Mittwoch, 23. Juli 2025

Im Herzen der Katze, Jina Khayyer, gelesen von Pegah Ferydoni, Der Audio Verlag, 7 h 21 Min. ungekürzt

Im Herzen der Katze, Jina Khayyer, gelesen von Pegah Ferydoni, Der Audio Verlag, 7 h 21 Min. ungekürzt


Als die junge kurdische Iranierin Jina Mahsa Amini von der iranitschen Sittenpolizei ermordet wird, weil sie ihr Kopftuch zu lässig trug durchfährt es die iranisch-stämmige Autorin, wie ein körperlicher Schmerz. Sie dachte immer, ihre Mutter habe sich ihren Vornamen ausgedacht und außer ihr hieße niemand so. In Deutschland geboren und aufgewachsen, lebt und schreibt sie inzwischen in Südfrankreich. Auf Drängen ihrer Mutter kontaktiert sie sofort ihre 14 Jahre ältere Schwester Roya und ihre studierende Nichte Nika im Iran. Nika will ihre Tante unmittelbar an dieser ersten von Frauen geführten Revolution teilhaben lassen. Sie schickt ihr alle ihre Aufnahmen, von dem was auf den Straßen des Landes passiert auf ihr Handy und bittet sie es zu veröffentlichen, damit sie das Material zu ihrer eigenen Sicherheit von ihrem Handy wieder löschen kann. Derartige Aufnahmen bedeuten unter dem Mullahregime den sicheren Tod. Jina erinnert sich an ihren ersten Besuch bei ihrer großen Schwester, 2009 kurz nach der Geburt ihrer Nichte. Wie sie die Gerüche, Farben und Emotionen damals überwältigt haben, ebenso wie eine Liebe, die nicht sein durfte. Schon damals durchwehte das Land die Hoffnung auf Freiheit von der despotischen Unterdrückung der selbsternannten theologischen und militärischen Führer.


Die Autorin wuchs in Deutschland auf, da ihre Eltern nach dem Sturz des Schahs relativ bald flohen. Sie selbst spricht Farsi, kann es aber nicht lesen und schreiben. Sie erzählt die Geschichte in drei Ebenen. Ihr hier und jetzt, als sie in ihrer Heimat von der Ermordung ihrer Namensschwester erfährt, von der aktuellen Revolution der Frauen im Iran und von 2009, ihrem erstem Besuch im Land ihrer Eltern. Der Wechsel dieser Ebenen ist mir beim Hören echt nicht leicht gefallen und ich habe es stets an Nikas Alter und der An- oder Abewesenheit von Reiseführerin Iman festgemacht. Zu Beginn der Reise 2009 waren aber beide nicht da, was mich etwas verwirrte.... Dennoch fand die Begegnung mit den zahlreichen Schwestern ihres Vaters, von denen sie z.T. Noch nie gehört hatte, die sie aber mit überschwänglicher Herzlichkeit und offenen Armen aufnahmen, sehr berührend. Da die Sprecherin und Schauspielerin Pegah Ferydoni selbst in Teheran geboren wurde, ehe sie im Alter von 2 Jahren nach Deutschland kam, spricht sie Farsi. Der Klang dieser sehr blumigen und poetischen Sprache vermittelt einem einen fühlbaren Eindruck der hochentwickelten iranischen Kultur, die vom Regime brutal unterdrückt wird. Denn nicht nur Frauen und ihre Körper und Gedanken sind den Mullahs ein Dorn im Auge, sondern auch Tanz und Musik und Dichtung und Literatur mit ihrem freien Gedankengut. Ihre Stimme macht die Lesung sehr persönlich und intensiv.


Die Autorin selbst steht für alles, was die Mullahs unterdrücken wollen, nicht nur ihr Beruf und ihre Gedanken, sondern auch ihre Liebe zu Frauen. Bei ihrem Besuch 2009 im Iran fleht Roya sie immer wieder an, nicht alles auszuprobieren, wonach ihr gerade der Sinn steht und sensibilisiert sie für die bisweilen aberwitzigen Gefahren, die dieses Regime für seine Bürgerinnen mit sich bringt. Selbstverständlichkeiten für uns, bedeuten für die Frauen dort den sicheren Tod. Sie spürt in sich eine unbändige, ungeahnte Liebe zu diesem ihr bis dato unbekannten Land, seiner Bewohner, ihrer Familie, seiner Sprache und seiner Kultur und gleichzeitig wächst in ihr das Verlangen, die Frauen dort zu befreien. Doch um welchen Preis?


Die Katze? Ach ja, im Iran empfindet man die Konturen ihres Heimatlandes, als den Umriss einer Katze, weshalb der Iran liebevoll als Katze betrachtet wird.


Nachdem die Hoffnungen 2009 nicht erfüllt wurden, sind sich Roya und Nika einig, dass dieses Land Freiheit braucht, denn ohne Freiheit können und wollen die Frauen in ihrem geliebten Land nicht mehr leben und sie sind bereit, dafür alles zu riskieren. Wie weit sind wir bereit für unsere Überzeugungen zu gehen?


Ein sehr bildhaftes und intensives Porträts des Lebens, der Gefahren und der Leidenschaft der Frauen im Iran. Möge die Freiheit sie erreichen, möglichst bald.


Ich bedanke mich ganz herzlich beim Der Audio Verlag für diese intensive Eindrücke des Lebens von Frauen im Iran!


Hier könnt Ihr hineinhören:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/im-herzen-der-katze-khayyer-jina-978-3-7424-3585-9/


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Montag, 21. Juli 2025

Tödliches Gebet, Der 2. Fall für Commissaire Campanard, René Anour, gelesen von Stefan Kaminski, Der Audio Verlag, Download 9 h 34 min.

Tödliches Gebet, Der 2. Fall für Commissaire Campanard, René Anour, gelesen von Stefan Kaminski, Der Audio Verlag, Download 9 h 34 min.


Nach dem letzten aufreibenden Fall in Milieu der Parfümkreation konnte Polizeipsychologin Linda de la Cour, die es völlig ausgebrannt von Paris in die Provence verschlagen hatte, wird es nun etwas zu ruhig für sie. Um sie bei Laune zu halten spielt ihr gut aussehender Kollege Pierre Olivier von den Projets Obscurs mit ihr das traditionelle Pétanque, da Linda in dem aktuellen Fall rund um einen wieder aufgetauchten Großdealer, nicht involviert ist. Pierre hat wie auch Linda traumatische Erlebnisse hinter sich und dennoch hat Commissaire Campanard Vertrauen in sie beide und ihre Fähigkeiten. Auch ihre Freunde Manu und Mathieu versuchen sie bei Laune zu halten und zeigen ihr kleine Entspannungsclips aus einem Kloster, als einem Bruder Blut unter den Augenlidern hervorquillt und er dunkle Prophezeiungen ausstößt. Der Teufel würde sich hinter den Klostermauern aufhalten. Es ist gruselig und Linda gefriert das Blut in den Adern. Doch dann verschwindet eben dieser Mönch und die Polizeipräfektin überträgt Projet Obscur den geheimen Auftrag, das Verschwinden aufzuklären.

Die drei Ermittler mieten sich in einer kleinen Pension in der Nähe der Abtei Notre Dame de Sénanque ein und Campanard nimmt Kontakt zu seinem alten Freund Frère Bernard auf. Gerade als dieser auf dem Weg zu ihm ist, um mit ihm beängstigende Beobachtungen zu teilen, erleidet er einen tödlichen Unfall. Ausgerechnet der Genießer Campanard beschließt daher under cover im Kloster zu ermitteln. Kleine leichte Aufgabe für ihn, der das Leben mit allen Sinnen ebenso genießt, wie guten Schlaf. Er meint durch die Gespräche mit seinem Freund dem verstorbenen Frère Bernard auf das, was das Klosterleben bedeutet vorbereitet zu sein, doch er irrt.


Ehrlich, Campanard als Ermittler hätte wissen müssen, dass er zur Vorbereitung zumindest mal eine katholische Messe hätte besuchen müssen, um nicht wie ein Paradiesvogel aufzufallen. Aber ansonsten finde ich die der Klosterkulisse entsprechende, zurückhaltende und ruhige Erzählweise, wie auch Stefan Kaminiskis unglaublich wandelbare Stimme einen Hörgenuss. Auch wenn ich schon oft Interpretationen von Stefan Kaminski gehört habe, konnte ich kaum glauben, dass er dieses Buch spricht, so tief und lebenserfahren klingt er als Commissaire Louis Campanard.


Das Leben hinter dunklen, alten Klostermauern in all seiner Einfachheit wirkt erfreulich erfrischend bei den provencalisch heißen Temperaturen draußen. Den meisten Zuhörenden dürften die Abläufe in einem Kloster ebenso fremd sein wie Campanard, der sich seine Unwissenheit allerdings nicht anmerken lassen darf. Ich bin sicher, dass die meisten von ihnen anschließend die ein oder andere im Kloster ausgeschlossene Leichtigkeit des Lebens genießen werden und froh sind, nicht diesen strengen Regeln unterworfen zu sein wie z.B. länger als bis 4.30 h zu schlafen. Aber gerade dieses Fremde, Althergebrachte verleiht diesem Provence-Krimi einen düsteren Charme. Steckt unter den Soutanen ein Mörder? Die Abtei mit ihren Lavendelfeldern liegt auf einer Insel und da die Mönche ein einfaches Leben in Abgeschiedenheit führen, hat Campanard dort auch fast nirgendwo Handy-Empfang. Das macht die Abstimmung mit dem Rest seines Teams natürlich ganz schön kompliziert und riskant.


Ich finde es auch sehr interessant, was Autor René Anour alles für die Brüder einfallen lässt, um ihre Gemeinschaft vor dem Ruin zu retten. Denn der Unterhalt so alter Gebäude ist teuer.... Sicherlich hat er sich da an realen Vorbildern orientiert (unsere Abtei vor Ort geht zwar andere, aber nicht ganz so unähnliche Wege in Maria Laach). Die Mischung aus modern, brutalen Verbrechen und einem Leben in einer Gemeinschaft, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint, ist ebenso reizvoll wie geheimnisvoll und spannend, mit interessanten Charakteren mit Ecken und Kanten. Übrigens kenne ich Teil 1 nicht und habe dennoch gut hineingefunden.


Ich bedanke mich ganz herzlich beim Der Audio Verlag für meinen spannenden Rezi-Download!


Hier könnt Ihr reinhören:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/toedliches-gebet-ein-fall-fuer-commissaire-campanard-anour-rene-978-3-7424-3429-6/


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