurzen Abrissen von rund 2 Minuten kann man in das Leben dieser Mädchen und Frauen reinschnuppern und bei Interesse, sich die persönlich interessantesten mal genauer anschauen. Das Leben einiger von ihnen wurde verfilmt, so wie von der 1. Agatha Christie (meine Tochter staunte beim Hören, wie oft ich quiekte: den Film kenne ich!), denn die 100 Frauen sind alphabetisch nach den Vornamen sortiert. Das ist für ein Hörmedium vielleicht nicht ganz optimal. Ich hatte z.B. Mühe all die Marys auseinander zu halten. Die Namen der Autorinnen klangen italienisch, dennoch empfinde ich eine relative Dominanz amerikanischer Heldinnen. Aber keine Sorge, es geht auch nach Bogota, Ägypten, Brasilien, ins Himalaya.... dennoch würden mir auch für Deutschland deutlich mehr Heldinnen als Clara Schumann einfallen wie Bertha von Suttner (Friedensnobelpreisträgerin), Hildegard von Bingen, Elisabeth von Thüringen.... gut, ich weiß nicht wer in Band 1 alles vorkommt.

Sehr gut finde ich, daß die einzelnen Lebensläufe von 5 verschiedenen Stimmen gelesen werden, in der Reihenfolge meiner persönlichen Präferenz: Aylin Tezel (Tatort Dortmund, Almanya), Jasmin Tabatabai (letzte Spur Berlin, Bandits), Julia Nachtmann, Maren Kroymann und Iris Berben.
Aylin Tezel und Jasmin Tabatabai finde ich sensationell, die klingen schon so etwas kratzig, rau und rebellisch! Eine Skaterin oder Sprayerin als Vita schreien schon gerade zu nach Aylin Tezel! Ich finde es super, daß die Stimmen sich abwechseln, damit keine Hörmonotonie aufkommt, die Wahl der Stimme zu Lebenslauf finde ich aber nicht immer optimal. So ist Maren Kroymann toll, aber als Mata Hari, der legendären Doppelagentin hätte ich Jasmin Tabatabai besser gefunden. Wie gesagt, es ist prima, dass nicht alles von den gleichen Stimmen gelesen wird, auch passen andere Stimmen zu Wissenshaftlerinnen und Politikerinnen gegenüber Popstars, Polartaucherinnen und Widerstandskämpferinnen. Iris Berben finde ich eine tolle Schauspielerin, mit einer sehr schönen, warmen Stimme, aber ich mag sie nicht für Kinder- und Jugendbücher. Sie neigt dazu nach Märchentante zu klingen und etwas von oben herab und belehrend, also alles aber nicht rebellisch. Bei den ersten Lebensläufen hat es mich extrem gestört, es ist aber nicht bei allen Abrissen gleich. Das ist aber eine Frage des Geschmacks.

Meine 10 jährige Tochter hatte von den meisten Frauen und Mädchen noch nie etwas gehört und fand es spannend, womit man sich alles befassen kann und was so alles möglich ist. Die geballte Ladung am Stück war für sie etwas viel Input auf einmal, aber für kürzere Abholfahrten immer mal wieder in verdaulichen Hördosen sehr interessant. Es wechseln sich die Lebensläufe von Legenden mit denen, die vielleicht noch mal welche werden ab. Schön für die Zielgruppe fanden wir, daß auch einige, recht junge und aktuelle Beispiele mit eingearbeitet sind.

Ein wirklich wertvolles Hörbuch, daß uns gut gefallen hat. Sehr anregend auch zum Weiterforschen, - lesen, - schauen!

Vielen lieben Dank an Der Audio Verlag und Lovely Books für das Rezensionsexemplar!

Freitag, 9. August 2019

Der Blütenjäger (ein Laura Kern Thriller) Catherine Sheperd, gelesen von Beate Rysopp, 1 MP3 484 Minuten ungekürzt, Audiobuch Verlag



Der Blütenjäger (ein Laura Kern Thriller) Catherine Sheperd, gelesen von Beate Rysopp, 1 MP3 484 Minuten ungekürzt, Audiobuch Verlag

Dies ist der vierte Fall von Laura Kern und für mich der erste:

Laura Kern ist Spezialermittlerin beim LKA Berlin und wird hinzugezogen, wenn es kniffelig wird. Dies ist z.B. der Fall, wenn wie aktuell zwei sehr junge Frauen, kurz nacheinander erschossen im Spanndauer Forst gefunden werden. Beide barfuß und mit funkelnden Abendkleidern, eine Blüte neben sich und ein Foto, welches sie in provozierenden Tanzposen in der Disco zeigt. Ist dies der Beginn einer Mordserie und heißt das, daß weitere Morde zu erwarten sind? Während der Ermittlungen tappen die Kriminalisten lange im Dunkeln, doch Laura spürt die Dämonen der Vergangenheit sich nähern. Sie verbindet mit den jungen Opfern mehr, als ihre Kollegen ahnen, daher kniet sie sich besonders in die Arbeit. Es scheint eine Verbindung zwischen den Opfern zu geben, daher wird die Psychologin Dr. Niemeyer hinzugezogen, um ein Täterprofil zu erstellen. Dennoch scheinen alle Überlegungen im Sande zu verlaufen, bis sie mit ihrem attraktiven Kollegen Taylor nachts bei einer illegalen Überwachung ein weiteres Opfer findet und dieses auf eine weitere Vermisste hinweist. Der Zeitdruck ist nun enorm!

Auch ohne Vorkenntnisse zur Reihe bin ich gut in den Fall hineingekommen. Laura offenbart dem Hörer ihr traumatisches Geheimnis, daß selbst ihre Kollegen und ihr Liebhaber  Taylor nicht kennen dürfen. Zu empfindlich ist auch nach 20 Jahren ihre Seele noch in Bezug auf das Erlebte. Für Neueinsteiger ist eine solche Schlüsselszene natürlich optimal.
Laura ist verschlossen, aber durchaus sympathisch und engagiert. Gerne arbeitet sie mit anderen zusammen, gerade wenn sie wie hier, völlig im Dunkeln tappt, da kann jeder neue Gedanke hilfreich sein. Sehr lange folgt man den Opfern nacheinander durch den dunklen Wald, verfolgt von einem Peiniger, den sie nicht sehen. Über Wurzeln stolpernd, einer vergeblichen Hoffnung auf Rettung folgend. Man lernt die Opfer in ihrer Gefangenschaft kennen, wie sie Kontakt zu einander aufnehmen und begreifen, daß sie auf Vorrat gefangen werden, damit sie ahnen, welches Schicksal ihnen bevorsteht. Die wachsende persönliche Bindung untereinander, machte das Grauen vor der bevorstehenden Jagd auf sie unerträglicher.

Zudem werden Rückblicke zu einem Familiendrama vor 20 Jahren eingeblendet, in welchem die konsultierte Psychologin Dr. Niemeyer behutsam versucht Jungen, die eine Tragödie erlebt haben, bei der Freilegung ihrer Erinnerungen zu helfen. Doch wie gehören die beiden Fällen zusammen? Der Hörer beginnt sich zu fragen, was sie verschweigt.

Man folgt den Ermittlern in die Welt der Discotheken und zwielichtiger Gestalten. Nicht nur der Besitzer des Clubs ist suspekt und Laura zutiefst unsympathisch. Es bieten sich auch weitere Verdächtige an, aber keiner scheint so richtig zu passen.

Der Thriller baut seine Spannung aus dem Element der Verzweiflung, dem Wissen der Opfer, dass ihre Zeit bald abläuft und dem stetig wachsenden Ermittlungsdruck auf. Wie eine Blüte entblättert sich Hinweis für Hinweis, unter Druck aber mit der erforderlichen Zeit, bis sich am Ende die Ereignisse überstürzen. Es geht um Psychologie und Geheimnisse aus der Vergangenheit, nicht um Ekel. Für einen Thriller ist dieser Fall recht unblutig und der Hörer steht auch nicht mit am Seziertisch. Dennoch fiebert man mit und möchte wissen, wer denn die Grausamkeit besitzt junge Frauen zu fangen, zu Jagen und aus dem Hinterhalt zu erschießen.

Soweit fand ich die Geschichte auch schlüssig. Was mich während des Hörens aber immer beschäftigte, war die Frage, weshalb Taylor der nun gerade seinen Profilinglehrgang beendet hat, kein eigenes Profil erstellt, sondern gleich eine externe Psychologin? Er ist ein gewiefter Ermittler mit brillanten Verstand und logischen Überlegungen, aber das gerade Erlernte, wird noch nicht einmal ansatzweise eingebracht. So uneigenständig im Denken, daß er wegen einer beigezogenen Spezialistin auf eigenes Denken verzichtet, erscheint er mir nicht. Er ist sich seiner Fähigkeiten eigentlich durchaus bewußt, ohne falsche Scheu.

Mit diesem Band der Reihe wechselt die Sprecherin von Svenja Pages zu Beate Rysopp. Svenja Pages ist auch eine gute Wahl, die ich mir sehr gut vorstellen kann, aber auch Beate Rysopp finde ich gelungen. Der Prolog beginnt aus Sicht des jüngsten Opfers, was mich etwas zweifeln ließ, denn nach Partymäuschen klingt sie nicht so recht, dafür ist ihre warme Stimme zu reif, aber für die erfahrene Ermittlerin, die bisweilen zwischen ihren eigenen Ängsten, Bedürfnissen und ihrer eigenen Anspruchshaltung hin- und her gerissen ist, passt sie sehr gut. Sie schafft es gekonnt die Klaviatur der Gefühle stimmlich in voller Bandbreite abzurufen. Wie alt Laura Kern ist, erfährt man zumindest in diesem Fall nicht.

Catherine Shepherd ist ein Künstlername. Die Autorin lebt und schreibt am Niederrhein, wo auch ihre ersten Thriller spielten.

484 Minuten rätselhafte Spannung, bei der ich gebannt mitfieberte und über mögliche Täter und Zusammenhänge nachgrübelte. Ungekürzt.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Audiobuch Verlag für schlafreduzierte Nächte, in denen ich weiter hörte und dem Klang von Beate Rysopps Stimme lauschte, für dieses spannende Hörrundenexemplar.