Montag, 16. Juli 2018

Der zauberhafte Wunschbuchladen (1) Katja Frixe, Florentine Prechtel (IllUstration) Dressler



Der zauberhafte Wunschbuchladen (1) Katja Frixe, Florentine Prechtel (IllUstration) Dressler

Clara (10 ¾) und Lene sind seit dem Kindergarten allerbeste Freundinnen. In der Schule sitzen sie seit der ersten Klasse nebeneinander und haben natürlich auch die gleichen „Feinde“ in der Klasse. Ihr Freizeit verbringen sie am liebsten im zauberhaften Wunschbuchladen von Frau Eule, das ist der schönste Ort der Welt. Hier kann man nicht nur herrlich schmökern, sondern auch mit dem reimenden Kater Gustaf herum albern oder dem weisen Spiegel Herr König lauschen. Dummerweise verstehen nur Frau Eule und Clara den Spiegel und die Katze, warum ist Clara selbst noch nicht klar. Frau Eule hat immer ein aufmunterndes Wort und jede Menge Schokotörtchen parat, doch das hilft alles nichts, wenn man so verzweifelt ist wie Clara und Lene: Nach den Ferien wird Lena mit ihrer Mutter in eine entfernte Stadt ziehen, da sich ihre Eltern getrennt haben und ihre Mutter Angst hat, ihrem Exmann mit seiner „Neuen“ zu begegnen. Als die Trennung unmittelbar bevor steht greifen die Freundinnen zu verzweifelten Mitteln! Doch es hilft alles nichts. Beide werden künftig in ihren Klassen neben fremden Kindern sitzen, denn neben Clara sitzt ab dem neuen Schuljahr „der Neue“ und um die Katastrophe fast perfekt zu machen, ist die neue Klassenlehrerin ausgerechnet die neue Freundin von Lenes Vater. Es könnte fast nicht schlimmer werden, wenn nicht jetzt auch noch der „Wunschbuchladen“ von Unbekannten sabotiert würde!

Der Einstieg in diese Buchreihe für junge Büchernarren ist uns dreien ganz leicht gefallen. Ab der ersten Seite waren wir von der Geschichte gebannt. Schokoladen und fantastische Bücher und sprechende Kater sind ganz unser Ding! Die drei-farbigen Illustrationen von Florentine Prechtel sind wieder richtig süß, aber nicht zu kindlich, einfach genau richtig.

Claras Familie ist ein bißchen chaotisch, was wir sehr sympathisch finden. Ihr großer Bruder Finn ist voll in der Pubertät, aber wenn es drauf an kommt kann man sich auf ihn verlassen. Ihr kleiner Bruder Jacob ist noch richtig klein und niedlich, während Hund Klopsi seinen Namen nicht von irgendwo her hat. Er ist einfach ein Hund zum Liebhaben und Verwöhnen, das ist nicht immer gut für die Figur! Claras Oma ist die Beste, man darf sie nur nicht bei ihren Lieblingsserien stören und Papa ein leidenschaftlicher Fotograf und verkleidet sich unheimlich gerne. Wie gut, daß wenigstens Mama einen kühlen Kopf behält!

Die Geschichte spricht direkt Ängste und Nöte der Zielgruppe an. Die Angst vor Veränderung, Verlust der besten Freundin, die Klassenrabauken und Klassenzicken, aber natürlich auch wirkliche Not von Menschen, die einem wichtig sind. Zum Glück zeigt Clara aber auch, daß man es immer wieder schaffen kann, aus schwierigen Situationen das Beste zu machen, wenn man sich traut und offen für Neues ist. Denn auch wenn Lene fortzieht, bleibt der Platz neben ihr nicht frei. Ausgerechnet der neue Junge der Klasse setzt sich dorthin. Ein Junge! Aber wenigstens nicht Vivi die Zicke vom Dienst. Frisch und frech werden die Erlebnisse rund um Clara und ihre Lieben erzählt. Sehr liebevoll und sensibel wird das Thema, des Abbaus vor Vorurteilen und Neuen eine Chance zu geben, beschrieben. Natürlich geht alles gut aus und dennoch bleibt man gespannt auf Band 2, denn man will ja wissen, wer hinter den Attacken auf den Wunschbuchladen steckt!

Autorin Katja Frixe studierte Erziehungswissenschaften, arbeitete aber als Lektorin, ehe sie zu Schreiben begann. Ihre Studienerfahren schlagen sich sicherlich in der Beschreibung von Claras neuer Lehrerin Frau Rose oder auch verächtlich „die Stinkehose“ genannt, wieder. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und Zwillingstöchtern in Braunschweig.

Uns hat das Buch sehr gut gefallen und wir hören mittlerweile bereits Band 2. „Der zauberhafte Wunschbuchladen: Der hamsterstarke Harry“.

Samstag, 14. Juli 2018

Liebe zukünftige Lieblingsfrau, Michalis Pantelouris, gelesen vom Autor, Random House Audio



Liebe zukünftige Lieblingsfrau, Michalis Pantelouris, gelesen vom Autor, Random House Audio

Michalis Pantelouris Jahrgang 1974 mit griechischen Wurzeln lebt und schreibt in Hamburg. Seine Welt war in Ordnung, solange er in der Wohnung in seinem Arbeitszimmer saß und von nebenan die Geräusche seiner Frau und seiner mittlerweile pubertierenden Töchter zu ihm drangen. Doch dann hat ihn die große Liebe seines Lebens verlassen, ohne daß er, der empathische Kolumnist, es hat kommen sehen. Er versteht die Welt nicht mehr, denn sie bricht zusammen und er muß sie aus seinen Trümmern wieder zusammen setzen. Doch wie soll er das anstellen? Tochter Nummer 1 wird inzwischen 14, er ist das Daten gar nicht mehr gewöhnt, als er noch mitten dabei war, gab es noch kein Tinder und whats app. Da er oft erst weiß, was er denkt, wenn er schreibt, schreibt er seine Gedanken auf. Über sich, die Liebe, seine Sehnsucht nach der Liebe, seine Ängste, seine Schwächen. Dummerweise, hat er nicht nur das Daten verlernt, mit dem Verlust seiner Lieblingsfrau, kam eine Schreibblockade. Doch er lebt vom Schreiben und wovon soll er seine Ausflüge in die Welt des Datens, seinen Lebensunterhalt und den der Töchter und Katzen zahlen, wenn die Wörter nicht so fließen wollen? Aus lauter Verzweiflung reicht er seine Briefe an seine imaginäre, künftige Lieblingsfrau bei der SZ-Online Redaktion ein und mit den Folgen hätte er nie gerechnet.

Da Michalis Pantelouris eine angenehme Stimme hat und auch ganz gut aussieht, durfte er sowohl das Cover, als auch den Innenteil des Hörbuchs zieren, als auch sein ungekürztes Buch selbst einlesen. Sprachlich, stimmlich macht er es wirklich prima, seine Stimme eignet sich wirklich gut als Sprecher, sollte er also mal wieder eine Schreibblockade habe, könnte er bei den Hamburger Hörbuch Verlagen anheuern. In seinen Briefen an seine zukünftige Lieblingsfrau, schreibt er stets bescheiden, daß er ja nur durchschnittlich aussieht und das Haar sich lichtet, der Bauch dafür nicht... da kokettiert er aber schon etwas. Normalerweise schauen Männer eher in den Spiegel und finden gut was sie sehen, ein Talent, um welches sie die meisten Frauen beneiden. Aber Panteluris ist ein Frauenversteher, vielleicht dank seiner Schwestern, und würdigt sein Spiegelbild und seine Eigenarten kritisch. Er ist einfach ein wahrer Romantiker, er liebt die Frauen, wobei ihm allerdings eine Lieblingsfrau und seine Töchter völlig ausreichen, Schürzenjäger ist er nicht.
Die Leserinnen seiner Kolumne lieben das an ihm, Frauen mit gebrochenem Herzen, von Männern enttäuscht, schöpfen wieder Hoffnung. Es gibt sie also doch, Männer mit Zweifeln und Respekt vor Frauen. Ein Mann mit enger Bindung zu seinen Töchtern und einer wunderschönen besten Freundin seit Kindheitstagen namens Ali, der lebende Gegenbeweis zu Harry und Sally, einem der Kultfilme seiner Generation.
Man darf ihn über den Kiez gemeinsam mit einer bunten Truppe folgen, lernt die Frauen kennen, die seine Wege kreuzen, bekommt Lebenstipps von Jake Gyllenhall gratis und entdeckt das Geheimnis eines griechischen Espressos. Nein, im Ernst, ich mochte seine Kaffee-Einsichten und werde nun bei dem Anblick einer jeden Machinetta daran denken, daß in griechischen Küchen stets ein Campingkocher steht, um schneller die Maschine zum Kochen zu bringen. Aber auch das Interview mit Jake Gyllenhall als Lebensberater fand ich toll. Bisweilen hätte ich ihn aber auch schütteln können und ihn zu etwas weniger Selbstmitleid auffordern wollen. Aber keine Sorge, im Vergleich zum Werther, dem jungen W. oder Holden Caulfield schlägt er sich tapfer und kultiviert. Gerne hätte ich noch mehr über Tochter 1 und 2 gehört (meine Lieblingsmann habe ich ja schon, da ist der Glaube an die Männer durchaus vorhanden), es gefiel mir aber sehr, daß er es unterließ, seine Ex-Frau schlecht zu machen, er beklagt vor allem ihren Verlust und lernt mit der Zeit die Vorzüge seiner Situation zu schätzen. Am Ende findet er auf der Suche nach der zukünftigen Lieblingsfrau, vor allem sich selbst und das ist ja die beste Voraussetzung für eine neue Liebe. Doch wer diese Liebe nun ist oder sein wird, abgesehen von seinen Töchtern und seiner Katze Hummel, erfährt man nicht. Immerhin ist er offensichtlich nicht verhungert.

Ein schönes Hörvergnügen für Frauen mit Liebeskummer, solche, die den Glauben an die Männer wieder finden wollen, oder diejenigen, die selbst mal befürchteten an einem gebrochenen Herzen zu sterben, also für fast alle Frauen.