Samstag, 18. August 2018

Moxie – Zeit, zurückzuschlagen, Jennifer Mathieu, gelesen von Lisa Hagemeister, Hörcompany



Moxie – Zeit, zurückzuschlagen, Jennifer Mathieu, gelesen von Lisa Hagemeister, Hörcompany

Vivian ist 16, in der 11. Klasse der Highschool einer texanischen Kleinstadt. Dort herrschen die Jungs des Football-Teams, zu denen auch der Sohn des Direktors gehört. Sie dürfen tun und allesn was sie wollen, gegen jede Regel verstoßen, ganz ohne Konsequenzen, denn sie sind der ganze Stolz der Kleinstadt. Während das ganze Schulbudget für das Football-Team ausgegeben werden, spielt das erfolgreiche Mädchen Fußballteam noch immer den den Trikots, die schon ihre Mütter trugen. Als der Sohn des Direktors ein neues, ehrgeiziges Mädchen im Unterricht runterputzt, fängt es in in der sonst so braven Vivian an so brodeln. Ausgerechnet in ihr, die bislang ganz anders schien als ihre früher so aufmüpfige Mutter, die in ihrer Jugend die Kleinstadt als Punkrock-Riot-Grrrl aus den Angeln zu heben versuchte.
Während Vivian versucht in ihrer Welt anonym für Gerechtigkeit zu sorgen und die Moxie-Bewegung ins Leben ruft, lernt sie einen weiteren neuen Schüler kennen, Seth aus ihrem Englisch Kurs, der aus der Masse heraussticht. Doch sie ist einfach unglaublich schüchtern, die Organisation der heimlichen Moxie-Bewegung führt sie schon an ihre Grenzen. Mit einem unglaublich süßen, gar nicht so angepassten Jungen zu sprechen könnte sie da glatt überfordern.
Langsam aber sicher bringt Vivian im Geheimen einen Stein ins Rollen, den sie nicht mehr aufhalten kann und will.

An dieses Hörbuch hatte ich keine Erwartungen, ich habe es zufällig zugeschickt bekommen. Dennoch war ich auf Anhieb nicht nur von Joan Jett der coolen Katze begeistert. Schon an ihrem Namen merkte ich, das ist kein Hörbuch nur für 13-Jährige, das ist auch für die Mütter, denn natürlich kenne ich noch Joan Jett, wenn auch nicht Bikini Kills, aber ich habe ähnliche CDs im Regal. Denn auch ich war brav, meine renitente Ader habe ich allerdings schon immer ausgelebt und so müssen unsere Azubis auch mit als erstes lernen: Lasst Euch nicht alles gefallen!
So geht es auch Vivian, sie möchte eigentlich nur einen guten Highschool-Abschluß machen und dann bloß raus aus dem Kaff, wie ihre Mutter, die aber durch den frühen Tod ihres Vater wieder zurück kehrte und neben ihren Eltern einzog. Man kann es aus Lisa Hagemeisters Stimme wirklich heraushören, wie es innerlich in Vivian kämpft. Sie will doch eigentlich unter dem Radar bleiben, aber was zu viel ist, ist zu viel. Und an dieser High-School liegt wirklich einiges im Argen und das ist nicht nur die mangelnde Qualität des Unterrichts.
Vivian hat ihre feste Clique lieber braver Mädchen, allen voran ihre Freundin von Geburt an: Claudia. Auch wenn die zierliche Hispanic neben der hochgewachsenen Vivian winzig wirkt und auch nicht immer einer Meinung mit ihr ist, ist ihre Freundschaft so fest und so belastbar, daß sie mich echt beeindruckt hat. Aber auch die übrigen Mädchen, sind ein eingespieltes Team und erstaunen Vivian nach all den Jahren noch.

Sehr süß finde ich auch die Geschichte von Vivian und dem Neuling Seth, der nicht in das texanischen Kleinstadt-Schema passt. Wobei es mir wirklich gefällt, daß ihre Geschichte nicht beim ersten Kuss endet. Man lernt gemeinsam mit Vivian Seth nicht nur kennen, sondern man lernt auch mit Seth zusammen, was es bedeutet ein Mädchen zu sein und das auch Jungs, die wirklich willens und bemüht sind, nicht alles auf Anhieb richtig machen können. Beziehung heißt gemeinsam lernen und einander kennen zu lernen. Die neue Liebe von Vivians verwitweter Mutter steht da auf einem ganz anderen Blatt, denn sie ist reifer und Vivian lernt von ihrer Mutter, daß auch Toleranz selbstverständlich ist, wenn man sich sicher ist, daß der andere einen respektiert. Mir hat besonders gut gefallen, daß die Charaktere so greifbar, so real waren und bis auf die zu unfehlbaren Helden hochstilisierten Footballer und die Schulleitung, konnte man sich sehr gut in sie hineinversetzen. Sie sind normale Menschen, die mit kleinen Tat große Wirkung erzielen.

Von der Macht des Wortes,  der Macht einer Einzelnen, die es schafft einen großen Stein ins Rollen zu bringen, weil sie schreibt, was sich so viele denken, aber nie trauen laut auszusprechen. Von der Macht einer Bewegung ohne Anführer und ohne Gesicht. Gedanken die an die Oberfläche wollen, weil Unterdrückung irgendwann einen Ausweg sucht und findet und auch schüchternen Menschen Einfluß geben, von dem sie nie zu Träumen wagten. Diese Bewegung ohne Anführer, die jede Unterdrückte zu Wort kommen lässt und ihre eigenen Prostest-Ideen verwirklichen lässt, beeindruckt nicht nur, sie macht auch Mut. Mut zur Veränderung aus der hinteren Reihe heraus, für jeden möglich.

Lisa Hagemeister liest mal verletzlich, mal rau, mal wütend, mal unterdrückt. Sie schafft es, aus einem tollen Buch ein fantastisches Hörbuch zu machen. Sie ist seit der Spielzeit 2006/2007 festes Ensemblemitglied des Hamburger Thalia-Theaters und war Sängerin des Allstar-Punkband-Projekts N..R.F.B.

Jennifer Mathieu arbeitet als Journalistin und unterrichtet Englisch an einer Highschool in Texas, wo ihr die Idee zu Moxie kam.

Auch wenn ich keine MP3 mag und ich sie meide, hat mich diese Geschichte so angesprochen, daß ich sie sofort hören mußte. Die Aufteilung der 9 h 10 min. Spielzeit auf 2 Tonträger fand ich dabei sehr hilfreich. Die Klangqualität ist sehr klar und ohne Lautstärkeschwankungen. Durch die zahlreichen Tracks findet man auch nach Pausen schnell den Wiedereinstieg. Dank der Aufteilung auf 2 Tonträger hat aber jede CD unter 100 Tracks, man sucht sich also nicht doll und dusselig.

Man muß kein Punkrock-Grrrrl sein, um die Welt aus den Angeln zu heben, jeder kann es auf seine Weise, so wie die gerade verstorbene Aretha Franklin mit ihrer Hymne Respect, denn darum geht es Moxie! Respekt! Diese Mädchen schlagen zurück, aber ohne Gewalt und das reißt mit.

Ich liebe dieses Hörbuch und bedanke mich ganz herzlich bei der Hörcompany für dieses Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 16. August 2018

Im Galopp zum Hochzeitstag, Chantal Schreiber, BoD



Im Galopp zum Hochzeitstag, Chantal Schreiber, BoD

Dies ist die ultimative Fortsetzung der 4 Hufe + 1 Serie die im Thienemann/Planet! Verlag erschienen ist. Damals waren Maxi(me) und ihre Freunde 13/14/15 Jahre alt und sie ist als Stadtkind von ihren Eltern aufs Land verpflanzt worden. Mit dem Schicksal hat sie die Liebe zu den Pferden, zu Fußballer Vic, dem 2 Jahre älteren Bruder ihrer besten Freundin Carolin versöhnt.
Inzwischen ist Maxi 27, führt auf dem Grund ihrer kreativen Eltern ein Gestüt, bietet Kurse an und kommt gerade von einer 3 monatigen Fortbildung aus Kanada zurück, um rechtzeitig noch die letzten Vorbereitung zu Carolins und Max Hochzeit zu treffen. Sie selbst hat sich von ihrer großen Liebe Vic schon vor Jahren getrennt, dem Wiedersehen zur Hochzeit sieht sie mit gemischten Gefühlen entgegen. Wie gut, daß sie nicht viel Zeit zum Grübeln hat. Denn Carolins 13 jährige Cousine Rebecca soll ihr den Sommer über zur Hand gehen und sie in bessere Gesellschaft kommen. Ihre Eltern stecken mitten in einer Ehekrise und Rebecca kam in falsche Kreise und begann zu stehlen. Maxis 14 jähriger Bruder Justus ist nach einem Reitunfall traumatisiert und spielt nun Golf, doch Rebecca scheint ihn zu faszinieren. Maxis Mutter ist inzwischen erfolgreiche Regionalkrimiautorin, hat aber derzeit nicht nur mit ihrer Abgabedeadline, sondern auch mit einer Schreibblockade zu kämpfen. Und das sind noch nicht alle Personen in diesem turbulenten All-Age- Liebesroman nicht nur für Pferdeliebhaberinnen.

Anfangs war ich von der Flut der Personen etwas erschlagen, weil ich die Vorgängerbände nicht kannte und weder Vic noch Vonni mir was sagten. In einigen Romanen ist es kein Problem, hier fühlte ich mich zu Beginn etwas geplättet. Da mir aber der locker flockige Schreibstil zusagte las ich weiter und plötzlich wurde alles ganz klar und einfach! Das irritierende fand ich wahrscheinlich, daß Maxi ihre Eltern beim Vornamen nennt, weshalb ich erstmal nicht wußte, wer denn nun Nick und Stella sind.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der zwei Hauptpersonen, Maxi in der 3. Person und die jüngere Rebecca erzählt aus der Ich-Perspektive, was ich sehr reizvoll fand. Dieser Erzählkniff ermöglicht es der Autorin, ein größeres Altersspektrum anzusprechen.

Ladendiebinnen sind ja erstmal nicht die klassischen Buchheldinnen, denen mein Herz zu fliegt, aber in Rebeccas Fall war es anders. Man merkt von Beginn an, daß sie sich im Ehezwist ihrer Eltern allein gelassen fühlt, hilflos. Als Einzelkind hat sie auch keine Geschwister, mit denen sie das Leid teilen könnte und die, mit denen sie Abhängt, sind eher Gesellschaft als Freundinnen. Daher ist es leicht sie zu Taten zu verleiten, die sie eigentlich nicht möchte, von denen sie erhofft, eine innere Leere zu füllen. Ob ihr dies auf dem Land gelingt, so wie sich Maxi damals auch in die Wieselberger Jugend einfügte? Und was ist mit dem super süßen Justus, weiß der schon Bescheid darüber, was sie ausgefressen hat? Warum mußte sie den Start mit ihm auch so vermasseln!

Maxi und ihre Freunde und Familie leben mittlerweile vegan und so wird auch die Hochzeit vegan gefeiert. Ich war ja bisweilen noch nie auf einer vegetarischen Hochzeit, das Menü hätte mich hier doch wirklich interessiert. Wir dürfen zwar mit Maxi zwar eine Menge Milch-Alternativen aufschäumen, aber diese Info bleibt sie uns schuldig. Normalerweise finde ich Menüschilderungen ja eher öde, wenn man kein Rezept dazu erhält, aber hier wäre ich dann ja doch neugierig geworden. Maxi ist mittlerweile mit Marcel, dem Bruder ihrer Ex-Erz-Rivalin zusammen und findet das Leben in Wieselberg perfekt, für sie könnte alles so bleiben. Ihr ist nie langweilig, dazu hat sie während der Hochzeitsvorbereitungen aber auch wirklich keine Zeit. Maxi scheint perfekt zu sein, sie kann fast alles und geht extrem entspannt auf Rebecca zu, trotz der Kenntnis ihrer Verfehlungen.  Zu gut kann sie sich an ihren Neustart auf dem Land erinnern und ihre Gespräche mit Rebecca, sowie Carolins Umgang mit der jüngeren Cousine empfand ich als sehr angenehm und offen. Da verzeiht man Maxi gerne, daß sie nicht nur beliebt, sondern auch schön und eine begnadete Pferdefrau ist, immerhin kann sie nicht kochen und im Styling ist sie auch nicht so bewandert. Aber dafür hat man ja Freunde, mit denen man sich ergänzt. Maxi hat also genug Macken, um sympathisch zu sein, ohne als Dumpfbacke zu nerven, dabei ist sie nicht nur bei Pferden sehr einfühlsam. Nur die Sache mit der Liebe ist bei ihr nicht unkomplizierter als bei Rebecca. Wenn sie doch wenigstens wie diese wüßte was sie will und nur nicht wüßte wie?

Es ist aber kein reiner kitschiger Liebesroman. Bic Vic, der ehemalige Fußballstar bringt Glamour und auch den Pressealbtraum ins Dorf und sorgt damit für jede Menge Trubel.

Autorin Chantal Schreiber ist Österreicherin und lebt mit Mann, Tochter, Hund und Pferd in der Nähe von Wien und ist auch auf Island anzutreffen (das kann mir ja nicht mehr passieren). Auch wenn mich die Cover ihrer Bücher nicht ansprechen, so mag ich ihre Bücher sehr gerne. Wer sich also von dem Cover nicht angesprochen fühlt, macht nichts, das heißt nicht, daß einem der Inhalt nicht gefällt.

Ein herrlicher Feel-Good-Roman fürs Herz und die Seele, den ich sehr gerne gelesen habe, auch wenn ich sogar deutlich älter als Maxi bin. Nicht nur für Teens und Pferdemädchen ein Buch, daß ein Lächeln ins Gesicht zaubert, auch wenn ich meinen Kaffee noch immer mit Bio-Kuhmilch trinke ;)