Mittwoch, 12. Dezember 2018

Einschlafen ist gar nicht schlimm – Mini-Mediationen für Kinder, Ulrich Hoffmann, gelesen von Ralph Caspers, Argon balance



Einschlafen ist gar nicht schlimm – Mini-Mediationen für Kinder, Ulrich Hoffmann, gelesen von Ralph Caspers, Argon balance

Nicht Einschlafen zu können, obwohl man es will, ist stressig und belastet stark. Unsere Jüngste springt immer wieder aus dem Bett, weil ihr was einfällt und sie nicht zur Ruhe findet. Die Stimmen bestimmter Sprecher von Hörbüchern wirken sich aber sehr beruhigend auf sie aus, unter ihnen auch Ralph Caspers. Da sie bei den Gesundheitstagen in der Schule Yoga und Meditation immer klasse findet, dachte ich mir, warum nicht. Ich hatte schon „Ab in die Dertschi“ von Ulrich Hoffmann und Ralph Caspers gelesen und sie als sehr liebevolle und vernünftige Familienväter erlebt. Somit habe ich ihnen die Chance gegeben, obwohl ich es ja nicht so mit dem Meditieren habe.

Das Hörbuch beginnt mit einem allgemeinen Teil, in dem der Autor, ein gelernter Meditationstrainer (unter anderem) sich vorstellt und die üblichen Probleme beim Zubettgehen in Familien schildert. Man muß sofort Schmunzeln, da man doch einiges von sich wiedererkennt. Es wird erklärt was Meditation ist und wie es gegen Schlafprobleme hilft. Dabei weist Ralph Caspers darauf hin, daß dies einigen Menschen leichter fällt als anderen und er räumt ein, daß er selbst sehr lange üben mußte. Es wird erklärt wieso sie beruhigen und wie sich dies beweisen lässt. Darauf wie, wo und wann man diese Mini-Mediationen durchführen sollte und wie und warum sie funktionieren. An diesem letzten Punkt wird jede einzelne folgende Mini-Mediation angesprochen mit ihrem Ziel und ihrer Zweckrichtung, für welche sie entwickelt wurde und für welche Persönlichkeitsstruktur sie besonders hilfreich ist. Letztlich empfiehlt Ulrich Hoffmann die Veränderungen abzuwarten und zu bemerken und bestenfalls ein Meditationstagebuch zu führen, was aber nicht zwingend ist. Die Tracks 13 – 21 sind dann die jeweiligen Mini-Mediationen von rund 3 bis 3,5 Minuten Länge, die sich wirklich ganz einfach und regelmäßig ausüben lassen, sobald das Kind im Bett liegt (aber nicht zwingend). Es empfiehlt sich als Elternteil dies mit dem Kind gemeinsam zu tun. Dieser Sachinfoteil ist zwar gut verständlich und für mich umfassend, aber nicht ausschweifend. Ich hatte nie das Bedürfnis mal schnell einen Track zu überspringen, dabei bin ich gerade bei Sachbüchern sehr ungeduldig und hätte es gerne etwas knapper und mehr auf den Punkt.

Meine Tochter ist wie gesagt sehr offen für Meditation, ich weniger, aber es schadet ja auch nicht. Nach 2 maligen Hören wollte sie den Theorieteil nicht mehr hören und ich sollte stets mit der Bienenmeditation beginnen. Das ist mein einziger Kritikpunkt. Ich hätte es mir gewünscht, wenn es zwei Tonträger geben würde, einen für die Theorie und einen für die Praxis, damit man nicht so viele Tracks überspringen muß. Im Vergleich zu MP3s ist dies allerdings wirklich schnell erledigt, es sind ja nur 21 Tracks.

Ralph Caspers spricht sehr ruhig und beruhigend, er legt viele Pausen ein, in denen man seine Gedanken auf den Punkt der Meditation bringen soll z.B. seinen Atem durch den Körper fließen lassen oder bei der Traummeditation sich vorstellen, was man nachts träumen möchte. Wie gesagt, ist es sehr angenehm und beruhigend und nicht lustig und erheiternd wie bei „Wissen macht Ah!“. Es wirkt freundlich und kindgerecht, so daß die Kinder sich wertgeschätzt und ernst genommen fühlen.

Besonders gerne mag meine Tochter die Bienenmeditation, die für Kinder gedacht ist, die Tagsüber viel herumschwirren und viele Eindrücke und Erlebnisse gesammelt haben und nun die Ruhe in sich finden sollen. Doch auch die Wärmemeditation mag sie sehr und ist nach dem ersten Versuch morgens strahlend aus dem Bett gesprungen mit dem Kommentar: Super Mama, mir ist immer noch warm, ich friere heute Morgen gar nicht, ich spüre immer noch die Wärmemeditation. Auch ich hatte nach dem ersten Versuch warme Füße, obwohl ich ebenso eine Frostbeule bin wie meine Tochter... Nun machen wir diese Übung auch gerne tagsüber, auch vor den Hausaufgaben, wenn wir uns gerade durchgefroren fühlen und man sich mit kalten Händen und Füßen ja nicht konzentrieren kann. Tatsächlich empfinde ich uns gelassener seit wir diese wirklich kurzen Übungen in den Alltag integriert haben. Sogar beim Autofahren (dort habe ich sie auch einmal ganz gehört, während ich mich heillos bei einer unbekannten Baustelle verfahren habe und ich auch nach 15 Minuten planlosem Rumgurken immer noch ruhig blieb) konnte ich positive Auswirkungen spüren, dabei bin ich weder ein Kind, noch war sie für mich gedacht.

Meine Frage an meine Tochter: und, wie findest Du die CD? - Prima Mama, die mußt Du mir auf den iPod ziehen für den Urlaub. Das mit dem Einschlafen geht nun viel besser, aber eigentlich brauche ich ja noch viel dringender etwas dagegen, daß ich immer alles vergesse. - Wie gut, daß es auch Mini-Mediationen für die Konzentration gibt...

Ich bin sehr skeptisch gestartet, nicht für meine Tochter, sondern für mich und finde es nun prima. Ich werde sie auf sämtliche iPods der Familie ziehen – Ommm!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Argon balance und wünschen und mehr davon! Eine tolle Sache.

Montag, 10. Dezember 2018

Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard, Liliane Fontaine, Piper Verlag



Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard, Liliane Fontaine, Piper Verlag

Mathilde de Boncourt (37 Jahre) unverheiratet, ist mit ihrer hochgewachsenen schlanken Gestalt und ihrer wallenden rotblonden Mähne in ihrer südfranzösischen Heimat nicht nur ein Hingucker. Man kann die Untersuchungsrichterin aus Leidenschaft gar nicht übersehen! Als sie am späten Nachmittag den Palais de Justice nach einem kurzen Plausch mit dem Wachmann verlässt, zufrieden einem ehrenwertes Arztehepaar des Menschenhandels und der Freiheitsberaubung überführt zu haben, wird sie von 3 Kugeln eines vorbeirauschenden Motorradfahrer schwerst verletzt. Mathilde überlebt nur knapp und regeneriert auf dem nahegelegenen Weingut ihres Großvaters Rémy de Boncourt. Sie ist überzeugt, daß zwischen der Verurteilung und dem Anschlag auf sie ein Zusammenhang besteht. Doch sie ist beurlaubt und darf nicht ermitteln, anders als ihr Vertrauter bei der örtlichen Kriminalpolizei Commandant Rachid Bouraada, der sie stets auf dem Laufenden hält. Was er zu berichten hat ist nicht viel, denn alle Spuren wurden professionell verwischt. Als der Zeugenschutz für die Belastungszeugin aufgehoben wird, wird sie nur wenige Tage später tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Bouraada und Mathilde glauben nicht an Selbstmord. Unterdessen reist Martin Endress Reisejournalist aus Bonn in den Midi um einen kulturell geprägten Reiseführer über das Languedoc mit Recherchen der jüdisch-französischen Familie seiner Mutter zu verbinden. Hierbei lernt er zufällig Mathilde kennen, die fasziniert von dem geheimnisvollen Unfall seiner Großeltern während des Vichy-Regimes ist. Da sie offiziell noch nicht wieder ermitteln darf, ist sie über diese Gelegenheit ihrer Spürnase nachzugehen hoch erfreut, wobei die sympathische Erscheinung und Art von Martin ebenfalls eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen.

Wie Martin bin ich ja der Meinung, daß die Camargue in der Reiseführer-Szene schmächlich vernachlässigend wird. Daher konnte ich in diesem Roman wunderbar in Erinnerungen schwelgen, da ich diese Gegend als meine zweite Heimat betrachte. Ich finde die Beschreibungen unglaublich treffend und präzise und wurde auch mehrfach zum Schmunzeln gebracht, als z.B. beschrieben wurde, wie Martin sich auf der Suche der Cathédrale de Maguelone im Ort verfranst hat. Ja das ging uns auch so, auch der Kampf mit der sengenden Hitze während der Suche.... Anders als Martin, sind wir allerdings zum Glück nie über Mädchenleichen gestolpert, während wir uns irgendwo umsahen... Auch ganz beglückt war ich, über das Transferlager „Les Milles“ in einer alten Ziegelei zu lesen, die inzwischen eine Gedenkstätte für die dort Internierten enthält u.a. Lion Feuchtwanger, Max Ernst.... Das stand dieses Jahr auf meiner Wunschliste, ist aber an familiären Gründen gescheitert. Nächstes Jahr also auf jeden Fall!

Kriminalistisch gibt es hier zwei wichtige Themen: Menschenhandel und Zwangsprostitution, gerne auch in höchsten Kreisen mit ausgefeiltester Vertuschung (aber natürlich, die Grundstücke sind größer, die Nachbarn können weniger beobachten....) und menschenverachtender Skrupellosigkeit. Wenn es um den Schutz des eigenen Rufes geht, wird auch vor Mord, auch mehrfach nicht zurückgeschreckt. Das macht die Ermittlungen umso penibler und für die Wahrheitssuchenden umso frustrierender.
Doch auch die Wahrheit über den Unfall, der seine Großmutter letztlich das Leben kostete herauszufinden, ist nicht so einfach. Nach 70 Jahren trifft Martin auf eine Mauer des Schweigens und viele die ihm hätten weiterhelfen können, sind nicht mehr am Leben. Doch was will er, wenn er in so alten Wunden wühlt? Gerechtigkeit? Rache? Was der Täter nicht ahnt ist, daß Martin als Journalist nur nach der Wahrheit sucht und nicht danach jemanden nach all der Zeit bloß zu stellen. Dies scheint für den Täter, der den Unfall aus Fremdenfeindlichkeit herbeiführte, auch heute nicht vorstellbar. Ein interessantes Gedankenspiel, sollte man den Mantel des Schweigens über alte Taten hüllen? Für Hinterbliebene ist die Gewissheit jedoch meist, das Wichtigste und ein solches Schweigen würde zu leicht zum Vergessen der Gräuel in der Geschichte führen, die jedoch nie vergessen werden dürfen, auch damit sie sich nicht wiederholen.

Im Vordergrund stehen für mich in diesem Kriminalfall jedoch Land und Leute. So lebt Mathilde auf dem Schloss ihres Großvaters nicht mit diesem alleine und da sie schon seit Generationen dort verwurzelt sind, kennen sie auch Hinz und Kunz dort. Sowohl die Familienbande finde ich interessant, als auch die einzelnen Freunde von Rémy und Mathilde. Allerdings muß ich einräumen, daß mir bisweilen ein Personenverzeichnis weitergeholfen hätte, da ich grübelte „wer war noch mal Vincent? Der mit der Manade, mit dem Bauunternehmen oder dem Restaurant?“. Denn durch die Berufe der Freunde bekommt man auch einen wunderbaren Einblick in deren Berufe und Traditionen: Weinbau, Bau der Feriensiedlungen auf Wunsch des damaligen Präsidenten, die Stierzucht, Stierkampf, Gastronomie....

Liliane Fontaine ist der Mädchenname der Autorin mit französichen Wurzeln, die sich auch regelmäßig längere Zeit im Languedoc aufhält. Dies macht sich in diesem Krimi ebenso bemerkbar, wie ihr Kunstgeschichtsstudium. Es ist sicherlich hilfreich, wenn man Frankreich und seine Sprache kennt, da einige Begriffe als bekannt vorausgesetzt werden. Da ich die Sprache beherrsche, kann ich leider nicht beurteilen, wie es wäre das Buch mit null Sprachkenntnissen zu lesen.

Ein Krimi für alle Liebhaber sich entwickelnder Geschichten mit einem Focus auf den Ort des Geschehens. Thrillerliebhaber die auf Action stehen, werden nicht auf ihre Kosten kommen. Die Spannung ist bisweilen moderat da es keine schnellen Erfolge und keine Verfolgungsjagden gibt, die Auflösung jedoch logisch und nicht offensichtlich, was ich sehr schätze. Man wird mit wirklich tollen Einblicken in die Gegend und ihre Kultur und wirklich ausgearbeiteten Personen belohnt. Ich bin ja schon gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen Mathilde, Martin und Rachid weiter entwickeln wird.

Ein guter Krimi, der sorgfältig recherchiert ist und mich im ungemütlichen November mit schönen Sommererinnerungen gewärmt hat.