Donnerstag, 9. September 2021

Drei Frauen, vier Leben, Dora Heldt, gesprochen von Katja Danowski, Goya Lit 10 CDs 794 Minuten

 

Drei Frauen, vier Leben, Dora Heldt, gesprochen von Katja Danowski, Goya Lit 10 CDs 794 Minuten

 

Knapp 1 Jahr ist vergangen seit „Drei Frauen am See“, dem Vorgängerband. Seit dem damaligen Pfingsttreffen, das das Testament ihrer verstorbenen Freundin Marie vorschrieb, versuchen die einst besten und dann zerstrittenen Freundinnen seit Kindertagen Jule, Alexandra und Friederike sich wieder näher zu kommen und den Kontakt aufrecht zu erhalten. Noch scheint ein bisschen Sand im Getriebe zu sein, aber Hanna, die Frau ihrer verstorbenen Freundin, macht sich stets die Mühe dezent ein wenig nachzuölen. Seither ist viel geschehen. Die gefühlvolle Physiotherapeutin Jule, die seit fast 20 Jahren von dem gutaussehenden Vater ihrer Tochter Pia geschieden ist, hat endlich wieder mit Torge einen Mann in ihr Haus und ihr Leben gelassen. Die toughe, scharfzüngige Friederike hat es geschafft binnen eines Jahres das neu eröffnete Grandhotel in Hamburg unter ihrer Leitung zum Hotel des Jahres küren zu lassen. Die ebenso schöne, wie auch herbe und geistreiche Alexandra, hat die letzten 20 Jahre ihres Lebens dem von ihr geführten Verlag in München gewidmet, bis sie binnen kürzester Zeit eiskalt abserviert wird. Nun steht sie vor den Scherben ihres Lebens und muss sich erst mal wieder neu (er-)finden, ebenso wie Hanna, deren Lebensglück mit Marie erloschen zu sein scheint. Pia hingegen muss sich gerade damit abfinden, dass ihr scheinbarer Traummann eher ein Albtraum ist und sie nun von ihm ungeplant ein Kind erwartet.

 

Sehr gut gefallen haben mir diese kleinen feinen Anspielungen auf spezielle Berufsgruppen, seien es Künstler oder das Verlagswesen (irgendwas mit Büchern). Sie sind sehr gut beobachtet und mit spitzem Humor stilvoll in die Geschichte eingebettet. Man gewinnt den Eindruck, dass hier auch sehr viel von der erfolgreichen Autorin selbst erlebtes mithineinspielt. Immer wieder werden kleine Rückblicke auf den vorigen Band „Drei Frauen am See“ gegeben, was sehr gut ist, um sich alles vor rund einem Jahr gehörte wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ohne Vorkenntnisse sollte man dieses Werk aber besser nicht hören, man würde zu viel verpassen. Die Freundinnen sind Mitte 50. Generation Midlifecrisis entscheidet sich aber dafür, nicht vor sich hinzujammern, sondern die Ärmel hochzukrempeln und neu anzufangen. Einige verpasste Chance kann man nicht mehr zurückholen, aber auf keinen Fall, wollen sie weitere ungenutzt verstreichen lassen. Eine starke Frauenrunde schart sich hier auch um Pia, den einzigen Spross der Truppe. Als „Tanten“ wollen sie bei ihrem Kind alles nachholen, was sie bei ihr vielleicht versäumt haben. Um sie zu ermutigen, wird so manche harte Schale aufgebrochen und empfindsame Einblicke gewährt. Am Ende ist vieles klarer und es fällt leichter sich mit sich und der Vergangenheit zu versöhnen, oder sie zumindest anzunehmen.

 

Katja Danowski erweist sich als ausgezeichnete Wahl. Sie verleiht jeder der Heldinnen und Antiheldinnen ihre eigene unverwechselbare Stimme und schafft es sogar mit einiger Würde bei den Männerrollen den Ton zu treffen. Einige Rollen sind etwas überzogen, was allerdings an deren Exzentrik liegt, die einen deutlichen Kontrast zu den kühlen, bisweilen reservierten Erfolgsfrauen Alexandra und Friederike und den eher gefühlvollen Jule, Hanna und Pia bilden. Ja, dieses Mal wird der Kreis sanft erweitert um Coco die exaltiert überdrehte Tante und Steffi, die überspannt, durchschnittliche Stiefmutter von Pia. Erwähnung fanden diese schon im ersten Band, spielten dort aber kaum eine Rolle. Auch wenn es wirklich viele Personen gibt, verliert man nicht den Überblick, weil immer nur sanft neue Personen hinzukommen und nie zu viele auf einmal. Diese Personen tragen auch wirklich zur Tiefe der Geschichte bei und lassen diese nie aus dem Fokus geraten. Keine dieser Personen ist zu viel oder überflüssig, weil sie als solche schon sehr interessant beschrieben sind und von der ausgezeichneten Beobachtungsgabe der Autorin zeugen. Besonders gut amüsieren mich immer Friederikes und Alex mal spitzen, mal scharfen, aber stets geistreiche Bemerkungen. Dass man sich nicht in der großen Anzahl an Personen verliert, gelingt Dora Heldt auch dadurch, dass sie keine kurzen Szenenwechsel wählt, sondern den Fokus wirklich lange auf einer der jeweiligen Protagonistinnen. So hatte ich anfangs das Gefühl, dass auf jedem der ersten Tonträger eine der Hauptpersonen im Vordergrund steht, so dass man sie richtig gut kennenlernt und in ihrer Einzigartigkeit schätzen und mögen lernt. Dabei wir auf Kitsch und Pathos, nicht jedoch auf Gefühl und interessante Wendungen verzichtet. Allerdings finde ich diese Wendungen nie an den Haaren herbeigezogen, sie kündigen sich oft langsam an, denn keine der vier kommt aus ganz gewöhnlichen Verhältnissen, bis auf Jule.

 

Das Hörbuch in seiner Dekobox ist ausgesprochen liebevoll gestaltet, mit kleinem Booklet und jedem Tonträger in einer anderen Farbe. Für all diejenigen, die kein Wort verpassen möchten, gibt es das Hörvergnügen auch ungekürzt auf MP3 mit 13 h 14 min. Dauer, ich bevorzuge allerdings kürzere Tonträger auf CD.

 

Diese Fortsetzung hat mich nicht im Geringsten enttäuscht, im Gegenteil, sie gefiel mir fast noch besser als der Auftakt. Für mich eine ganz hervorragende Wahl, ein absoluter Genuss für Ohren, Geist und Seele. Besonders zu empfehlen, für Hörerinnen mit einer gewissen Reife, wobei sie sich nicht in der Midlifecrisis befinden müssen.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Goya LiT für mein Hörexemplar.

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/drei-frauen-vier-leben/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3224&f=true&lId=3&cdId=168&backToShop=true

 

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Dienstag, 7. September 2021

Ein Zwergmammut verschenkt man nicht, Knut Krüger, Eva Schöffmann-Davidov, dtv verlag

 

Ein Zwergmammut verschenkt man nicht, Knut Krüger, Eva Schöffmann-Davidov, dtv verlag

 

Endlich Neuigkeiten von Kreta-Zwergmammut Norbert, das der elfjährige Henry mit seinen besten Freunden Finn und Zoe nach dem Fund im Wald heimlich auftaute. Inzwischen sind Norbert und Henry berühmt, aber auch Promis brauchen mal eine Pause. Daher fliegen Henry und Norbert mit der coolen, schottischen Granny Scarlett für eine Woche nach Kreta, die Sonne und das Meer und für Norbert natürlich die Zitronen genießen. Schon der Empfang am Flughafen macht ganz deutlich, wie berühmt und beliebt Norbert auf Kreta ist. Jeder will ihn ungefragt anfassen, ihn fotografieren und der rote Teppich ist ausgerollt. Im Hotel erwartet sie dann noch eine Einladung des abgedankten König Konstantin von Griechenland in seine Sommerresidenz. Doch die Aufregung hat auch ihre Schattenseiten, nicht nur dass der König Norbert als würdiges Gastgeschenk behalten möchte, jemand versucht auch ihn zu entführen. Henry fühlt sich ohne Finn und Zoe völlig überfordert, aber zum Glück trifft er im Garten des Königs Aliki, die Tochter des deutschen Gärtners. Schon bald bilden sie ein super Team zur Rettung des Mammuts.

 

Dieses Buch hat drei Vorgängerbände, in denen Henry und seine zwei besten Freunde je einen ungewöhnlichen tierischen Gefährten finden. Doch Zoe und Finn kommen nicht mit in den Urlaub und so lässt sich dieser Band auch sehr gut ohne jegliche Vorkenntnisse lesen. Wer also restlos begeistert von Norberts Griechenland Abenteuer ist, kann anschließend einfach noch die drei Bände davor lesen, das macht von der Reihenfolge her nichts, sofern man bei dieser Reihe dann mit dem Mammut beginnt und beim Lama endet. Da die Schriftgröße absolut entspannt groß ist, und die Geschichte sowohl witzig, als auch altersgerecht spannend (aber eben nicht grausam), endeckt vielleicht so mancher Leseanfänger/Leseanfängerin ab 8 Jahren ein neues Hobby für sich. Die Vignetten sind hinreißend von der bekannten Illustratorin Eva Schöffmann-Davidov (Liliane Susewind) erschaffen. Jedes Kapitel beginnt mit einem super Mammutbild. Wir finden allerdings, dass Leser ab 8 Jahren gerne noch mehr Illustrationen hätten, insbesondere bei so einem coolen Helden wie Henry. Das griechische Muster zum Seitenabschluss und die kleinen Deko-Zitronen zur Abschnittskennzeichnung sind zwar wirklich liebevoll und stylisch, für die Zielgruppe, die sich ja manchmal noch mit dem Lesen schwer tut, wären mehr Bilder von Henrys, Norberts und Alikis Abenteuer besser gewesen.

Wir waren ja etwas besorgt, dass Henry ganz ohne Freunde seinen Promi-Freund beschützen muss. Granny Scarlett ist zwar eine Wucht, aber bisweilen will sie auch mal entspannt in einem Café sitzen und dann? Ja, dann kommt Aliki ins Spiel und mit ihr eine Identifikations-figur für Leserinnen. Aliki ist so alt wie Henry und dank ihres deutschen Vaters zweisprachig aufgewachsen wie Henry, allerdings mit Griechisch statt Englisch. Dabei ist sie pfiffig und unerschrocken und vor allem richtig gut vernetzt. Als Norbert letztendlich nämlich länger verschwindet, ist nicht nur guter Rat teuer, sondern auch eine große Suchmannschaft gefragt, der man vertrauen kann! Und wem kann man schon besser vertrauen als den Freunden von guten Freunden?! (nein, die guten Freunde trinken keinen Ouzo, diese Spezialität kommt gar nicht vor). Dank ihnen geht auch dieses Abenteuer wieder gut aus, wobei es am Ende nicht nur noch spannender wird, sondern sogar noch etwas gruselig. Allerdings ist es dann für den jungen Helden auch genug und er flieht nahezu von der Insel auf der die Zitronen blühen. Wir sind gespannt, wann sich die Freunde genug erholt haben für ein weiteres irres Abenteuer mit den ungewöhnlichen tierischen Begleitern. Dabei hat uns auch die angesprochene Diskussion sehr gut gefallen „Wem gehört ein Tier? Kann man ein Tier eigentlich wirklich besitzen, oder ist es doch eher eine Beschützerfunktion?“. Für alle, die sich auch ein Haustier wünschen und deren Wunsch an der Tierhaarallergie der Eltern scheitert: Nein, Norbert ist nicht abzugeben, er hat sicherlich noch so einiges vor!

 

Vielen lieben Dank an die lebendig vom Autor begleitete Leserunde auf Lovelybooks und unser Leseexemplar. Auch wenn wir langsam aus dem Zielgruppenalter herauswachsen, konnten wir uns dieses Wiederlesen mit unserem Lieblingsmammut nicht entgehen lassen!

 

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