Freitag, 12. April 2019

Sau am Brett – Fellingers zweiter Fall, Oliver Kern, gelesen von Michael Schwarzmeier, Random House Audio, gekürzt 6 CDs 6 h 45 min



Sau am Brett – Fellingers zweiter Fall, Oliver Kern, gelesen von Michael Schwarzmeier, Random House Audio, gekürzt 6 CDs 6 h 45 min

Hygieneinspektor Fellinger, dem eine kriminalistische Laufbahn aufgrund eines schwächelnden Knies versagt wurde, schwelgt noch in den Erinnerungen an seinen ersten erfolgreich gelösten Fall und genehmigt sich ein Bier nach der Kontrolle der Küche seines Schafskopfkumpans dem Löffelmacher Ferdl. Während er noch vor sich hin sinniert und sich mit Batman vergleicht, der ja ebenfalls zum Wohle der Menschheit ermittelt, eben auch ohne Auftrag, fällt ein Hamburger Tourist mit dem Gesicht zwischen Schweinebraten und Knödel. Wie sich bei Überprüfung des Toten herausstellt, war er kein x-beliebiger Gast, sondern eine Kiezgröße aus Hamburg, dessen Nasenscheidewand vom Kokain zerfressen war. Strecken Hamburger Drogenbarone nun schon ihre Finger nach der niederbayrischen Idylle aus, oder steckt da was ganz anderes dahinter? So heißt es ja, daß die Kräuter-Resl ihren Neffen, den Löffelmacher Ferdl verflucht hat, nachdem dessen ältester Bruder beim Sautrogrennen ertrunken ist und der jüngere Bruder Rudi angeblich vom Ferdl verjagt wurde. Aber das ist doch schon ewig her. Neben diesen Ermittlungen halten ihn noch immer seine Eltern mit ihren Wünschen und Hoffnungen und diesmal auch mit einem neuen irrsinnigen Projekt in Atem. Ach ja, und die Kriminalpolizei ist auch noch angerückt, da der Fall durch die Kiezgröße dann wohl doch zu groß für die dörflichen Ordnungshüter ist. Zu dumm daß der Kriminalkommissar ausgerechnet den Fellinger auf dem Kieker hat.

Auf diesen Fall freue ich mich, seitdem ich gelesen habe, daß Fellinger nicht nur einmal seine Nase in Dinge steckt, die ihn offiziell nichts angehen, denn sein erster Fall hat mir richtig Spaß gemacht. Ja, es ist ein Niederbayernkrimi mit Spaßfaktor und Rästelgarantie, mehr als mit andauernder Hochspannung, wobei man auch diesmal nicht auf wilde Verfolgungsjagden verzichten muß. Während ich bei Band 1 noch laut lachen musste, habe ich mich hier eher still über den Sprachwitz gefreut. Die Wortkombis wie Kettensägenkiffer, gepaart mit den absurden Situationen, in denen sie dem Fellinger durch sein Inspektorenhirn schießen, sind mir immer wieder im Laufe des Tages in den Sinn gekommen und haben mich auf offener Straße grinsen lassen. Ja, so schräg wie dieses Wort, so schräg sind auch die Situationen, in die Fellinger als aufrechter und unerbittlicher Beamter und Junggeselle immer wieder stolpert, oder seine Nase steckt. Dabei nimmt er so viele Spuren auf, daß der Hörer vor lauter Hinweisen gar nicht mehr weiß, wer denn nun als Täter in Frage kommt oder welches Motiv denn nun greift. Um den Rätselspaß zu erhalten, weiß man nicht immer so viel wie der Berti Fellinger. Manchmal entdeckt er etwas, was ihn ins Grübeln bringt, aber wen er da z.B. auf dem Foto zu erkennen meint, das denkt er nicht laut, denn sicher ist er sich ja nicht und so kann man fröhlich weiterraten und sich ebenso in Theorien verstricken, wie der Fellinger oder die Herren von der Polizei. Wobei bei denen natürlich klar ist, daß sie auf dem Holzweg sind!
Auch die privaten Irrungen und Wirrungen mit der Liebe und den Eltern kommt diesmal wieder vor. Sie lässt den etwas eigenwilligen Inspektor menscheln und auch wenn der Hörer ihn sich nicht in einem hautengen Superheldenkostüm vorstellen mag, so sind doch dessen gedanklichen Vergleiche mit dem niederbayrischen Gotham-City herrlich zu hören. Michael Schwarzmaier gelingt dabei das Meisterstück urbayerisch zu klingen, obwohl er eigentlich Hochdeutsch spricht und auch für jeden nördlich des Weißwurschtäquators gut verständlich ist. Dabei ist aber auch seine stimmliche Bandbreite beachtlich und schafft eine locker skurrile Stimmung, wenn es denn nicht gerade brenzlig wird. Dann hält man bisweilen in der Bewegung inne, um andächtig zu lauschen, was denn nun schon wieder passiert. Übrigens ist er seit Jahren als Sprecher der erfolgreichen Krimihörbücher von Andreas Föhr bekannt.  Bei der Gestaltung des Hörbuchs und der Tonträger im Bierdeckel-Look, hat sich der Verlag echt was einfallen lassen, sehr gelungen.

Autor Oliver Kern ist 1968 in Esslingen am Neckar geboren, wuchs aber im bayrischen Wald auf. Inzwischen lebt er mit seiner Familie in der Gegend um Stuttgart.

Also, es ist wohl nicht der spannendste Krimi diesseits und jenseits der Alpen. Dennoch hat er mich gefesselt und ich habe zahlreiche Tätigkeiten gesucht und gefunden, die sich prima mit dem Hören von Fellingers zweiten Fall kombinieren lassen. Das ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, daß mich der Fellinger in seinen Bann gezogen hat!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Random House Audio für diesen Hausarbeitsversüßer.

Donnerstag, 11. April 2019

Bis zum blauen Meer und zurück, von Anna Schindler und Katrin Dageför, Edition Pastorplatz



Bis zum blauen Meer und zurück, von Anna Schindler und Katrin Dageför, Edition Pastorplatz

Der kleine Lachs Lax hat beschlossen ein Abenteuer zu erleben und von der Quelle bis ans Meer zu schwimmen. Ganz schön weit, unendlich weit, aber es klingt aufregend und so schließt sich Ogi der kleine Frosch ihm an. Die anderen Frösche warnen ihn vor all den Gefahren, schnappt sich seinen Rucksack und zieht mit ihm los. Auf dem Weg zum Meer kommen sie durch viele verschiedene Landschaften mit immer anderen Bewohnern. Sie müssen unterschiedliche Gewässer überqueren und kurz vorm Ziel werden sie dank ihrer individuellen Stärken noch zu Rettern in der Nachwuchsnot. Fröhlich gelangen sie ans Ziel ihrer Reise und staunen! Doch dann geht es natürlich wieder nach Hause!

Dieses Buch hat einen Clou, der auf der Rückseite verraten wird, also besser nicht den Klappentext lesen. Ich habe es heimlich zu Beginn durchgeblättert und war etwas über den Titel irritiert, aber das ist der Clou, den man erst versteht, wenn man das ganze Buch von vorne bis hinten gelesen hat! Denn ganz am Ende angekommen, erhält man einen Suchauftragt, so daß man dem Weg zur Quelle gemeinsam zurück verfolgen kann. Auch wenn der Text nicht spärlich ist, ist die Geschichte mit einmal Vorlesen gut zu schaffen, eine schöne Gute-Nacht-Geschichten-Länge ab 3 Jahren. Dabei ist nicht nur ihr Weg abwechslungsreich, es werden z.B. auch Schleusen erklärt, die die zwei auch durchschwimmen müssen. Auch als Wasserbewohner muß man erst mal begreifen, warum man plötzlich nicht mehr weiterkommt. Gerade die Missverständnisse im Kontakt mit der Menschenwelt haben meiner jüngsten Tochter, die Bilderbücher noch immer liebt, besonders gut gefallen. Denn die Geschichte wird ja aus Sicht der Tierkinder erzählt und die kennen sich ja noch nicht so gut aus und staunen viel. Dabei verwendet Anna Schindler eine gutverständliche, kindgerechte Sprache, wobei für das Alter noch unbekannte Begriffe wie Schleuse mit Worten und Bildern erklärt werden. Ogi und Lax unterhalten sich auf ihrer Reise gerne, um ihre Eindrücke miteinander zu teilen. Hieran merkt man auch, daß die Autorin vom Theater kommt und auch schon Theaterstücke geschrieben hat, nachdem sie keine Lust mehr hatte als Schauspielern mit den diversen Aufführungen auf Tournee zu gehen. 


Für die fröhlich bunten Illustrationen ist Katrin Dageför verantwortlich, eine studierte Grafik-Designerin, hat nach ihrer Zeit als Art-Direktorin in Werbeagenturen und Kinderauszeit, mit „Bis zum Meer und zurück“ ihr zweites Kinderbuch vorgelegt.

Dies ist ein Bilderbuch für Kindergartenkinder, die Spaß an Entdeckungen und Neuem haben. So kann auf den Doppelseiten auch eine Menge entdeckt und mit den Eltern besprochen werden. Da kleine Kinder Wiederholungen von Vertrauten lieben, werden sie auch den Suchauftrag am Buchende immer wieder gerne von Neuem beginnen, mit der gleichen Freude, wie beim ersten Mal. Mal sehen, wer die Figuren schneller findet, Kind oder Vorleser! Eine sehr schöne Geschichte, die Kinder in Gedanken und Worten von der Bergquelle bis zum Meer reisen lässt. Wir können sie sehr empfehlen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Edition Pastorplatz für dieses orginelle Bilderbuch.