Samstag, 15. Februar 2020

Marisa Meermädchen: Das große Ponyglück, Anja Wagner, Naeko Ishida, Loewe Verlag



Marisa Meermädchen: Das große Ponyglück, Anja Wagner, Naeko Ishida, Loewe Verlag

In der Meermädchenschule gibt es eine große Herausforderung für die jungen Meermädchen. Sie sollen in Teamarbeit die schönsten Seepferdchen malen, die sie in ihrer Heimat beobachten können. Das beste Team wird in die Gruppe der Fortgeschrittenen versetzt und gewinnt traumhaftschöne Haarspangen. Coralie ist ganz aufgeregt, aber Marisa ist mit ihren Gedanken mal wieder ganz woanders: an Land bei Pony Luna und ihrer neuen Freundin Ella. Coralie ist ganz enttäuscht, als Marisa ihr absagt, aber diese war schon fest mit Ella verabredet, um ihr bei den Vorbereitungen für das Schulturnier zu helfen. Die Zeit drängt, denn das Turnier ist bereits in zwei Wochen und wenn Ella dabei wieder vom Pony fallen sollte, wollen ihre Eltern sie in ein anderes Internat schicken, weit weg von Marisa! Wie gut, dass Marisa die Sorgen und Nöte der Ponys versteht und somit Ella helfen kann mit ihrem Pony ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Wird sie beiden Freundinnen gerecht werden können oder eine von beiden enttäuschen?

Marisa hat im ersten Band eine magische Kette entdeckt, die es ihr erlaubt, an Land den Fischschwanz gegen zwei Beine zu tauschen und sowohl im Wasser, als auch an Land nicht weiter aufzufallen.
Marisa Meermädchen zielt als Reihe bewusst auf junge Leserinnen ab, die es bunt und glitzerig mögen und sich vielleicht auch nicht zwischen Ponys und Meerjungfrauen entscheiden können. Kein Wunder, es ist aber auch eine schwierige Entscheidung, auch Marisa liebt sowohl Nero, ihren besten Delfinfreund, als auch Pony Azora, wie auch ihre Freundinnen Ella und Coralie. Muss man sich denn immer gleich entscheiden, oder ist das Herz nicht auch groß genug für mehrere? Eifersucht und beste Freundinnen ist ein wichtiges Thema für die Altersgruppe von 7/8 Jahren. Oft fühlen sich diese Mädels auch etwas zerrissen zwischen den alten Freundinnen aus der Kindergartenzeit und der Schule. Aber Marisa zeigt, dass Freundschaft durchaus mehr wird, wenn man sie teilt. Man muss nur bereit sein, seinen Freunden zu zuhören und zu vertrauen. Das fällt nicht immer ganz leicht und so hat Marisa nicht nur mit den Problemen der Ponys zu kämpfen, die sich ihr anvertrauen, sondern auch mit den Eifersüchteleien ihrer Freundinnen. Sehr schön fanden wir, dass nicht nur die Probleme der Mädchen für uns vertraut erschienen, auch die Nöte der Ponys sind denen der Kinder nicht fremd und haben somit ein hohes Identifikationspotenzial.
 
Sprachlich ist es an die Entwicklung der Zielgruppe ab 8 Jahren angepasst, eignet sich aber auch für jüngere Kinder gut zum Vorlesen. Einige nicht ganz so geläufige Begriffe wie Gallionsfigur kommen zwar vor, dieses sind dann aber auf den farbigen Illustrationen gut zu erkennen, so dass sich deren Bedeutung erschließt und der Wortschatz wächst. Die Bilder von Naeko Ishida sind nicht nur farbig, sondern mit ihren sonnig-leuchtenden Farben sie liebevoll und einfach echte Hingucker. Der Stil des Covers mit seinen zarten Glitzerelementen wird beibehalten. Wen dieses anspricht, wird von den zahlreichen, auch großflächigen Illustrationen, die den Text in angenehm motivierende Textabschnitte gliedern, ebenso angetan sein. Zur weiteren grafischen Auflockerung sind immer mal wieder einig Wörter farblich hervorgehoben und machen somit beim Lesen einfach gute Laune, weil es eine optische Leichtigkeit vermittelt und das Lesen so auch optisch mehr Spaß macht. Man greift einfach lieber zum Buch, wenn es außen und innen ansprechend ist.
Wir hatten ja nach Band etwas Sorge, dass Marisa so begeistert von den neuen Möglichkeiten an Land ist, dass sie ihre alten Freunde vergisst, das hätten wir kein gutes Vorbild für junge Leser gefunden. Doch Marisa hat ihren Weg gefunden und bringt hoffentlich junge Leserinnen zum Nachdenken, ob man nicht doch auch zwei oder drei beste Freunde haben kann?
Ein schönes Buch für junge Leserinnen oder eben zum Vorlesen, weil es so zauberhaft illustriert ist und gut verständlich.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Anja Wagner für unser Rezensionsexemplar!

Donnerstag, 13. Februar 2020

The Murders in the Rue Morgue, Edgar Allan Poe, read by Gordon Griffin, GoyaLiT, 1 CD 74 Min.



The Murders in the Rue Morgue, Edgar Allan Poe, read by Gordon Griffin, GoyaLiT, 1 CD 74 Min.

Es beginnt mit einer Einführung des Ich-Erzählers in die Regeln der Ermittlung, der Kombination, der Erinnerung, des Schach, des Logischen Denkens... um dann zu erläutern, dass der Ich-Erzähler sich eine Zeit in Paris gönnte und weil es um seine finanziellen Mittel nicht ganz so desaströs gestellt war, wie um die seines neuen Bekannten den verarmten Adeligen Auguste Dupin, mietete er ein altes Haus von zweifelhaften Ruf an und ließ den jungen Mann mit dem messerscharfen Verstand bei ihm wohnen. Sie tauschen Gedanken und Beobachtungen aus und als ein skandalöser, unerklärlicher Mord die Zeitungen füllt, ist ihre Neugier geweckt: Aus dem privaten Stockwerk eines Privathauses, das nur von einer Witwe und deren Tochter bewohnt wird, gellen entsetzliche Schreie. Die Tür ist versperrt und als die gewaltsam geöffnet wird, finden die herbei gelaufenen Zeugen ein Bild des Schreckens vor. Beide Frauen wurden massakriert, doch wie konnte dies geschehen, bei einer von innen abgeschlossenen Tür und verriegelten Fenstern? Mit Logik und Beobachtungsgabe erläutert Dupin seinem Freund, was sich ereignet haben muss, nachdem er alle Fakten gesammelt und das Unmögliche ausgeschlossen hat. Somit bleibt ein unwahrscheinliche Lösung, die aber als Einzige alle Fakten erklärt und sich letztendlich als wahr erweist.


Dieses Hörbuch erzählt die erste Detektivgeschichte der Weltliteratur, noch Jahre vor Eröffnung der legendären Amerikanischen Pinkerton Detektei und setzte somit Standards, sowohl was die Art der Erzählung als auch die Art der Ermittlung angeht, welche sowohl Sir Arthur Conan Doyle als auch Agatha Christie aufgriffen. So ich der Ich-Erzähler wie Dr. Watson der Zuhörer für die logischen Schlüsse und Argumentationen von Auguste Dupin. Seine Herangehensweise hingegen erinnert allzu oft an Hercule Poirot. Das ist literaturhistorisch sehr interessant. Da sie aber bereits aus dem Jahre 1841 stammt, ist das Vokabular nicht immer das Alltäglichste. Die Vokabelliste, die man aus dem Internet herunterladen kann, ist da definitiv hilfreich. Da die Geschichte wie gesagt recht unwahrscheinlich ist, sind es auch nicht immer die Begriffe, die man in einem Krimi erwartet, es bedarf also schon einer deutlichen Konzentration beim Zuhören. Dies umso mehr, als mit Gordon Griffin ein preisgekrönter Sprecher gewählt wurde, der als Schauspieler die Rollen wirklich lebt. Er macht es exellent, nur muss man bedenken, dass Edgar Allan Poe diese Kurzgeschichte nicht für den Englischunterricht schrieb. So sprechen einige der Zeugen, die hier zitiert werden mit starken fremdländischen Akzenten, die ein Hören nebenbei erschweren. Andererseits macht es es auch besonders lustig, wenn diese Menschen mit allerlei lokaler Spracheinfärbung, über den vermeintlichen Akzent des Täters spekulieren, den sie durch die geschlossene Tür gehört haben wollen. Auch wenn der Autor Amerikaner war, so spricht Gordon Griffin reinstes Britisch. Wunderschön zu hören und zu genießen, aber wie gesagt, auf Grund des Alters der Geschichte, nicht unbedingt leichte Kost.

Es ist wie gesagt der Ur-Vater aller Detektivgeschichten und wurde seither weiterentwickelt, wobei sich in späteren Zeiten vor allem das Erzähltempo erhöht. Die einführenden Gedanken zu Logik und Gedächtnis, Schach und Whist-Spiel sind mir etwas zu ausschweifig, es hätte mir gereicht, Dupins Deduktionen bei der Arbeit zu belauschen. Die Ermittler bleiben hier als Charaktere noch im Hintergrund, es kommt vorallem auf den herausragenden logischen Verstand Dupins an. Seine Persönlickeit ist noch etwas wenig ausgearbeitet. Seine Schlüsse sind logisch, eine derartige Lösung fände ich heutzutage aber als zu weit hergeholt sehr unbefriedigend. So interessant ich diese Aufnahme aus literarischer Sicht finde, desto mehr gerade ich ins Grübeln, ob Poe vielleicht zu Lebzeiten mehr insbesondere finanziellen Erfolg erlebt hätte, wenn er seinen Protagonisten mehr Seele und Emotionen verliehen hätte und dafür seine theorethischen Ausführungen verkürzt hätte. Wahrscheinlich aber nicht, da diese Ausdrucksmittel damals noch sehr beliebt waren.

Gordon Griffin zu lauschen ist ein Genuss, sowohl sprachlich, als auch von seinem Ausdrucksvermögen her. Er klingt so herrlich nach Aristokratie und vergangenen Zeiten. Eine sehr passende Wahl. Dies war meine zweite Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe und wie schon zu Schulzeiten, werden wir wohl nie die engsten Freunde....

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo Verlag für die Auffrischung meiner Englischkenntnisse und diese interessanten literarischen Eindrücke.

Hier findet Ihr eine Hörprobe: