Mittwoch, 9. März 2022

Cornibus & Co (3) Die Hölle bebt! Jochen Till & Raimund Frey, Loewe Wow!

Cornibus & Co (3) Die Hölle bebt! Jochen Till & Raimund Frey, Loewe Wow!

 

Hausdämon Cornibus und Luzi, der Sohn des Teufels hängen gerade in der Hölle ab. Cornibus ist genervt, denn das Essen in der Hölle ist nicht der Hit. Er vermisst Schlotzolade, Pomfritz, Krossangs, Schmalat und und und. Doch Luzi beachtet sein Gejammer nicht und liest ungerührt weiter. Nein! Er fordert ihn sogar auf, sich selbst was zu Futtern zu besorgen, so wie früher auch! Grummelig sucht Cornibus unter Luzis Bett, findet ein altes Buch und beißt rein. Doch es war nicht irgendein Buch, sondern das erste Tagebuch des Höllenfürsten, als er noch ein Kind war! Für Cornibus ist es schwer verdaulich, aber Luzi ist völlig fasziniert, von den Aufzeichnungen seines Vaters. Während Cornibus unter dem schlimmsten Schluckauf aller Zeiten leidet, kommt ständig jemand ins Zimmer, gibt kluge Ratschläge und versinkt mit Luzi im Tagebuch. Cornibus könnte ausflippen, verändert er doch mit jedem Hicks seine Gestalt! Hört das denn niemals auf?

 

Sehr witzig ist die Idee des umgekehrten Kinderreims, es wird immer einer mehr. Ähnlich wie bei einer berühmten „Vater und Sohn“-Geschichte, als der Vater den Sohn zum Essen holen soll und an Sohnemanns Buch hängen bleibt und jeder der sie zum Essen rufen soll, bleibt und liest mit. So wird es in Luzis Zimmer bald richtig gemütlich und alle staunen, was Luzifer so einst geschrieben hat. Die einen finden es einfach nur lustig, die anderen sind etwas irritiert, weil sie auch drin vorkommen, ohne sich selbst wiederzuerkennen. Dabei sind die Gesichter, die sie dann machen zu herrlich, fast so gut wie Cornibus neue Gestalten nach jedem Hicks!

 

Hier tauchen wieder viele alte Bekannte aus dem unterirdischen Reich auf, wer diese kennt, kann sich beim Wiedersehen zusätzlich beeumeln, Neuleser können hingegen endlich ihre Wissenslücken schließen. Hier lernen sie, was in keinem Schulbuch steht.

Die Loewe WOW! Reihe richtet sich an Nicht-Leser, die in den illustrationsgeprägten kurzen Geschichten ihre Liebe zu den Helden entdecken und dann vielleicht aus Neugier auch die dazugehörige Reihe mit mehr Text lesen. Die Geschichten sind einfach super witzig und einfallsreich und die Illustrationen der Hit!  Meine Töchter lieben Cornibus & Co. seine Ankunft hier wurde bejubelt und zack waren das Buch und eine Tochter verschwunden. Meine jüngste Tochter kann zwar sehr gut Lesen, hat aber nie Zeit, sie muss immer 1.000 andere Dinge machen. Für Cornibus & Co. ist sie aber immer bereit einen Timeslot freizuschaufeln, gerne auch, wenn sie eigentlich Hausaufgaben macht. Dann werden auch gerne alle drei Bände wissenschaftlich untersucht und verglichen, zumindest so lange, bis die Große kommt, mit den Aufgaben fertig ist und mit Cornibus durchbrennt.

 

Diese Reihe richtet sich speziell an Nicht-Leser, für die Bücher eigentlich eher so was wie die Pest oder Unaussprechliches sind. Von der Textmenge können es auch locker Leseanfänger packen, aber vom Humor und dem Sujet ist die Reihe eben erst ab 10 Jahren. Für jüngere hat Loewe Wow! andere Helden im Angebot. Hier geht es stets darum festzustellen, dass auch ein Buch prima Unterhaltung, witzig und absolut kurzweilig sein kann. Für die Kürze der Lektüre mag der Preis hoch erscheinen, aber dafür werden die Kinder es auch garantiert mehrmals lesen. Da ist es echt gut, dass die Bindung wirklich stabil ist, denn sie werden echt strapaziert. Die farbigen Schnitte sind cool und farbenfroh und sehen gemeinsam besonders klasse aus. Allerdings kommen sie nicht gegen die Illustrationen von Raimund Frey an, die wirklich einmalig sind und dem immer wieder etwas Neues einfällt. Seine Auszüge aus Luzifers Tagebuch sind echte Knaller und lassen sich immer ein neues Gimmick einfallen. Ein Gimmick haben aber alle drei Bände gemeinsam. Irgendwo zwischen den Seiten sind immer Autor und Illustrator mindestens einmal versteckt. Wer findet sie zuerst?

 

Absolut höllisch kurzweiliger Spaß, der vielleicht den Nachwuchs endlich mal zum Buch greifen lässt!

 

Vielen lieben Dank an den Loewe Verlag für unser heiß ersehntes Rezensionsexemplar!

 

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Sonntag, 6. März 2022

Tod auf dem Nil, Agatha Christie, gelesen von Gerd Anthoff, der Hörverlag, 2 MP3 10 h 35 min ungekürzt

Tod auf dem Nil, Agatha Christie, gelesen von Gerd Anthoff, der Hörverlag, 2 MP3 10 h 35 min ungekürzt

 

Ein echter Evergreen: Auch ein Privatdetektiv braucht mal Urlaub! Wenn er denn so erfolgreich ist, wie der legendäre Hercule Poirot, kann man sich auch einen exklusiven Ägyptentrip mit Nilkreuzfahrt leisten. Mit ihm an Bord gehen vor allem Passagiere der besseren Gesellschaft, die meisten von ihnen waren zuvor schon im gleichen Hotel wie er. So z.B. die frisch verheiratete Millionenerbin Linnet Doyle (20) mit ihrem Mann Simon. Die junge Frau scheint alles zu haben, was man sich nur wünschen kann: sie ist bildschön, hat einen guten Geschmack, traumhafte Perlen, ein immenses Vermögen, Charme und einen Mann der sie anbetet. Dennoch versucht sie seine Dienste in Anspruch zu nehmen, da ihre bislang beste und älteste Freundin Jacqueline de Bellefort, die ehemalige Verlobte von Simon Doyle, ihnen nach Ägypten gefolgt ist. Dass Jackie überall auftaucht, wo das junge Paar ist, belastet Linnet, die bisher immer bekam was sie wollte, sehr. Doch Poirot lehnt ab, redet allerdings mit beiden jungen Frauen. Als Linnet dann eines nachts an Bord ermordet wird, kann Poirot sich nicht mehr heraus halten und nimmt mit dem anwesenden Colonel Race, einem alten Bekannten, die Ermittlungen auf. Fast alle an Bord haben ein Motiv und die Angst vor Enttarnung zieht weitere Morde nach sich.

Dies ist eine Sonderneuauflage anlässlich der Kinoneuverfilmung des Krimiklassikers. Dabei ist nicht nur viel Liebe und Mühe in die Gestaltung des Pappcovers geflossen, der Text ist auch ungekürzt. So kann man wirklich jeden Gedankengang Hercule Poirots und der verstreuten Hinweise mitverfolgen. Abgesehen davon, dass dies einer meiner Lieblingsfälle von Hercule Poirot ist, wusste ich sofort „den Sprecher kenne ich! Doch woher?“ Gerd Anthoff ist der korrupte, arrogante, stiefelleckende Dr. Reuter, Chef von Frau Dr. Prohazeck in der inzwischen leider abgeschlossenen TV-Serie „Unter Verdacht“. Von daher trifft er den Ton des stets höflichen, aber doch auch von sich sehr eingenommenen Hercule Poirot sehr gut und lässt es auch am Akzent des Belgiers nicht fehlen. Doch auch viele der anderen Passagiere der besseren Gesellschaft sind nicht minder von sich überzeugt, doch nicht immer so höflich. Hier ist Gerd Antloff eindeutig in seinem Element, ebenso wie bei den mürrischen, explosiven oder fanatischen Anwesenden auf dem Schiff. Selbst die weiblichen Verdächtigen, bzw. Opfer erhalten von ihm ihre eigene Stimme, mit eigenem Ausdruck, was bei der Vielzahl der Charaktere, wirklich beachtlich ist. Dadurch kann man die Personen stets gut auseinander halten, auch wenn die weiblichen Figuren nicht ganz so gut glücken wie die männlichen. Um sicher zu stellen, dass niemand den Überblick verliert hat Agatha Christie stets ein Personenverzeichnis aufgenommen, das hier erfreulicherweise auch im Cover abgedruckt ist.

 

Die Vielzahl der Passagiere plus Personal macht Poirot seine Aufgabe nicht leicht! Während Linnet zu Beginn ihrer Freundin überzeugt verkündet, dass alle Welt sie lieben würde, beweist der Mord an ihr das Gegenteil. Poirot stellt schnell fest, dass es mehr als nur einen Menschen auf der Welt mit einem Motiv gibt. Ein klassisches Who-dunnit vor traumhafter Kulisse und teilweise vielschichtigen Charakteren. Wer ist wie er scheint und beim wem trügt der Schein? Poirot ist entsetzt, dass sein Hirn anscheinend im Urlaubsmodus arbeitet, denn lange Zeit lässt er sich täuschen. Das spricht für einen besonders raffinierten Täter, wodurch sich der Meisterdetektiv nur noch mehr herausgefordert fühlt. Aber natürlich ist es unmöglich, dass Verbrechen direkt vor Poirots Nase geschehen und er sie nicht aufklärt! Ja, nicht nur Morde ereignen sich in dieser erlesenen Gesellschaft und das bringt ihn ganz schön ins Grübeln.... Die Queen of Crime hat nicht nur geschickt geplottet, sie denkt auch ans Herz. Wie beim Traumschiff läuten auch hier die Hochzeitsglocken zum Schluss, nur ohne den Kitsch. Ein wohlwollendes Lächeln kann sich der kleine Belgier dennoch nicht verkneifen. Das liebe ich so an ihren Geschichten, dass es stets auch um die menschliche Seite geht und vor allem um menschliche Beziehungsgeflechte und psychologische Verwicklungen. Statt seines alten Freundes Hastings steht dieses Mal Colonel Race dem legendären Ermittler zur Seite und auch wenn er sich ärgert, dass er nicht stets an Poirots Gedankengängen teilhaben kann, so ermöglicht dieser es ihm jedoch, seinen Auftrag zu erfüllen.

Zu recht ein Klassiker mit einer gekonnten Mischung aus Wohlfühlelementen, Kultur, Psychologie und menschlichen Schwächen. Durch die angenehme und wandelbare Stimme von Gerd Anthoff ein Hörgenuss.

 

Vielen lieben Dank an das Bloggerportal und der Hörverlag für mein geliebtes Hörexemplar!

 

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