Montag, 21. September 2020

Gängster-Pferde, Angelika Niestrath, Andreas Hüging, gelesen von Oliver Kalkhofe, cbj audio, 2 CDs 2 h 24 min. ungekürzt.


Gängster-Pferde, Angelika Niestrath, Andreas Hüging, gelesen von Oliver Kalkhofe, cbj audio, 2 CDs 2 h 24 min. ungekürzt.

 

Romeo ist ein wilder, schwarzer Hengst, der es leid ist, auf dem Pferdehof von Kindern gegängelt zu werden und Bocky Bill ist ein geschecktes Pony mit Lust auf Abenteuer! Beide sind abgehauen, um sich ein Leben als Gängster-Pferde, frei und ganz nach ihrem Geschmack einzurichten. Das kleine Dörfchen Chili scheint genau der richtige Fleck mit seinen Gemüsefeldern zu sein. Immerhin kommt hier Darlings weltberühmte Bohnensuppe her. Allerdings müssen die zwei Ausreißer schon bald feststellen, dass nicht alles was lecker duftet auch gut verdaulich ist und während ihre Därme ihnen das Leben schwer machen, brauchen sie Hilfe von der jungen Siglinde. Die nennt sich aber selbst nur lässig Sista und will sich ihnen anschließen und bringt Wampe, das verfressene Pony von Tierarzttochter Jojo mit dazu. Sista wäre auch gerne ein Gängsterpferd, ganz anders als ihr großer Bruder Otto, der bereits als Polizeipferd arbeitet. Doch die zwei wilden Jungs wollen kein Mädel dabei haben, sondern alles lassen, wie es ist, bis der Wohlstand und die Existenz des Dörfchens Chili in Gefahr ist und sie sich entscheiden müssen, ob sie helfen oder abhauen wollen.


Naja, so rein pädagogisch habe ich ja immer so meine liebe Not mit Kinderbuchhelden, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen und es sich lieber auf fremder Kosten gut gehen lassen, als selbst zu arbeiten. Damit vertrete ich genau den Standpunkt des spießigen Bruders Otto, aber ich bin ja auch schon Mutter ;) Allerdings hat Sista einen guten Einfluss auf die zwei Wildfänge und mit ihrer cleveren Art und Ortskenntnis findet sie für viele Probleme schnell eine Lösung. Dennoch finde ich es schade, dass sie so auf den schönen Bad Boy Romeo abfährt und sich von ihrem braven, großen Bruder nichts sagen lässt. Am Ende halten aber alle zusammen. Doch Ehre und Ruhm erhalten ausgerechnet die, die am wenigsten geleistet haben. Etwas ungerecht, aber irgendwie rechtfertigt es auch die Einstellung der Gängster.

 

Die Geschichte ist kurzweilig und frech und weicht von dem üblichen Pferdegeschichtenmuster ab. Für gute Laune sorgen dabei noch die eingängigen Songs, natürlich auf Deutsch, so dass die Kinder sowohl die Texte verstehen, als auch recht bald mitsingen können. Keine Sorge, sie sind auch elternverträglich, könnten aber sehr schnell im Ohr bleiben und es sich dort bequem machen...

Bei den Autoren handelt es sich übrigens auch um die geistigen Eltern der „Die Gäng vom Dach“ ebenfalls mit Songs des Autors und „Roki – Mein Freund mit Herz und Schraube“.

Die Songs zum Mitsingen stammen von Autor Andreas Hüging, der sie auch selbst singt, wobei er vor allem bei dem Song „Sista“ weibliche Unterstützung von Cathlen Gawlich und Angelika Niestrath erhält. Die Lieder drehen sich mit Ausnahme des Titelsongs „Gängsterpferde – ho!“ jeweils um einen tierischen Helden und bekommen eigene Tracks, so dass man sie gezielt einzeln anspielen und mitsingen kann. Die Texte sind nämlich im liebevoll aufbereiteten Booklet abgedruckt, ebenso wie eine doppelseitige, farbige Illustration von Carolin Opheys aus dem gleichnamigen Buch erschienen im Ueberreuter Verlag. Weitere der witzigen Illustrationen befinden sich neben den Songtexten abgebildet, auf dem Bookletcover, auf den Tonträgern ist jeweils ein Bild vom schönen Romeo und dem wilden Bocky Bill und auf der aufwendig gestalteten Klapphülle. Da ist wirklich ganz viel Überlegung und Liebe in die Verpackung des Hörbuchs investiert worden.

Oliver Kalkofe zieht sämtliche Stimmregister und setzt gekonnt Pointen, wo der Text sie hergibt.

Dieses Hörbuch ist so wunderschön gestaltet und lädt zum Mitsingen ein, dass es sicher nicht nach nur einmal Hören im Regal verstauben wird.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Bloggerportal für dieses kurzweilige Hörexemplar.

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Samstag, 19. September 2020

Bittermonds Bucht, Maike Harel, Illus. Florentine Prechtel, Hummelburg Verlag

 

Bittermonds Bucht, Maike Harel, Illus. Florentine Prechtel, Hummelburg Verlag

 

Jukka ist ein Findelkind, das der narbengesichtige Käptn' Bittermond angeblich am Strand gefunden hat. Glücklich zu zweit leben sie in einer traumhaften Bucht, fischen und jagen. Bittermond ist ein begnadeter Bäcker und Koch. Doch langsam wird Jukka älter und beginnt Fragen zu stellen, wo er herkommt, warum er nicht in die Wüste darf oder Bittermond auf seinen Beschaffungstouren in die Stadt begleiten darf. All das wird unterbrochen, als eines Tages die fahrende Händlerin Kandidel mit ihrer Tochter Lila auftaucht. Lila verachtet Jukka offen, da dieser noch nie in einer Schule war und nicht lesen kann. Als jedoch eines Tages Kandidel mit Bittermonds größtem Schatz heimlich verschwindet und sie allein in der Buch zurück bleibt, rücken die zwei näher zusammen. Gemeinsam beschließen sie Kandidel durch die Wüste zu folgen. Lila, weil sie durch den Raben ihrer Mutter ein Kutschticket erhielt und Jukka, weil er Bittermonds gestohlenen Schatz zurück erobern möchte. Noch an der Kutschhaltestelle werden sie von einem gefährlichen Grässgreif attackiert und können sich nur mit einem beherzten Sprung in ein Erdloch retten. Dort ist es duster und die steilen Wände schaffen sie nicht hinauf. Schnell wird ihnen klar, dass diese Reise viel gefährlicher werden wird, als gedacht....

 

Meine Tochter findet es super, dass dieses Buch von aktuell sehr gängigen Schemata abweicht und die Geschichte dadurch unvorhersehbar wird. Sie meint, dass sonst immer ein magisches Reich in Gefahr sei und nur einer, der eigentlich ganz unauffällig ist, ist dazu auserwählt, dieses Reich unter Gefahren zu retten... (klingt nach Harry Potter, oder?) Hier konnte sie sich super auf die Geschichte einlassen, einfach fallen lassen und dabei über all die Besonderheiten der Orte staunen, an die Jukka und Lila ihre Reise führt. Um das noch besser nachvollziehen zu können, hat Florentine Prechtel eine prächtige Karte in die Umschlagklappen gezeichnet. Allerdings hat meine Tochter hier kritisiert, dass die zwei ja einen wahnsinnigen Umweg eingeschlagen haben, das ginge doch auch kürzer! Ja, das sieht auf der Karte tatsächlich so aus, aber vielleicht hätte es sonst das Format gesprengt?

 

Jukka und Lila zicken herum wie Kleinkinder, oder wie Geschwister. Sehr gut gefällt mir, dass sie sich zwar näher kommen und ohne einander wohl verloren wären, aber Friede, Freude, Eierkuchen, reine Harmonie kommt zwischen ihnen nicht auf. Das würde auch gar nicht zu Lilas Mentalität passen, denn sie ist eine richtige kleine Kratzbürste, wahrscheinlich als Schutzschild vor all den Anfeindungen, die sie als Kind einer fahrenden Händlerin erlebt hat. Beide Kinder sind absolute Gegensätze, in ihrer Naivität bzw. Misstrauen aber liebenswert und jeder auf seine Art stark.

 

Der Anfang, als man Jukkas und Bittermonds Alltag am Strand kennenlernt und auch noch nach Kandidels und Lilas Ankunft, war mir zu lang. Malerisch und fantastisch schön, aber zu wenig Action für mich. Meiner Tochter gefiel das, sie ließ sich gerne in diese fremde Welt, in diese andere Art aufzuwachsen mitnehmen. Die Beschreibungen zeichnen sich durch viel Liebe zum Detail und malerische Schönheit aus. Die Macht des Lesens und die Faszination der Bücher wird ebenso beschworen, wie das Leben in Freiheit und mit der Schönheit der Natur. Nur fragte man sich, wovon leben sie, wie kommt Bittermond an das Mehl, wo hat er all diese Schätze her? Fragen, die Jukka sich nie stellte, weil er es anders nicht kannte. Fragen, die erst mit Kandidels Verrat auftauchen und eine Welle der Ereignisse lostreten, deren Ausgang nicht planbar ist. Jukka ist auf ein Leben außerhalb der Bucht überhaupt nicht vorbereitet. Lila, die schon viel mehr von der Welt gesehen hat, als der naive Strandjunge, kommt aber nicht immer zwangsläufig besser zurecht. Das macht die Geschichte sowohl für Jungs, als auch Mädchen interessant. Denn viele der Situationen in die die zwei hineingeraten sind auch für Lila völlig überraschend und Jukka hat es lernt, die Dinge und das Leben so zu nehmen wie sie sind.

 

Die Illustrationen auf dem Cover, der Karte und der Vignetten bezeichnete meine Tochter (11) als richtig professionell. Das ließ mich grinsen, denn auch in unseren übrigen Büchern, sind diese von professionellen Illustratoren geschaffen, aber oft eben in einem kindlicheren, weniger detailreichen Stil.

Was meiner Tochter noch sehr gut gefiel: Mama, das ist endlich mal ein Buch, mit einem richtigen Ende. Da ist auch mir klar, dass es nun aus ist und ich werde Dich nicht bitten, weiter vorzulesen. Ich finde das richtig gut, nun weiß ich, dass alles in Ordnung ist. Das stimmt, das Ende ist eine unglaublich runde Sache, die auch sehr gut zum Buch passt und nicht überraschend kitschig, dafür aber durchaus glücklich. Zudem hat Jukka einige Erkenntnis fürs Leben gewonnen, über Freundschaft, wahren Mut, die Dinge die wirklich zählen im Leben....

 

Ein märchenhaftes, ungewöhnliches Abenteuer, das meiner Tochter durch seine Andersartigkeit unglaublich gut gefiel.

 

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Hummelburg Verlag für dieses traumhaft schöne Rezensionsexemplar!

 

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