Sonntag, 21. Mai 2017

Ole von Pups, Hans-Dietrich Nehring, Francke Verlag



Ole von Pups, Hans-Dietrich Nehring, Francke Verlag
Ole Müllers Eltern ziehen berufsbedingt von Hamburg nach Bayreuth. Ole ist ganz unglücklich, daß er seine alte Klasse, seinen besten Freund Felix und seine Fußballmannschaft, in der er einer der besten ist, verlassen muß. Als er dann vor seiner neuen Klasse steht und alle ihn anstarren, fordert die neue Lehrerin ihn auf, sich selbst vorzustellen. Doch statt seines Nachnamens hört die Klasse nur einen lauten Pups. Von da an, nennen sie ihn nur noch Ole von Pups und keiner will neben ihm sitzen, weil er angeblich stinkt. Peter, der den Namen in die Klasse gerufen hat, wird nun dennoch sein Sitznachbar und schürt kräftig die Stimmung gegen Ole. Dieser wird immer unglücklicher, alles scheint nur noch schief zu gehen, sogar beim Fußball. Als der Pastor im Reliunterricht ein Gleichnis erzählt, denken viele Kinder um und wollen ihr Verhalten ändern. Nicht jedoch Peter, der wird immer starrsinniger, bis sich die Situation dreht und er im Abseits steht und die Klasse zu Ole hält. Kann Peter über seinen Schatten springen und sich bei Ole entschuldigen?
Meinen Töchtern (noch 2. Und 4. Klasse) hat das Buch richtig gut gefallen. Sie haben mit Ole richtig mitgefiebert und Peter verteufelt. So einfach ist das in der kindlichen Welt, nicht ganz so einfach in der Realität.
Nach dem Gleichnis des Pastors haben alle Kinder bis auf Peter ihr Fehlverhalten eingesehen und wollten mit Ole befreundet sein. So einfach ist es in der Wirklichkeit leider nicht, denn Mobbing kommt schon in den Grundschulen vor und wie hier, bedarf es lediglich eine Nichtigkeit, um ein Kind ins Abseits zu drängen.
Doch die Gleichnisse des Pastors regen zum Nachdenken an, sie sind schön kindgerecht erzählt. Besonders das für Kinder nicht einfach zu verstehende Gleichnis vom verlorenen Schaf, hier „das freche Schäfchen“. Der gute Hirte liebt sie alle, ob lieb oder frech, denn alle sind liebenswert und somit darf niemand ausgegrenzt werden!
Dieses Kinderbuch erzählt aber nicht einfach nur biblische Gleichnisse. Neben den echt schönen Illustrationen von Daniel Fernandez, wird es auch ganz schön spannend. Nicht nur die Frage, wie Ole jemals aus dem Schlamassel herausfinden soll, sondern auch, Peter, der sich immer mehr verrennt und seine Schuld nicht einsehen will, geschweige denn sich für sein Fehlverhalten entschuldigen! Daher ist neben Mobbing Entschuldigung, Vergebung und Verzeihung ein großes Thema, aber nicht mit moralisch erhobenem Zeigefinger, sondern in eine spannende Geschichte verpackt. Denn ausgerechnet Peter fühlt sich ungerecht behandelt und reißt aus. Das bietet Stoff für eine Menge aufregender Situationen. Aber die Leser merken auch, was das Ausreißen für die anderen, die Zurückgebliebenen bedeutet, die sich Sorgen machen. Das Leben als Ausreißer ist auch gar nicht so einfach und es verläuft so gar nicht, wie Kinder es sich vorstellen. Daher gefällt mir dieser Teil sehr gut, denn die Kinder haben durchaus gemerkt, daß dieses Weglaufen nicht einfach nur ein Abenteuer ist. Es ist eine völlig unbedachte Aktion, mit der Peter sich echt in Schwierigkeiten begibt und das nur, weil er sich einfach nicht entschuldigen will, sondern bockt und deswegen nun er ausgegrenzt wird. Eine sehr kindliche Reaktion, auf die zuerst ebenso kindlich rabiat reagiert wird, bis sie durch die Geschichte vom verlorenen Schaf zum Umdenken gebracht werden. Eine Umkehr ist jederzeit möglich!
Autor Hans-Dietrich Nehring ist Pfarrer in Bayreuth, verheiratet und Vater von drei Kindern. Als kleiner Junge schon hat er sich Geschichten ausgedacht, die sein Großvater für ihn aufschrieb. Heute schreibt er Geschichten für die Kinder seiner Gemeinde.
Eine schöne und spannende Geschichte über Mobbing, Entschuldigung, Umkehr und Vergebung, die wir gerne mit 4 von 5 Sternen weiterempfehlen.

Samstag, 20. Mai 2017

Das rosa Haus am Meer, Susanne Fülscher, Piper



Das rosa Haus am Meer, Susanne Fülscher, Piper
Rosa ist Anfang 70, eine Alt68er, die ihren Porzellanladen und Prosecco liebt. Ihre Tochter Charlotte 38, geht völlig in ihrem Beruf als Konditorin auf und neben der Pflicht und ihrer Teilhaberin, nach einer großen Enttäuschung auch keine Zeit mehr für andere Seiten des Lebens.
Die 21 jährige Paulina ist bildschön, hat die Schule geschmissen, um Schauspielerin zu werden, aber ohne Abi keine Chance an einer der großen Kunsthochschulen. Trotz privater Schauspielausbildung und Agentin, bekommt sie bei Castings eine Absage nach der anderen. Als dann auch noch ihre Mutter ihr zu verstehen gibt, daß sie eine Versagerin sei, möchte Paulina sich das Leben nehmen. Als es dann aber so weit ist, und ein rücksichtsloser Fahrer sie fast überfährt, merkt sie, daß sie doch leben will! Bei ihrem Ausweichmanöver rauscht sie in Rosas Porzellanladen. Rosas ganzes Leben scheint in Scherben zerbrochen zu sein, als der hypochondrische Rettungssanitäter Fabio am Unfallort eintrifft. Doch Rosa steht auf, richtet sich das Krönchen und macht sich mit Paulina auf zu neuen Abenteuern! Sie fliegen nach Italien auf die schnuckelige Insel Procida, wo Rosa von einem längst vergessenen Verehrer ein rosa Haus geerbt hat.
Das Buch ist eigentlich so sonnig wie sein Titel und die Insel auf der es spielt. Sommerlich frisch wird man sofort in den Bann gezogen, von dem jungen Mädchen, daß nicht mehr leben will, bis es scheinbar zu spät ist und der fidel alten Damen, die vor Lebenslust schier zu platzen scheint!
Anfangs war ich zugegebenermaßen sehr ungeduldig mit Paulina, denn das Glück wird einem nicht stets auf dem silbernen Tablett serviert, nur weil man schön ist. Und nur weil man wie Rosa mal schön war, kann man sich auch nicht alles erlauben. Man sollte Dingen und Problemen auch mal auf den Grund gehen, ohne sich einen oder drei Prosecci zu genehmigen. Doch Paulina ist jung und reift auf der Insel, sie wird erwachsen.
Da waren mir die etwas überpflichtbewußte Charlotte und der überängstliche Fabio eigentlich deutlich lieber. Da sie das Leben ernst nehmen, schließen sie es bisweilen aus Angst aus.
Ganz anders als Althippie Kalle, ein alter Freund des Erblassers des Hauses, der anfangs nicht nur mir mit seinen andauernden Prahlereien auf die Nerven ging. Aber wenn man so eng in einem kleinen rosa Haus am Meer aufeinander hockt, kommt bisweilen alles anders. Durch die Nähe lernt man sich besser kennen und schätzen, mit Stärken, Macken und Schwächen. Man kann sich dem Charme des Sommers, der Sonne, des Meers und der Insel nicht entziehen. Man muß einfach genießen lernen und das Leben mit beiden Händen greifen! Man lernt zu verzeihen, denn ändern kann man nur sich selbst und nicht die anderen.
Besonders gut hat mir das Ende gefallen, das einen wirklich tollen Abschluss bildet, ohne die Fantasie für die Zukunft zu sehr einzuengen.
Susanne Fülscher kann somit nicht nur Jugendbücher (#Fingerweg!) und Kinderbücher (Mia) sondern auch entspannt unterhaltsame Frauenlektüre.
Eine sommerlich leichte Liebeserklärung an die Liebe, die Freundschaft, den Genuß und den Sommer.
Ein Frauenroman, den ich gerne mit 4 von 5 Sternen weiterempfehle und der in jeder Badetasche noch Platz finden sollte.