Freitag, 5. April 2019

Die Reise des weißen Bären, Susan Fletcher, gesprochen von Julian Greis, Goyalibre



Die Reise des weißen Bären, Susan Fletcher, gesprochen von Julian Greis, Goyalibre

Im Norwegen, Anfang des 13. Jahrhunderts reißt der 12-jährige Arthur von zu Hause aus, da er seine Stiefbrüder und seinen Stiefvater nicht mehr erträgt. In der Stadt Bergen kommen ihm langsam Zweifel, ob die Entscheidung richtig war, als ihn der Hunger quält und er vor aller Augen einen Hasenbraten stiehlt. Der flieht, doch seine Flucht endet in einem Lagerhaus, wo er umzingelt wird, so daß er sich in den dortigen Käfig rettet. Darin wird ein Eisbär gehalten, der als Geschenk des Königs von Norwegen an den König von England gedacht ist. Erstaunlicherweise greift der weiße Riese ihn nicht an. So wird er als Strafe als Eisbärpfleger mit an Bord genommen und ist den Launen der Mannschaft und des Tieres völlig ausgeliefert. Während der Überfahrt, knüpfen Tier und Junge ein immer festeres Band und der Bär erweist sich als weniger gefährlich, als einige der Matrosen und der übrigen Gefahren des Meeres.

Obwohl es sich um ein Jugendbuch handelt, ist es dennoch sehr ernst, was nicht nur, an der nicht artgerechten Haltung des Tieres liegt. Das Leben damals war viel rauer und härter, der tägliche Kampf ums Überleben für die meisten alltäglich. Daher ist es gut, daß bereits der Prolog verrät, was für damalige Seefahrten nicht selbstverständlich ist: sie erreichen ihr Ziel, angeschlagen, aber noch enger mit einander verbunden, bis an ihr Lebensende. Beide sind ihr Leben lang gezeichnet, von den Torturen und Gefahren, welche dies im Einzelnen waren, erzählt Julian Greis einfühlsam und bewegend. Obwohl er älter als 12 Jahre alt ist, klingt das Ensemblemitglied des Thalia Theaters Hamburg jung, schafft es aber auch gut, den Part des alternden Schiffsarztes, der sich als immer mal wieder schützend von Arthur stellt. So verbindet auch diese zwei, trotz gewisser Animositäten ein immer festeres Band, insbesondere als Arthur dessen Geheimnis errät und sie so einander ohne Worte helfen können. Da die Geschichte auf historischen Ereignissen beruht (leider ist mir unklar, was außer dem Eisbärengeschenk noch historisch belegt ist) bleibt ihnen keine der damals üblichen Gefahren erspart. Weder Unwetter, noch Piraten und drohender Schiffsbruch an ungeplanten Ufern. Dort trifft Arthur auf so ziemlich die einzige weibliche Figur des Abenteuerromans, bis auf die lediglich erwähnte Mutter, die er verließ. Denn die Seefahrt war reine Männersache und Frauen an Bord brachten dem Aberglauben nach Unglück.
Neben den Kämpfen, den Piraten und den Gefahren bekommt der Hörer Einblick in Arthurs Gefühlswelt, seine Sorgen und Nöte, warum er die Gesellschaft des Bären, der der Menschen, vorzieht. Auf diese Weise erfährt man mehr über das damalige Verständnis von Familie, Erbschaftsansprüchen, deren Nachweise und Ansprüche auf Ländereien. Denn auch wenn Arthur etwas kopflos weglieft, so war er doch nicht ohne Ziel, sein Plan war lediglich nur so weit durchdacht, wie man es von einem 12 Jährigen erwarten kann.

Susan Fletcher, ist eine ungewöhnliche Geschichte gelungen, die auf Pathos, Kitsch und Glücksseeligkeit verzichtet. Die Geschichte ist rau so wie die Zeiten damals, auch wenn Arthur und der Bär England lebend erreichen, so gehen doch nicht alle Träume in Erfüllung, die Realität beugt sich nicht immer den Wünschen und Träumen. So ist diese Geschichte auch traurig und verzichtet auf das klassische Happy End. Kritische Töne und Realitätssinn werden vom Hörer verlangt, wer nicht bereit ist, sich mit den Härten des Lebens auseinander zu setzen, sollte wohl ein glattgespülteres, weniger kritisches Hörbuch wählen. Dennoch wird das Abenteuer auf See und die Freundschaft zwischen Junge und Raubtier sicherlich viele Jungen und auch einige Mädchen (Tiere gehen immer, haben mir meine Töchter und deren Freundinnen versichert) begeistern, eben gerade weil es so anders, so ungewöhnlich ist.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Jumbo/Goya libre Verlag für dieses außergewöhnliche Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 4. April 2019

Ein M.O.R.D.S.-Team 22: Evakuierung, Andreas Suchanek, Greenlight Press



Ein M.O.R.D.S.-Team 22: Evakuierung, Andreas Suchanek, Greenlight Press

Dies ist der zweite Band des Staffelfinales, das sich diesmal über 4 Bände erstreckt:
Im 21 Band wurde am Ende bekannt, daß die Katakomben, die sich unter ganz Barrington Cove herziehen mit Flüssiggas geflutet wurden. Die Stadt sitzt auf einer tickenden Bombe, wer immer dafür verantwortlich ist, kann sie jederzeit hochgehen lassen. Die beiden Bürgermeisterinnen Martha Collister und Alice lassen die Stadt evakuieren. Bis die Spezialkräfte des Bundes eintreffen, um die Katakomben zu reinigen und die Evakuierung zu beschleunigen, wird es noch einen halben Tag dauern. Bleibt noch so viel Zeit? Während der Bürgermeisterstab mit als erstes evakuiert wird, bleibt Martha zurück, denn ihr Sohn Mason, der stets von einer Katastrophe in die nächste stolpert, ist verschwunden. Mit ihr bleiben die 84er, die alten Freunde ihres Mannes zurück, die sowohl klären wollen, wer hinter dieser Katastrophe steckt, als auch bei der Gefängnisrevolte, in die Randy, Danielle, Sonja, Harrisons Dad und Danielles Großtante Katrina verwickelt sind, zu helfen. Die Situation im Gefängnis ist viel ernster als im Fernsehen berichtet, denn Randy, Danielle und Sonja sehen sich ihrer alten Feindin Merilyn van Straten gegenüber.
Auch in diesem Band ist die Luft vor Spannung und Gefahr geladen. Allerdings fliegt in diesem Band, anders als in den bisherigen Finalbänden der Staffeln – noch – nicht alles in die Luft. Die Gefahren lauern viel versteckter, sind dafür aber nicht weniger gefährlich! Zum Glück haben Mason und Olivia Hund Socke dabei, der mal wieder der heimliche Held ist, während Mason wie eine Katze 7 Leben zu haben scheint. Doch der einst so smarte Basketballstar hat sich durch die Erlebnisse der letzten Fälle geändert, wie Olivia feststellen muss, aber nicht nur er. Das ganze Team ist erwachsener geworden, aber nicht weniger halsbrecherisch und die Freundschaft schweißt den einst zusammengewürfelten Haufen immer fester zusammen. Jeden von ihnen zieht es in das Zentrum der Gefahr und dennoch treffen sie sich nicht. Die Gefahren sind zu zahlreich, die Gegner mehr und verstreuter als sie gedacht haben. Doch sie erfahren auch wieder einiges über ihre Gegner und ihre Hintergründe, sie kommen einigen Identitäten ganz schön nah, aber nicht nah genug. Wo hat Mason dieses Lachen schon mal gehört? Auch ich grüble mit ihm und kann mich nicht mehr erinnern, trotz des inzwischen immer ausführlicher werdenden Rückblicks zu Beginn dieses Buches. Zum Finale sind sie eigentlich nun fast alle anwesend, nur noch wenige der Erzfeinde fehlen noch und ich rechne eigentlich damit, daß diese in den nächsten zwei Finalbänden noch auftauchen werden.
Es ist eine Krimireihe, für all diejenigen die früher die ??? geliebt haben. Aber hier sind es nicht nur schlaue Jungs, die Mädels und ihre Mütter haben auch einiges auf dem Kasten, sie sind nicht nur Haare schüttelnde und Klimpern schwingende Staffage, sie haben Mumm, Grips und Herz. Das macht diese Reihe sehr viel Zeit gemäßer als ??? und TKKG früher. 

Wer dringend seinen Nachwuchs (älter als 12 Jahre), der gerne Krimis oder Actionfilme schaut, ans Lesen bringen will, der ist hier bestens aufgehoben. Kurzweilig spannende Unterhaltung, die alle 2 – 3 Monate fortgesetzt wird, erst per ebook, dann per Sammelband in Print. Die Charaktere wachsen einem allesamt ans Herz, inzwischen habe ich keine Lieblinge mehr, sie sind es alle. Vorsicht, dieses Finale bietet keine Gelegenheit zum Durchatmen, daher bitte vorher tief Luft holen.