Sonntag, 15. August 2021

Schwesterherzen (1) Lucy Astner, Illustration Nadine Jessler, Planet!

 

Schwesterherzen (1) Lucy Astner, Illustration Nadine Jessler, Planet!

 

Bonnie hat es schwer: mit drei Brüdern aufzuwachsen und sich mit dem Zwillingsbruder auch noch das Zimmer teilen zu müssen, treibt sie in den Wahnsinn! Denn ihre drei Brüder halten immer zusammen und spielen ihr und ihrer besten Freundin Smilla miese Streiche! Smilla ist super schlau und hat eine Klasse übersprungen, so dass sie mit Bonnie, deren Zwillingsbruder und ihrem ebenfalls voll nervigen Bruder in einer Klasse ist. Allerdings unterstützt ihre Mutter sie, wenn ihr Bruder es zu wild treibt. Bei Bonnie sagt ihre Lehrermutter immer nur: macht das unter Euch aus! Wie denn? Alleine unter drei Brüdern! Ganz klar, mit wenigstens einer Schwester wäre alles besser und die Amigos d.h. Ihre Brüder und deren Kumpel hätten keine Chance mehr. Also suchen Bonnie und Smilla, nach Schwestern im Herzen, mit einem Geheimzettel in der Klasse, mit Einladung zum Geheimtreffen. Das bleibt natürlich nicht geheim und es tauchen ausgerechnet nur die eingebildete Monti und die verpeilte, Kaugummi kauende Nuca auf. In diesem Tagebuch erlebt man live mit, wie sich die fünf Schwesterherzen als Sicret Sistahz gründen, frei nach dem Motto, „Schwestern müssen sich nicht mögen, aber sie halten immer zusammen!“

 

Seien wir ehrlich: egal wie die Konstellation ist, Kinder sind immer unzufrieden. Einzelkinder wünschen sich Geschwister, meine Schwester und ich wollten einen großen Bruder haben und bekamen einen sehr viel jüngeren und meine Töchter finden es nun auch nicht die Erfüllung eine Schwester zu haben. Aber gerade der Gedanke, dass man sich nicht mögen muss, sondern einander nur beistehen muss, kommt bei meiner Jüngsten (12) sehr gut an! Meine Töchter müssen sich zwar nicht gegen eine durchgeknallte Brüderschar verbünden, aber Eltern sind ja auch bisweilen/ziemlich oft entsetzlich ungerecht und natürlich viel zu streng. Allerdings war meine Tochter bei der Lektüre dieses Buches dann doch ganz zufrieden mit ihrem Schicksal, denn Bonnie trifft es wirklich hart und wir finden, dass ihre Eltern extrem ungerecht sind! Wie gut, dass der Plan der Gründung einer geheimen Schwesternschaft nach anfänglichem Scheitern, dann doch noch klappt!

Die fünf „Wahlschwestern“ passen eigentlich gar nicht zusammen, sie sind lediglich in ihrem Ziel, der Rache an den Amigos, vereint. Ihre Motivation ist auch auf den ersten Blick völlig unterschiedlich, doch wenn man genauer darüber nachdenkt, ähnelt sie sich schon. Bonnie schreibt hier ihre gemeinsame Geschichte im Tagebuchstil auf. Bisweilen unverblümt drückt sie sich aus, streicht allerdings allzu krasse Ausdrücke durch und ersetzt sie durch eloquentere. Das ist ziemlich witzig beim Lesen und hat bei uns zu viel Gekicher geführt. Ein Grund ist ja, dass man der Fairnis halber auch nicht fies über seine Mitschwestern äußert und Nuca, nun ja, sie isst nun mal gerne oder kaut Kaugummi und das macht sich schon bemerkbar.... da Nuca aber nett ist, wird sie nur als kräftiger gebaut beschrieben, während Monti als Bonnies persönliches Feindbild sehr viel direkter und unverblümter in all ihrer Zickigkeit und mit ihren Allüren beschrieben wird. Verziert wird das ganze von echten Tagebuchkritzeleien und ausdrucksstarken Kapitelüberschriften, die das Ganze noch witziger machen.

 

Da die Amigos es faustdick hinter den Ohren haben, ist auch immer was los. Aber auch wenn Smilla noch so schlau ist, gelingt es den Jungs immer wieder, sie auszutricksen. Klar, sie haben ja jahrelange Übung, während die Mädels sich ja noch nicht mal unbedingt mögen. Doch dann geschieht etwas, das alles ändert und zum Schluss sind sich alle einig, dass die Schwesterherzen genau das sind, was sie alle fünf brauchten! Fünf? Ja, Jo, hatte ich bislang unterschlagen, denn sie geht in die Parallelklasse und ist beim ersten Treffen nicht dabei, sondern rettet sie aus einer blöden Lage und da die Amigos echt Schiss vor ihr haben, ist Bonnie fest entschlossen sie und ihren legendär gefährlichen Hund Godzilla in das Schwesternprojekt aufzunehmen.

 

Für alle Leserinnen, die finden, dass Bonnie und Co. Recht haben und alles, was ihnen zu ihrem Glück fehlt, mind. eine Schwester ist, befindet sich auf dem Cover ein Sticker zum Abziehen und immer wieder verwenden! Girl Power die Mut macht, vor allem, wenn es nicht von Anfang an so gut läuft! Sehr witzig und inzwischen schon um drei Fortsetzungen reicher, die wir sicher noch lesen oder hören werden! Für Mädels von 10 bis 12 Jahren.

 

Vielen lieben Dank an Lucy Astner für unseren Instagram Gewinn!

 

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Donnerstag, 12. August 2021

Ein Garten für zwei, Emma Sternberg, gelesen von Vanida Karun, Random House Audio, 1 MP3 7 h 28 min. leicht gekürzt

Ein Garten für zwei, Emma Sternberg, gelesen von Vanida Karun, Random House Audio, 1 MP3 7 h 28 min. leicht gekürzt

 

Lu ist jung und als Anwältin in einer Großkanzlei so erfolgreich, dass sie kurz vor ihrer Beförderung zur Partnerin steht. Allerdings hat sie keine Zeit für Privates, für Freunde oder Familie, sie geht ganz in ihrem Beruf auf. Bis ihr nur wenig älterer Bruder Pip steht, der ihr einst so nahe stand. Wie lange hatte sie keine Zeit mehr für ihn? Sie fällt in ein tiefes Loch, ist völlig aus der Bahn geworfen und macht plötzlich Fehler, die ihrer früher nie passiert wären. Sie zieht die Reißleine und verkriecht sich im Garten ihres Bruder in einem Dorf vor den Toren Berlins. Anfangs ist es eine Notlösung, solange Handwerker ihre chice Wohnung renovieren, aber die Arbeiten dauern länger und sie lernt die Nachbarn kennen. Nach und nach bringen ihre Nele und Nico die Schönheit der Natur und das Leben mit dieser und im Einklang mit dieser nahe. Sie fängt an, das Leben zu genießen und die Nähe zu den beiden. Als Nele ihre Gartenkräuter unter einem Bio-Label vermarkten möchte, kommt ihr beruflicher Ehrgeiz wieder durch und sie einem Umweltskandal auf die Spur.

Den Vorgängerroman „Fünf am Meer“ fand ich ganz nett, aber wirklich mitreißen konnte er mich nicht. Irgendwie hatte er mich nicht berührt. Warum um alles in der Welt ich mich dann auf „Ein Garten für zwei“ eingelassen habe, weiß ich nicht so genau, vielleicht wieder das schöne Cover und die Themen Garten und Anwältin auf Sinnsuche. Denn Lu liebt ihren Job und merkt dabei gar nicht, wie ausgebrannt sie ist. Eigentlich ist sie inzwischen innerlich leer und im Gegensatz zu ihrer Sekretärin, die sie eigentlich als Menschen gar nicht wahrnimmt, scheint es niemand zu bemerken. Für Lu ist es ein Wettbewerb, ein großes Kräftemessen, bei dem sie sich keinerlei moralische Fragen stellt. Es geht einzig darum, für ihre Mandanten das beste herauszuschlagen. Erst in der Natur beginnt sie langsam dieses System zu hinterfragen. Anfangs ist ihr das Grün und Gekrabbel um sie herum fremd und sie beäugt es misstrauisch. Was wollte ihr geliebter Bruder hier nur? Doch dank seines Tagebuchs und seiner Nachbarn kommt sie ihm nachträglich näher. Sie versteht ihn wieder und pflichtet ihm sogar bei.

 

Vanida Karun empfinde ich als sehr treffende Wahl. Ihre warme Stimme kann gleichzeitig kompetent und freundlich klingen, wobei sie auch verständnislos, irritiert, einsichtig und ein wenig herrisch ebenso wie völlig verwirrt oder überfordert (insbesondere beim Zusammentreffen mit Handwerkern) klingen kann. Ich habe ihrer Stimme sehr gerne zugehört und fand sie ebenso angenehm unvertraut und neu, wie abwechslungsreich. Für mich eine echte Neuentdeckung.

 

Als echtes Wohlfühlhörbuch findet Lu natürlich einen neuen Sinn und eine neue Aufgabe in ihrem Leben, aber nicht nur das, auch die Liebe findet wieder ihren Weg zu ihr. Allerdings ist dies nur so nebenbei und zur Abrundung des Ganzen, denn es ist definitiv nicht der Mittelpunkt. Trotz des glücklichen Endes in jeglicher Hinsicht, würde ich es also nicht als Liebesroman bezeichnen. Dafür gibt es aber eine Menge Gartentipps und die Mahnung ökologischer die Natur zu bewirtschaften, im Kleinen, wie im Großen. So hat Pip in seiner Laube getrocknete Zapfen, in Wachs getaucht als Kaminanzünder verwendet. Ich habe hier im Urlaub direkt Pinienzapfen gesammelte, für die ich die Reste unserer Adventskranzkerzen einschmelzen werde. Eine schöne Beschäftigung auch mit den Kindern.

 

Im Kontrast zu den entspannten Gartenkapiteln steht die Hektik im Büro. Auch wenn Lu ihre Arbeit liegt, laugt sie sie aus. Sie merkt aber nicht wirklich, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch steht. Anders als ihre Sekretärin, denkt sie gar nicht mal an Dinge wie Entspannung und inneres Gleichgewicht. Sie scheint gefangen in einem Hamsterrad, in dem sie effizient Leistung bringt, bis sie fast kollabiert. In Wirklichkeit geht es in den Großkanzleien noch brutaler zu und die Arbeitszeiten sind noch länger, aber für Normalhörer klingt es schon schrecklich und auslaugend genug. Die Ausstiegsquote in diesem Berufszweig ist enorm hoch, denn Geld ist zum Glück doch nicht alles, wie auch Lu feststellt. Lu ist durchaus facettenreich beschrieben. Sie ist keine Karrikatur einer erfolgreichen Anwältin, auch wenn zu Beginn die Realität in Form der Renovierung ihrer Wohnung, sie hoffnungslos überfordert. Bisweilen kann sie nicht aus ihrer Haut, doch sie ist bereit nicht nur ihr Leben und das auf dem Land, sondern auch sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse in Frage zu stellen, was mir sehr gut gefällt.

 

Ein wirklich glücklich machender Wohlfühlroman, den ich sehr gerne gehört habe und der mich im Gegensatz zu seinem Vorgänger auch wirklich persönlich interessiert und bewegt hat. Ich bin sehr froh, dass ich mich vom Titel und dem Cover habe verführen lassen und der Autorin noch eine Chance gab!

 

Ganz herzlichen Dank an das Bloggerportal und Random House Audio für mein Hörexemplar!

 

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