Montag, 17. Februar 2020

Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht! Jo Simmons, Schneiderbuch Egmont



Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht! Jo Simmons, Schneiderbuch Egmont
Jonny, (9, fast 10 Jahre) ist frustriert. Sein großer Bruder Ted (13) kann alles besser und zeigt ihm deutlich wie genervt er von ihm ist. Seit er nun 13 ist, will er auch nicht mehr mit ihm Spielen, so wie früher, sondern wimmelt ihn mit Sprüchen ab, oder zeigt ihm offen seine Überlegenheit, ganz besonders beim Klettern. Seit der Trennung ihrer Eltern, war Ted ihm ein großer Halt gewesen, aber irgendwie hat sich das geändert. Sein bester Freund George ist Einzelkind und kann Jonnys Frust nicht so ganz verstehen. Aber dann entdeckt Jonny die Internetplattform „Geschwistertausch.com“. Das scheint die Lösung zu sein, sagt er sich, als er sich von Ted mal wieder besonders gedemütigt fühlt. Er kann sich nun einen Bruder wünschen und wenn er ihm nicht gefällt einfach wieder umtauschen! Am besten sollte er etwas jünger sein als er, damit er sich auch mal überlegen fühlen kann! Aber so ganz hat er nicht alles bedacht, was er hätte anklicken können, was sich ziemlich schnell zeigt, als Ted auf einmal weg ist und ein freundlicher neuer Bruder namens Mervyn vor der Tür steht. Auch wenn sie viele Gemeinsamkeiten zu haben scheinen, muss sich jetzt erstmals Jonny um einen Bruder kümmern und sorgen und nicht umgekehrt. Eine lange Schar neuer, potenzieller Brüder gibt sich fortan die Klinke in die Hand!
Welches Geschwisterkind träumt nach einem Streit nicht davon, Einzelkind zu sein oder „bessere“ Geschwister zu haben, die einfach irgendwie anders sind, mehr so wie man selbst. Als sich dieser Wunsch erfüllt, stellt Jonny fest, dass die Erfüllung eines Wunsches auch echt Nachteile haben kann und sein Wunsch wird mit jedem neuen „Bruder“ kleiner und unbedeutender….. Die Ausgangslage hat ein wirklich hohes Identifikationspotenzial für die Zielgruppe, egal ob ältere oder jüngere Geschwister. Niemand kennt einen so gut, wie die eigene Familie und kann einen daher so effizient nerven/ärgern/provozieren/demütigen… aber immerhin weiß man auch ganz genau, was man erwarten kann. Diese neuen Verwandten können einen ganz schön überraschen und das kann ganz schön peinlich werden, für Jonny und witzig für den Leser. Wobei man nicht fies und schadenfroh lacht, man fühlt schon mit ihm, aber einige Situationen sind einfach zu absurd! 
Im Mittelteil zeigten sich bei mir dennoch Ermüdungserscheinungen, wenn auch nicht bei meiner Tochter. Ich dachte, dass ein paar „Brüder“ weniger schon gereicht hätten, um das Prinzip zu verstehen, das sei doch nun etwas übertrieben. Aber nein, die Anzahl der Brüder und auch ihre schrägen Macken, kann man nicht missen, es ist kein unnötiges In-die-Länge-ziehen der Geschichte. Alle werden gebraucht, versprochen! Ja, Jonny erlangt eine überraschende Einsicht und es gibt ein Happy End, aber eines, dass für meine Tochter (10) völlig überraschend kam, wobei ich nicht meine, dass Jonny seinen Bruder wieder zu schätzen weiß. Während es zuerst vor allem witzig war, wird es letztendlich spannend und dramatisch! Gut, witzig bleibt es dennoch, auch weil einige Elemente immer wieder in neuem Kontext auftauchen und dadurch sowohl überraschen, als auch amüsieren. 
Die Geschichte richtet sich an eine Leserschaft von 9 – 11 Jahren und auch wenn das Buch immerhin rund 300 Seiten umfasst, ist es gut zu schaffen. Die Kapitel sind angenehm kurz und werden mit einer witzigen Kapitelansage angekündigt. Die zahlreichen Illustrationen sind zwar schwarzweiß und ziemlich überzogen, aber sie lassen schmunzeln und drücken sehr gut nicht nur Jonnys Gefühle, sondern auch den Spaß an der Geschichte aus! Die Sätze sind gut verständlich, die Schriftgröße angenehm und in Kombination mit dem komfortablen Zeilenabstand perfekt für die Zielgruppe. Aufgelockert wird das Druckbild zudem durch immer wieder fettgedruckte und hervorgehobene Emotions- oder Lautausdrücke.
Eine witzige spritzige Geschichte, die jedem klar macht, dass Geschwister das beste sind, was einem passieren kann!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Schneiderbuch Egmont und der Agentur Buchcontact für unser Rezensionsexemplar.

Sonntag, 16. Februar 2020

Die Nachtflüsterer (3) – Die Verschwörung, Ali Sparkes, gelesen von Oliver Rohrbeck, der Hörverlag, 4 CDs 4 h 57 Min. gekürzt



Die Nachtflüsterer (3) – Die Verschwörung, Ali Sparkes, gelesen von Oliver Rohrbeck, der Hörverlag, 4 CDs 4 h 57 Min. gekürzt

Dies ist der finale Band der Reihe um Tierflüsterer und Aliens, in dem das Geheimnis um den geheimnisvollen und beängstigenden Spin gelüftet wird und die Welt ein für alle Mal gerettet wird.

Ein kosmischer Strahl geht quer durch die Schlafzimmer von Matt, Tima und Elena, jede Nacht um die gleiche Zeit. Seither erwachen sie jede Nacht, zur Zeit des Strahls und sie können nicht mehr schlafen. Aber nicht nur dass, sie haben seither auch besondere Fähigkeiten: sie verstehen jede menschliche Sprache, ohne darüber nachzudenken und verständigen sich mit Tieren; sie können diese nur in Gedanken herbeirufen. Bei Tima (11) sind es vor allem Insekten und Spinnentiere, bei Elena (14) Wildtiere und bei Matt (14) die Vögel. Jeder der drei hat ein Tier, das stets in ihrer Nähe ist. Bei Elena eine Füchsin, bei Matt die Krähe Gluck und bei Tima ist es Spinne Spencer. Als sie, die Neue der Privatschule, ausnahmsweise auf einer Party bei der ungekrönten Schulkönigin eingeladen ist, kommt heimlich auch Spencer mit. Sein Auftauchen führt zu einem Tumult und macht es Tima, die gerade den Schützling des Hauses, eine Waise mit roten Haaren kennenlernt, nicht leichter. Matts Schultyrann Liam hat ebenfalls rote Haare und bricht in der Turnhalle zusammen. Anschließend landet er zeitgleich mit Spin im Krankenhaus. Während Spin, den alle für eine Vampir halten das Blut getauscht bekommt, verstirbt Liam an einem Herzinfarkt und auch die Waise von der Party ist wohl in diesem Krankenhaus verstorben. Heimlich belauscht Spin nachts ein Telefonat seines Arztes und ihm wird schnell klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht. Auf Liams Beerdigung versucht die Füchsin Elena auf Ungereimtheiten hinzuweisen, aber bis die Nachtflüsterer verstehen worum es geht, stecken sie tief in einem Plan, der das Ende dieses Planeten bedeuten könnte. Ob sie das verhindern können und ob Spin ihnen helfen wird?

In dieser Reihe treffen Tierflüsterer auf Ausserirdische, eine recht ungewöhnliche Kombination, aber für die Logik der Geschichte unentbehrlich. Das war mir bisher soweit klar, unklar war mir Spins Rolle und was eigentlich genau mit ihm los ist. Ein Vampir in der Geschichte, war mir dann doch ein wenig zu viel des Guten. Tatsächlich ist Spin ein ganz normaler Junge, der lediglich mit seinem Image spielt, daß er sich aufgrund einer ausgesprochen seltenen und schmerzhaften Krankheit zugelegt hat, als seinen persönlich Ausweg mit den dazugehörenden Problemen umzugehen. Die Informationen zu dieser Krankheit EPP sind sehr geschickt in die Geschichte eingewoben, wer aber gerne mehr über sie wissen möchte, findet dazu mehr im beiliegenden Booklet, ebenso über Sam, den Jungen der Ali Sparkes zu der Figur des Spin inspiriert hat. Diesmal erstreckt sich das Abenteuer über die Dauer von fast einem Jahr, die die Freunde brauchen, um die Welt diesmal endgültig zu retten, wobei sich der Kreis der Geschichte schließt. In diesem Jahr lernen die Nachtflüsterer sich besser kennen und in ihre neuen Fähigkeiten zu vertrauen, so sehr, dass die Anfeindungen andererer ihnen nicht mehr so viel ausmachen. Allerdings liegt hier der Schwerpunkt nicht auf der Persönlichkeitsentwicklung der 4 Kids, sondern auf der Spannung und dem unterschwelligen Grusel. Man grübelt gerne mit, wie denn diese merkwürdigen Phänomene zusammen hängen könnten. Das Tempo steigert sich immer weiter, bis zum Showdown. Doch endet die Geschichte dann nicht abrupt, sondern fügt noch alle losen Enden zusammen. Insgesamt fand ich es wieder stimmiger und schlüssiger, als den zweiten Teil, so dass es für mich eine runde Sache ist.

Oliver Rohrbeck (die Stimme von Justus Jonas, von den ???, Synchronsprecher von Ben Stiller, Chris Rock und verantwortlich für unzählige Hörbücher) ist ein Meister seines Faches und mit seiner prägnanten Stimme immer sofort zu erkennen. Er ist stark im Ausdruck und vermag es Spannung und Emotionen alleine mit seiner Stimme hervorzurufen, ohne die Lautstärke zu variieren, sondern lediglich ihren Ausdruck. Dadurch kann man ihm sehr gut folgen und immer gut verstehen, während die Spannung innerlich wächst und man der Aufklärung entgegenfiebert. Sowohl für die Nachtflüsterer, Spin oder die Tiere findet er immer das passende Timbre. Da macht das Zuhören einfach Spaß!

Ab 10 Jahren.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Hörverlag für das langerwartete Hörexemplar des Abschlussbandes.