Freitag, 16. März 2018

Der Werkdachs und das Holzlager vom Biber, Pelle Krautwald, Ulja Krautwald, Gundega Muzikante, Krautwaldverlag



Der Werkdachs und das Holzlager vom Biber, Pelle Krautwald, Ulja Krautwald, Gundega Muzikante, Krautwaldverlag
Nach, der Werkdachs und seine Freunde, ist dies das zweite Buch über den kleinen Biber, der im Wald lebt und gerne mit Holz arbeitet.
Der Werkdachs sitzt mit dem Fuchs und der Krähe und langweilt sich. Da kommt die Katze mit einem Problem auf ihn zu. Ihre Gitarre ist vom Baum gefallen und wurde zerstört, ob er sie ihr wohl reparieren könne. Der Dachs untersucht die Gitarre und stellt fest, daß als Klangholz Ahorn verwendet wurde, welches er nicht vorrätig hat. Daher besuchen sie den Biber der ein riesiges Holzlager unterhält und bei dem gerade eine frische Holzlieferung ansteht. Es ist ein tolles Spektakel, dem die Tiere des Waldes gebannt zu sehen.
Neben der Geschichte um verschiedene Hölzer und ihre Eigenschaften lernt man eine Biberburg und Wissenswertes über den Biber in Infokästchen kennen. Die Illustration ist sehr liebevoll, aber mehr kindlich, als lebensecht (es gibt eine Küche mit Waschbecken und Handtüchern am Haken). Im Glossar werden Grundlagen zum Holz aus dem schlauen Buch des Bibers (im ersten Band gibt es das schlaue Buch der Krähe) vorgestellt und 8 verschiedene Holzarten mit einem Bild eines kleines Zweigs mit Frucht und der typischen Holzmaserung. Auch typische Verarbeitungsmerkmale für kleine Handwerker werden nicht vergessen. Zudem gibt es eine sehr schöne Bauanleitung für das Amulett des Rapunzelmannes. Ich weiß leider weder was ein Rapunzelmann ist (für mich sieht er aus wie ein Heinzelmann oder Zwerg), noch spielen er und sein Amulett in der Geschichte eine besondere Rolle. Allerdings ist dieses Amulett etwas, was Kinder mit etwas Hilfe gut selber bauen können, im Gegensatz zur Gitarre der Katze. Daher wird der Gitarrenbau der Katze auch gar nicht beschrieben, da dies zu kompliziert ist, obwohl sie den Aufhänger der Geschichte bildet. Dafür ist im Anschluß an die Bauanleitung des Amuletts ein Bild von der glücklich singenden Katze mit ihrer reparierten Gitarre abgebildet. Das ging mir leider zu schnell. Es hätte mir völlig gereicht, wenn man als Aufhänger der Geschichte den Rapunzelmann und sein Amulett genommen hätte, das wäre für mich sinniger gewesen.
Auch die im Klassentext erwähnten jungen Wölfe, spielen keine nennenswerte Rolle, somit werden leider Erwartungen geweckt, die nicht wirklich erfüllt werden.
Ein weiteres Extra ist das Lied der Biberflößer mit Text und Noten. Es ist allerdings keine bekannte Melodie angegeben, zu der man es singen kann. Meine Musikalität ist begrenzt, daher habe ich erst gar nicht meine Blockflöte ausgepackt, sondern im Internet die angegebenen Verlagsseiten eingegeben. Dort gibt es auch einen schönen Anblick des ersten Bandes und ein weiteres Lied, aber leider keine kleine Hörprobe zum Lied, so daß mir persönlich die Noten wenig bringen. Dafür habe ich auf der Internetseite tolle Downloadangbote für Laubsägearbeiten gefunden.
Das Buch ist sehr hochwertig und ansprechend mit viel Liebe gestaltet. Allerdings liegt das Hauptaugenmerk des Buches wirklich auf Holz und Arbeiten mit Holz, die Logik der Geschichte kommt da ein wenig zu kurz. Das mag Kinder vielleicht nicht so stören, aber selbst nach einem Semester Methodenlehre, vermisse ich etwas eine logischere Erzählstruktur. Das Wissen wird allerdings sehr kindgerecht vermittelt, schön leicht verständlich. Für ein Bilderbuch hätte ich mir aber eine größere Schrift gewünscht, da oft alterssichtige Großeltern und manchmal auch sehr frühe Leseanfänger diese zur Hand nehmen und dafür ist der Text in den Wissenskästchen für meinen Geschmack zu klein gedruckt.
Ein wirklich schönes und liebevoll gemachtes Buch, das mich aber leider nicht voll überzeugen konnte.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Krautwald Verlag und empfehle allen begeisterten Holzarbeitern deren ansprechenden Internetseiten mit vielen Anregungen und Downloads

Donnerstag, 15. März 2018

Wie die Sonne in der Nacht, Antje Babendererde, gelesen von Jodie Ahlborn & Aleksandar Radenkovic, Goya libre



Wie die Sonne in der Nacht, Antje Babendererde, gelesen von Jodie Ahlborn & Aleksandar Radenkovic, Goya libre
Die junge Marie-Johanna ist ein vorbildliches Mädchen, daß interessiert ist und sich engagieren möchte. Doch dann kommt Nils in ihre Klasse, er brennt für seine Ideale, will die Welt verbessern und sieht in ihr, was noch nie jemand in ihr sah. So kommt es, daß sie ihr wahres Ich sucht, sich fortan Mara nennt, ihn bei seinen Umweltaktionen begleitet, auch wenn diese nicht ganz so legal sind, läßt sich einen kleinen indianischen Fuchs auf die Brust tätowieren und geht für ein Jahr nach New Mexiko, USA. Gegen Ende ihres Aufenthaltes in der Familie eines Professors für indigene Völker, wird sie von Nils versetzt und macht sich alleine auf, die Gegend zu erkunden. Dabei fällt ihr ein geheimnisvoller, gutaussehender Junge quasi vor die Füße. Er wurde angeschossen und hat seinen Namen und seine Sprache vergessen. Da ihre Reise mit Nils nun ausfällt, beschließt sie ihm zu helfen und fährt mit ihm in die Indianerreservate, dorthin, wo „Weiße“ keinen Zutritt haben. Ihr eröffnet sich eine völlig neue Welt der Mythen und Riten. Während sie versucht herauszufinden, wer der Junge ist und wer ihn angeschossen hat, lernt sie auch eine Menge über sich selbst.
Ganz zu Beginn war mir die Heldin noch sehr sympathisch. Vernünftig, engagiert, kritisch, doch dann kam der strahlende Nils, der Rebell und sie legt sogar ihren eigenen Namen ab. Für mich eine Verabschiedung von der eigenen Identität. So etwas finde ich eigentlich immer sehr traurig und bedenklich. Es wunderte mich daher nicht wirklich, als sich Nils letztendlich als gar nicht so toll entpuppte, selbst für Mara nicht, ich fand ihn ja nie toll. Diese Erkenntnis und diese Ratlosigkeit von ihr, was nun? Das war doch alles gar nicht so geplant! Ihr Treibenlassen, das zu weiteren für sie unliebsamen Folgen führte, fand ich sehr interessant und sehr bezeichnend für dieses Alter. Eine prima Warnung für die jungen Hörerinnen. Mara war mir also nur sehr mäßig sympathisch, aber gerade interessant, weil sie so ganz anders handelt, als ich es getan hätte. Der Junge, ohne Namen, der ihr quasi vors Auto fällt, hatte aber sofort die Faszination des Fremden, der völlig anderen Kultur. Er ist in den Bergen fernab der Weißen aufgewachsen, alleine mit seiner Gehörlosen Mutter und seinem sehr traditionsverhafteten Großvater, einem ehemaligem Anführer seines Volkes. Von ihm wird er ganz traditionell zum Regenpriester erzogen, ohne Entertainment, eins mit der Natur. Dadurch wirkt er bisweilen recht unbedarft und gleichzeitig sehr weise und reif. Maras typisches Verhalten für die westliche Zivilisation, das Fragen, statt Beobachten irritiert ihn. Es sind diese feinen Unterschiede, im Aufeinandertreffen der Kulturen, die sehr besonders sind. Diese werden noch ergänzt durch eine Liebesgeschichte, die die Altersempfehlung frühestens ab 14 Jahren rechtfertigt, d.h. es bleibt nicht beim Anhimmeln und Händchenhalten.
Doch ist die Frage noch ungeklärt, wieso er überhaupt angeschossen war? Das bleibt lange Zeit ein Rätsel, daß sich erst nach und nach den Hörern erschließt, wie auch Kayemos Familiengeschichte. Hier kann man sich noch auf einige spannende Momente mit Gänsehaut gefasst machen.
Jodie Ahlborn gefällt mir wieder sehr gut. Ich mag ihre Stimmlage, ihr Sprechtempo und ihre deutliche und bewegte Sprechweise. Auch vom Alter her erscheint ihre Stimme für die junge Mara passend.
Aleksandar Radenkovic war mir bislang kein Begriff. Seine Stimme ist ebenfalls sehr angenehm, wohl moduliert und bringt die Emotionen gut rüber. Allerdings klingt für mich seine Stimme zu alt, also so ca. 27 Jahre, nicht alt, aber zu alt für Kayemo. Sobald er aber die Älteren Pueblo-Indianer spricht, wird es für mich richtig passend, auch Passagen, die er für Mara übernimmt gefallen mir. Es sind nämlich zwei verschiedene Sprecher, die jedoch nicht ausschließlich die männlichen oder weiblichen Parts sprechen. Dennoch kommt man nicht durcheinander, es ist immer offensichtlich wer handelt oder spricht. Das ist insofern sehr gut umgesetzt worden.
Die Hauptfiguren sind noch sehr jung und müssen sich selbst finden, sie durchlaufen noch einen Reifungsprozess. So hatte ich schon meine Befürchtungen, dass es letztendlich ein Happy End im Sinne, und wenn sie nicht gestorben sind, geben würde. Aber Antje Babendererde hat es geschafft ein wirklich passendes Ende ohne Kitsch und Pathos, sondern sehr viel Freiraum für ihre jungen Helden zu schaffen. Es ist irgendwie abgerundet und dennoch offen, das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es passt auch zu Mara, der ich auch durchaus wünsche, ihre eigene Identität noch weiter zu verfestigen. 
Sehr gut gefällt mir die Gestaltung der Tonträger, passend zu den leuchtenden Farben der immer wieder erwähnten Slotcanyons mit ihren indianischen Wandzeichnungen. Jeder einzelne Tonträger ist anders gestaltet.
Alles in allem sehr abwechslungsreich und voller interessanter Einblicke in eine fremde Welt, die ernsthaft bedroht ist. Mir war die Geschichte zu schade, um sie als Gute-Nacht-Geschichte zu hören, da man sonst zu leicht wichtige Informationen verpasst.
Für mich mal eine sehr ungewöhnlich Geschichte, der ich sehr gerne gefolgt bin.
4,5 von 5 Sternen