Sonntag, 7. Januar 2018

Französisch Backen, Aurélie Bastian, Südwest Verlag



Französisch Backen, Aurélie Bastian, Südwest Verlag
Die Autorin ist Foodbloggerin des Blogs „Französisch Kochen“, auf welchem sie auch französisches Gebäck wie Brioche, Croissant, Baguette, Eclair und Madeleine vorstellt.
Gerade bei Brandteig wie bei Eclairs haben einige Hemmungen, mit Schritt für Schritt Anleitungen mit Fotos sind gerade auch aufwendigere Backwerke leicht nach zu backen.
Das Buch ist klar strukturiert und wie folgt aufgebaut:
Vorwort, Tipps & Tricks, Petit déjeuner (Frühstück), Pâtisserie (Gebäck), Goûter (Kaffeezeit), Grandes occasions (besondere Anlässe), Rezeptregister und Impressum.
Mir gefiel gut, daß die Aufnahmen ansprechend aber durchaus auch dem Gebäck entsprechend aussehen, also nicht allzu sehr frisiert. Den Dreikönigskuchen „Galette des rois“ haben wir früher im Französisch LK gebacken und er sah tatsächlich so aus wie auf dem Bild, ebenso wie unser „Bûche de Noel“ der Weihnachtsbaumstamm, der Far Breton (bretonischer Pflaumenkuchen, nicht mein Geschmack) und Gâteau basque (wir haben mit der französischen Fremdsprachenassistentin gebacken, die kaum älter war, als wir, aber gerne buk). Da ich weiß wie lecker, aber auch wie mächtig so ein Bûche ist und der Dreikönigstag erst naht, gab es bei uns einfach den Anlässen entsprechend: Brioche, das Frühstückshefegebäck , das sich wegen des Buttergehalts gut hält und daher prima zum Vorbacken vor langen Feiertagen geeignet ist, Hefewaffeln als Gebäck am 2. Weihnachtsfeiertag (immerhin habe ich ja ein frz. Waffeleisen) und den Brotkranz für die Sylvesterparty.
Es ging alles recht einfach und gelang prima. Allerdings fand ich es sehr lustig, daß Aurélie schrieb, man möchte bitte die frische Hefe im Wasser auflösen. Das habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht und grübelte erst einmal, wie es noch mal ging. Da wäre ein Hinweis hilfreich gewesen, wie: mit der Gabel sanft die lauwarme Flüssigkeit mit den reingebröselten Hefestückchen umrühren…. Der Brotkranz wird ebenfalls mit frischer Hefe gebacken und bis dahin hatte ich den Dreh wieder raus, aber ich backe meistens nur noch mit Trockenhefe, da ich die in großen Mengen auf Vorrat horten kann, da muß man nicht so planvoll vorgehen…. Auch der Hinweis bei den allgemeinen Backtipps, daß jede Hefe anders schmeckt, man solle da verschiedene Markendurchprobieren, fand ich dann doch eher für Perfektionisten oder Feinschmecker, ich nehme die Hefe, die gerade in dem Geschäft angeboten wird, in dem ich stehe, wenn ich dran denke.  Angenehm fand ich, daß bei Kleingebäck die zu erwartende Anzahl angegeben ist, so daß man abschätzen kann, ob man eventuell das Rezept verdoppeln muß.
Meiner Jüngsten, die total für dieses Buch schwärmt, weil es so schön bunt ist und appetitlich aussieht, gefielen besonders die farbigen Rezepte mit Lebensmittelfarbe. Bevor ich mich mit ihr an die Macarons herangetraut habe (ihr Wunsch) habe ich welche gekauft. Sie schmeckten keinem von uns besonders, da haben wir uns die Mühe gespart. Auch wenn die Beschreibung gut verständlich ist, ist es doch ziemlich aufwendig, daher der relativ hohe Preis.
Die Auswahl der Rezepte ist sehr vielfältig und doch auch sehr landestypisch, mit kleinen Tipps und Kniffen der erfahrenen Foodbloggerin, so daß sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene in Versuchung geführt werden. Der glutenfreie Gâteau au chocolat (Schokoladenkuchen) sieht so himmlisch aus, daß wir ihn zum Kindergeburtstag backen werden, denn die Kinder wollen immer Schokokuchen, aber die beste Freundin hat Zöliakie… Deren Mutter hat noch mehr Rezepte gefunden, die sich auf Grund des geringen Mehlanteils gut mit Mandeln statt Mehl glutenfrei backen lassen.
Nährwertangaben sind leider nicht abgebildet.
Für mich birgt dieses Backbuch wirklich sehr viele Erinnerungen, ich war verblüfft wie viele, denn ich hatte ganz vergessen, wie viel wir in der Schule gebacken haben (der Kurs war ganz klein, nur max. 15 Mädels, wenn alle da waren). Es sind also tatsächlich traditionelle französische Backrezepte. Mir ist jetzt auf Anhieb nichts eingefallen, was ich hier vermissen würde.
Ein wirklich schönes und typisches Backbuch für französische Spezialitäten, daß zum Nachbacken einlädt. Wir vergeben gerne 4 von 5 Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Südwest Verlag, für diese köstliche Versuchung.

Freitag, 5. Januar 2018

Der Schlunz und das Rätsel im Weihnachtskeks, Harry Voß, SCM



Der Schlunz und das Rätsel im Weihnachtskeks, Harry Voß, SCM
Der Schlunz ist ein Junge, der von Familie Schmidtsteiner im Wald gefunden wurde. Er leidet unter Gedächtnisverlust und kann sich einfach nicht mehr erinnern, auch nicht an seinen Namen, daher wird er Schlunz genannt. Dies ermöglicht auch viele kindgerechte Erklärungen innerhalb der Geschichten, das sein Gehirn ganz vieles neu lernen muß, auch Glaube und Bibelkenntnisse, denn Familie Schmidtsteiner ist nicht nur sehr christlich, sondern praktiziert ihren Glauben auch. So, wie die Dame vom Jugendamt ihre Aufgabe ernst nimmt und regelmäßig nach dem „Jungen aus dem Wald“ schaut. Dieser hat immer eine Menge unterhaltsamer Ideen im Kopf, stellt Fragen und hinterfragt.
Dies ist eine Adventsgeschichte, die am 1. Dezember beginnt. Die Kinder haben in der Schule gewichtelt und jeder soll seinem Wichtel ein kleines Geschenk rund um Weihnachten machen. Der Schlunz hat das natürlich wieder total vergessen und denkt erst wieder daran, als er auf der Türschwelle einen Weihnachtskeks mit seinem Namen, aber ohne Absender findet. In dem Keks ist ein Zettel mit einem Bibelspruch eingebacken. Das bringt ihn zum Grübeln, über den Spruch und die Identität des Wichtels. Fortan findet er jeden Tag an ganz verschiedenen Stellen, aber eben meist in der Schule, einen neuen Bibelvers. Das ist für ihn sehr spannend und er will mal wieder den Dingen und der Bedeutung auf den Grund gehen. Neben dieser Ermittlungstätigkeit passieren ihm natürlich wieder einige Pannen, er unterhält seine Mitmenschen mit seinen verrückten Ideen, über die sich nicht alle gleich freuen und manchmal bringt er Mutter Schmidtsteiner auch zur Verzweiflung oder nervt den Onkel. Aber er hat das Herz am rechten Fleck und so kann man ihm nie lange böse sein.
Ich hatte aufgrund der bisherigen Rezensionen mehr Chaos durch den Schlunz erwartet, so etwa im Sinne von Michel aus Lönneberga, aber so schlimm ist er gar nicht und wie Michel gilt auch bei dem Schlunz: Unfug plant man nicht, das wird es schon ganz von alleine! Er ist ein liebenswerter Kerl und seine typischen Kindererlebnisse kommen in einigen Kapiteln mehr und in anderen weniger stark vor. Auf jeden Fall hat er mich zum Schmunzeln und Nachdenken gebracht. Es bleiben aber immer die Bibelverse, die zum Nachdenken anregen. Einige fand ich für Kinder schon sehr ungewöhnlich schwer zugänglich und habe gestaunt, wie locker flockig der Schlunz da einen Berührungspunkt zu seinem Leben fand, mir ist da nicht immer auf Anhieb was eingefallen. Aber der Schlunz ist halt wirklich sehr aufgeschlossen für alles, vielleicht, weil er nicht durch bestehende Erinnerungen festgefahren ist. Ganz ohne Vorbehalte geht er daher auf seinen muslimischen Mitschüler zu und erkundigt sich nach seinem Glauben und der Bedeutung von Weihnachten für den Islam. Da er so offen und freundlich ist, nimmt man ihm das nicht krumm, sondern lernt noch selbst dazu.
Unser Nachbarsjunge Jonathan war wieder völlig begeistert und flog so durch die Seiten und auch seine Mutter hatte große Freude an der Geschichte. Ich persönlich hätte mir noch etwas mehr Schlunzchaos gewünscht, habe ihn aber wirklich für seinen Mut und seine Unbekümmertheit bewundert.
Ein tolles Buch für alle Familien, die gerne in der Weihnachtszeit ein Adventskalenderbuch lesen möchten, das wirklich sich mit den Weihnachten zugrundeliegenden Gedanken und dem Glauben beschäftigen wollen. Für solche, für die Weihnachten inzwischen schon völlig losgelöst von Christi Geburt ist, wohl eher ungeeignet, sofern sie nicht über einen so offenen Geist wie der Schlunz verfügen.