Freitag, 30. September 2022

Gut Aubenhausen (1) Emilia und das Glück der Pferde, Jessica von Bredow-Werndl, Antje Sziallat, dtv

 

Gut Aubenhausen (1) Emilia und das Glück der Pferde, Jessica von Bredow-Werndl, Antje Sziallat, dtv

 

Die zurückhaltende, sensible Emilia (13) reitet schon ein paar Jahre in einer Reitschule vor Ort, als ihre Eltern ihr ihren größten Wunsch erfüllen: ein eigenes Pony! Allerdings entflammt ihr Herz auf den ersten Blick für den erst fünfjährigen temperamentvollen Fuchs Valentin. Beide Eltern haben Zweifel, ob so eine unerfahrene Reiterin auf einem so unerfahrenen Pferd eine gute Kombination sei, doch als ihnen der besonders erfolgreiche und erfahrene Trainer Florian Hogrefe empfohlen wird, sind sie einverstanden. Zuerst scheint alles wunderbar zu sein und Emilia findet auch schnell in Leonie eine Pferdefreundin. Doch nach und nach kommen ihr immer mehr Zweifel an Florians Methoden, der ihre Bedenken nie ernstnimmt, sondern herrisch abtut. Als es zu einem Unfall kommt, will Emilia so nicht mehr weiter machen. Es scheint jedoch niemand sie und ihre Bedenken zu verstehen, weshalb sie beschließt lieber nie wieder zu reiten, als Valentin zu gefährden. Somit soll Valentin verkauft werden, vorher allerdings soll die erfahrene Bereiterin Lisa von Gut Aubenhausen Valentins Verhaltensauffälligkeiten beheben. Lisa ist von Valentin begeistert und schließt Emilia in ihr Herz. Sie bittet ihre Chefin Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl um Hilfe. Behutsam nimmt diese sich Emilias an, um ihr wieder Mut und Selbstvertrauen im Umgang mit Valentin zurückzugeben.

Mit der Unterstützung der erfahrenen Autorin und Reiterin Antje Szillat gibt hier die Doppelolympiasiegerin im Dressurreiten in Emilias Geschichte gebettet wertvolle Tipps und Ratschläge zu einem vertrauensvollen und behutsamen Umgang mit Ponys und Pferden. Die jungen Leserinnen sollen lernen Zweifel in sich zu erkennen, daraus zu lernen und Stärken zu entwickeln. Fehler sind normal, in allen Bereichen des Lebens, auch beim Reiten. Aber Fehler sind nicht unbedingt dramatisch, solange man mit Bedacht reagiert und das Beste daraus macht. Emilia ist ein sympathisches Mädchen, dass die Bedürfnisse ihres geliebten Ponys über ihre eigenen stellt. Doch wie sie das am Besten umsetzen soll, begreift sie noch nicht. Hier wird gerade der sportliche Ehrgeiz nicht über das Tierwohl gestellt. Das war den Autorinnen nach den Skandalen im Dressurreitsport bei den letzten olympischen Spielen offensichtlich ganz wichtig. Dabei räumt die Doppel-Olympiasiegerin durchaus freimütig als fiktives Buch-Ich ein, dass es Zeiten in ihrem Leben gab, in welchem aus Ehrgeiz bisweilen den optimalen Umgang mit den Pferden aus dem Augen verloren hat. Eine perfekte Einheit werden Tier und Reiterin allerdings nur, gemeinsam. Daher ist es der Buch-Jessica ganz wichtig, dass nicht nur Valentin sich wohl und entspannt fühlt, sondern auch Emilia wieder das Vertrauen in sich und in ihre Tierliebe zurückgewinnt. Die Geschichte ist nicht autobiografisch, allerdings hat die Gutsherrin durchaus auch Anleihen von ihrer Namensvetterin, wie die Hofhunde oder das Bedürfnis auch noch Zeit mit ihrem Kind (damals war es noch nur eins) zu verbringen. Sprachlich finde ich den Kunstgriff, dass die Geschichte wie aus einer Beobachter Perspektive wirkt, nicht immer optimal, da es etwas auf Distanz hält. Ich finde es aber ungewöhnlich, dass es hier wirklich um das Verhältnis von Emilia und ihrem Pony geht, die nach einem verstörenden Erlebnis, nicht mehr miteinander harmonieren. Es ist nicht wie andere Geschichte eine Freundschafts- oder Liebesgeschichte. Die Freundschaft zu Leonie von ihrem alten Hof kommt eher am Rande vor und bietet Emilia die Möglichkeit der Selbstreflexion. Ist sie ihr böse? Kann sie ihr Verzeihen? War es nicht eher ihre eigene Schuld? Warum hat sie sich dazu hinreißen lassen? Emilia ist nicht nur sehr fair zu ihrem Pony Valentin, sondern auch gegenüber Leonie und dabei ernsthaft selbstkritisch. Das finde ich sehr reif für eine Dreizehnjährige.

 

Ein Glossar mit Fotos des wahren Gutes Aubenhausen und der Olympiasiegerin mit ihren Pferden runden diese einfühlsame Geschichte ab 10 Jahren ab.

 

Ganz herzlichen Dank an den dtv Verlag für mein Rezensionsexemplar!

 

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Sonntag, 25. September 2022

Letzte Halbzeit, Harry Kämmerer, gelesen von Michael A. Grimm, USM Audio

Letzte Halbzeit, Harry Kämmerer, gelesen von Michael A. Grimm, USM Audio

 

Hummel versucht die Trennung von Beate zu verkraften und besucht mit dem 12 jährigen Paul, dem Sohn seiner neuen Flamme Karla, das DFB-Pokalspiel des 1. FC Eichach gegen 1860 München in der Allianz Arena. Doch die 2. Halbzeit wird vorzeitig abgebrochen: Lucky Duvic, der Star der Regionalmannschaft, bricht direkt beim Torschuß tot zusammen! War es wirklich nur die Folge von fatalem Doping oder steckt mehr dahinter? Als dann noch der Neuzugang des 1. FC Bayern München, der den gleichen Spielerberater wie Lucky Duvic hatte, von der Restaurantplattform des Olympiaturms auf den Beton darunter stürzt, scheint dies mehr als ein Zufall. Vor Ort stoßen die Ermittler der Mordkommission auf ein paar spaßige Bestatter, denen sie nicht so ganz über den Weg trauen. Genau wie Marlon Schilling, dem Sohn eines hohen politischen Tieres, der gerade von der Sitte zur Mordkommission wechselt, als sein Vater eine Sicherheitskonferenz für die Balkanstaaten in München leitet. Auf Vorschlag des Polizeichefs, dessen Doktorvater Marlons Vater war, werden nun bis auf Kommissar Mader, der nach Regensburg wechseln soll, alle Mordermittler für die Sicherheitskonferenz abgestellt.

 

Wie schon beim letzten Fall bin ich bei dem recht abrupten Einstieg anfangs immer etwas überfordert. Habe ich etwas verpasst? Hummel ist nicht mehr mit Beate zusammen? Wer ist Karla? Aber da alles erklärt wird, bin ich dann auch ganz gut reingekommen. Das ganze Team ist wieder beisammen, plus Verstärkung durch den Neuen Marlon. Trotz seiner erstaunlichen Kenntnisse und Einblicke in die Fußball-Szene kann sich nur Dosi für den kernigen Kerl erwärmen, allerdings könnte das auch daran liegen, dass ihr Frankies Heiratsantrag noch als Schreck in den Knochen sitzt. Das krasseste ist aber, dass Chef Dr. Günther Mader als Leiter der Mordkommission in dessen alte Heimat Regensburg wegloben will. Mader ist auch noch unschlüssig, was er davon halten soll. Immerhin erinnert es ihn daran, dass er zu Beginn seiner Kripolaufbahn fest entschlossen war, den Mord an seinem Vater im Dienst aufzuklären. Ist das nach all den Jahren eigentlich noch möglich? Was glaubt er eigentlich jetzt finden zu können, was vor ihm noch keinem aufgefallen ist, oder wollte die Tat eigentlich bislang keiner aufklären? Einiges was Dr. Günther gerade so ausheckt ist nicht weniger seltsam als die Fußballer-Event Bestattungen des Bestattungsunternehmens Miller. Wenn einer der Ihren stirbt, lassen es die Bayern so richtig krachen, selbst wenn er noch nie für sie aufgelaufen ist. Bisweilen ein absurd schräger Humor mit markig, trockenen Sprüchen. Komplex sind die einzelnen Handlungsstränge in einander verschlungen, sogar der Mord an Maders Vater steckt da irgendwie mit drin, neben Waffenhandel, illegalem Doping und der Wettmafia, ach von Bestechung und Korruption ganz zu schweigen. All das ist eingebettet in die schwierigen Beziehungsverhältnisse der Ermittler und Hummels Traum vom ersten veröffentlichen eigenen Krimi: Markant, männlich, bayrisch und selbstironisch. Ob das die breite Öffentlichkeit ebenso begeistert wie ihn, bleibt abzuwarten, aber zumindest kann man einige seiner Entwürfe mithören. - Eigentlich bin ich ja ganz froh, dass dieser Krimi nicht aus Hummels Feder stammt ;) Nix für ungut!

 

Als Kriminaler in München ist man natürlich selbst nicht Teil der Schickaria, ebenso wie die Regionalligisten. So führen einen diese Ermittlungen dieses Mal in die Welt der Normalos, der Träumer und der Gescheiterten. Ein krasser Kontrast zu der Welt der Waffenschieber, Funktionäre und der inneren Sicherheit, zu der Dr. Günther den Bogen spannt, als er sich von seinem Doktorvater für die Sicherheitskonferenz für die Balkanstaaten einspannen lässt. Ein wilder Potpurri, bei dem man sich gut konzentrieren sollte, um nicht den Faden zu verlieren. Da wäre vielleicht manchmal etwas weniger mehr gewesen.

 

Michel A. Grimm klingt wieder urbayrisch, mal gemütlich, mal grantelnd, mal arrogant oder beschränkt - halt der typische Schnitt durch die Bevölkerung, mit all ihrem Irrsinn. Nur der 12 jährige Paul scheint unerschütterlich zu sein und den Durchblick nicht zu verlieren. Ein schöner Kontrast für mich. Trotz des bayrischen Einschlags konnte ich der Geschichte bis zu ihrem absurd, ironischen Showdown gut folgen. In Bayern ist halt nicht alles Idylle pur, bisweilen verschlägt es auch die ganz harten Kerle dorthin. Kein Cosy-Crime, aber auf jeden Fall ein Krimi der sich selbst nicht so bierernst nimmt! Ich habe mich gut amüsiert.

 

Ganz herzlichen Dank an USM Audio für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.usmaudio.de/genre/krimi-und-thriller/letzte-halbzeit/?post_type=product&p=3124

 

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