Sonntag, 29. März 2020

Einfach alles! Die Geschichte der Erde, Dinosaurier, Roboter und zu vieler anderer Dinge, um sie hier aufzuzählen, Christopher Lloyd, WBG Theiss



Einfach alles! Die Geschichte der Erde, Dinosaurier, Roboter und zu vieler anderer Dinge, um sie hier aufzuzählen, Christopher Lloyd, WBG Theiss

Eine bunte Universalgeschichte über die 13,8 Milliarden Jahre der Existenz unserer Erde. Nach Zeitaltern geordnet beginnt es mit dem Kapitel „Aus dem Nichts“ mit dem Urknall bis zu „Fortsetzung folgt: von 1945 bis heute“, dazwischen tummeln sich 13 Kapitel gespickt mit den historischen Highlights aus aller Welt von den Dinosauriern, übers Mittelalter und die Entdeckung Amerikas. Dabei ist dieses Inhaltsverzeichnis ebenso witzig, wie übersichtlich gestaltet, so dass man auch einfach die Epochen nachschlagen kann, für die man sich gerade interessiert. Zum Schluss gibt es noch das Schlusswort, Literaturhinweise, Glossar und das Register, wobei letztere für mich bei Sachbüchern unverzichtbar sind! Ein umfangreiches Stichwortregister hätte ich mir etwas umfangreicher vorgestellt, oder eben alles. Wir haben das Buch bei der Corona Schulschließung einsetzen wollen, als es um die Frage ging: Wann war die Bücherverbrennung und was war das? Leider mussten wir aber feststellen, dass dieses Thema im Rahmen der neueren Geschichte nicht angesprochen wird. So ganz alles findet dann doch nicht auf 349 Seiten Platz, auch hier müssen Schwerpunkte gesetzt werden.

Diese Schwerpunkte sind mit Bedacht gewählt, aber umfassen eben nicht alles. Mit farbigen Abbildungen machen sie neugierig und Lust auf mehr. Sie laden zum Stöbern und Vertiefen ein. Wenn man es in die Hand nimmt, bekommt man schon Lust, weiter zu blättern und zu schauen, was noch alles behandelt wird, auf einigen Seiten zu Verweilen und zu Lesen. Es gibt einen guten Überblick für Kinder ab 8 Jahren. Allerdings muss ich auch einräumen, dass wenn man ein spezielles Thema sucht und nicht einen generalisierenden Überblick bekommen möchte, man mit einer Internetsuche besser ans Ziel kommt, zumindest, wenn man es kann.

Sprachlich ist es schlüssig und verständlich geschrieben, für Erwachsene. Kinder ab 8 Jahren bringen nicht die gleichen Voraussetzungen mit. So hätte ich mir an zentraler gut auffindbarer Stelle eine Weltkarte gewünscht, bei der Kinder ohne große Mühen suchen können, wo sich die gerade beschriebenen Entwicklungen vollziehen. Im 4. Kapitel Hand und Fuss, in dem es um die Entwicklung des Klimas und der Eiszeiten, aber auch um die Entwicklung des Menschen geht, spielen zum Beispiel Panama und Indonesien eine Rolle. Die wenigsten Kinder ab 8 Jahren, wissen jedoch, wo diese Länder liegen, das übersteigt ihren Erfahrungs- und Wissenshorizont. Es ist sehr schön erklärt, wie einige Entwicklungen zusammenhängen und steigert das Verständnis für das große Ganze, dennoch hätte ich mir öfters einen kindlichen Blickwinkel gewünscht, um die Zielgruppe ab 8 Jahren noch besser erreichen zu können. Das Konzept verzichtet bewusst auf multimediale Einbindung, was ich auch ganz gut finde, denn Kinder müssen auch lernen ihr Wissen aus anderen Quellen zu beziehen, aber dann sollte es gerade in Werken mit diesem Titel auch angeboten werden, ohne dass Kinder umständlich nach Sekundärmaterialien suchen müssen. Dabei geht nämlich oft das Interesse verloren. Dieses zu fesseln ist aber offensichtlich das Ziel. Sehr schön ist hierbei, dass konkrete, aktuelle Bezüge hergestellt werden, so dass auch längst vergangene Zeiten greifbarer und weniger abstrakt wirken. So gibt es auch viele Anregungen, die dabei helfen, so ist z.B. in Kapitel „10. Erfindungen verbinden“ eine Anleitung zum Holzdruck erklärt und abgebildet.

Dieses Buch zum Stöbern, Entdecken und Nachschlagen ist gut strukturiert und die farbige Fassung der jeweiligen Kapitel erleichert das Auffinden des Gesuchten. Natürlich kann ein Buch dieses Umfangs nicht allumfassend sein, sondern muss Schwerpunkte setzten. Die Verknüpfung der Zusammenhänge empfinde ich allerdings als sehr gelungen. Leider wird bei der Zielgruppe aber bereits zu viel Vorwissen vorausgesetzt, dass heutzutage nicht mehr so selbstverständlich ist, wie früher, weil einfach auch die Wissensmenge zugenommen hat. Hier hätte ich mir ein verstärkes Eingehen auf die Bedürfnisse der Zielgruppe gewünscht.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Agentur Literaturtest und dem wbg Verlag für unser Rezensionsexemplar!

Samstag, 28. März 2020

Friedhof der Krustentiere, Ein Küsten Krimi, Krischan Koch, Der Audio Verlag, 5 CDs 6 h 20 min. ungekürzte Autorenlesung



Friedhof der Krustentiere, Ein Küsten Krimi, Krischan Koch, Der Audio Verlag, 5 CDs 6 h 20 min. ungekürzte Autorenlesung

Dieser Titel ist Programm, denn ich empfinde ihn als Hommage an Stephen King und es ist nicht nur der Titel, der dem Meister des Horrors huldigt. Aber keine Sorge, auch wenn dieser Band deutlich gruseliger als der vorherige war, ist es immer noch ein humorvoller Krimi gespickt mit skurillen Gestalten und friesischer Frische.

Halloween naht und Tadje, eine der Zwillingstöchter des inzwischen zum Polizeihauptmeister beförderten Thies Detlefsen macht ihr erforderliches Praktikum im frisch eröffneten Hotel auf der Hallig Westeroog. Der alte Kasten zieht, die Heizung streikt und wunderliche Dinge geschehen. Die ersten Gäste machen dort ein Seminar zum Thema „Hellsehen und Hellfühlen“ unter der Leitung der ehemaligen Schulelternvorsitzenden. Doch es sind die seltsamen Erscheinungen und die Geschichte dieses ehemaligen Kinderheimes, die Tadje einen Schauer über den Rücken jagen. Der Sohn des Eigentümers hat vor 42 Jahren dort seine Zwillingsschwestern ermordet. Aber auch an der Küste geht es nicht geruhsam zu. Eine Einbruchsserie verunsichert die Bewohner, der neue Starfriseur Eddi mit seinen scharfen Scheren bringt den Salon Alexandra zum Beben und Tante Telse ist mit dem gelobten Mustang des Schimmelreiters verschwunden. Bis beide gemeinsam im Watt wieder auftauchen, wobei der geflutete Oldtimer in besserem Zustand ist, als die ermordete Tante. So hatte sich Nicole Stappenbek ihre Rückkehr in die verschlafene Dorfwache nicht vorgestellt!

Es klingt absurd, übertrieben und nach jeder Menge uriger Gestalten, die man einfach ins Herz schließen muss, um mit ihnen über das Leben und seinen Lauf zu lachen. Ein aufziehender Herbststurm erhöht nicht nur die Schwierigkeiten der Ermittler immer und überall zugleich zu sein, er macht die Situation auch dramatischer und unheimlicher. Nachdem es im letzten Band der Reihe die Runde aus dem Imbiss nach Hamburg in die Großstadt verschlagen hat, sind nun fast alle wieder da wo sie hingehören und es gibt ein Wiederhören mit allen, die das fiktive Fredenbüll zu einem unvergesslich skurrilen Ort machen. Aber natürlich kommen auch ein paar neue, interessante Charaktere hinzu, sonst würde Fredenbüll bei der Anzahl der Leichen die Thies und Nicoles Weg pflastern, bald aussterben. Sehr charmant fand ich auch, dass ein Trauernder aus einem früheren Fall wieder die Bühne betritt und die Jugend zur Digitalisierung der Verwandschaft beitragen will. Denn neben den klassischen Gruselelementen aus Klassikern des Genres gibt es hier ein neues Grauen, das der Moderne, die omnipräsente Alexa, die ihren eigenen Kopf hat, sich bestens in der Fußballgeschichte auskennt, aber unbedingt den am Knie operrierten Piet Paulsen, zur Ernährungsumstellung bringen und vom Imbiss fernhalten will. Denn Alexa hört alles, aber eben nur, solange man in ihrer Nähe und nicht im Imbiss ist! Diese Idee finde ich eine lustige Ergänzung, Alexa als Onkelsitterin. Denn auch die Imbisstruppe wird nicht jünger, da wird man bisweilen zwangsdigitalisiert, oder doch nicht? Da Alexa in Fredenbüll steht, ist sie netterweise, genauso eigensinnig wie die übrigen Bewohner und nicht vorhersehbar. So kann man sich auch von diesem Küstenkrimi des Halloweengrauens, immer wieder erschaudernd überraschen lassen.

Nach zweifachem Sprecherwechsel und dem Ausscheiden von Hinnerk Schönemann und Bjarne Mädel liest nun der Autor seine ungekürzten Werke selbst. Klar, er weiß ja schließlich am Besten, wie er sich die Pointen gedacht hat, aber er versteht sie auch wirklich entsprechend zu lesen. Nicht immer sind die Autoren auch gute Sprecher, aber Krischan Koch, der eben neben Kurzfilmen, Filmkritiken und Krimischreiben auch Kabarett macht, kann es halt. Dabei finde ich es sehr positiv, dass ich anders als bei seinen Vorgängern, beim Klang seiner Stimme kein Gesicht vor meinem inneren Auge habe und so meiner Fantasie keine Grenzen bei der Visualisierung der bunt gewürften Truppe in Fredenbüll und auf Hallig Westeroog gesetzt sind. Pointiert, aburd und frischisch trocken, erweckt er diese Verbrechensserie des Grauens zum Leben.

Ich bin ja ein bekennender Fan von Tonträgern und die Hörbuchhülle ist wieder so toll gestaltet, dass sie einfach ein Gewinn ist, außerdem findet man auf ihr Rezepte aus der Geschichte. Wer diese liest wird feststellen, dass der Autor auch gerne kocht und zwar mit Gefühl. Die Rezepte sind also auch für Köche nach Gefühl, weil genaue Mengen- Zeit- und  Temperaturangaben fehlen. Dadurch ist aber auch klar: Variieren nach eigenem Geschmack erwünscht!

Eine frech-fröhliche Hommage an Stephen King und andere Klassiker des Genres, eingebettet in die beliebte Küstenkrimireihe rund um Thies Detlefsen und die skurrilen Gestalten aus dem Imbiss „De hidde Kist“. Deutlich spannender und gruseliger als der Vorgänger, blitzt die gute Laune immer wieder durch, wie die Sonne in dem aufziehenden Herbststurm über Fredenbüll.

Vielen lieben Dank an Der Audio Verlag für das lustige Hörbuch in schwierigen Zeiten.

Hier findet Ihr eine Hörprobe:  

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