Freitag, 2. Juli 2021

Der Tintenfischer, Wolfgang Schorlau & Claudio Caiolo, gelesen von Dietmar Wunder, Argon Verlag, 1 MP3 7h 28 min autorisierte Lesefassung

 

Der Tintenfischer, Wolfgang Schorlau & Claudio Caiolo, gelesen von Dietmar Wunder, Argon Verlag, 1 MP3 7h 28 min autorisierte Lesefassung

 

Teil 2 Der Reihe, Commissario Morello ermittelt in Venedig: Der erste Corona-Lockdown Venedigs steht unmittelbar vor seinem Ende am 18. Mai 2020. Die Lagunenstadt scheint ihm entgegenzufiebern und auch auch der gegen seinen Willen von Sizilien nach Venedig versetzte Commissario Morello und seine Kollegin Anna Klotze werden nachsichtiger. Dabei sitzt ihnen der Questore im Nacken, der erwartet, die sie zur Mehrung seines Ruhmes die sich ausbreitende Coronakriminalität bei der allein lebende, vermögende ältere Herrschaften um ihr Hab und Gut gebracht werden, zur Strecke bringen. Sie scheinen auf der Stelle zu treten, als sie beobachten, wie ein junger Nigerianer versucht sich mit einem Sprung in einen Kanal das Leben zu nehmen. Anna rettet ihn, mit einem beherzten Sprung in die Fluten und fühlt sich seither für David Ekeles Schicksal verantwortlich. Als er erzählt, warum er sich mit Anfang Zwanzig das Leben nehmen wollte, ist Anna entschlossen ihm zu helfen und Morello ist ganz in seinem Element. David berichtet von Verflechtungen der nigerianischen organisierten Kriminalität mit der Cosa Nostra, der Mafia, der Ölkonzerne und staatlicher Korruption, von Menschelhandel und seiner Ankunft in Sizilien. Obwohl die Killer in Sizilien nur auf seine Rückkehr warten, brechen Morello und Anna entschlossen mit einem Segelboot auf, um Davids Freundin aus den Fängen der Cosa Nostra zu befreien.

 

Dieser Krimi ist hart und fesselnd und unglaublich aktuell. Er räumt mit romantischen Mafia-Fantasien durch Francis Ford Coppolas Paten-Filmepos auf und blickt ernüchternd auf die internationalen Verquickungen aus Politik, Wirtschaft und organisierter Kriminalität (OK). Ganz klar sind die Autoren entschiedene Gegner von Silvio Berlusconi und Matteo Salvini, die es mit ihren Parteien nach Streitereien um die Verwendung der europäischen Coronaaufbauhilfen, wieder vorübergehend an die Macht geschafft haben. Bei aller Düsternis im Hinblick auf die politische und kriminelle Zukunft des Inselparadieses im Süden, musste ich aber auch laut lachen, als ich hörte, wie Marellos Freundin ihm die Vorzüge veganer Kosmetik erläuterte. Sicherlich gibt es kaum etwas, was einen leidenschaftlichen Mafiajäger weniger interessiert! Ja, Venedig ist traumhaft, aber die Fremdenfeindlichkeit und Betrugsmaschen dort, sind kein Vergleich zu der ständigen Bedrohung in Sizilien. Morellos ganzes Streben dient seiner Rückkehr auf die geliebte Insel und dem Schaden der Mafia. Wenn man ihm lauscht, kann man seine Wut und Verzweiflung ob der Machtlosigkeit fast schon spüren. Wenn es den Autoren gelang, diese Zusammenhänge aufzudecken, sind sie eigentlich ein offenes Geheimnis (wenn auch sehr gut recherchiert), warum lässt man es dann zu? Warum schreitet nicht die EU ein, wenn offen zu Tage tritt, welche Schweinereien da laufen? Die Cosa Nostra versucht ihre Struktur zu wandeln und zu legalisieren, ein feines Deckmäntelchen über ihre Waffenarsenale, den Drogen- und Menschenhandel auszubreiten. Die, die es verhindern könnten, lassen es geschehen, ja sie verdienen daran sogar noch mit. Traumhafte Landschaft mit verdorbenen Kern, da kommt sogar Morello ins Grübeln, ob Venedig nicht doch eine neue Heimat für ihn werden könnte.

 

Es ist der zweite Fall der Reihe, den ersten kenne ich nicht. Doch enthält die Hülle ein Personenverzeichnis, das wirklich hilfreich für den Einstieg und gerade für Zuhörer ist. Der erste Fall hieß „Der freie Hund“ nach Morellos sizilianischen Spitznamen, aber der Tintenfischer? Auch dieser Titel wird im Laufe der Jagd erklärt, mit einer wirklich atmosphärischen Episode, die die Bedrohung vergessen lässt, in Erinnerungen schwelgt und Sizilien feiert.

 

Neben der wirklich packenden Jagd auf die Hintermänner der Cosa Nostra hat mich die Stimme von Dietmar Wunder (der deutschen Synchronstimme von Daniel Craig, Adam Sandler, Sam Rockwell, Rob Lowe und vielen anderen) gefesselt. Abwechslungsreich und entschlossen klingt er, man traut ihm die Gnadenlosigkeit und Entschlossenheit der Jagd ebenso zu, wie seine Liebe für gutes Essen, schöne Frauen und seine Heimat.

 

Das Autorenteam versteht das Genre. So sind Wolfgang Schorlaus „Dengler“-Krimis nicht nur als Verfilmung im ZDF erfolgreich. Claudio Caiolo wurde in Sizilien geboren und in Venedig zum Schauspieler ausgebildet. Erfahrungen mit der Mafia machte er bereits in jungen Jahren. Romantischen Verklärungen der Clanstrukturen durch Mario Putzo und Francis Ford Coppola hat er mit dieser Reihe auch den Kampf angesagt. Da dies nun schon das zweite Hörbuch in kurzer Zeit ist, in dem es um das Problem der Organisierten Kriminalität geht, große Mengen Schwarzgeld zu legalisieren, scheint dies aktuell besonders brennend zu sein. Für mich absolut faszinierend! Nun will ich aber auch unbedingt wissen, was zuvor geschah und was noch passieren wird, da sich ganz zum Schluss eine verblüffende Wendung abzeichnet.

 

Ich habe eine neue Lieblingskrimireihe für mich entdeckt!

 

Vielen lieben Dank an den Argon Verlag für mein Rezensionsexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/caiolo-der-tintenfischer-2003248/

 

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Mittwoch, 30. Juni 2021

Bazilla (2) – Feen Internat in Gefahr, Heike Eva Schmidt, Illustr. Angela Gstalter, Boje Verlag

Bazilla (2) – Feen Internat in Gefahr, Heike Eva Schmidt, Illustr. Angela Gstalter, Boje Verlag

 

Langsam lebt sich Bazilla in ihrem Feeninternat ein, was vor allem an ihrem Flederhamster Elvis und ihrer Feenfreundin Molly liegt. Doch auch die anderen Mitschüler mag sie fast alle, wenn da nicht so feenmäßig doofe Fächer wie Tanzen wären! Alle reden nur noch über tüllige Ballkleider in widerlichem Pastell. Ständig haben sie Tanzunterricht, bei dem sie Gero auf die Füße tritt, was dieser geduldig erträgt. Die Sorge vor dem großen Feenball stellt sich bald jedoch schon als banal im Vergleich zu dem heraus, was ihnen nun droht. Die Schutzgestalten, die die Menschen aus dem Park um das Internat fernhielten haben diesen verlassen, weil die Menschen nicht mehr an Fabelwesen glauben. Nun haben Stadtentwickler das herrliche Grundstück entdeckt und beginnen mit dem Abholzen! Wie kann das jetzt noch verhindert werden? Vor Feen haben Menschen sicherlich keine Angst, aber Bazilla kommt da eine Ideen, als sie an Burg Morchelfels, ihre Vampirfamilie und die übrigen schaurigen Burgbewohner denkt!

Bazilla ist sich treu geblieben. Sie kann mit diesem ganzen kitschigen Firlefanz rund um die Ballplanung nichts anfangen und staunt nur über ihre Freunde. Ganz sicher wird sie kein derart albernes Kleid anziehen, sondern weiterhin Latzhose tragen! Allerdings merkt sie schon, wie gut ihr die Freundschaft und Gemeinschaft in der Schule tun. Die Vorstellung, dass die Schule geschlossen werden könnte und sie Molly und die anderen nie würde wiedersehen können, ist ihr unerträglich. So schmiedet sie einen abenteuerlichen Plan, der die Schule und alles was dort Alltag ist, auf den Kopf stellt. Es kommt zur schier unglaublichen Verbindung von Feen und Vampiren, denn nur gemeinsam können sie den Menschen entgegentreten. Die Menschen erweisen sich allerdings als ausgesprochen abgebrüht und nicht so leicht zu vergraulen. Das ist extrem frustrierend für diejenigen, auf denen alle Hoffnungen ruhten, dafür aber umso amüsanter für die jungen Leserinnen. Dabei ist die Geschichte so originell, auch sprachlich mit ihren fee-rückten Sprachkreationen, dass auch meine Große mit 14 Jahren unbedingt bei diesem fantastischen Abenteuer, dass gängige Klischees und Denkmuster in Frage stellt mitlesen wollte, trotz der Altersempfehlung ab 8 Jahren. Ein größeres Kompliment ist von Mangagirl nicht möglich, als beim Anblick des Buches laut aufzujuchzen und eine gemeinsame Leserunden vorzuschlagen.

Bazilla passt nicht so recht in die Feenwelt, aber auch nicht in die der Vampiren. Eigentlich passt sie nirgendwohin, aber dennoch geht sie ihren Weg, macht das Beste daraus und lässt sich nicht nur nicht unterkriegen, nein sie hat dabei sogar noch Spaß. Wenn das kein Thema ist, mit dem Teenager sich identifizieren können! Auch sehr schön finden wir, wie die Not und Bedrohung des Internats hier zwei Gruppen zusammenbringt, die eigentlich nicht recht zusammenpassen, auch schon durch ihren entgegengesetzten Alltag. Wobei, immerhin sind Vampire genau dann wach, wenn die Feen schlafen und umgekehrt. Ergänzt sich doch prima, so kann immer jemanden die Feinde im Blick behalten. So werden Vorurteile vor Unbekanntem abgebaut und sie müssen feststellen, dass es gemeinsam einfach besser geht. Oft muss man das Undenkbare einfach nur wagen und wird von dem Ergebnis meistens positiv überrascht werden!

 

Die Illustrationen von Angela Gstalter sind einfach zauberhaft. Fröhlich und witzig untermalen und begleiten sie die Geschichte, ohne je kitschig zu werden. Dabei beginnt jedes Kapitel mit einer süßen Elvis-Vignette und einer lustigen Überschrift. Elvis ist uns besonders ans Herz gewachsen und dieses Mal fällt ihm auch eine besondere Rolle zu.

 

Das Lesebändchen ist super praktisch auch wenn man am liebsten nonstop lesen möchte. Durch den augenfreundlichen Zeilenabstand und die angenehme Schriftgröße sollte dem in den Sommerferien auch nichts entgegenstehen. Ein spannendes und witziges Abenteuer, abseits der gängigen Klischees erwartet die jungen Leserinnen. Wenn sie dann am Ende traurig sind, dass es schon wieder vorbei ist, können sie sich mit einem Rätsel und Elvis Lieblings Rote-Beet-Schokoladenkuchen trösten! Das Rezept werden wir unbedingt ausprobieren!

 

Eine ganz klare Leseempfehlung von uns dreien!

 

Vielen lieben Dank an die Buchstabenbande/Bloggerjury für unser Rezensionexemplar!

 

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