Freitag, 14. Mai 2021

Schatten über Landsitz Hageberg – Krimidinner für zu Hause, Culinario Mortale

 

Schatten über Landsitz Hageberg – Krimidinner für zu Hause, Culinario Mortale

 

Es war ein langes Wochenende und somit wieder Zeit sich zu treffen – online! Seit Monaten spiele ich mit einer über die Republik verstreuten Gruppe Online-Krimidinner. Dabei gibt es die Krimi-Dinner von Culinario Mortale auch als Krimi-Dinner für zu Hause mit Platzkarten, Einladungen, Rezepten... aber im Lockdown ist das nicht realistisch. So hat man eine super Abwechslung und Spaß. Die Online-Version eignet sich aber auch für örtlich getrennte Freundeskreise außerhalb der Pandemie sehr gut.

 

Worum geht’s? Der Patriach der Familie und Gründer des gleichnamigen Chemiekonzerns Anton Hageberg lädt seine Familie zu seinem 70. Geburtstag ein, also seine zwei ehelichen Kinder mit Partnern, den unehelichen Sohn und den Gärtner der seit Ewigkeiten dabei ist und daher sogar von Clara und Sebastian Onkel Harald genannt wird. Es bedient die gute Seele des Hauses Emma Beiersdorf. Nachts erleidet Anton einen Schwächeanfall, doch Tochter Clara ist Ärztin, findet ihn, ruft den Notarzt und es wird ein Giftanschlag festgestellt. Als Täter kommt nur jemand in Frage, der Anton nahe steht, weshalb er keine Polizei im Haus haben möchte. Er zerreißt das Testament und will erst ein neues verfassen, wenn der Täter/die Täterin überführt ist! Hier ist der Gastgeber Opfer, Verdächtiger und Ermittler zugleich! Niemand weiß wer es war, bis auf den/die Täterin!

Es gibt für jeden eine Rollenbeschreibung und kürzere zu den Mitspielern. Der Gastgeber liest den Prolog zur Einleitung laut vor und dann wird Runde 1 freigeschaltet und alle beginnen mit der Lektüre. Dabei ist bei der Online-Version sicher gestellt, dass niemand heimlich in die fremden Ermittlungsakten schauen kann. Sobald alle Hinweise verbraucht und Fragen gestellt sind, kann der Gastgeber Runde 2 und dann Runde 3 freischalten. Da man auch nicht alle Informationen zu sich selbst vorab kennt, muss man sehr behutsam improvisieren, denn lügen darf ja nur der Täter/die Täterin. Es folgt nach wilden Diskussionen die Anklage, bei der abgestimmt und erläutert wird, wer wen für schuldig hält. In der Aufklärung erfahren dann alle, ob sie recht hatten, oder sich total verrannt haben...

 

Wir haben nun fast alle Krimi-Dinner-Szenarien von Culinario Mortale durchgespielt und man merkt, wie sie sich weiterentwickeln. Dieses Spiel ist mit 6 – 8 Mitspielern spielbar und wir haben erstmals zu Acht gespielt, erwartet waren Sechs. Da wir aber bisher immer viel Spaß hatten, wurden es dann sogar Acht. Dieses ist eines der ersten Spiele und es ist noch nicht so ausgereift. Man merkt noch ziemlich deutlich, welche zwei Rollen denn weggefallen wären, wenn man mit nur 6 Personen spielt. Auch gibt es neben der eigentlichen Aufgabe den Mordanschlag aufzuklären, noch jeweils weitere Missionen. Wie immer gilt: Nur der Täter darf lügen, die übrigen Mitspieler nicht. Hätte ich aber meine Informationen wie vorgesehen bereits in Runde 2 offengelegt, hätte ich niemals eine Chance gehabt, das Paar auseinander zu bringen, wie mir aufgetragen war. Das war eine echte Zwickmühle. Auch hatte ich eine zur Lösung des Falles entscheidende Information bei den Rollenbeschreibungen, bei der mir nicht klar war, wie und wann ich die am Besten einfließen lassen sollte. Da war viel Improvisation gefragt, da geben die anderen Spiele eine bessere Führung vor. So kam es dann auch, dass es diesmal ungesitteter ablief als sonst. Anders als in Schulkonferenzen lassen wir die Mikrofone an, was eigentlich immer prima klappte, dieses Mal kam es schon zum Dazwischenplappern. Tatsächlich haben wir den Fall nicht gelöst, was manchmal bisher vorkam, manchmal eben auch nicht. Nie lagen wir so weit von der Lösung entfernt. Dieser Fall war einfach anders, weshalb wir uns auch für eine komplett andere Lösung entschieden hatten, die zwar nicht völlig falsch war, aber auch nicht wirklich zutraf. Hier war die Aufklärung einfach zu vielschichtig, für die ungenauen Hinweise. Spaß hatten wir dennoch, aber wir haben auch gemerkt, wie sehr sich in der Praxis Stärken und Schwächen der Spiele offenbaren und diese dann mit fortschreitender Entwicklung in dem nächsten Spiel vermieden werden.

 

Diese Spiele werden ab 16 Jahren empfohlen, das ist auch angemessen. Unsere Kinder haben nur immer solchen Spaß, dass dieses Mal meine Jüngste mitspielte, da die Kinder eh immer dabei sitzen und mitraten. Dabei müssen wir allerdings einige Begriffe erklären und lassen sie in die unschickliche Welt amouröser Verwicklungen und Seitensprüngen blicken. Dieses Mal erweiterten sie ihren Wortschatz um medizinische und wirtschaftliche Begriffe ;)

 

Es war ein lustiger Abend und natürlich werden wir auch das letzte uns noch fehlende Krimiszenario spielen wollen, auch wenn das auch ein älteres ist. Das Konzept ist einfach super, um auch über große Distanzen oder bei Ausgangsbeschränkungen, einen lustigen Abend gemeinsam zu verbringen! Bei wem der Kriminalfall im Vordergrund steht, der sollte besser ein aktuelleres Szenario wählen.

 

Vielen lieben Dank an Culinario Mortale für unseren Rezensionscode!

 

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Mittwoch, 12. Mai 2021

Mord unter Palmen, Urlaubskrimis, Agatha Christie, gelesen von Stephan Benson, Der Hörverlag, 3 CDs 3 h 12 min. ungekürzt

 

Mord unter Palmen, Urlaubskrimis, Agatha Christie, gelesen von Stephan Benson, Der Hörverlag, 3 CDs 3 h 12 min. ungekürzt

 

Ja, ich bin ein treuer Fan der Queen of Crime. Aber Urlaubskrimis mit Parker Pyne klangen auch für mich gänzlich unbekannt. Wer war dieser mir unbekannte Ermittler? Parker Pyne ist kein klassischer Ermittler, doch was er eigentlich genau macht, verrät auch seine ominöse Zeitungsanzeige nicht, die er regelmäßig in der Times schaltet: „Sind sie glücklich? Wenn nicht, konsultieren Sie Parker Pyne, 17 Richmond Street“. Er ist ein unscheinbarer pensionierter Regierungsbeamter, mit wachen und gütigen Augen, der vor allem sehr gut zuhören und beobachten kann. Durch sein unauffälliges Aussehen wird er leicht unterschätzt. Seine berufliche Laufbahn hat ihm ein angenehmes finanzielles Polster geschaffen, um sich nunmehr Reisen in exotisch aufregende Orte mit Städten des klassischen Altertums zu leisten. Allerdings lässt ihn auch im Urlaub das Verbrechen nicht los und gleich bei der Anreise mit dem Orient Express, Ziel Istanbul, lernt er eine junge, gutaussehende und reiche Amerikanerin kennen. Sie kommen ins Gespräch, doch bei einem Zwischenfall, wird ihr Juwelenkoffer gestohlen. Wie gut, dass Parker Pyne zur Stelle ist! Doch Istanbul ist nur ein Zwischenziel, mit einer Reisegruppe im Kleinbus soll es weiter nach Bagdad gehen. Eine holprige Strecke, die einen der Reisenden das Leben kostet. Den Unfall schließt Parker Pyne schnell aus, hat sein waches Auge doch ein kleines feines Detail bemerkt. Die Flugweiterreise nach Shiraz ist da deutlich angenehmer, doch die Erzählungen seines deutschen Piloten lassen ihn stutzen und Urlaub hin oder her, muss Parker Pyne vor Ort überprüfen, ob das Erzählte sich nicht doch ganz anders zugetragen hat. Als er mit einer weiteren Reisegruppe historische Stätten und Höhlen besichtigt, verliert die junge Schönheit der Gruppe einen Perlstecker, der ein Vermögen kostete. Obwohl sie sich in einer Höhle befinden, ist von diesem Schatz keine Spur zu finden. Scheinbar unlösbar, aber nicht für Parker Pyne. Schlussendlich hofft er sich endlich bei einer Nilkreuzfahrt erholen zu können. Allerdings stirbt die unangenehme Mitreisende Lady Grayle keines natürlichen Todes, dessen ist er sich sicher und er findet auch heraus, wer es wie und warum tat.

Kurze unterhaltsame Krimis an traumhaften Orten, an die es nicht jeden verschlägt, auch heute nicht, da das Reisen und Fliegen bis zur Pandemie selbstverständlich schien. Doch nicht nur die ungewöhnlichen Orte sind reizvoll. Mit Parker Pyne ist Agatha Christe eine Art männliche Miss Marple gelungen. Gut, Parker Pyne strickt nicht und erzählt nichts von seinem Heimatort, dafür liebt er Zahlen und Tabellen und ordnet alles Unbill in Kategorien. Das hilft ihm das Unwichtige von dem Wesentliche zu trennen. Unaufdringlich dringt er so in die seelischen Abgründe seiner Mitreisenden ein, entlockt ihnen kleine Geheimnisse, beobachtet still und zieht verblüffende Schlussfolgerungen! Für mich sind diese kleinen, feinen Kurzkrimis ganz herrliche Gute-Nacht-Geschichten. Sie sind eine angenehme Unterhaltung an Traumorten, voller eigenwilliger Charaktere. Nie so grausam oder dramatisch, dass ich nicht einschlafen könnte, oder wenn doch Albträume bekäme. Dafür kann ich beim morgendlichen Aufwachen noch gut zu Ende hören, was mir abends entgangen ist. Der Abwechslungsreichtum dieser kurzen Episoden lässt mich auch immer wieder gespannt auf Parker Pynes nächsten Coup wider Willen warten. Dieser unscheinbare, ältere Herr, der mit seiner Leibesfülle britische Gediegenheit ausstrahlt ist mir dabei nicht nur vertraut geworden, er hat auch meine Sympathien gewonnen. Immer wieder gelingt es ihm, mich zu überraschen, wobei seine Lösungen durchaus logisch sind. Sprecher Stephan Benson ist zum Glück noch nicht im Ruhestand, klingt allerdings absolut nach einem gemütlichen, bedächtigen älteren Herren, der es nur gut mit uns meint. Sympathisch und unaufdringlich. Absolut passend. Seine Interpretation der weiblichen Rollen ist nicht ganz so brillant, aber gerade noch so, dass es nicht als zu gekünstelt oder verstellt nervt. So wird die Lesung abwechslungsreich und lebendig und ich hätte ihm gerne noch länger zugehört!

 

Für mich ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Hörvergnügen, dass mich von exotischen Orten träumen ließ und angenehm unterhalten hat!

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Der Hörverlag für mein Hörexemplar und die Bekanntschaft mit Parker Pyne!

 

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