Donnerstag, 7. September 2017

Thabo – Detektiv & Gentleman – Der Rinder-Dieb, Kirsten Boie, Oetinger Verlag



Thabo – Detektiv & Gentleman – Der Rinder-Dieb, Kirsten Boie, Oetinger Verlag
Thabo und seine Freunde Emma Chapman, die Tochter der Eigentümerin von Lion’s Lodge und Sifiso ein Waisenjunge, der mit seiner Schwester Delighty auf seine jüngeren Geschwister aufpasst, haben inzwischen erfolgreich ihren zweiten Fall gelöst. Naja, Emma’s Großtante Agatha hat auch immer ihren Beitrag dazu geleistet. Agatha, die Thabo sein Handy finanziert, damit er ihr bei technischen Problemen helfen kann und mit der er alte Miss Marple Filme schaut, um sich als Ermittler zu schulen. Während Thabo auf einer 2 Stunden Safari mit seinem Onkel Vusi ist, ruft ihn Emma zurück zur Lodge. Dort sitzen auch schon Inspector Quinton Gwebu, Reverend Hlophe und Miss Agathas alter Freund Buyisiwe Fairplay Dlamini, ein reicher Transportunternehmer und ehemaliger Verehrer. Sie erfahren von einer Brandstiftung in den abgelegenen Bergen. Emma und Thabo sind sofort im Ermittlermodus, doch schon bald gibt es ein neues Rätsel zu lösen. PC Sipho Godbless wird vor ihren Augen als Rinderdieb verhaftet. Dabei mag PC Sipho Godbless nicht schlau sein, aber ein Rinderdieb? Auch diesen Fall müssen sie klären, bei ihrer Ermittlerehre, doch plötzlich verschwindet auch noch Tante Agatha und die Ereignisse überstürzen sich.
Dies ist ganz klar, Thabos spannendster und kniffeligster Fall! Thabo und seine Freunde sind einem in diesem Band schon richtig vertraut. Wer sich auf Lion’s Lodge und dem Königreich nicht auskennt, für den gibt es eine praktische Übersichtskarte im hinteren Einband, sowie ein Personenverzeichnis und ein Glossar der wichtigsten afrikanischen Wörter. Da ich bereits die zwei ersten Bände kenne, habe ich einiges schon wieder erkannt und meine Tochter, die die Hörbücher dazu kennt, hat dann meine Aussprache kritisiert. Zum laut Vorlesen sind die Thabo-Bände aufgrund der vielen afrikanischen Begriffe eher weniger geeignet, aber dafür gibt es ja die Hörbücher. Beim Lesen prägt man sich die Begriffe vor und ist erleichtert, daß man diese nicht Vorlesen muß oder auch noch lernen muß.
Thabos Sprache ist noch immer etwas antiquiert, was für einen afrikanischen Jungen, der ein Gentleman werden möchte sehr passend ist, aber einige sprachliche Eigenheiten, die ich beim ersten Band noch sehr sperrig fand und die mich immer wieder etwas aus der Geschichte rissen, sind nun deutlich reduziert und nur noch an sehr passenden Stellen eingesetzt. So spricht Thabo den Leser nicht mehr ständig mit „meine Damen und Herren“ an, geblieben sind aber seine Beschreibungen von Afrika, mit dem Zusatz, „das wird in ihren Ländern ja nicht anders sein“, was gerade in diesen Fällen dann gerade nicht der Fall ist und für einige Lacher sorgt. Aber auch die traurigen Seiten des südlichen Afrikas werden angesprochen, wie die hohe Sterblichkeit, die vielen Waisenkinder, die auf sich selbst gestellt sind, der Nahrungsmangel, die Probleme das Schulgeld zu zahlen. Selbstverständlichkeiten für Thabo, der dies so natürlich und so kindlich erzählt, daß auch die Zielgruppe dies verstehen und sich wundern kann (wie keine richtigen Matratzen? Nicht jeder hat eine Decke zum Schlafen, obwohl es nachts kalt wird? Es sind oft die Kleinigkeiten die so berühren, wie die Freude von Pilot über einen geschenkten alten Gummiball, den die Kinder hüten wie einen Schatz. Durch diese Elemente wird diese spannende Detektivgeschichte auch immer wieder lustig und die ernste Lage der Kinder in Afrika für europäische Leser besser begreiflich und besser verkraftbar. Denn bei aller Armut und Not, haben die Kinder Freude am Leben. Auch die Einblicke in diese völlig andere Kultur und Denkweise, durch die Augen des Jungen ohne Altersangabe (ein Gentleman spricht nicht über das Alter) finde ich sehr wertvoll.
Während ich Band 1 sehr mäßig spannend fand (meine Tochter schon, ich eher gar nicht), steigerte sich Band 2 deutlich, wobei ich das dortige Problem Afrikas, das den Verbrechen zu Grunde lag, für Kinder schon etwas schwierig finde. Band 3 finde ich den absoluten Glücksgriff. Durchgehend gehaltener Spannungsbogen mit einem sehr kniffeligen Fall, sehr geschickte Wortwahl beim Beschreiben erschütternder Probleme und gerade für Kenner der Geschichte richtig witzig! Bei den Fahrten mit Reverend Hlophe in seinem Morris Minor und Gottvertrauen statt Aufmerksamkeit mußte auch ich lachen. Hierbei muß ich betonen, daß meine Tochter noch nicht so abgebrüht ist wie ich, und es noch viel lustiger findet als ich. Naja, Thabos Überlegungen zu Schwarzbrennereien habe ich dann doch besser verstanden.
Ein wirklich toller Afrika-Krimi für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren, der auch sicher viel zu einem besseren Verständnis für Menschen anderer Herkunft beiträgt, da es zeigt, wie anderes Menschen in anderen Ländern leben und dennoch glücklich sein können.
Dieser Krimi hat uns richtig gepackt, wirklich toll! 5 von 5 Sternen.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Oetinger Verlag für dieses wirklich wertvolle Rezensionsexemplar.

Dienstag, 5. September 2017

Das Pony-Café 1: Schokotörtchen zum Frühstück, Judith Allert, gelesen von Ann-Sopie Meier, Jumbo Verlag



Das Pony-Café 1: Schokotörtchen zum Frühstück, Judith Allert, gelesen von Ann-Sopie Meier, Jumbo Verlag
Alma Erbse  war mit ihrem Landleben rundum zufrieden, doch ihre Eltern mußten ja unbedingt ihren großen Traum verwirklichen und ein Café in einer Großstadt zu eröffnen. Was soll sie dort? Warum werden ihre Wünsche nicht berücksichtigt? Sie hätte doch so gerne Haustiere, aber was sollen Tiere in der Stadt? Auch Frau Stock die Nachbarin über ihnen ist entsetzlich, sie mag keine Kinder und Alma soll ruhig sein, um ihren Kater nicht zu stören. Doch dann entdeckt Alma ein winziges Zwergpony im heruntergekommenen Hinterhof. Weil es so schlau ist, nennt sie es Professor Einstein und versteckt es im Schuppen. Sie will es behalten und mit Einstein zurück auf’s Land. Doch sie hat die Rechnung ohne ihre neue Nachbarin Elli gemacht, die sich auch sofort in das Pony verliebt. Gemeinsam setzten sie alles daran, daß Einstein bleiben kann und freunden sich darüber an. Elli kennt auch sämtliche andere Nachbarn und die sind zwar auf dem ersten Blick bisweilen beängstigend, aber bei besserem Kennenlernen super nett und hilfsbereit.
Ehrlich, bei dem Titel Schokotörtchen zum Frühstück schwante mir Böses, aber da wir bereits ein Hundebuch von Judith Allert gelesen haben, vertraute ich einfach auf ihren gesunden Verstand als Tierfreundin. Da habe ich mich zum Glück nicht geirrt. Ganz nebenbei klärt Alma ihre neue Freundin Elli nämlich darüber auf, daß Pferde ein sehr empfindliches Verdauungssystem haben und Süßigkeiten zu tödlichen Koliken führen können. Auch artgerechte Haltung ist in den Diskussionen zwischen den Mädchen ein großes Thema. Es reicht nicht ein Tier zu lieben und es zu knuddeln, man muß sich auch nach seinen Bedürfnissen richten. Das finde ich hier sehr geschickt in die Geschichte eingebracht, auch weil es für einige Spannung sorgt, weil sie Einstein ja verstecken, aber nicht quälen wollen. Sehr kindgerecht ist dabei auch die Verquickung zwischen den Wünschen und Bedürfnissen der Eltern, der Kinder und des Tieres. Die vielen witzigen Großstadttypen, die Alma’s neue Nachbarschaft bevölkern und die Pannen bei der Geheimhaltung des Ponys sorgen für kindlichen Spaß.
Das Cover zeigt schon deutlich, daß es eine Geschichte für junge Hörerinnen ist und die Illustrationen im CD-Inlet führen diesen Eindruck liebevoll weiter. Neben einigen farbigen Illustrationen aus dem Buch, findet sich dort auch ein Rezept für Schokotörtchen mit Erdbeeren.
Judith Allert ist Jahrgang 1982 lebt mit ihrem Mann und Hunden, Katzen, Pferden und Wollschweinen als freie Autorin auf einem alten Bauernhof in einem kleinen Dorf bei Bad Staffelstein
Ann-Sophie Meier ist Siegerin des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels. Mit der Reihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ sammelte sie erste Hörspiel-Erfahrungen. Ich finde sie ganz toll ausgewählt, denn sie klingt, als wäre sie wirklich ein Mädchen in Almas Alter. Das gibt der Geschichte etwas sehr authentisches. Gleichzeitig, macht sie ihre Arbeit so gut, daß man den Eindruck hat, als würde sie die Geschichte selbst erzählen und nicht lesen. Gerade bei einem anderen Hörbuch hatte ich nämlich bei einem Kind immer wieder den Eindruck, daß man die Aufnahme vielleicht Szeneweise noch mal neu hätte aufnehmen sollen, weil man merkte, daß der Text abgelesen wurde. Ann-Sophie Meier unterlaufen solche Schnitzer nicht. Sie klingt einfach jung und fröhlich und ihre Stimme ist sicher auch ein Grund dafür, warum meine Tochter dieses Hörbuch nicht mehr herausrückte, damit ich es rezensieren kann. Besonders gut, gefiele ihr das Ende, betonte sie.
Meine Tochter (8 Jahre) ist völlig begeistert von der CD und lädt alle ihre Freundinnen großzügig zum Mithören ein. ;)
Franziska will nun unbedingt Band 2: Chili, Schote und jede Menge Chaos noch hören und vergibt 5 von 5 Sternen, gegen die ich nichts einzuwenden habe ;)
Wir bedanken uns ganz herzlich  beim Jumbo Verlag für dieses wunderbare Rezensionsexemplar.