Donnerstag, 28. November 2019

GRETA – wie ein kleines Mädchen zu einer großen Heldin wurde, Jeannette Winter, Knesebeck



GRETA – wie ein kleines Mädchen zu einer großen Heldin wurde, Jeannette Winter, Knesebeck

Dies ist ein Bilderbuch ab 6 Jahren, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kindern zu erklären, wer Greta Thunberg ist, was sie macht und warum sie macht, was sie macht. Es ist ein Weckruf an Kinder, dass sie sich nicht klein und machtlos fühlen sollen, jeder Mensch zählt, auch wenn er noch klein ist.


Mit 15 Jahren kannte Greta Thunberg aus Stockholm, Schweden, noch niemand. Damals war sie still und unscheinbar und fiel in der Klasse nicht auf. Doch dann berichtete ihre Lehrerin vom Klimawandel und seinen Folgen. Das Thema ließ sie nicht mehr los und sie las viel darüber und sah sich Filme an. Die Bilder und Informationen packten sie, sie machten ihr Angst und verfolgten sie. Sie beschloss etwas dagegen zu tun, doch was kann man mit 15 Jahren schon groß machen? Also setzte Greta sich am 20. August 2018 in Stockholm mit einem selbstgemalten Plakat vor das Parlamentsgebäude, statt in die Schule zu gehen und streikte. Zuerst beachtete sie niemand und sie blieb unsichtbar. Doch sie ließ sich nicht beirren und setzte sich fortan jeden Freitag vors Parlament, statt in die Schule zu gehen und nach und nach setzten sich immer mehr Schüler mit selbstgemalten Plakaten neben sie und sie waren nicht mehr unsichtbar, sondern wurden wahrgenommen. Über die sozialen Netzwerke verbreitete sich die Nachricht von den Schulstreiks fürs Klima. Überall auf der Welt schlossen sich Schüler an und auf einmal wurde die stille Greta wahrgenommen. Das Mädchen, dass nur sprach, wenn es nötig ist, machte den Mund auf und fand Gehör, vor den Mächtigen dieser Welt. Doch bislang wird ihr nur zugehört und es folgen wenig Taten und so bleibt sie nicht stumm, sondern macht weiter, aber nicht alleine.


Meine Töchter finden das Thema Klima auch spannend und bedrückend. Doch was tun? Im Kleinen anfangen und sich informieren, was man ändern kann. Dabei stößt man natürlich immer wieder auf den Namen Greta Thunberg, aber wie ist sie eigentlich so in den Fokus geraten? Dieses Bilderbuch erklärt es mit ausdrucksstarken, plakativen Bildern und verständlichen Worten. Greta hatte Angst, um ihre Zukunft, dass es diese nicht geben würde. Sie war entschlossen und beharrlich. Beharrlichkeit kann eine Menge bewirken, wie viele Menschen wissen, die mal ein trotziges Kind gesehen haben, oft erreichen sie ihr Ziel doch. Ich möchte jetzt Greta Thunberg nicht mit einem bockigen Kleinkind vergleichen, aber der Begriff „Beharrlichkeit“ ist für Kinder oft nicht fassbar. Deswegen wird er in diesem Buch nicht verwendet, sondern stattdessen eine Menge anschaulicher Seiten, die in ihrer Vielzahl den Kindern von 6 – 8 Jahren unbewusst verdeutlichen, was denn Beharrlichkeit ist. Die Bilder, die Greta im Kopf haften bleiben, verwendet sie in der Sprache, sehr bildlich und für Kinder ganz deutlich, z.B. das Bild vom brennenden Haus. Es zeigt auch, wie viel Mut man haben muss, wenn man stets übersehen wurde, um sich plötzlich in den Mittelpunkt zu stellen, vor allem, wenn man nicht gerne spricht. Ein Gefühl, das sicher viele Kinder nachvollziehen können, die es vielleicht auch nicht so angenehm finden z.B. vor der ganzen Klasse vorne zu stehen und zu reden. Hier kann man Greta sehen, wie sie ganz alleine, vor einem riesigen Saal mit völlig fremden Erwachsenen z.B. auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos steht und klare, einfache und unmissverständliche Forderungen formuliert.

Ein Buch, dass Kindern nicht nur die Person Greta Thunberg und den Klimaschutz nahe bringt, sondern das auch Mut macht, für seine Überzeugungen einzustehen und sich zu engagieren! Deshalb steht ganz am Ende des Buches, ganz plakativ, wie bei einer Demo auf den Transparenten: „Was wirst Du tun?“. Denn nach dem Buch gibt es keine Frage nach dem ob, sondern nach dem „Was“ und „Wie“.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für dieses Rezensionsexemplar zur Unterstützung der Aktion Blogger for future!

Mittwoch, 27. November 2019

Désirée, Annemarie Selinko, gekürzte Lesung mit Martina Gedeck, DAV, 1 MP3 10h 8 min



Désirée, Annemarie Selinko, gekürzte Lesung mit Martina Gedeck, DAV, 1 MP3 10h 8 min

Bernardine, Eugénie, Désirée Clary wurde 1777 als 3. Kind eines erfolgreichen Marseiller Seidenhändlers geboren. Mit 14 Jahren begleitet sie ihre Schwägerin in die nachrevolutionäre Préfecture, um sich für die Freilassung ihres Bruders einzusetzen. Sie geht verloren und wird von dem Sekretär Joseph Bonaparte nach Hause begleitet. Zum Dank lädt sie ihn und seinen jüngeren Bruder den jungen General Napoleone für den kommenden Tag zum Abendessen ein. Ihre Mutter ist nur mäßig begeistert, ihre Töchter umso mehr. Diese verlieben sich in die Brüder und verloben sich mit diesen. Doch mit 14 Jahren ist Eugénie noch zu jung um zu heiraten, so daß Napoleone verspricht zu warten, bis sie 16 Jahre alt ist. Sein Ehrgeiz führt ihn nach Paris. Als seine Briefe immer seltener werden, reißt die inzwischen erblühte Eugénie aus, um ihn in Paris zu suchen. Um Einlass in einen feinen Salon zu erhalten, spricht sie einen reiferen General an, der ihr bereitwillig hilft und mit ihr Zeuge der Verlobung Napoleons mit Joséphine Beauharnais, der schönsten Frau ihrer Zeit, wird. Eugénie, die sich fortan Désirée nennt, ist verzweifelt, Jean-Baptiste Bernadotte entzückt von ihr und empört über Napoleon, der ihm stets unsympathisch war. Während Napoleon stets eine Schwäche für seine reizende ehemalige Verlobte und Schwägerin seines Bruders behält, wird Bernadotte sein größter Rivale, unverzichtbar und unerbittlich. Er soll es sein, der seine Träume von ewiger Größe und Kaiserehre zu Fall bringen wird.

Désirée gilt als einer der erfolgreichsten historischen Liebesromane. Dabei basiert er auf dem wahren Leben der späteren schwedischen Königin Desideria und ist so facettenreich, daß er Teenager ebenso bannt, wie ältere Semester. Denn auch wenn er als Liebesroman gilt, seien wir ehrlich, die Frau eines der mächtigsten und wichtigsten Kriegsherren und Regenten zu sein, ist nicht wirklich romantisch, sondern vor allem in Kriegszeiten unglaublich einsam. Krieg herrschte dank Napoleon und seinen Träumen und Plänen lange Jahre im Anschluss an die Revolution. Beide Männer die sie liebten, wissen  ihre Schönheit zu schätzen, nehmen sie jedoch nie für ganz voll. Mit 10 Jahren beendete sie ihre Bildung und strebt danach auch nicht unbedingt nach geistiger Größe. Doch so dumm und naiv, wie Napoleon und Bernadotte sie gerne hinstellen ist sie auch nicht. Sie eignet sich viel Lebensweisheit an, die sie oft zum Wohle der Völker einsetzt, soweit es ihren Möglichkeiten entspricht. Ihr Interesse an Kriegstaktiken ist jedoch gering, da sie den Krieg verabscheut, der nur Leid bringt und ihr den Mann weit weg führt. Da sie trotz ihres mangelnden Interesses an Politik immer irgendwie am Puls der Macht lebt, immerhin heiratete ihre Schwester Julie tatsächlich Joseph Bonaparte, erlebt man mit ihr entscheidende Momente europäischer Geschichte. Denn wie Talleyrand und Beethoven (ja auch er hat einen Gastauftritt, der die Namensgebung der Eroica erklärt) ist Bernadotte ein Mann mit Weitblick, der nicht nur das Wohl Frankreichs, sondern des ganzen Kontinentes im Blick hat. Er hält Napoleon für die größte Bedrohung Europas und ist daher sein erbittertster Gegner. Die Geschichte fasziniert mich noch immer. Nicht nur, wie ein normales Mädchen, das sich überhaupt nicht für Politik interessiert, dennoch in die Geschicke ihrer Zeit wiederholt eingreift, sondern auch die Strategien und Intrigen, die damals die Belange der alten Welt beherrschen. Bernadotte versucht seiner Frau stets das Große und Ganze zu erklären, auch wenn sie nicht so sehr an seinen Ausführungen interessiert ist, wie ich!


Annemarie Selinkos Schreibstil ist so leicht und elegant, daß ich tatsächlich Tränen in den Augen über Napoleons Verrat an der jungen Eugénie hatte, auch wenn mir bereits mit 14 Jahren (beim ersten Lesen) klar war, dass es eigentlich nur zu ihrem Besten war.

Martina Gedeck hat eine sehr ungewöhnliche, prägnante Stimme, die schön und irgendwie auch verführerisch ist. Ihr haftet eine gewisse Sexiness und Intelligenz an. Es ist eine Freude sie zu hören, auch wenn ich mich stets fragte, ob es wirklich die richtige Stimme für Désirée ist. Diese ist gewiss anziehend, aber weniger sexy und lockend, als liebenswert und Beschützerinstinkte weckend. Eine naive, junge Stimme, hätte aber weder zu Napoleon, noch Bernadotte gepasst und auch nicht zu der erstaunlichen Entwicklung, die Eugénie, über Désirée bis hin zur Königin Desideria von Schweden durchlebte. Insofern ist sie doch eine gute Wahl für dieses Hörbuch und ein Ohrenschmeichler, den man sich gerne mehrfach anhört, um nochmal in die Feinheiten des politischen Kalküls, auch von Fouché und Talleyrand hinzuhören. Insofern ist es teilweise spannender als romantisch und auch eher tragisch, und doch auch wieder nicht. Denn Désirée lernt ihr Schicksal anzunehmen und damit zu leben.

Ein zeitloser Klassiker, der nichts von seinem Charme, seiner Spannung und seinem Reiz verloren hat. Meine Empfehlung lautet ganz klar: Anhören! Es ist nach wie vor eines meiner Lieblingsbücher.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim DAV für dieses Herzenshörbuch.