Samstag, 13. August 2022

Randvoll mit Glück, Monika Feth, ungekürzt gelesen von Katinka Kultscher, Jumbo Verlag, 1 MP3, 7 h

 

Randvoll mit Glück, Monika Feth, ungekürzt gelesen von Katinka Kultscher, Jumbo Verlag, 1 MP3, 7 h

 

Suri (12) und ihre Brüder Bjarne (13) und Erik (11) leiden noch immer unter der Trennung ihrer Eltern und hoffen auf deren Versöhnung, obwohl Papa längst eine Neue (Miranda) hat, die sogar ein neues Kind erwartet! Erst als auch Mama zu ihrem Neuen (Claas), ziehen will, der auch eine Tochter (Amy) in ihrem Alter (12) hat, scheint es richtig ernst zu werden. Er ist Schlossverwalter und eigentlich ganz o.k., aber dass sie aus ihrem geliebten Haus mit Baumhaus im Garten und in der Nähe von Opa, ausziehen sollen, das geht überhaupt nicht. Sie sollen zu Claas in ein Nebengebäude des Schlosses vor den Toren der Stadt ziehen! Was ist denn überhaupt mit seiner Tochter, die angeblich nun jedes zweite Wochenende bei ihm ist? Warum erzählt Mama nie etwas von ihr? Die Kinder bedingen sich eine Probezeit von sechs Monaten aus. Amy ist ganz begeistert von diesem Plan, sie liebt den Hund den Papa mit ihr ausgesucht hat und gegen den Mama allergisch ist, auch die Pferde im Schlossgut liebt sie und nun könnte sie endlich Freunde finden! Amy zieht nun auch auf Probe im Schloss ein und die Geschwister staunen nicht schlecht!

 

Hier gibt es gelebte Inklusion, doch keiner der Geschwister hatte es geahnt und war darauf vorbereitet, denn Amy hat das Downsyndrom. Ständig nehmen alle darauf Rücksicht, alles dreht sich nur um sie und ihre besonderen Bedürfnisse. Suri als Sandwichkind kommt sich eh zu kurz gekommen vor und ist deswegen ganz schön angepieft, aber nicht ganz so sehr wie Bjarne, der wenig Verständnis für diese zeigt. Nur der hochbegabte Erik scheint sich mit ihr zu arrangieren. Doch Amy ist ein Sonnenschein und liebt das Schloss, die Pferde, Hund Teddy, Tanzen, Singen und ist festentschlossen auch die neuen Kinder im Haus zu mögen. Aber ganz so einfach geht es nicht, zum Mögen gehören immer zwei und es muss freiwillig sein.

Sehr sensibel und mit pubertären Stimmungsschwankungen erzählt Katinka Kultscher mit ihrer jungen Stimme und Lebenslust von den Tücken inklusiven Patchworks aus der Feder der Jugendthrillerautorin Monika Feth. Wunderbar und hinreißend, absolut hörenswert, eine Bestbesetzung, denn Katinka Kultscher klingt nicht nur jung, sie ist es auch! Dadurch klingt sie noch glaubhafter als Suri oder Amy, die diese Patchworkherausforderung aus ihrer jeweils ganz eigenen Sicht schildern, verletzlich und sich nach Anerkennung sehnend. Obwohl die Geschichte ab 10 Jahren empfohlen wird, hat es auch unseren Pubertieren (13 und 15) sehr gut gefallen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Große auch wirklich zu gehört hat, aber als ich sie fragte, wie noch mal Amys Vater hieß, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.

 

Monika Feth ist vor allem für ihre Jugendthriller bekannt. Daher war ich sehr neugierig auf ein so sensibles Thema aus ihrer Feder und da ich es pädgogisch wertvoll fand, durfte es meine ganze Familie mithören, auf der Urlaubsreise, inklusive unseres Hauseigenen Sonderpädagogen. Dieser fand zwar die Schilderung von Amys Lernweise nicht ganz zutreffend, aber die einfühlsame Schilderung und der respektvolle Umgang mit ihren Bedürfnissen und Einschränkungen hat ihm sehr gut gefallen. Trisomie 21 betrifft jede Zelle wie hier so schön geschildert wird und betrifft daher auch jeden Lebensbereich von Amy, wodurch es Dinge gibt, die sie niemals sicher wird lernen können, wie z.B. Fahrrad fahren. Auch wenn man Amys Schwierigkeiten mit dem Alltäglichkeiten hautnah miterlebt ist es absolut lebensbejahend und stellt außer Frage, dass ihr Leben lebenswert ist. Amy ist fröhlich, lacht und tanzt gerne und wird von den Tieren wie narrisch geliebt!

 

Inklusion ist gerade angesagt und viele Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder mit Behinderungen, möglichst „normal“ aufwachsen. Hier wurde mir bewusst, wie brutal dieser elterliche Wunsch trotz aller guten Absichten, jedoch für das betroffene Kind sein kann. Suri und ihre Brüder sind ganz normale Kinder und sicherlich nicht fies und rücksichtslos, aber natürlich ist auch ihnen kindlicher Egoismus zu eigen und ihre Eltern muten ihnen ohnehin schon ziemlich viel an ungewünschten Veränderungen zu. Gerade Amys Geschichte lässt mich hinterfragen, ob das wirklich immer so eine gute Idee ist, oder nicht sehr unfair den Kindern mit dem Förderbedarf gegenüber, die natürlich noch anfälliger für Mobbing sind, das in Coronazeiten ganz stark zugenommen hat. Für mich eine sehr bewegende und emotionale Geschichte. Nein, ich habe nicht nur mit Amy gelitten, auch mit Suri und Bjarne! Ausgerechnet der hochintelligente Erik bekommt mal wieder alles am Besten auf die Reihe, aber Suri fühlt sich mal wieder völlig übersehen und dann ist da ja auch noch Pam, ihre beste Freundin, auf die es Amy offensichtlich abgesehen hat....

 

Ganz herzlichen Dank an den Jumbo Verlag für unser Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/randvoll-mit-glueck/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3362&f=true&backToShop=true

 

#RandvollmitGlück #Inklusion #Patchwork #MonikaFeth #KatinkaKultscher #Trisomie21 #DownSyndrom #injederZelle #Freundschaft #Geschwister #Zusammenhalt #Eifersucht #Jugendbuchtipp #Hörbuchliebe #Hörbuchblogger #Kinderbuchblogger

Krokottilie, Grégoire Solotareff, übersetzt von Alexander Potyka, Picus Verlag

 

Krokottilie, Grégoire Solotareff, übersetzt von Alexander Potyka, Picus Verlag

 

Ottilie ist ein ganz normales Mädchen. Sie hat zwei Beine, zwei Arme, zwei Augen, einen Mund und geht zur Schule, denn am Fluss lernt sie beim Spielen, alles was sie wissen muss! Ihre Eltern lieben sie, schütteln aber ihre grünen Schuppenköpfe, denn ihre Tochter ist ein Krokottil! Sie spielt mit anderen Tieren am Fluss und einmal, als sie den Jungen Tom dort baden sieht, schwimmt sie zu ihm. Nachdem sie ihm versichert hat, ein Mädchen zu sein und ihm nichts zu tun, hört er auf zu schreien und sie freunden sich an. Ottilie ist glücklich, doch eines Tages, als eine Möwe in Ottlilies Reichweite vorbeifliegt, wird alles anders....

Ottilie ist irgendwie schon ein normales kleines Mädchen, aber ein Krokodil-Mädchen. Wie so viele andere träumt sie sich in eine andere Welt und sehnt sich nach Spielen mit Freunden, statt Angst und Schrecken zu verbreiten. Als sie einen Freund findet wird die Welt gleich noch schöner! Langsam muss sie aber einsehen, dass sie die ist, die sie ist und kann die Augen nicht mehr vor ihrem großen Maul, ihrem langen Schwanz und den Schuppen verschließen. Doch als sie merkt, dass ihr Freund sie noch immer mag, obwohl ihm die ganze Zeit klar war, dass sie kein Menschenmädchen ist, lernt auch sie sich so zu akzeptieren und zu lieben, wie sie ist. Denn egal ob Menschen oder Krokottil, beide sind ganz prima, auf ihre eigene Art!

 

Liebevoll und verständlich erzählt Grégoire Solotareff von dem kindlichen Problemen sich in der großen vielfältigen Welt zu finden und zu akzeptieren. Duch seine Wortspielerei mit Ottilies namen und dem ihrer Art Krokottil, gelingt ihm das mit humorvoller Leichtigkeit. Unterstrichen wird dies noch durch seine witzigen farbigen Illustrationen. Diese sind auf das Wesentliche reduziert und dadurch besonders ausdrucksstark. Die Vielfalt an Gesichtsausdrücken von Krokottlie hat mich wirklich beeindruckt. Auch hatte ich mir bisher nie Gedanken gemacht, wie wohl ein Krokodil mit Haaren aussieht. Tom hat ihr nämlich eine Perücke mit blonden Zöpfen geschenkt und Ottilie damit sehr glücklich gemacht. Auch wenn dies das schönste Geschenk ist, es ist das Geschenk und die Geste, die zählen, denn ob mit oder ohne Haare, bleibt sie doch immer sie selbst. Ab 3 Jahren.

 

Witziges und liebevolles Bilderbuch zur kindlichen Identitässuche. 

 

Vielen Dank an buchcontact und den Picus Verlag für unser Rezensionsexemplar!

 

#Krokottilie #GregoireSolotareff #PicusVerlag #Buchcontact #Selbstliebe #Freundschaft #Akzeptanz #Selbstfindung #jemandanderessein #Bilderbuchtipp #Bilderbuchliebe #Kinderbuchblogger #werbindich