Donnerstag, 27. Juli 2017

Das wilde Uff fährt in den Urlaub – Michael Petrowitz, Benedikt Beck, Ravensburger Verlag



Das wilde Uff fährt in den Urlaub – Michael Petrowitz, Benedikt Beck, Ravensburger Verlag
Ferienbeginn! Lio hat sich schon so auf den Urlaub gefreut, doch dann eröffnen Vater und Mutter Peppel ihren Kindern Amelie und Lio, daß dieser leider dieses Jahr ausfallen muß. Ihr Urzeitwesen Uff hat seit seiner Rettung in Band 1 so viel zerstört, daß die unbezahlten Reparaturrechnungen, die finanziellen Möglichkeiten der Familie übersteigen. Noch während dieser Ankündigung schwingt das kleine blaue Fellwesen mit den großen rauen Füßen an der Küchenlampe über ihre Köpfe, bis die Lampe auf den Boden kracht. Dummerweise ist Vater Peppel Pianist mit nur mäßigen handwerklichen Fähigkeiten. Dieser Vorfall bringt ihn wieder an seine technischen Grenzen. Auch hat die Familie noch nicht herausgefunden, was ein Uff denn so am besten isst. Bislang beschränken sie sich darauf das Uff mit Porzellanscherben zu füttern, damit ihnen noch ein Rest an Geschirr bleibt und die Blumen in Nachbarsgarten noch etwas leben können.
Verzweifelt überlegt Lio mit dem Uff, wie sie trotz Geldmangels noch in den Urlaub kommen. Als dann plötzlich der Briefträger eine Gewinnspielbenachrichtigung bringt, daß die Familie einen Hotelurlaub auf Sizilien gewonnen hat, geht Lio davon aus, daß Uff, mit seiner urzeitlichen Quasseltechnik das Problem gelöst hat. Er behauptet daher, daß er an dem Preisausschreiben teilgenommen habe, damit der Familienurlaub nicht ausfällt.
Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Falle des fiesen Prof. Dr. Dr. Snaida, der schon im ersten Band  vergeblich versucht hat, daß Uff in seine Hände zu bekommen, und seines Knastkumpans Luigi Picobello. Können Lio und seine ältere Schwester Amelie das Uff auch diesmal retten?
Wir sind prima in Band 2 eingestiegen, nicht zuletzt wegen des Familien“selfies“ im Inneneinband. Dieses zeigt Vater, Mutter, Lio und Amelie Peppel mit Uff, fröhlich in die Kamera grinsend.
Vignetten zu Beginn eines Kapitels lassen erkennen, wer denn die zentrale Person des Kapitels ist, das erleichtert den Einstieg in die Erzählperspektive. Da es sich um ein Buch ab 8 Jahren handelt, gibt es noch schwarz-weiß Illustrationen, aber nicht mehr ganz so viele. Sie zeigen das 66 Millionen Jahre alte Uff in all seinem Chaos, am Strand, oder den Bösewicht Dr. Snaida mit seinem „Freund“ der in Bernstein gefangenen Fliege Churchill. Gerade wenn man wie wir Band 1 nicht kennt, sind die frechen Illustrationen von Benedikt Beck besonders hilfreich.  Die meist recht kurzen Kapitel sind gerade für junge Leser sehr hilfreich, da es die Geschichte in überschaubare Sinneinheiten unterteilt.
Autor Michael Petrowitz hat in Berlin an der Deutschen Film- und Fernsehakademie studiert und arbeitet zumeist an Drehbüchern. Wenn man aber als Drehbuchschreiber mit 5 Kindern, 4 Schildkröten und einer Frau zusammenlebt, dann kommt man wohl irgendwann nicht umhin, auch Kinderbücher zu schreiben. Den Einfluss seines Familienlebens spürt man in den Geschichten. Sie sind voll mit Beobachtungen mitten aus dem Familienleben. So klebt Lios große Schwester ständig mit ihrer Nase an ihrem Smartphone, wenn es jedoch zählt, ist sie voll dabei, denn Pubertät hin oder her, sie liebt das Familienuff auch! Es sind auch die kleinen witzigen Details, die meinen Töchtern 10 und 8 Jahre, besonders gefielen, wie z.B. das vom Uff angefressene Geschirr (seither sind bei uns Gläser und Teller mit kleinen Macken sehr beliebt), die Fliege im Bernstein oder all die Uff-Sichtungen, in denen das Urvieh für alles Mögliche gehalten wird, nur nicht für das was es ist.
Mit den Schurken Prof. Dr. Dr. Snaida und Luigi Picobello kommt sowohl Spannung in die Handlung, denn man wartet stets darauf, ob sie es schaffen, sich das Uff zu schnappen, als auch eine gewisse Slapstickkomik. Kriminelle Energie alleine reicht einfach nicht, um als Dieb erfolgreich zu sein, man muß auch wissen was man stehlen will. So kommt es zu vielen witzigen Missverständnissen, über die wir sehr gelacht haben, weil Luigi wieder das falsche gestohlen hat. Der Professor misstraut seinem ehemaligen Zellengenossen so sehr, daß er ihm nicht verrät was das Uff eigentlich ist, was er stehlen soll und wer rechnet schon mit einem Urzeitwesen?
Wir haben dieses kleine blaue chaotisch-charmante Urzeitwesen mit seiner Familie ins Herz geschlossen und freuen uns auf Band 3, der im Oktober erscheint. Dann jagt das wilde Uff einen Schatz!
Bewertung meiner Töchter: „Super“ und „das war toll, bekommen wir jetzt auch noch Band 1?“, ich glaube, sie wollen damit 5 von 5 Sternen vergeben.

Montag, 24. Juli 2017

Die Haferhorde 8 – So ein Fohlentheater, Suza Kolb, Nina Dulleck, Magellan Verlag




Die Haferhorde 8 – So ein Fohlentheater, Suza Kolb, Nina Dulleck, Magellan Verlag
Auf dem Blümchenhof wird es nie langweilig, dafür sorgen schon seine zweibeinigen und vierbeinigen Bewohner, allen voran Superpony Schoko. Das kleine freche Pony hat stets Unsinn im Kopf und büxt gerne mal aus, um durch die Felder zu pesen oder Abenteuer zu erleben, wenn Lieblingszweibeinerin Lotte mal keine Zeit hat. Auch wenn Soko gerade mit Lotte, dem braven Schecken Keks mit Greta und dem bayrischen Bergpony Toni mit Reiter Paul mal wieder richtig durch den Wald reiten und den Donnerheini-Pferden einen Streich spielen kann, ist im Moment nichts mehr wie bisher. Der ganze Blümchenhof steht Kopf und das nur weil die eitle Stute Gräfin in den nächsten Tagen ein Fohlen von Hengst Kavalier vom Nachbarhof des Donnerheinis erwartet. Was soll denn bitteschön so toll an so einem Fohlen sein? Seine Kumpels Keks und Toni ziehen Schoko schon auf, daß er eifersüchtig sei, aber doch nicht er, das Schoko-Superpony! Als Kavalier ihm dann noch den Auftrag gibt, sich gut um sein kleines Fohlen zu kümmern, weil er schlau und frech ist, da hat er so überhaupt keine Lust dazu und überträgt die Aufgabe dem braven Keks.
Die Haferhorde erzählt freche Ponygeschichten aus Pony Sicht, da diese ja sonst von Autoren sträflich vernachlässigt wird. Daher ist auf dem Inneneinband auch die gesamte tierische Mannschaft des Blümchenhofs von der beliebten Kinderbuchillustratorin Nina Dulleck wie in einer Ahnengallerie verewigt. Neben den Pferden und Ponys, dem Hofhund Bruno und seiner Erzrivalin der Hofkatze Amalie sind sogar die drei zickigen Hühnerdamen Grün, Gelb und Blau präsentiert, nebst einigen namenlosen Insekten. Dadurch fällt der Einstieg für Haferhordenneulinge deutlich leichter, auch wenn er sich die Zweibeiner und deren Verwandtschafts- und Beschäftigungsverhältnisse noch erlesen muß.
Bereits der Einstieg in die Geschichte ist frech und rasant, merkt man doch, daß Schoko-Superpony vor keinem Spaß zurückscheut und er Keks und Toni eigentlich ein eingespieltes Team sind, auch wenn sie in Fohlenfragen nicht einer Meinung sind. Hier ist mal etwas Neues in einem Kinderbuch, ein Held der nicht sofort dem Kindchenschema des Neugeborenen verfällt. Der Fohlencharme verfängt bei Schoko nicht. Kein Wunder, die ganze Serie ist ja eher frech und lustig, als süß und rosa. Dazu passt auch gut das breite Bayrisch, daß Toni von sich gibt. Wie gut, daß Toni eher etwas mundfaul ist. Sein Bayrisch ist zwar witzig und für uns eine Herausforderung es richtig auszusprechen, aber bisweilen brauchten wir Mut zur Lücke! Die Kinder hat es aber nicht davon abgehalten, sich dennoch am Bayrisch zu probieren. Ansonsten ist die Sprache aber dem Lesealter angepasst, mit einigen witzigen Sprachkreationen, passend zu den tierischen Helden wie z.B. „fragten wie aus einem Maul und Schnabel:“
Ein großes Thema ist hier Schokos Eifersucht auf das kleine süße Fohlen, ein Thema das gerade große Geschwister gut nachvollziehen können, aber das auch für Einzelkinder immer wieder eine Rolle spielt. Dennoch wird es hier nicht mit erhobenen Zeigefinger präsentiert, sondern mit einem kleinen namenlosen Fohlenmädchen, daß plötzlich verschwunden ist, in ein aufregendes, kurzweiliges Abenteuer verpackt. Da ist es kein Wunder, daß selbst meine große Tochter (10 Jahre), eine bekennende Pferdebuch-Hasserin, die freche Haferhorde mag, seit sie Suza Kolbs Geschichten auf der Leipziger Buchmesse bei einer Livelesung eine Chance gab.
Mit der Haferhordenreihe kann Nina Dulleck auch so richtig zeigen was sie kann. Auch wenn es kein Buch für Leseanfänger ist, sondern ab ca. 8 Jahren/3. Schuljahr, ist es vollfarbig illustriert und zwar nicht nur mit kleinen Vignetten, wie wir es von ihr in letzter Zeit oft in Kinderbüchern gesehen haben, sondern mit richtigen Illustrationen von den zwei- und vierbeinigen Helden und kleinen Deko-Insekten oder –Pflänzchen. Das macht das Lesen der kurzen Kapitel für junge Leser einfach schöner und man blättert das Buch auch gerne einfach nur so zwischendurch durch, um sie die hübschen Illustrationen anzuschauen, bis im Herbst der 9. Band „Süßer die Hufe nie klingen“ mit den Haferhorden-Weihnachtsponys erscheint.
Zudem möchte ich lobend den umweltbewußten Druck auf säure- und chlorfrei gebleichtem FSC-zertifiziertem Papier, mit Farben auf Pflanzenölbasis, Lösungsmittelfreiem Klebstoff, Lacken auf Wasserbasis, hergestellt in Deutschland hinweisen. Gut, die Zielgruppe nimmt Bücher eher nicht in den Mund, aber es ist mir in letzter Zeit so oft negativ aufgefallen, daß einige große, namenhafte deutsche Verlage gerade bei Bilderbüchern nicht auf Umwelt- und Gesundheitskriterien achten, obwohl die Pappbücher oft durchgesabbert werden, daß ich auf dieses tolle Vorbild extra hinweisen möchte. Haferhordenmäßig-stark!
Superponystarke 5 von 5 Sternen!