Samstag, 21. September 2019

Henning, Ein Elch reist ins Glück, Antje Szillat, Jan Birck, dtv Verlag



Henning, Ein Elch reist ins Glück, Antje Szillat, Jan Birck, dtv Verlag

Henning ist ein stolzer, junger, edler Elch aus den tiefsten Wäldern Schwedens. Dummerweise ist er Tierfängern ins Netz gegangen und lebt seither in einem Filmtierpark in der Nähe von Berlin. Da er von seiner Familie, seinen Freunden und seiner großen Liebe Finja getrennt ist, wird er immer melancholischer. So kommt es, daß er als toter oder kranker Elchdarsteller für Filmaufnahmen sehr gefragt ist. Gegen seine Traurigkeit steckt man eines Tages, seinen ehemaligen Waldgefährten Ole in sein Gehege. Der erzählt ihm den neuesten Klatsch aus der alten Heimat, unter anderem, daß „seine“ Finja, sich nun mit dem Angeber Boris verloben will. Finja lebt und wurde nicht vom Grizzly gefressen?! Bei nächster Gelegenheit macht sich Henning aus dem Staub, um die anstehende Verlobung seiner Finja zu verhindern.


Es folgt ein abenteuerlich – nachdenklich – witziger Roadtrip! Henning hat es eilig, alleine käme er niemals rechtzeitig in seinen Heimatwald, um die Katastrophe zu verhindern, aber immer wieder nimmt ihn jemand im Auto mit. Dabei bekommt der Mitfahrer Henning, stets alle Sorgen und Nöte seines jeweiligen Fahrers erzählt. Henning stellt sich artig vor, wird aber stets falsch verstanden. Daher lauscht er und ist damit der beste Therapeut. Die Fahrer fühlen sich von ihm verstanden, er ist so ein guter Zuhörer! Beim Erzählen stellen sie fest, daß sie eigentlich schon selbst die Lösung all ihrer Probleme kennen, sie müssen sich nur trauen. So wie Henning sich traut und auf die Erfüllung seines Glücks hofft. Jeder der Reisegefährten ist anders, vom Alter, Geschlecht und von den Wünschen her, doch allen kann Henning in seiner stillen Freundlichkeit helfen. Jeder traut sich sein eigenes persönliches Glück in Angriff zu nehmen. Denn auch wenn jeder den Weg zum Glück finden kann, fällt es einem nicht in den Schoß. Man muss auch mal was wagen. Es gibt keine Garantie. Manchmal ist der Weg auch holpriger und nicht immer sonnig, doch die nächste Lichtung kommt bestimmt.

Man merkt, daß Autorin Antje Szillat selbst an das Glück und an die Liebe glaubt, die mal mehr Arbeit macht und manchmal nur genossen werden muss, aber immer ein Risiko wert ist. So kommt es, daß trotz Hennings Melancholie, diese Geschichte sehr aufmunternd ist. Sie schenkt Mut und macht Spaß. So gibt es neben allen Denkanstößen auch jede Menge Spaß und Abenteuer, sowie running-gags. Denn so unterschiedlich seine Weggefährten auch sind, so haben sie doch alle etwas gemeinsam. Sie verstehen ihn nie richtig! Sehr schön finde ich, daß selbst die schrägsten Typen hier noch liebevoll dargestellt werden und auch das Alter in Person von Phine nicht nur mit Respekt, sondern Wärme präsentiert wird. Man muss diese Helden einfach lieben.

Jan Birck ist auch der Illustrator von Antje Szillats erfolgreichen Flätscher-Comic-Romanen. Diese sind als gefährliche Verbrecherjagden aber viel düsterer illustriert. Trotz aller Sorgen und ungewissenem Bangen, sind die Bilder lichtdurchflutet und warm. Dabei sind die Elchblicke bisweilen unbezahlbar! Aber auch jenseits der Blicke lassen sich viele witzige Details finden, die das gemeinsame Lesen mit Kindern zu einem großen Spaß werden lässt.

Dieses Buch passt in keine Schublade. Da es das Geheimnis des Glücks offenbart, ist es eigentlich eine Geschichte, die in jedes Alter passt, zeitlos zauberhaft, offenbart es die verschiedenen Facetten von Glück und die geschwungenen Pfade, die man bisweilen gehen muss, um die Wegrichtung tief verborgen in seinem Innersten zu finden; denn Glück ist ein ganz persönliches Gefühl.  Zitat; „Und was ist mit der Liebe?“ „Liebe, oh ja, die kommt gelegentlich auch darin vor.“

Ein Buch, daß man zusammen lesen kann, aber auch wunderbar verschenken. Zum Aufmuntern, gemeinsamen Lachen, oder einfach glücklich sein. Eine Geschichte, die man gut mehrmals lesen kann und in der man immer wieder schöne neue Gedanken und Zitate entdecken kann, oder eben lustige illustrierte Details.

Dieses Buch ist Balsam für die Seele! Es macht einfach glücklich.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Antje Szillat, Jan Birck und dem dtv Verlag für diese vergnüglichen Stunden mit Henning, Phine & Co.

Freitag, 20. September 2019

Die Hinerks im Teufelsmoor, Christa Warncke & Barbara Thiel, Illustration Lea Fröhlich



Die Hinerks im Teufelsmoor, Christa Warncke & Barbara Thiel, Illustration Lea Fröhlich

Diesmal nehmen die Hinnerks, das sind Esel Eduard von Egon, Fohlen Sarah Fee, Kater Kralle, Rabe Helmut und Zauberer Wurzel das Teufelsmoor unter die Lupe. Das Teufelsmoor klingt schaurig, ist aber ein ganz zauberhaft magischer Ort in Niedersachsen, nördlich von Bremen, im Landkreis Osterholz. Lange Zeit wurde er von den Menschen gefürchtet und dennoch ist es seit rund 270 Jahren besiedelt, wenn auch recht dünn. Es ranken sich Sagen und Legenden rund um das Moor, die mal schaurig, mal schön sind. Daher werden auch gleich einige davon erzählt, z.B. wie man das Regenbogenglück einfängt, oder die Geschichte vom Nebelsuppenspringen, ein Spiel, das sich die Hinnerks ausgedacht haben. Danach wird der Aufbau des Moores gezeigt, und einige fröhliche kindgerechte doppelseitige Illustrationen mit Sprechblasen folgen. Man sieht die Moorbewohner und mit Gedichten zu Spinnen und Ringelnattern soll den Kindern die Angst vor ihnen genommen werden. Dass auch nachts im Moor so einiges los ist, kann man auf einem Nachtbild mit Suchsel erfahren. Das Bilderbuch endet mit dem Expertenwissen zum Moor, das seine Entstehung in einfachen Worten und Bildern erklärt, sowie seine Bedeutung. Nun ist klar, warum es so wichtig ist, die Moore zu erhalten und zu schützen z.B. indem man darauf achtet, nur torffreie Blumenerde zu kaufen! Denn das Torf wächst nur ganz langsam, nur 1 mm im Jahr und wird es gestört werden große Mengen Treibhausgase freigesetzt! Das ist ganz schlecht fürs Klima. Also Augen auf, beim Erden-Kauf!

Die Geschichten rund ums Moor sind sehr fantasievoll und muten märchenhaft an. Dazu gibt es auf den wunderschönen Illustrationen eine Menge zu entdecken. Gerade nachdem ich das Buch aufgeschlagen habe und die Illustration zu Stille und Dunkelheit betrachtete, wollten mir mein Mann und meine Jüngste das Buch aus der Hand nehmen und jeder es betrachten. Ich liebe es, wenn man merkt, daß ein Bilderbuch Kinder sofort fasziniert. Es wechseln sich reine Doppelseiten mit farbigen Illustrationen mit textlastigen Geschichtenseiten ab, so daß es ein ausgewogenes Gesamtbild gibt. Dabei wird auf den übrigen Seiten gerne gereimt und es gibt kleine Hinweiskästchen zu Besonderheiten der Gegend. Diese sind recht kurz und knapp und überfordern auch die Konzentrationsspanne von Kindergartenkindern nicht.


Für Nicht-Norddeutsche hätte ich mir ein paar Worte zu Ort und Lage des Teufelsmoores gewünscht, ich musste es tatsächlich googeln. Ich konnte meiner Tochter nicht 100 % sicher sagen, daß es das überhaupt gibt. Hier hätte ich mir eine Karte oder einfach einen Hinweis gewünscht. Auch das Frau Sonnentau eine realexistierende fleischfressende Pflanze ist, die im Moor wächst und nicht eine bloße Geschichtengestalt, hätte ich mir deutlicher herausgestellt gewünscht, da Kinder dazu neigen, Fakten und Geschichten in ihrer Vorstellung zu vermengen. So werden die vorlesenden Eltern dies wohl erklären müssen. Aber gerade wenn Frau Sonnentau ein Gesicht hat und gierig mit geöffneten Mund sich nach proteinreicher Nahrung im Moor streckt, bleibt dies haften. Natürlich ist die Entstehung und die Bedeutung des Moores etwas komplexer und so ist hier auch eine andere, aber immer noch recht einfache und gut verständliche Darstellung gewählt, bei der nicht nur die Kinder, sondern auch die vorlesenden Eltern etwas lernen, wie sie ganz persönlich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.

Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Expertenexemplar bei den Hinnerks.