Dienstag, 7. Juli 2020

LU – Wir sind Familie, Jason Reynolds, gelesen von Pascal Houdus, Hörcompany, 4 CDs ungekürzt 5 h 8 min.



LU – Wir sind Familie, Jason Reynolds, gelesen von Pascal Houdus, Hörcompany, 4 CDs ungekürzt 5 h 8 min.

Dies ist der 4. und letzte Band der Tracks-Reihe von Jason Reynolds, die unbedingt in der richtigen Reihenfolge gehört werden müssen. Denn sie ergänzen sich, greifen ineinander und erzählen nur zusammen eine vollständige Geschichte, wie ein Puzzle. Keine Sorge, Ghost ist so großartig, dass man nach dem ersten Band weiter hören will, sofort!

Lu ist übrigens, nach Ghost mein Liebling. Eigentlich kann es ihn nicht geben, er sprengt alle Naturgesetze! Er ist einer von 17.000 Albinos, dabei sind seine Eltern alles andere als farblos! Er hätte so gerne, einen Bruder, damit er sehen kann, wie er mit Pigmenten aussehen würde. Doch seiner Mutter, einer Künstlerin hatten die Ärzte gesagt, sie könne keine Kinder bekommen. Daher war seine Geburt für seine Eltern ein unfassbares Wunder und eine unendliche Freude. Die soll sich nun sogar wiederholen, denn Lu wird endlich großer Bruder, als ob ein Blitz ein zweites Mal in den gleichen Baum einschlagen würde... Deswegen nennt seine Mutter ihn auch Blitz, aber er ist ja auch so schnell! Da Lu offensichtlich anders ist, hat er von seinem Vater die Coolness übernommen. Er bekam schon früh Kontaktlinsen, denn als Albino kann er sehr schlecht sehen und von seinem Vater 2 Goldketten und Brillantstecker, die Brillantstecker, die sein Vater von seinen ersten Einnahmen als Dealer gekauft hat. Ja, sein Vater stand nicht immer auf der richtigen Seite des Gesetzes, doch er hat durch ein einschneidendes Erlebnis sein Leben in die Hand genommen und arbeitet jetzt auf der anderen Seite. Er hilft Süchtigen sich für den Entzug und eine Therapie zu entscheiden. Auch wenn St. Barnaby ein ziemlich normales Pflaster ist, so ist das angrenzende Glassmanor, wo Ghost und der Trainer wohnen eine ganz üble Gegend. Eine Gegend die so übel ist, das kein Kind dort auf der Straße aufwachsen sollte und so erfährt man nicht nur die Geschichte von Lus Familie, sondern auch die der Trainer und ihre Motivation, ihre ganze Freizeit in das Team zu stecken.

Ich mag Lu, er hat eine große Klappe und ist so maulwurfig wie ich. Sein Konzept, die Kontaktlinsen herauszunehmen, um Hemmungen abzubauen, wenn man nicht mehr scharf sieht, kann ich sehr gut verstehen. Während Lu keine Pigmente hat, können sich meine sehr gut an die Umgebung anpassen, daher kann ich fast alles sein, sofern der Betrachter nur fest genug davon überzeugt ist... Trotz seiner großen Klappe und seiner Coolness, gibt es doch auch jemanden, vor dem er richtig Schiss hat, so sehr, dass er gelernt hat zu rennen, wie der Blitz. Na gut, das war auch ein Traum seines Vaters, warum, das wird hier langsam klar. Es sind die Momente, in denen es um die Vergangenheit der Erwachsenen und dessen, was sie daraus gemacht haben, die mir eine Gänsehaut beschert werden. Es wird einem vor Augen geführt, was aus ihnen hätte werden können und wovor der Trainer sie beschützen will. Lu ist derjenige, die überall optisch heraussticht, doch er hat eine sehr liebevolle, intakte Familie, die auf ihn achtet. Was es für einen Schwarzen bedeutet keine Pigmente zu haben, klingt hier an, allerdings nicht in seiner vollen Brutalität, immerhin ist es eine Geschichte ab 12 Jahren und diese Stadtviertel haben noch ganz andere Probleme, z.B. Schuhe an den Füßen zu haben, oder in die Schule gehen zu müssen, oder zu hungern, wie die Kinder aus Glassmanor, während Patinas reiche, weiße Mitschüler auf der Privatschule einfach den Beat nicht spüren. Den spürt Lu auch, aber nicht so krass wie Sunny. Das Team wächst vor den Meisterschaften nun zusammen und ganz besonders die vier Neuen. Ein echter Lichtblick, für Kinder, die ansonsten keine Perspektive hätten, wie Ghost. Im Abschlußband kommen alle bisherigen Personen noch einmal in ihren Facetten vor und es ist ein wunderbares Wiederhören.

Diese vierte Teil wird von Pascal Houdus als viertem Sprecher gelesen. Ich finde es super, dass jeder einzelne eine eigene Stimme hat, immerhin hat ja auch jeder eine eigene Persönlichkeit und so kann man alle vier Bände hintereinander weghören, ohne im Geiste ihre Geschichten zu vermischen. Pascal Houdus bringt die Coolness und auch die Weichheit von Lu deutlich hervor. Denn auch wenn er mit seinem Aussehen eine Zielscheibe ist, ist er durch die Liebe seiner Familie für das Leben gewappnet. Die jugendlichen Frotzeleien zwischen den vier Freunden bringt er sehr gut auf den Punkt, denn Patti, die mit ihm früher zur Schule ging, zieht ihn nur zu gerne auf. Das hört man richtig, wie das die pubertären Mädchenhormone in ihr rauschen und dem coolen Lu das unendlich peinlich ist. Zurecht hat auch dieser Band seine Aufnahme auf die Hörbuchbestenliste von Hr2 erreicht.

Nach all den Wettkämpfen steht nun zum Abschluss der Reihe die Meisterschaft an, die Krönung all dessen, wofür sie trainiert haben. Und wieder vermag es Jason Reynolds zu überraschen. Ja, diese Reihe ist ein Glanzstück, ein Meisterwerk, das erst vollständig ist, wenn man die ganze Geschichte, dieser vier Freunde mit ganz unterschiedlichen Schicksalen, unterschiedlichen Leidenschaften und Teil des gleichen Teams kennt. Jason Reynolds hat Literaturwissenschaften und Kreatives Schreiben studiert. Er versteht sein Handwerk, denn auch sprachlich passt er seine Erzählmosaikstücke, die jeweils aus der Ich-Perspektive geschildert sind, dem Stil des jeweiligen Erzählers an. So spürt man deren Geist viel stärker.

Eine starke Reihe, die am unbedingt kennen sollte! Unbedingte Hörempfehlung!
Hier findet Ihr eine Hörprobe:

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Hörcompany, für mein Hörexemplar und die Unterstützung meiner Aktion zu #Blacklivesmatter!

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Sonntag, 5. Juli 2020

Unheimlich Peinlich – Das Tagebuch der Ruby Black, Cally Stronk, Constanze von Kitzing, dtv junior



Unheimlich Peinlich – Das Tagebuch der Ruby Black, Cally Stronk, Constanze von Kitzing, dtv junior

Meine Jüngste liebt Penny Pepper und Leonie Looping und da ist es natürlich logisch, dass da auch der Tagebuch-Comic-Roman von Ruby Black ab 10 Jahren, aus der Feder/dem Tuschkasten des Dreamteams Cally Stronk und Constanze von Kitzing einziehen musste!

Ruby ist 11 Jahre und 3 Monate alt und hat das weit verbreitete Pech in der peinlichsten Familie der Welt aufzuwachsen. Ehrlich, sie liebt sie, aber können sie bitte nicht mal normal sein? Ständig turteln ihre Eltern miteinander, das ist ja schön, aber die Fetzen bzw. Teetassen fliegen manchmal auch. Sie sind halt sehr leidenschaftlich, auch in ihrer Arbeit. Ihre Mutter Celeste Mathilde wollte schon immer ein Café haben und nachdem das Friedhofscafé gerade frei war, kaum dass sie den unglaublich gutaussehenden Alois Black, Schreiner für Liegemöbel für die Ewigkeit (sprich Särge) kennenlernte, heirateten sie, zogen auf den Friedhof und nun leben und arbeiten sie dort. Das kann man doch keinem erzählen! Als Ruby es dummerweise in ihrer alten Schule doch tat, fingen die fiesen Quälereien an. Es wurde so schlimm, dass sie es nicht mehr aushielt und die Schule wechselte (warum ihre Brüder Constantin Otto und Horatio Fritz diese Probleme nicht haben, ist ihr schleierhaft). Ach ja, ihr eigener Name ist nicht weniger peinlich und sollte in der neuen Schule möglichst nicht erwähnt werden: Rubinia Rosalinde. Also ehrlich, geht’s noch schlimmer? Aber schon der erste Schultag beginnt tragisch. Ihre Mutter kleckert ihr schönstes Kleid voll, sie ist so spät dran, dass ihre Mutter sie mit dem Leichenwagen fährt und sie direkt vor der Schule herauslässt. Dort trifft sie sofort auf die neugierigen Zwillinge Milli & Lilli, die den Tratschkanal der Schule betreiben und sofort das Gerücht von der reichen Familie und der Luxuslimo in die Welt setzten. Dann stößt sie mit Ben, dem süßesten Jungen der Schule zusammen und kann nur peinlich stottern... Oh Mann, sie will doch nur normal und unauffällig sein und eine beste Freundin finden, naja und vielleicht Ben besser kennen lernen...

Was für ein Chaos! Bei dieser Ausgangskonstallation kann es ja nur unheimlich peinlich und witzig weiter gehen. Natürlich gehen Rubys Pläne überhaupt nicht auf, denn das Leben lässt sich nicht planen. Da hilft es nur seine intimsten Peinlichkeiten und Hoffnungen aufzuschreiben. Dabei sind einige davon so unglaublich, dass sie einem sowie so keiner glaubt, sofern man es nicht selbst gesehen hat. Deswegen hat Constanze von Kitzing sicherlich die Beweisbilder und Kritzeleien Rubys äh Cally Stronks Aufzeichnungen beigefügt....

Das sieht dann so cool und lustig aus, dass plötzlich meine fast 11 jährige Lesemuffeltochter hinter mir stand und über meine Schulter mitlas! Plötzlich gab es einen Ruck und Kind und Buch waren verschwunden! Magisch ist Rubys Leben offensichtlich auch. Kein Wunder bei der Familie! Besonders cool fand sie die Witze, die in den Zeichnungen versteckt waren und die Inschriften auf den Grabsteinen.... So gibt es auf jeder Seite nicht nur was zu lesen, sondern auch zu entdecken! So entdecken wir die wahre Ruby, die die sie geheim halten will. Denn wie oft kommt es doch vor, dass Kinder und Jugendliche verbergen wollen, wer sie wirklich sind, aus Angst, dass sie dann keiner mehr mag. Ein unglaublich wichtiges Thema, sehr gut angesprochen und sehr einfühlsam aufgelöst.

Cally Stronk schreibt ganz klar und direkt. Sie lässt Rubys Gedanken scheinbar aus ihr herausblubbern. So fühlt man sich ihr ganz nah und leidet mit, denn es ist echt nicht leicht 11 Jahre und 3 Monate alt zu sein und die peinlichste Familie der Welt zu haben! Aber nein, es ist ja eigentlich auch sehr schön, mit Herzklopfen, einem bedrohlichen Geheimnis und witzigen Situationen. Als Ruby schon denkt, es könne nicht mehr schlimmer werden, kommt die große Wende in ihrem Leben und alles fügt sich. Hoffentlich auch alles für eine Fortsetzung, denn wir würden gerne weiterlesen!

Sehr witzig, so liest man gerne! Dicke Empfehlung von Franziska und mir!

Wir bedanken uns ganz herzlich beim dtv junior verlag für unser Rezensionsexemplar!

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