Samstag, 30. Dezember 2017

Inspector Swanson und das schwarze Museum, Robert C. Marley, Dryas




Inspector Swanson und das schwarze Museum, Robert C. Marley, Dryas
London 1894, eigentlich befindet sich Chief Inspector Donald Sutherland Swanson schon auf seiner Abschiedsrunde in Scotland Yard, um seinen 14-tägigen Familienurlaub in Schottland anzutreten. Doch die Pflicht ruft und er muß erst noch einen Abstecher zur heutigen Eröffnung des Kriminalmuseums, dem sogenannten „schwarzen Museum“ im Keller des Gebäudes machen, wo er auch den berühmten Schriftsteller Conan Doyle trifft und zahlreiche Journalisten. Dies ist im Zug schon fast wieder vergessen, als dieser unvermittelt hält. Ein wohlhabender Passagier in einem Schlafwagenabteil wurde ermordet und niemand hat es mitbekommen. Die Tat ist äußerst rätselhaft. Ehe er erdolcht wurde, explodierte eine Taschenuhr in seiner Weste und verletzte ihn schwer. In der Jackeninnentasche befindet sich ein Brief in einem Freimaurercode. Swanson ist der einzige Polizist vor Ort und selbst Freimaurer. Da muß der Familienurlaub erst mal warten, denn er muß vor Ort die Spuren bewerten und einem Verdächtigen folgen. Nicht lange und der Fall wird persönlich, wie persönlich ahnt Swanson aber vorerst nicht. Nicht nur die Freimaurer tauchen bei diesem kniffeligen Verbrechen immer wieder auf, auch der berühmte Kriminalautor hat immer wieder kurze Gastauftritte.
Schon bei der Wahl der Vornamen Donald Sutherland seines Inspectors hat Robert C. Marley Sinn für Humor bewiesen. So wie auch der berühmte Schauspieler ist auch der Chief Inspector ein beeindruckender Mann, aber ohne persönliche Skandale, er überzeugt durch sein können und seinen scharfen Verstand.
Dieser viktorianische Krimi überzeugt vor allem durch sein Zeitempfinden und seine Kniffeligkeit. Es gibt keine spektakulären Verfolgungsjagden, bis zum Schluß, denn selbst der Täter, den Swanson verfolgt, hat so viel Vorsprung, daß erst mal keine Gefahr droht. Es ist vor allem ein Whodunnit. Bis zum Ende tappte ich im Dunkeln, was die Identität des Täters anbelangte und das, obwohl ich eine Krimipause eingelegt hatte, weil mir der Täter in den letzten Krimis viel zu früh offensichtlich oder unlogisch vorkam. Während ich mir also den Kopf über die Identität des Täters zerbrach, erfreute ich mich an den kleinen Details am Rande. Der Möchtegern-Autor Abraham Stoker schleicht nachts über den Friedhof von Highgate, um für seinen geplanten großen Vampirroman, der die Literarturwelt revolutionieren soll, die Atmosphäre zu erspüren. Sir Arthur Conan Doyle, der vor Kurzem sein geistiges Kind Sherlock Holmes, das Fluch und Segen zugleich für ihn war, literarisch hat sterben lassen, um auch andere Romane schreiben zu können, hat immer wieder kurze, aber nicht unbedeutende Auftritte. Oscar Wilde, Jack the Ripper und andere Größen der damaligen Zeit finden Erwähnung am Rande. Zudem verschafft der Krimi Einblick sowohl in die geheime Welt der Freimaurer, als auch in den Verbreitungsgrad dieser Bruderschaft. Das Buch ist in 7 Teile unterteilt, die alle mit einem Vorsatzpapier, das eine alte Dampflok zeigt die von links nach rechts das Bild durchquert und einem jeweils wechselnden Zitat eines berühmten Freimaurers (?) eingeleitet wird z.B. „Jedes zu große Übergewicht von einer Seite stört die Freundschaft“ Adolph Freiherr von Knigge.
Dieser Band ist Teil der „Baker Street Bibliothek“, also der viktorianischen Krimis, dieses Verlages der auf Krimis spezialisiert ist, die in England spielen. Die Baker Street Bibliothek mag ich schon wegen ihrer wunderbar nostalgischen Aufmachung sehr gerne. Es gibt einen farbigen Schnitt, eine Vignette zu Beginn eines Kapitels, ein Glossar am Ende und oft auch Karten und Skizzen. Eine Karte war hier entbehrlich, dafür wird der Winkelcode der Freimauer skizziert und erläutert.
Robert C. Marley, Jahrgang 1971 ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister und Mitglied des Syndikats – der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren. Natürlich liebt er seit seiner Jugend Sherlock Holmes und Agatha Christie.
Ein kniffeliger Krimi mit Stil und Klasse, ein echtes Lesevergnügen, das 5 von 5 Krimisternen verdient.

Donnerstag, 28. Dezember 2017

Forever again, Für alle Augenblicke wir, Lauren James, gesprochen von Julia Meier, Goya Libre



Forever again, Für alle Augenblicke wir, Lauren James, gesprochen von Julia Meier, Goya Libre
Im Jahre 2039 ist die Welt nicht mehr so wie wir sie heute kennen. 2019 fand der 3. Weltkrieg statt, Schottland ist ein autonomer Staat.
An der Universität Nottingham begegnen sich die 18 jährigen Biologiestudenten Katherine Finchley und Matthew Galloway und kommen sich merkwürdig vertraut vor. Katherine googelt Matthews Namen und stellt fest, daß es 2019 bereits ein junges Forscherehepaar mit ihrem Namen gab, die als Terroristen festgenommen und getötet wurden. Auch im Jahre 1854 während des Krimkrieges taucht ihr Name in den Geschichtsbüchern auf. Matthew Galloway war damals der erste zivile Kriegsberichterstatter der Times, der auch unerlaubt über die Missstände an der Front berichtete, während sein Assistent Christopher Kit Finchley, ihn daran hindern sollte. Selbst 1745 während des Jakobitenaufstandes, als Charles Stuart den Thron von England erobern wollte, gab es in dem Örtchen Carlisle an der schottischen Grenze einen Kutscher und eine junge Adelige mit ihren Namen, die gegen das Vorrücken der Truppen von Bonnie Prince Charlie kämpften.
Doch wie ist das möglich, daß sie immer wiedergeboren werden und warum? Welche Aufgabe könnten sie wohl zu erfüllen haben, die sie immer wieder aufeinander treffen und dann wieder sterben läßt?
Statt eines Erzählers, werden zusätzliche Informationen mittels Nachrichtensendungen oder Kommentaren aus dem Off vermittelt, wobei noch nicht klar ist, wer dies ist. Es ist auf jeden Fall die unbekannte lenkende Macht, die für die Wiedergeburt des Paares verantwortlich ist.
Der Einstieg in die Geschichte mit den unvermittelten Zeitsprüngen fiel mir etwas schwer. Diese kündigen sich nicht an, es wird keine Zeitmaschine benutzt, die den Hörer auf den Sprung vorbereitet es werden einfach 4 verschiedene Zeitstränge erzählt, von der gleichen Sprecherin. Klar, es sind ja auch die gleichen Personen, dennoch macht dies es schwieriger in die Geschichte zu Beginn einzutauchen. Während ich die historischen Figuren wirklich mochte, für ihren Mut, ihre Überzeugung und Unerschrockenheit, ging mir die heutige Katherine bisweilen auf den Keks, da ich sie als etwas überdreht, gewollt witzig empfand - ein leichter amüsanter, verspielter Humor, auf den der schüchterne Matthew wohl total abfährt. Ich fand es beim Zuhören etwas anstrengend, betrifft aber nicht die Kriegszeiten. Amüsant finde ich hingegen die Reflexionen über die heutige Zeit, über die Haarschnitte oder ähnliches, diese kleinen Details haben mir Spaß gemacht.
Ich hatte an das Hörbuch wahrscheinlich zu hohe Erwartungen. Man bekommt nicht wirklich viel mit von den Zeiten, in denen die zwei reisen. Allerdings werden schon einige soziale Missstände angeprangert, wie die schlechte Versorgung der Truppen an der Krim, das Verbot über den Krieg zu berichten, um den gegnerischen Truppen keinen Vorteil zu verschaffen, oder die strengen Klassenunterschiede im Jahre 1745, in denen Töchter gut verheiratet werden mußten und illegitime Kinder eigentlich keiner wirklichen Klasse angehörten.
Das Paar durchlebt die Zeiten immer wieder, solange, bis sie entscheidende Veränderungen für den Fortgang der Weltgeschichte erreichen können. Das ist schon ganz interessant, um welche Kleinigkeiten es dort geht, die zu großen Veränderungen in der Lage der Welt führten. Auch interessant finde ich den Aspekt, das bisweilen bei der Wiedergeburt etwas schiefläuft. Sie werden nicht immer wiedergeboren, sondern anscheinend durch die Zeit geschoben. Wie genau ist mir noch nicht ganz klar, da hoffe ich einfach auf die Fortsetzung.
Auch das Ende kam für mich etwas abrupt und lässt einige Fragen offen. Dies könnte eventuell auf die Kürzungen des Textes zurückzuführen sein. Dies ist vielleicht auch der Grund, weshalb die Figuren für mich etwas blass blieben und ich nicht wirklich romantisch angehaucht wurde, durch die immer währende Liebesgeschichte zwischen Katherine und Matthew. Die ganz großen Gefühle werden zwar geschrieben, erreichen aber nicht mein Herz.
Aber nein, es war nicht alles schlecht. Die Geschichte ist durchaus unterhaltsam und spannend, wenn auch etwas verwirrend. Ich habe daher lange darüber nachgedacht, wie ich dieses Hörbuch nun wohl bewerten soll und da war für mich letztendlich die Frage entscheidend: Will ich wissen wie es weitergeht, oder ist es mir herzlich egal? Ja, ich will schon das große Ganze hinter Kate und Matts Schicksal kennenlernen, auch wenn ich diesmal meine Erwartungen tiefer schrauben werde.
Julia Meier mag ich als Sprecherin wirklich sehr gerne und war mit ein Grund, weshalb ich mich für dieses Hörbuch interessiert habe. Sie hat für mein Empfinden eine sehr warme, sympathische Stimme mit großer Variationsbreite, die auch feine Nuancen des Humors trifft. Leider fand ich Kates Nuancen bisweilen too much. Julia Meier konnte sie wohl kaum anders lesen, doch wirkte es auf mich, manchmal etwas überdreht. Für mich nicht ihr bestes Hörbuch, aber das liegt wohl wirklich am Text.
Die Autorin Lauren James studierte ebenso wie Kate und Matt an der Universität Nottingham Chemie und Physik und kennt sich daher aus eigener Erfahrung mit diesem Menschenschlag und den süßen aber zurückhaltenden Chemikern aus (denn eigentlich hatte Matt mit Chemie begonnen).
Ein dicker Pluspunkt dieses Hörbuchs ist seine Aufnahmequalität. Es gibt keine Lautstärkeschwankungen, es ist immer sehr gut verständlich und die Tracks sind ausreichend gesetzt, um mal kürzere Passagen zum besseren Verständnis wiederholen zu können.
Meine gemischten Gefühle drücken sich in 3 von 5 Sternen aus, die Fortsetzung interessiert mich aber dann doch, auch wenn ich nicht völlig begeistert bin.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo-Verlag für dieses interessante Rezensionsexemplar.