Samstag, 30. März 2019

Leipziger Buchmesse 2019



Leipziger Buchmesse 2019

Die Leipziger Buchmesse ist für uns ja immer ein besonderes Abenteuer, denn es ist nicht gerade um die Ecke und so haben wir auf der Hinfahrt sogar schon überlegt, ob die Pariser Buchmesse für uns nicht sogar näher wäre ;)

Aber die LBM ist ja so schön kuschelig und nicht so voll. Naja, kaum kamen wir an, wurde Halle 1 (Mangas und Cosplayer) wegen Überfüllung gesperrt und als wir merkten, daß die Lesung zu die !!! nicht in Halle 3 sondern in Halle 2 stattfand, war an Umkehren nicht mehr zu denken. Für den Kosmos Verlag ein Glück, denn wir sind nun um ein paar Spiele und Bücher reicher.

Dafür war es im Congresszentrum, wo das Lovely Books Lesertreffen unter dem Motto Fantasy stattfand, deutlich entspannter. Mit der Einladung für Mitglieder des Leserportals LovelyBooks kamen die Besucher nicht nur nah an das LovelyBooks Team heran, sondern auch an die eingeladenen Fantasy Größen: Laura Kneidl (aktuell: „Die Krone der Dunkelheit“), Liza Grimm („Die Helden von Midgas“), Lukas Hainer („Das weisse Herz“), Kai Meyer (aktuell „Die Krone der Sterne: Maschinengötter“), Thema war natürlich Fantasy, wobei die Autoren die Einteilung der Sub-Genres selbst nicht so ernst nehmen, denn wer würde sein Buchkind schon selbst als Low-Fantasy bezeichnen. Besonders gut hat mir Kai Meyer mit seiner distanziert ironischen Einstellung gefallen, man hat einfach gemerkt, daß er schon lange dabei ist und seinen eigenen Weg für sich gefunden hat. Und Laura Kneidl lässt sich ohnehin nicht gerne einem Genre zuordnen, ist sie doch auch in mehren mega-erfolgreich. Von den Fotos her, hätte ich übrigens keinen der Vier erkannt.

Von dort ging es gemeinsam mit Solveig aka Siraelia zu dem kleinen aber feinen Stand des Südpol Verlages, wo wir nicht nur die Verlegerin, sondern auch die Autorin Gerlis Zilgens trafen, die gerade in Signierlaune war. Gerade ist ihr 3 und letzter Band der Reihe über die Wahrheit hinter legendären Märchen erschienen. Nach dem Froschkönig und den Bremer Stadtmusikanten widmet sie sich nun wieder mit Humor in „Romeo der Zaubertrommler“ dem Rattenfänger von Hameln. Ein wirklich engagierter Verlag mit besonderen Kinderbüchern, der auch großen Wert auf visuelle Lesbarkeit legt, frei nach dem Motto: lieber drucken wir etwas größer, damit auch Kinder, die noch nicht die großen Leseratten sind, es leichter haben, solche zu werden! Das finden wir toll!

Von dort kämpften wir uns zum Stand von Knaur-Droemer durch, wo die Signierstunden von Sebastian Fitzek und ein Interview mit Markus Hertz die Halle zu sprengen schienen, um die Autorinnen Antje Szillat und Frauke Scheunemann inklusive Sohn Henry (Vorbild für die Henry Smart-Reihe, Götter-Agenten-Abenteuer nicht nur für Jungs) zu treffen. Bei dem Gewusel konnten wir das Foto leider nicht vor Antjes neuem romantischen Jugendbuch „Das Herz am langen Zügel“ machen, aber es war sehr schön, daß sie sich die Zeit für ein Treffen genommen haben. Beide haben aktuell wieder einige Projekte am Laufen, sowohl gemeinsam „Bulli & Lina“  und „Paule & Sneakers“ als auch getrennt „Louisa: und täglich grüßt das Chaos“ das erste Jugendbuch von Frauke Scheunemann.
Am Argon Stand trafen wir dann auf die Jungs von der Kinderpunkrock-Band „Randale“, die garantiert nicht-weich-gespülte Musik mit Text mit Herz und ohne Schmalz, dafür Themen die Kinder bewegen machen. Dass auch die Eltern gut mithören und -singen können, ohne einen Zuckerschock zu bekommen, finde ich prima. Ganz entspannt und locker, erholten sich die Jungs zwischen all den Hörbuchverlagen von ihrem Messe-Konzert. Ihr Aufkleber „Never mind the Blockflöte..“ kommt auf mein Auto.

Beim Treffen mit den Argon Lektorinnen Marie und Lena durften wir mit einigen anderen Bloggern alle Fragen stellen die uns in den Sinn kamen. Ist Euch mal aufgefallen, daß die Sprecher meistens aus der Stadt kommen, in der der Verlag seinen Sitz hat? Es spart Produktionskosten, wenn man für die Sprecher keine Übernachtungskosten übernehmen muss. Allerdings haben die Verlage Studios in mehreren Städten in Deutschland. Da der Argon Verlag seinen Sitz in Berlin hat, lassen es sich Lena und Marie auch nicht nehmen, dort die örtlichen Theater zu besuchen, um sich unter den Schauspielern nach geeigneten neuen Stimmen umzuhören. Dabei müssen sie immer potentielle Genres im Hinterkopf haben, zu denen diese Stimme passen könnte. Nun gibt es einige Stimmen, die so beliebt sind, daß sich ihre Fans gerne das Telefonbuch von ihnen vorlesen lassen würden, oder andere hören prinzipiell noch Hörbücher von ihren Lieblingssprechern, aber ehrlich, auch wenn ich Christian Brückner und Mechthild Grossmann mag, aber zu Kinder- und Jugendhörbüchern würden ihre Stimmen für meinen Geschmack nicht passen. Doch viel ist auch einfach ein Klischee, das in unseren Köpfen steckt. So hörten wir auf der Rückfahrt „Wings of Olympus: Die Pferde des Himmels“: man könnte es als Pferdehörbuch mit einer jungen weiblichen Stimme vertonen, da die Hauptperson, das junge Findelkind Pippa, für die Götter des Olymp bei dem alle 100 Jahre stattfindenden Wettflug der geflügelten Pferde antreten soll, oder als Götter-Abenteuer mit DER deutschen Stimme für Sagen- und Heldenepen Peter Kaempfe. Der Verlag hat sich für letzteres entschieden. Sehr zur Begeisterung des mithörenden Mannes, der nur so über die Wandlungsfähigkeit und Stimmgewalt des Sprechers staunte. Auch die 3 Zuhörerinnen mußten zugeben, daß dies die richtige Wahl war, da so auch männliche Hörer mitangesprochen werden und das Poltern der Götter bei einer jungen weiblichen Stimme irgendwie nicht ganz so furchteinflößend geklungen hätte.... Wir bedanken und ganz herzlich bei Lena und Marie für all die tollen Einblicke und für unser Fahrt-Hörbuch.

Die Klischee-Besetzung der Hörbuchverlage führte auch zur Gründung des Rubikon-Verlages. Die Sprecher Mark Bremer und Uta Dänekamp wollten sie die von ihnen einzulesenden Hörbücher nämlich selbst aussuchen. Uta Dänekamp wurde immer und immer wieder für Pferde-Hörbücher gebucht. Sie hat zwar nicht angefangen zu wiehern deswegen, aber tatsächlich ist im Programm des Verlags kein einziges Pferdehörbuch zu finden. Ich habe mir daraufhin nochmal die von ihr eingelesene „Duftapotheke“ von Anna Ruhe angehört und tatsächlich, ich könnte mir ihre Stimme auch wirklich gut in einem Pferdehörbuch vorstellen. Bislang hat der Verlag in seiner 5 jährigen Geschichte auf seine zwei Stammsprecher vertraut und jetzt erstmals einen weiteren Sprecher hinzugenommen. Da sie die Buchvorlagen ungekürzt einlesen, sind ihre Werke ausschließlich MP3 Tonträger oder Downloads. Im Repertoire sind übrigens neben Thrillern wie „White Maze“ von June Perry/Marion Meister auch Kinder- und Jugendhörbücher.

Der Hörbuch- und Hörspielbereich auf der LBM ist übrigens so weitläufig, daß wir unsere Kinder gar nicht mehr zurück zu den Büchern bekamen und die Mutter immer wieder Fotoaufträge für den nächsten Hörbuchwunsch bekam.... Ach ja, da waren ja auch noch die tollen neonfarbigen Speed Stacking Becher bei Steinbach Sprechende Bücher, die unsere Jüngste gar nicht mehr aufhören wollte zu stapeln.

Während ich Karneval immer die Devise ausgebe, wir sollen genug Taschentücher für ein Jahr fangen (schaffen wir immer), scheinen meine Kinder die Buchmesse als Jagdgebiet für Kugelschreiber erkannt zu haben, nach dem Motto: Kugelschreiber für ein Jahr. Ich schätze, dieses Ziel könnten sie erfüllt haben, im Gegensatz zu mir, ich habe nun nur einen neuen ;)

Sonntag waren wir nur noch relativ kurz auf der Messe, da die Fahrt doch sehr lang ist. Aber wir haben am Familiensonntag die Schnitzeljagd der Verlage Carlsen, Thienemann-Esslinger und Ars Edition mitgemacht, haben die kleine Hummel Bommel dabei persönlich getroffen, ehe wir es dann doch tatsächlich noch zu einer Lesung geschafft haben: Frauke Scheunemann und Antje Szillat lasen aus ihrem neuesten „Bulli & Lina“ Band „Ein Pony springt ein“ und so konnten wir der dramatischen Geburt von 12 (! Schock-Schwere-Not !)  Hundewelpen beiwohnen, mit tierischen Geburtshelfern. Es war übrigens eine szenische Lesung mit Pony namens Henry (Scheunemann) statt Musik. Im Publikum lauschte denn auch Rüdiger Bertram, frisch zurück von der Lesereise nach Dubai, der erst nachmittags im Anschluß an Anja Janottas „Checkliste zum Verlieben“ aus „Finns fantastische Freunde“ las. Aber zu dem Zeitpunkt machten wir schon wieder die Straßen unsicher.... Toll war's in Leipzig, aber nun haben wir den Messe-Blues!

Freitag, 29. März 2019

Fjelle und Emil – Monstermäßig beste Freunde (1), Anne Scheller, Ill. Nina Dulleck, Baumhaus Verlag



Fjelle und Emil – Monstermäßig beste Freunde (1), Anne Scheller, Ill. Nina Dulleck, Baumhaus Verlag

Der 10 jährige Emil ist ein glückliches Kind. Er lebt im beschaulichen Flusenbek, wo seine Eltern eine Bäckerei haben und trifft jeden Morgen auf dem Weg zur Schule seinen moosgrünen Freund Fjelle. Doch der ist kein gewöhnlicher Freund, nein Fjelle ist ein freundliches, hilfsbereites Monster. Es hilft den Kindern die Schulranzen zu tragen, lässt sie an seinen Armen schaukeln, spielt mit ihnen Verstecken, hat eine wunderschöne Schrift und kann prima Rechnen. Wenn Fjelle sich freut, ist er SUPERfroh, wenn er sich ärgert, wird er SUPERwütend. Alles ist bei im etwas größer und stärker, aber so ist er halt und so kennen ihn alle. Gar kein Problem denken sie, bis ein neuer Direktor an die Grundschule kommt und der scheint Monster zu hassen, ganz ohne ersichtlichen Grund. Direktor Unterberg schikaniert Fjelle und setzt alles daran, die Bevölkerung des Ortes gegen ihn aufzubringen, um Monster in dem kleinen Örtchen zu verbieten. 

Schon das Cover sieht freundlich und fröhlich aus, mit bunten Farben und lachenden Gesichtern. So beginnt die Geschichte ja auch, denn Emil und seine Klassenkameraden haben eine wunderbare Kindheit. Fjelle ist zwar etwas anders, da bei ihm die Gefühle immer stärker sind, aber was solls, so ist er halt. Bis der Direktor kommt und auf die Andersartigkeit aufmerksam macht. Wunderbar wird Kindern am Beispiel von Fjelle klar gemacht, wie schnell jemand, völlig zu Unrecht ins Abseits gedrängt wird. Dafür bedarf es gar nicht viel, es muß nur einer stark genug polarisieren. Für den Betreffenden ist das ganz furchtbar, er leidet sehr unter dieser Ungerechtigkeit. Meine Tochter war so empört, daß sie sich immer wieder Tränen wegwischen musste, weil sie es so gemein und ungerecht fand, was Fjelle und Emil dort wiederfahren ist. Egal was Fjelle und seine Freunde sagten oder taten, der Direktor wischte es als nebensächlich beiseite oder schnitt ihnen das Wort ab… So funktioniert Mobbing und soziale Ächtung – früher und heute, solange bis keiner mehr mitmacht. Doch solche Strömungen sind ganz schön verführerisch, bis einer sich gegen den Strom stellt und diesen umlenkt. Dafür muss man ganz schön mutig sein, aber es gibt Dinge für die es sich zu kämpfen lohnt. So kommt es, dass diese Freundschaftsgeschichte sehr SUPERemotional ist. Anfangs sehr lustig, dann sehr traurig und am Ende richtig spannend. 

Unterstrichen wird es von den freundlich fröhlichen Bildern der beliebten Illustratorin Nina Dulleck. Diese vermitteln leicht den Eindruck, daß es sich um eine Geschichte für jüngere Kinder handelt, aber dafür ist die Thematik zu ernst und zu komplex. Die liebevollen Bilder lassen die Leser aber ahnen, daß es ja als freundliches Buch, am Ende doch noch gut ausgehen wird und mildern so etwas die Traurigkeit ab.
Da Anne Scheller das Thema aber sehr kindgerecht entwickelt kann man es durchaus auch schon ab der Vorschule vorlesen. Sprachlich ist es zum Vorlesen auch wirklich gut geeignet, allerdings sind die Illustrationen in schwarz-weiß und nicht auf jeder Seite. Daran erkennt man dann doch, daß es Buch für Kinder ab 8 Jahren, also für junge Leser ist. Die Kapitel habe eine überschaubare Länge, die durch die Illustrationen aufgelockert wird. Die Schrift ist schon nicht mehr in Fibelschrift, aber noch relativ groß und mit lockerem Zeilenabstand, so daß man im Lesefluss nicht so leicht in der Zeile verrutscht.

Ein Kinderbuch, daß uns mit seinem Tiefgang positiv überrascht hat. Wir haben eine „einfache“ fröhliche Freundschaftsgeschichte erwartet, aber es steckte deutlich mehr dahinter. Es ist ein Weckruf: „Steht auf, wenn ihr Freunde seid und steht für einander ein!“. Wunderbar, solche monsterstarken Vorbilder kann man in der heutigen Zeit sehr gut gebrauchen!