Freitag, 11. Dezember 2020

Shadowblack, Karten des Schicksals, Sebastien de Castell, gelesen von Dirk Petrick, Der Audio Verlag, 1 MP3 9 h 25 min. ungekürzt

 

Shadowblack, Karten des Schicksals, Sebastien de Castell, gelesen von Dirk Petrick, Der Audio Verlag, 1 MP3 9 h 25 min. ungekürzt

 

Dies ist die Fortsetzung von „Spellslinger – Karten des Schicksals“ und knüpft unmittelbar an dessen Ende an. Kellen wurde von seiner eigenen Großmutter mit dem Schwarzschatten verflucht und seine Eltern haben seine magischen Bänder versiegelt. Der Schwarzschatten gilt als unheilbar und wer von diesem befallen ist, gilt als vogelfrei und darf jederzeit getötet werden. Sein Volk der magischen Jan Tep hat ein hohes Kopfgeld ausgesetzt und seither befindet sich Kellen (16) nur in Begleitung der von ihm geretteten Baumkatze Reichis und der eigenwilligen Agoci Ferius Parfax auf der Flucht. Leider ist Kellen auch als Verstoßener nicht geschickter als als Magier. Er kann sich die letzten magischen Künste trotz Ferius eindringlichen Mahnungen nicht verkneifen und so fallen sie immer wieder auf und werden von Kopfgeldjägern aufgespürt. Ferius hat alle Hände voll zu tun, ihn und Reichis vor neuen Katastrophen zu retten. Inmitten einer solchen treffen sie auf Seneira, ein Mädchen mit Augenbinde, das ebenfalls von einer Agoci begleitet wird. Sie auch sie scheint verflucht worden zu sein, doch ihre Schmerzen sind noch viel stärker und treten noch häufiger auf, als bei dem Spellslinger. Langsam beginnen sie zu ahnen, dass eine Verschwörung am Werke ist, aber von wem und warum?

 

 Dies ist wunderbare Jugendfantasy und mit Kellen lernen auch die Zuhörer eine Menge über Charme und die Pausen zwischen den Tönen, die die Musik ausmachen. Ferius ist nicht schön und schon gar keine Dame, dennoch vermag sie es zu verzaubern und in den Bann zu ziehen, einfach weil sie eine gute Zuhörerin ist und auf die Erwartungen ihrer Gesprächspartner perfekt einzugehen vermag. Sie kann nicht Zaubern, aber sie beherrscht es Illusionen und Überzeugungen nach den eigenen Wünschen des Gegenübers zu schaffen. Dieses Team von Ausgestoßenen hält zusammen, ohne sich selbst als Freunde zu bezeichnen. Was sie zusammenschweißt weiß Kellen selbst nicht so genau, doch scheint es erstaunlich belastbar zu sein. Neben dem magischen Kräftemessen, darf man Kellen dieses Mal in eine Akademie für magisch Hochbegabte begleiten. Eigenschaften, die auf ihn ja nicht zutreffen, aber dank Ferius Tipps, kann er als Spellslinger auch hier von seinen Defiziten ablenken und sie zu seinen Stärken wandeln. Träumen wir nicht alle davon, eine solche Kunst zu beherrschen? Dabei stellt Kellen sich bisweilen so ungeschickt an, dass man seinem Anti-Charme verfällt. Seine Überlegungen sind meist von Verzweiflung getrieben und dabei ebenso spitzfindig wie witzig.

Interessant finde ich hier den Aspekt des Schwarzschattens, dieser Seuche, die zur Verstoßung des jungen Jan Teps führt. Dieses Mal treffen sie auf weitere Betroffene, die versteckt werden, damit man sie nicht umbringt. Die Agoci gehen von einer Pandemie aus und wollen mehr erfahren... Gerade dieser Aspekt ist hochaktuell, der gefährliche Schwarzschatten, dessen Ursache unergründet ist und gegen den noch kein Mittel gefunden wurde... Als hätte Sébastien de Castell mit Hilfe von Magie die Zeichen der neuen Zeit vorher gesehen...

Die aufgezeigten Intrigen um Macht und Ansehen und Kampf gegen alles was diese durch seine Andersartigkeit gefährden könnte, ist magisch und spannend zugleich. Kellen und seine Begleiter kämpfen dabei scheinbar auf verlorenen Posten, doch solange man nicht gestorben ist, ist man nicht endgültig besiegt. Diese Gewissheit scheint Ferius nicht nur auszustrahlen, sondern auch immer wieder dessen Wahrheit unter Beweis zu stellen. Immer wenn Kellen denkt, es wäre aus, kommt von irgendwoher, irgendwie Ferius zur Rettung, dabei erscheint sie ebenso originell, wie verblüffend entspannt und effektiv.

 

Dirk Petrick als Kellen und ruppig-raue Ferius Parfax, ebenso die widerspenstige Baumkatze Reichis oder als verzweifelte von schwerer Krankheit gezeichnete Seneria, kann ich stundenlang zuhören. Er klingt nicht nur jung, sondern balanciert gekonnt zwischen Naivität und Arroganz, Sturheit, Lässigkeit und bisweilen sogar baumkatzigen Wahnwitz und Aggressivität, aber nie ohne einen gewissen Charme. Ganz besonders gelingt es ihm jedoch den Witz der Geschichte einzufangen, die eigentliche Lose zu wahren Helden macht, mit Mut, Humor und der Waghalsigkeit der Verzweiflung. Was haben sie schon groß zu verlieren?

Charmant und witzig, spannend wie tragisch und mit einem Sprecher, der die Geschichte lebt ist dieses Hörbuch einfach magisch.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Der Audio Verlag für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/shadowblack-karten-des-schicksals-teil-2-de-castell-sebastien-978-3-7424-1594-3/

 

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Donnerstag, 10. Dezember 2020

Alea Aquarius (6), Der Fluss des Vergessens, Tanya Stewner, Oetinger Verlag

 

Alea Aquarius (6), Der Fluss des Vergessens, Tanya Stewner, Oetinger Verlag

 

Nach den dramatischen Ereignissen von Brighton, fehlen Alea, Tess, Ben und Sammy die Erinnerungen an die letzten zwei Monate. Kurz vor Hamburg merken sie, dass sie keine Ahnung haben, welcher Tag gerade ist. Außerdem ist alles anders auf ihrem Schiff, der Crucis, eingeräumt und einige der Lebensmittel in ihren Schränken und Kühlschrank würden sie niemals kaufen. In Hamburg möchte Alea ihre Pflegemutter Marianne im Krankenhaus besuchen und merkt, dass sie schon von den Behörden gesucht wird. Alea und die anderen können gerade noch fliehen. Sie beschließen rheinaufwärts zu fahren, in Köln den Opa von Sammy und Ben zu besuchen, um schließlich nach Marseille zu gelangen. Unterwegs werden sie immer von einem dunklen Typen mit finsterem Blick und Leierkasten beobachtet, besonders, als sie die junge Ausreißerin Kit an Bord nehmen. Was will er nur von ihnen? Kit hat seltsame Knubbel und scheut das Wasser, die Blockade in Aleas Kopf beginnt zu pulsieren und sie spürt ganz deutlich, dass sie mit Kit vielmehr als nur Sympathie verbindet. Dennoch scheint etwas und jemand zu fehlen und irgendjemand greift alle Magischen an, die sich ihnen nähern wollen.... Kann die Alpha Cru, die sich selbst an ihren Namen nicht mehr erinnern kann, ihre Mission noch erfolgreich beenden, nachdem Orion ihnen das Gedächtnis genommen und Alea ihrer Meermädcheneigenschaften beraubt hat?

 

Dies ist der 6. Band der Reihe und der mit Abstand umfangreichste. Man sollte die Reihenfolge der Bände unbedingt einhalten, da sie auf einander aufbauen und man sich ansonsten unnötig die Spannung nimmt. Es wird zwar auf Vorgängerbände Bezug genommen, aber vor allem, um Menschen wir mir, die notwendigen Fakten noch mal ins Gedächtnis zu rufen, da ich meistens die Bände nur einmal lese und nicht wie meine Töchter auch noch die Hörbücher inhaliere. Bin ich mal zwischendurch etwas verwirrt, werde ich sofort von ihnen über alle Zusammenhänge aufgeklärt. Sie (13 und 11) sind tief im Universum von Alea Aquarius verwurzelt und lassen sich gerne von der spannenden, fantastischen aber auch ökologisch wachrüttelnden Geschichte mitreißen. Alea Aquarius hat eine Mission: ihre Aufgabe ist es, die Meere, die kurz vor dem Exitus stehen zu retten, damit weiterhin Leben in ihnen möglich ist. Das geht uns alle an, selbst wenn wir keinen Fisch essen, oder nicht am Meer leben. Daher zeigen Alea und die Alpha Cru nicht nur immer Wege auf, wie sich auch Kinder und Jugendliche engagieren können, sondern auch welche kleinen alltäglichen Beiträge  auch sie schon leisten können. Außerdem haben sie auch Einfluss auf das Einkaufsverhalten ihrer Eltern und das sollte nicht unterschätzt werden.

 

Die Mitglieder der Alpha Cru sind Vollblutmusiker, die ihre Gedanken oft in Liedern ausdrücken. Immer wieder sind die ausdrucksstarken Texte ihrer Songs abgedruckt, die inzwischen sogar veröffentlicht wurden und die sich jeder Alea-Fan nun anhören und mitsingen kann. Vielleicht weckt es ja bei einigen Lesern die Liebe zur Poesie oder den Mut selbst Lieder zu schreiben oder gar mit selbst geschriebenen Songs aufzutreten.

 

Weil Alea und ihre Autorin eine Mission haben, ist dieser Band sehr umfangreich geworden. Ginge es nur um die Story, hätte man es auch straffen können. Aber gerade das poetische und ökologisch Aufklärende kommt bei den jungen Fans gut an. So gut, dass meine Große das Buch tatsächlich freiwillig in ziemlich kurzer Zeit selbst gelesen hat (und das als Lesemuffel!). Es kommen viele altersspezifische Themen vor, wie erste zarte Liebesgefühle, Freundschaft, Zusammenhalt und Schüchternheit, sowie soziales Engagement. Die Leser werden ermutigt ihrem Herzen zu folgen und ihren Gefühlen zu vertrauen. Die erste Liebe ist jung und zart und sollte genossen werden. Obwohl die jungen Mitglieder der Alpha Cru nicht von Erwachsenen kontrolliert werden, bleibt es bei Küssen, Streicheln, Kuscheln. Das finde ich auch als Zeichen für die Zielgruppe wichtig, die sich oft unter Druck gesetzt fühlt, in einem bestimmten Altern unbedingt weitergehende sexuelle Erfahrungen zu machen. Tatsächlich sollte man sich nie zu etwas überreden lassen, wonach einem das Herz nicht steht.

 

Auch dieses Abenteuer ist wieder richtig magisch und das obwohl Dr. Orion alles daran gesetzt hat, damit Magische sich der Crucis nicht nähern können. Gerade der Gedächtnisverlust erzeugt große Spannung, weil ausnahmsweise mal die Leser mehr wissen, als die Helden.

 

Kleiner Spoiler: Das Ende dieses Bandes könnte kaum in einem größeren Kontrast zu dem Vorgängerband stehen, es ist so wundervoll hoffnungsfroh! Ein echtes Buch voller Bestmomente! Allerdings waren wir auch nach Band 5 der festen Überzeugung, dass es so nicht bleiben wird und sie gemeinsam Lösungen finden werden!

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Tanya Stewner, ihrer Assistentin Jana Freudenberger und dem Oetinger Verlag für die wundervolle Lovelybooks Leserunde und unser Leseexemplar.

 

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