Donnerstag, 15. März 2018

Wie die Sonne in der Nacht, Antje Babendererde, gelesen von Jodie Ahlborn & Aleksandar Radenkovic, Goya libre



Wie die Sonne in der Nacht, Antje Babendererde, gelesen von Jodie Ahlborn & Aleksandar Radenkovic, Goya libre
Die junge Marie-Johanna ist ein vorbildliches Mädchen, daß interessiert ist und sich engagieren möchte. Doch dann kommt Nils in ihre Klasse, er brennt für seine Ideale, will die Welt verbessern und sieht in ihr, was noch nie jemand in ihr sah. So kommt es, daß sie ihr wahres Ich sucht, sich fortan Mara nennt, ihn bei seinen Umweltaktionen begleitet, auch wenn diese nicht ganz so legal sind, läßt sich einen kleinen indianischen Fuchs auf die Brust tätowieren und geht für ein Jahr nach New Mexiko, USA. Gegen Ende ihres Aufenthaltes in der Familie eines Professors für indigene Völker, wird sie von Nils versetzt und macht sich alleine auf, die Gegend zu erkunden. Dabei fällt ihr ein geheimnisvoller, gutaussehender Junge quasi vor die Füße. Er wurde angeschossen und hat seinen Namen und seine Sprache vergessen. Da ihre Reise mit Nils nun ausfällt, beschließt sie ihm zu helfen und fährt mit ihm in die Indianerreservate, dorthin, wo „Weiße“ keinen Zutritt haben. Ihr eröffnet sich eine völlig neue Welt der Mythen und Riten. Während sie versucht herauszufinden, wer der Junge ist und wer ihn angeschossen hat, lernt sie auch eine Menge über sich selbst.
Ganz zu Beginn war mir die Heldin noch sehr sympathisch. Vernünftig, engagiert, kritisch, doch dann kam der strahlende Nils, der Rebell und sie legt sogar ihren eigenen Namen ab. Für mich eine Verabschiedung von der eigenen Identität. So etwas finde ich eigentlich immer sehr traurig und bedenklich. Es wunderte mich daher nicht wirklich, als sich Nils letztendlich als gar nicht so toll entpuppte, selbst für Mara nicht, ich fand ihn ja nie toll. Diese Erkenntnis und diese Ratlosigkeit von ihr, was nun? Das war doch alles gar nicht so geplant! Ihr Treibenlassen, das zu weiteren für sie unliebsamen Folgen führte, fand ich sehr interessant und sehr bezeichnend für dieses Alter. Eine prima Warnung für die jungen Hörerinnen. Mara war mir also nur sehr mäßig sympathisch, aber gerade interessant, weil sie so ganz anders handelt, als ich es getan hätte. Der Junge, ohne Namen, der ihr quasi vors Auto fällt, hatte aber sofort die Faszination des Fremden, der völlig anderen Kultur. Er ist in den Bergen fernab der Weißen aufgewachsen, alleine mit seiner Gehörlosen Mutter und seinem sehr traditionsverhafteten Großvater, einem ehemaligem Anführer seines Volkes. Von ihm wird er ganz traditionell zum Regenpriester erzogen, ohne Entertainment, eins mit der Natur. Dadurch wirkt er bisweilen recht unbedarft und gleichzeitig sehr weise und reif. Maras typisches Verhalten für die westliche Zivilisation, das Fragen, statt Beobachten irritiert ihn. Es sind diese feinen Unterschiede, im Aufeinandertreffen der Kulturen, die sehr besonders sind. Diese werden noch ergänzt durch eine Liebesgeschichte, die die Altersempfehlung frühestens ab 14 Jahren rechtfertigt, d.h. es bleibt nicht beim Anhimmeln und Händchenhalten.
Doch ist die Frage noch ungeklärt, wieso er überhaupt angeschossen war? Das bleibt lange Zeit ein Rätsel, daß sich erst nach und nach den Hörern erschließt, wie auch Kayemos Familiengeschichte. Hier kann man sich noch auf einige spannende Momente mit Gänsehaut gefasst machen.
Jodie Ahlborn gefällt mir wieder sehr gut. Ich mag ihre Stimmlage, ihr Sprechtempo und ihre deutliche und bewegte Sprechweise. Auch vom Alter her erscheint ihre Stimme für die junge Mara passend.
Aleksandar Radenkovic war mir bislang kein Begriff. Seine Stimme ist ebenfalls sehr angenehm, wohl moduliert und bringt die Emotionen gut rüber. Allerdings klingt für mich seine Stimme zu alt, also so ca. 27 Jahre, nicht alt, aber zu alt für Kayemo. Sobald er aber die Älteren Pueblo-Indianer spricht, wird es für mich richtig passend, auch Passagen, die er für Mara übernimmt gefallen mir. Es sind nämlich zwei verschiedene Sprecher, die jedoch nicht ausschließlich die männlichen oder weiblichen Parts sprechen. Dennoch kommt man nicht durcheinander, es ist immer offensichtlich wer handelt oder spricht. Das ist insofern sehr gut umgesetzt worden.
Die Hauptfiguren sind noch sehr jung und müssen sich selbst finden, sie durchlaufen noch einen Reifungsprozess. So hatte ich schon meine Befürchtungen, dass es letztendlich ein Happy End im Sinne, und wenn sie nicht gestorben sind, geben würde. Aber Antje Babendererde hat es geschafft ein wirklich passendes Ende ohne Kitsch und Pathos, sondern sehr viel Freiraum für ihre jungen Helden zu schaffen. Es ist irgendwie abgerundet und dennoch offen, das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es passt auch zu Mara, der ich auch durchaus wünsche, ihre eigene Identität noch weiter zu verfestigen. 
Sehr gut gefällt mir die Gestaltung der Tonträger, passend zu den leuchtenden Farben der immer wieder erwähnten Slotcanyons mit ihren indianischen Wandzeichnungen. Jeder einzelne Tonträger ist anders gestaltet.
Alles in allem sehr abwechslungsreich und voller interessanter Einblicke in eine fremde Welt, die ernsthaft bedroht ist. Mir war die Geschichte zu schade, um sie als Gute-Nacht-Geschichte zu hören, da man sonst zu leicht wichtige Informationen verpasst.
Für mich mal eine sehr ungewöhnlich Geschichte, der ich sehr gerne gefolgt bin.
4,5 von 5 Sternen

Mittwoch, 14. März 2018

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus, Tanya Stewner, gelesen von Catherin Stoyan, Argon Verlag



Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus, Tanya Stewner, gelesen von Catherin Stoyan, Argon Verlag
Liliane wird immer noch von Reportern belagert, die unbedingt neue Fotos und Reportagen von dem Mädchen, das mit Tieren spricht und Pflanzen wachsen lässt, für die Presse wünschen. Das steckt sogar die Menschen in ihrer Umgebung an, so daß sich ein Kamerateam in die Schule einschleichen kann. Dabei hat Lilli doch ganz andere Sorgen. Im Zoo soll eine Lieferung mit Problempinguinen eintreffen, d.h. Exemplare, die in ihren ursprünglichen Zoos aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihre Population eingegliedert werden konnten. Pascha ein eleganter Kronenpinguin, ist herrisch, hochnäsig und abweisend. Yuki, ein Brillenpinguin, ist ein echtes Kamikaze-Tier, daß sich ständig verletzt weil es sich von hohen Mauern herunterstürzt. Bei ihm wird angenommen, er wäre depressiv und wolle sich das Leben nehmen. Eine Schar von weiblichen Pinguinen zickt so laut, daß einem die Ohren wehtun und zwei Männchen wollen sich einfach nicht mit Weibchen paaren, sondern hängen nur aufeinander. Wie soll Lilli aus diesem Haufen nur eine einheitliche Gruppe bilden? Außerdem ist die hinterhältige Trina wieder im Zoo, der traut sie immer noch nicht über den Weg, auch wenn ihre Schwester Trixi mittlerweile eine richtig gute Freundin geworden ist.
Wie immer hatten meine Töchter (10 und 8 Jahre) auch bei diesem 9. Abenteuer wieder eine Menge zu kichern Lillis Hund Bonsai und die Katze ihres besten Freundes Jesajah Frau von Schmidt sind aber auch wirklich zu komisch! Diesmal leidet Schmidti darunter, daß die Menschen ihr künstlerisches Talent verkennen und insbesondere Lillis Mutter ihre kreative Ader nicht zu schätzen weiß. Dabei fühlt sich Schmidti ihr doch so sehr verbunden! Der hochbegabte Jesajah leidet schrecklich darunter, daß seine Annahmen sich als falsch herausgestellt haben. Dieses Frustrationserlebnis macht ihm schwer zu schaffen. Lilli, bei der außerhalb der Welt der Tiere und Pflanzen, nicht alles immer gelingt, ist ihm diesmal keine große Hilfe. Das ist ein wirklich wichtiges Thema, da gerade Kinder, die in der Schule sehr gut sind, auch lernen müssen mit Niederlagen zu leben. Niemand ist unfehlbar, noch nicht einmal die eigenen Eltern.
Sehr gut gefällt uns, daß in jedem Band verschiedene Probleme aus dem kindlichen Erfahrungsbereich angesprochen werden, diese allerdings weder den Spaß, noch die Spannung an Lillis Abenteuern überlagern. Es ist einfach eine Reihe mit „Mehrwert“, so haben wir in diesem Band zum Beispiel gelernt, warum Pinguine im Gegensatz zu Schwänen und Enten nicht fliegen können. Denn Yuki will sich nicht das Leben nehmen, sondern einfach fliegen wie ein Vogel, nicht der tiefe Fall ist das Ziel, sondern die schwindelerregenden Höhen. Meistens lernen Kinder, daß wenn sie sich nur genug anstrengen, dann klappt es auch. Dennoch müssen Kinder lernen, daß einige Träume für immer Träume bleiben. Das ist nicht schlimm, das Leben ist trotzdem schön und manchmal kommt man auch über Umwege ans Ziel. Gerade diese Umwege sind ein Grund niemals aufzugeben. Eine schöne Botschaft für Kinder. Ach ja, daß Brillen bisweilen ein Segen sein können, kommt bei uns natürlich auch super an! Wer hier aber eine Brille verpasst bekommt, wollen wir dennoch nicht verraten.
Catherine Stoyan ist nicht meine persönliche Lieblingssprecherin (was an einigen Klangfarben liegt), aber meine Große findet sie mittlerweile richtig gut. Sie liest wirklich die Personen mit jeweils eigenen Stimmen, wobei es mir diesmal besser gefällt, weil ich ihre Pinguin-Interpretation wirklich klasse finde. Die lauten Pinguin-Damen mit sächsischem Akzent sind ebenso herrlich wie der exaltierte Kaiserpinuin oder der deprimierte kleine Yuki mit seinen hochfliegenden Träumen! Sie moduliert gut verständlich und keinesfalls monton.
Die Lautstärke ist wirklich exzellent ausbalanciert und weder Atmer oder zu lange Tracks haben unser Hörvergnügen dieses extra-Langen-Hörvergnügens getrübt. Dieser Band ist ungekürzt und die jungen Hörerinnen, kommen daher in den Genuss, von jedem frechen Spruch von Hund Bonsai oder den amüsanten Überlegungen der Schnurrdame von Welt.
Das Cover in der Gestaltung von Eva Schöffmann-Davidov wieder ein echter Hingucker, auf dem es für die Kinder jede Menge zu entdecken gibt.
Meine Töchter lieben die Hörbücher und empfehlen sie unbedingt weiter!
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Argon-Verlag und wer nun neugierig ist, kann sich unter dem Verlagslink auch die Hörprobe anhören!