Montag, 2. Oktober 2017

Thabo Detektiv und Gentleman: Der Rinder-Dieb, Kirsten Boie, gelesen von Hendrik Kleinschmidt, Jumbo Verlag



Thabo Detektiv und Gentleman: Der Rinder-Dieb, Kirsten Boie, gelesen von Hendrik Kleinschmidt, Jumbo Verlag

Thabo und seine Freunde Emma Chapman, die Tochter der Eigentümerin von Lion’s Lodge und Sifiso ein Waisenjunge, der mit seiner Schwester Delighty auf seine jüngeren Geschwister aufpasst, haben inzwischen erfolgreich ihren zweiten Fall gelöst. Naja, Emma’s Großtante Agatha hat auch immer ihren Beitrag dazu geleistet. Agatha, die Thabo sein Handy finanziert, damit er ihr bei technischen Problemen helfen kann und mit der er alte Miss Marple Filme schaut, um sich als Ermittler zu schulen. Während Thabo auf einer 2 Stunden Safari mit seinem Onkel Vusi ist, ruft ihn Emma zurück zur Lodge. Dort sitzen auch schon Inspector Quinton Gwebu, Reverend Hlophe und Miss Agathas alter Freund Buyisiwe Fairplay Dlamini, ein reicher Transportunternehmer und ehemaliger Verehrer. Sie erfahren von einer Brandstiftung in den abgelegenen Bergen. Emma und Thabo sind sofort im Ermittlermodus, doch schon bald gibt es ein neues Rätsel zu lösen. PC Sipho Godbless wird vor ihren Augen als Rinderdieb verhaftet. Dabei mag PC Sipho Godbless nicht schlau sein, aber ein Rinderdieb? Auch diesen Fall müssen sie klären, bei ihrer Ermittlerehre, doch plötzlich verschwindet auch noch Tante Agatha und die Ereignisse überstürzen sich.

Dies ist ganz klar, Thabos spannendster und kniffeligster Fall! Thabo und seine Freunde sind einem in diesem Band schon richtig vertraut. Wer sich auf Lion’s Lodge und dem Königreich nicht auskennt, für den gibt es eine praktische Übersichtskarte im Booklet, sowie ein Personenverzeichnis und ein Glossar der wichtigsten afrikanischen Wörter. Aus diesem Grunde sollte man unbedingt einen Download vermeiden. Das Booklet ist nicht nur richtig liebevoll gestaltet, sondern auch sehr hilfreich. Da ich bereits die zwei ersten Bände kenne, habe ich einiges schon wieder erkannt und meine Tochter, die die Hörbücher dazu kennt, hat dann meine Aussprache kritisiert. Zum laut Vorlesen sind die Thabo-Bände aufgrund der vielen afrikanischen Begriffe eher weniger geeignet, aber dafür gibt es ja die Hörbücher. Diese liest Henrik Kleinschmidt super ein. Kein Stocken kein Stottern bei all den afrikanischen  Begriffen. Sehr lebendig transportiert er Thabos Gedanken, Überlegungen und Gefühle. Bei diesem dritten Band, mussten meine Tochter und ich aber schmunzeln. Denn die Autorin Kirsten Boie macht ein großes Geheimnis um Thabos Alter, es wird nicht verraten, doch der Sprecher ist im Stimmbruch, was ja schon ein Anhaltspunkt für sein Alter ist. Der Stimmbruch stört nicht, es ist nur witzig, weil der Zuhörer merkt, daß Thabo ganz sicher älter als 12 Jahre sein muß. Wir finden, daß er die optimale Besetzung für dieses Hörbuch ist, das nicht leicht zu lesen ist, denn ich versuche mich regelmäßig am Vorlesen der Buchvorlage und übergebe dann doch lieber an Hendrik Kleinschmidt.
Thabos Sprache ist noch immer etwas antiquiert, was für einen afrikanischen Jungen, der ein Gentleman werden möchte sehr passend ist, aber einige sprachliche Eigenheiten, die ich beim ersten Band noch sehr sperrig fand und die mich immer wieder etwas aus der Geschichte rissen, sind nun deutlich reduziert und nur noch an sehr passenden Stellen eingesetzt. So spricht Thabo den Leser nicht mehr ständig mit „meine Damen und Herren“ an, geblieben sind aber seine Beschreibungen von Afrika, mit dem Zusatz, „das wird in ihren Ländern ja nicht anders sein“, was gerade in diesen Fällen dann gerade nicht der Fall ist und für einige Lacher sorgt. Aber auch die traurigen Seiten des südlichen Afrikas werden angesprochen, wie die hohe Sterblichkeit, die vielen Waisenkinder, die auf sich selbst gestellt sind, der Nahrungsmangel, die Probleme das Schulgeld zu zahlen. Selbstverständlichkeiten für Thabo, der dies so natürlich und so kindlich erzählt, daß auch die Zielgruppe dies verstehen und sich wundern kann (wie keine richtigen Matratzen? Nicht jeder hat eine Decke zum Schlafen, obwohl es nachts kalt wird? Es sind oft die Kleinigkeiten die so berühren, wie die Freude von Pilot über einen geschenkten alten Gummiball, den die Kinder hüten wie einen Schatz. Durch diese Elemente wird diese spannende Detektivgeschichte auch immer wieder lustig und die ernste Lage der Kinder in Afrika für europäische Leser besser begreiflich und besser verkraftbar. Denn bei aller Armut und Not, haben die Kinder Freude am Leben. Auch die Einblicke in diese völlig andere Kultur und Denkweise, durch die Augen des Jungen ohne Altersangabe (ein Gentleman spricht nicht über das Alter) finde ich sehr wertvoll.

Die sprachliche Besonderheit ist gerade für junge Leser, die mit diesem Band einsteigen bisweilen schwierig. Bei dem Hörbuch fällt dies gar nicht so auf, weil Hendrik Kleinschmidt die Geschichte mit einer solchen Selbstverständlichkeit wiedergibt, daß man sich keine andere Sprache vorstellen kann.
Während ich Band 1 sehr mäßig spannend fand (meine Tochter schon, ich eher gar nicht), steigerte sich Band 2 deutlich, wobei ich das dortige Problem Afrikas, das den Verbrechen zu Grunde lag, für Kinder schon etwas schwierig finde. Band 3 finde ich den absoluten Glücksgriff. Durchgehend gehaltener Spannungsbogen mit einem sehr kniffeligen Fall, sehr geschickte Wortwahl beim Beschreiben erschütternder Probleme und gerade für Kenner der Geschichte richtig witzig! Bei den Fahrten mit Reverend Hlophe in seinem Morris Minor und Gottvertrauen statt Aufmerksamkeit mußte auch ich lachen. Hierbei muß ich betonen, daß meine Tochter noch nicht so abgebrüht ist wie ich, und es noch viel lustiger findet. Naja, Thabos Überlegungen zu Schwarzbrennereien habe ich dann doch besser verstanden.
Ein wirklich toller Afrika-Krimi für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren, der auch sicher viel zu einem besseren Verständnis für Menschen anderer Herkunft beiträgt, da es zeigt, wie anderes Menschen in anderen Ländern leben und dennoch glücklich sein können.

Dieser Krimi hat uns richtig gepackt, wirklich toll! Eine absolute Hörempfehlung 5 von 5 Sternen.

Wer sich noch weiter dafür interessiert, so liest Kirsten Boie auch auf Käpt’n Book am  15.10.17 um 13.00h im Konrad Adenauer Haus und um 16.00h im Deutschen Museum Bonn, bei freiem Eintritt, und natürlich auf der Frankfurter Buchmesse.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Jumbo Verlag für diese tolle Hörbox!

Sonntag, 1. Oktober 2017

Wir lassen uns vorlesen: Käpt‘n Book in Bonn!



Wir lassen uns vorlesen: Käpt‘n Book in Bonn!
Heute haben wir uns von echten Profis vorlesen lassen, beim Eröffnungsfest von Käpt’n Book in der Bundeskunsthalle.
Franziska hat sich schon die ganze Zeit auf „Lindbergh“ von Torben Kuhlmann, aus dem NordSüd Verlag gefreut. Das Hörbuch gelesen von Boris Aljinovic, ist eines ihrer Liebsten und so wollte ich auch gerne hören, was sie so begeistert. Das Beste war, wir konnten es nun auch sehen! Denn Torben Kuhlmann ist studierter Illustrator und Bücher, die vom Autor selbst illustriert werden, finde ich immer besonders schön. Die kleine Maus stellt 1912 fest, daß Hamburg von allen anderen Mäusen verlassen wurde. Wo können sie nur sein? Wahrscheinlich in New York! Um dorthin zu gelangen, konstruiert er eine Flugmaschine, für den ersten Flug über den Atlantik. Wir durften der ganzen Geschichte lauschen, alle Bilder aus dem Bilderbuch wurden riesig auf die Leinwand projektiert und die Kinderaugen leuchten! Damit wir ihm wirklich glauben, daß er das alles selbst gezeichnet hat, durften wir noch einen Film sehen, wie das Buchcover entstand (im Zeitraffer) und er zeichnete für alle im Publikum live eine fliegende Maus, koloriert mit Pastellfarben. Er strahlt richtig, wenn er zeichnen kann

Meine Jos waren währenddessen bei „Holt mich hier raus!“ von Dina El-Nawab aus dem Uebereuther Verlag, über den 13 ¼ jährigen Tobias Rolle, die Sportskanone, bei dem im Chemieunterricht leider das Experiment misslingt (passierte uns damals auch ständig!). Er tauscht den Körper mit seiner Chemielehrerin! Jetzt trägt er ihre peinlichen Klamotten, muß sich furchtbaren Schülern rumärgern und die Annäherungsversuche des Kollegen Mattuschek abwehren. Frau Lunte benimmt sich als Tobias total daneben (findet er!) und nistet sich in seiner Familie richtig ein….
Sie fanden es so toll, daß sie beschlossen haben, daß wir das demnächst unbedingt lesen müssen….
Alle zusammen waren wir dann bei „Pullerpause im Tal der Ahnungslosen“ ein Klett Kinderbuch von Franziska Gehm (die Mutter der Vulkanos und der Vampirschwestern). Die 1974 in Thüringen geborene Autorin versucht mit dieser Zeitreisegeschichte Kindern das Leben in der DDR auf abenteuerliche Weise erlebbar zu machen: Jobst und seine Mutter Susanne sind mit ihrem Zeitreisekoffer gerade auf dem Rückweg von einem Urlaub im Mittelalter, als seine Mutter plötzlich auf Toilette muß und anhält. Sie landen in der DDR im Jahre 1987 und dort bleiben sie auch erstmal, weil ihr Koffer weg ist, kaum daß sie dem Ruf der Natur gefolgt sind. Kein Koffer, keine Rückkehr ins Hier und Jetzt! Die Lesung wurde durch Fragen und Erlebnissen aus der DDR unterbrochen. Mit Pionierliedern der FDJ, einem Pioniershalstuch und Bildern aus dem dortigen Alltag.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Torben Kuhlmann und Franziska Gehm für das nette Gespräch!
Ein wirklich gelungenes Lesefest, wir freuen uns auf weitere Lesungen in Bonn!