Montag, 27. April 2020

Die Schwestern vom Ku'damm (1) – Jahre des Aufbaus, Brigitte Riebe, gelesen von Anna Thalbach, Random House Audio, 2 MP3, 10 h, gekürzt



Die Schwestern vom Ku'damm (1) – Jahre des Aufbaus, Brigitte Riebe, gelesen von Anna Thalbach, Random House Audio, 2 MP3, 10 h, gekürzt

Friedrich Thalheim und seine schöne Frau Alma, führen ein elegantes Modehaus auf dem Berliner Ku'damm. Doch das Dritte Reich bringt Verderben. Bei einem Autounfall kommt Alma ums Leben, und hinterlässt die älteste Tochter Rieke und die Zwillinge Oscar und Silvie. Sohn Oscar verschwindet während des Krieges an der Front und die Familie bangt und hofft. Mit der lebensfrohen jüngeren Französin Claire hat Friedrich eine weitere Tochter Flori bekommen, die ebenso herzlich von den älteren Geschwistern aufgenommen wird, wie Claire. Kurz vor Kriegsende wird auch Friedrich zum Arbeitsdienst eingezogen und wird anschließend interniert. Der Zusammenhalt der Familie und der Wiederaufbau des Geschäfts liegt in der Hand der Frauen. Jede von ihnen leistet ihren Beitrag, je nach ihren Fähigkeiten und Geschick. Zum Glück ist eine größere Mietswohnung von ihnen unversehrt geblieben, da die Nazimieter Hals über Kopf flohen, denn ihre Villa wird erst von den sowejtischen, dann von den amerikanischen Alliierten besetzt. Durch die Straße irrend trifft Rieke ihre jüdische Kindheitsfreundin Miriam, die Tochter der Maßschneiderin des Modehauses, der selbst das Nähen und die raffinierten Schnitte im Blut zu liegen scheinen. Mit ihr und zwei geretteten Nähmaschinen kann es endlich aufwärts gehen!  Die Zeiten sind schwierig und Anpassungsvermögen gefragt, jede bewältigt die Probleme auf ihre Art, doch allzu oft macht ihnen das Herz einen Strich durch die Rechnung.

Dies ist der erste Roman für Erwachsene seit Langem, in dem die Personen es geschafft haben, mein Herz zu erobern und mich zu berühren. Es ist nicht nur ein interessanter und abwechslungsreicher Einblick in den deutschen Wiederaufbau, den ich nur aus Erzählungen, hauptsächlich meiner Oma kenne, es sind die Schicksale dreier widersprüchlicher Schwestern und ihrer Mütter, die mir in Kopf und in die Seele dringen. In diesem Band steht eindeutig die älteste Schwester Rieke, eigentlich Ulrike Helene im Mittelpunkt, doch auch ihr nicht ganz unkompliziertes Verhältnis zu ihrer plötzlich verstorbenen Mutter und ihrer Schwester Silvie. Silvie die Strahlende, die Temperamentvolle, der die Männer mit ihrer betörenden Stimme und ihrer natürlichen Sinnlichkeit zu Füßen liegen, die Lebenslust ausstrahlt und gewitzt auf dem Schwarzmarkt handelt. Doch zeigt sie auch ihre verletzliche Seite, ihre Unsicherheiten, gerade auch, was ihre Liebe und ihre Lebensentscheidungen betrifft. Das Verhältnis zwischen ihr und Rieke ist herzlich, aber nicht ungetrübt. Irgendwie vergleichen sich die zwei doch stets. Rieke ist die kluge, die besonnene, auf die alle vertrauen und sich verlassen können. Sie trifft die vorausschauenden Entscheidungen, während der Vater inhaftiert ist. Flori ist zu Beginn der Geschichte erst zwölf Jahre alt und hat sich noch nicht selbst gefunden, sie braucht die Jahre des Aufbaus, um sich selbst zu definieren. Miri ist für Rieke dabei eine enge Vertraute und irgendwie eine Schwester, denn ihr vertraut sie rückhaltlos alles an. Sie ist verschwiegen und steht den Thalheims stets zur Seite, aber ganz ohne Konkurrenz. Sie gibt und nimmt Hilfe in einer bewundernswerten Natürlichkeit. Auch wenn es nur 3 Thalheim-Schwestern gibt, gehört sie doch dazu, ebenso wie Claire, die zwar älter ist als Rieke, aber nie die Rolle der Stiefmutter übernimmt, sondern einfach Vertraute und Familienmitglied ist, irgendwas zwischen den gängigen Rollenbildern. Die Frauen nehmen einander wie sie sind. Das finde ich unglaublich positiv und gerade in den Zeiten der Unsicherheit durch Corona empfinde ich diese Geschichte über Wiederaufbau und Neubeginn trotz Rückschlägen und Enttäuschungen als ungemein positiv und ermutigend.

Die Thalheims sind trotz schwerer Zeiten privilegiert, denn sie haben immerhin eine Wohnung mit mehren Zimmern, auch wenn sie oft hungern und frieren müssen. Eine eigene Wohnung war in den Zeiten der extrem kalten Winter mit Kohlemangel und heißen trockenen Sommer nach dem Krieg ein Geschenk Gottes, die Frauen der Familie sind unversehrt, auf die Männer gilt es zu hoffen. Doch sie wurden nicht vertrieben und haben in guten Zeiten vorausschauend vorgeplant und auch an schlechte Zeiten gedacht. Der Wiederaufstieg fällt ihnen nicht in den Schoß, es ist harte Arbeit und Geschick. Das ist wirklich interessant, aber das Besondere sind für mich wirklich die Persönlichkeiten. Diese finde ich famos von Anna Thalbach interpretiert, auch wenn ich finde, dass sie mir ihrer ausgesprochen markanten Stimme mehr nach Silvie, als nach Rieke klingt. Das stört mich aber nicht, da neben Rieke Silvie immer eine sehr bedeutende Rolle zukommt und Anna Thalbach als waschechte Berlinerin die Berliner Schnauze perfekt beherrscht. Als Tochter einer Schauspieler-Dynastie beherrscht sie für mein rheinisches Gehör ebenso den schweizer Anwalt ihres Großvaters, sowie die diversen feurigen Italiener, die den Lebensweg der Familie kreuzen. Für mich klingt es einfach authentisch. Vor allem aber habe ich Anna Thalbach sehr gerne zu gehört. Sie vermag es mit ihrer Stimme zu fesseln, auch wenn ich mich von ihr am Schluss etwas verraten gefühlt habe, als die Triologie mit einem emotionalen Paukenschlag endet und ich nun der Fortsetzung aus Sicht von Silvie, gelesen von Stefanie Stappenbeck und dem am 27.4. erscheinenden 3. Band aus Floris Sicht gelesen von Anna Fischer, entgegenfiebere.

Absolut hörenswert!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Randomhouse Audio für mein heißgeliebtes Rezensionsexemplar.

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Sonntag, 26. April 2020

Mia (13) und die Li – La – Liebe, Susanne Fülscher, Carlsen Verlag



Mia (13) und die Li – La – Liebe, Susanne Fülscher, Carlsen Verlag

Endlich! Mias ersehnter 13. Geburtstag ist da! Sie ist nun Teenager und das muss natürlich mit einer richtigen Party im Park mit Musik gefeiert werden. Es ist so toll! Egal, wie viele blöde Schlager über die Liebe ihre jüngere Schwester Lena morgens für sie sang und Omis Kommentar, sie sei jetzt reif für die Liebe, das kann sie nun auch nicht wirklich kratzen! Doch ganz so unrecht hat Omi offensichtlich nicht! Als sie Leo kurz beim Fußballspielen mit anderen Jungs zuschaut, ärgert sie sich kurz darüber, dass er auf ihrer Party Fußball spielt und dann sieht sie IHN! Es schlägt plötzlich wie der Blitz ein, ihre Knie werden weich, und als er sie auch noch mit dem Ball anschießt, verschlägt es ihr die Sprache! Dieser fremde Junge mit den roten Locken sieht so süß aus und offensichtlich guckt sie genauso balla-balla-mäßig, wie ihre beste Freundin Jette, wenn sie sich mal wieder verliebt. Ständig muss sie an ihn denken, dabei kennt sie noch nicht mal seinen Namen. Ist sie nun zum ersten Mal verliebt? Wird sie ihn je wieder sehen und wenn ja, was soll sie dann eigentlich machen? Schmetterlinge im Bauch sind himmlisch, aber auch verwirrend! Doch das ist nicht das einzige Liebeskuddelmuddel in ihrem Liebesleben. Zwei Traumpaare trennen sich.

Ja, der 13. Geburtstag ist toll und was ganz Wunderbares! An der Mia-Reihe finde ich so wunderbar, dass diese so herrlich normal, bodenständig und dennoch witzig und aufregend ist. Mia feiert Geburtstag und es ist ein rundum gelungenes Fest, auch ohne Konsumschlacht! Ein großes Picknick im Park, mit allen ihren Freunden und leckerem selbstgemachten Essen! Auch die Geschenke sind moderat und versuchen sich nicht zu überbieten, sondern Mias Geschmack zu treffen. Die Hormonkapriolen bei Mia und ihren Freunden sind ebenso normal, aber nicht langweilig, sondern hibbelig-kribbelig aufregend und hach, wunderschön. Mia ist so kribbeligglücklich, dass es eigentlich jeder in ihrem Umfeld sein sollte. Dennoch ist das Gegenteil der Fall, zwei Traumpaare trennen sich und keiner weiß warum, selbst die nunmehr-Expartner nicht immer. Das gibt natürlich Rätsel auf. Dazu kommen natürlich auch andere Alltagsthemen von Dreizehnjährigen, wie „Was tun, wenn man in der Schule unvorbereitet von der Periode überrascht wird?“ „BH oder doch lieber Bustier?“ und natürlich Umweltgruppen für Schüler, denn Mia und ihren Freundinnen ist die Zukunft ihres Planeten nicht egal.

Dabei werden Mias Erlebnisse in der Familie, der Schule und ihrer Freizeit mega-giga-irre-locker-flockig erzählt. Miss Butterfly, wie Mia wegen ihrer Vorliebe für Schmetterlinge gerne auch genannt wird, wird aber merklich älter. So beginnt sie ernsthaft zu überlegen, ob Schmetterlingsforscherin ein Beruf mit Zukunft ist, oder welche Alternativen sie sich sonst noch vorstellen könnte. Klar, wenn man an Zukunft und Umwelt denkt, kann man die Berufswahl natürlich nicht aussparen. Aber stets hat Mia ihre Stärken und Interessen im Blick und bleibt auf dem Boden. Nein, sie will weder Superstar, noch Topmodel werden und auch Popstars mit Waschbrettbauch stehen nicht in ihrem Focus. Mia ist und bleibt einfach Mia, völlig normal, aber doch auch witzig und niemals langweilig!

Ihre Familie und ihre Freunde wachsen einem mit all ihren Macken und Stärken schnell ans Herz und so ist es schön, dass das Buch auch noch eine Leseprobe zum 14. Band enthält. 13 und kein Ende in Sicht. Das sind doch mal gute Nachrichten der Beständigkeit in Zeiten der Ungewissheit!
Zum Schluss kann man mit glimmerig-verträumten Blick seufzen und fühlt sich leicht und beschwingt, weil es so schön ist.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Susanne Fülscher und dem Carlsen Verlag für die lebendige Leserunde bei Lovelybooks.

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