Mittwoch, 5. Juni 2019

Leonie Looping (7) – Kleine Robbe in Not, Cally Stronk, Constanze von Kitzing (Illustr.) Ravensburger Verlag



Leonie Looping (7) – Kleine Robbe in Not, Cally Stronk, Constanze von Kitzing (Illustr.) Ravensburger Verlag

Leonie bringt mit ihren Freundinnen, den Schmetterlingselfen von Oma Annis Balkon den Biomüll in die Tonne und staunt nicht schlecht, als ihr ein empörter Waschbär die beklebte Bananenschale postwendend wieder zuwirft! So etwas gehört nicht in die Biotonne! Doch nicht genug des Staunens, Oma Anni hat sich ein Wohnmobil geliehen und will nun mit Leonie, den Schmetterlingselfen und Nachbarsjungen Florian an die Nordsee. Die Freude ist riesig und der Packeifer bei den Elfen nicht zu übersehen. Aber alles findet seinen Platz und man kann ja nie wissen. Allerdings sind Leonie und ihre Freunde nicht nur begeistert von dem wunderschönen großen Sandstrand, sie müssen leider auch feststellen, daß ziemlich viele Tiere um und in dem Meer in Not geraten, wegen des vielen Plastikmülls der angespült wird oder noch im Meer schwimmt. Doch Leo und ihre Freunde sind wie immer bereit zu helfen und fliegen kopfüber in ein aufregendes Abenteuer!

Leonie Looping ist eine erfolgreiche Erstlesereihe, die Elfenzauber mit Umweltthemen und Abenteuer verbindet. Elfen müssen also gar nicht kitschig sein, sondern sind bisweilen richtig stark und cool! Diesmal geht es um das für Kinder sehr gut vorstellbare konkrete Thema der Bedrohung der Umwelt durch Plastikmüll. Dabei geht es nicht einfach nur um die richtige Mülltrennung, sondern auch um Engagement, dass selbst Kindern schon möglich ist und gemeinsam einfach mehr Spaß macht. Da kann jeder mitmachen, egal ob groß oder klein. Weil es jedoch am meisten hilft, wenn man der Müll überhaupt erst nicht entsteht,  denn dann braucht man ihn auch nicht zu entsorgen, gibt Leonie am Ende auf einer Doppelseite 11 elfige Tipps zur Plastikvermeidung. Die Idee es mal mit Makkaroni statt Plastiktrinkhalmen zu probieren fanden meine Töchter besonders lustig, vor allem, weil es hier noch Restbestände an Makkaroni gibt ;) Aber auch sonst kann sich die in Berlin lebende Autorin so manch kritische Bemerkung am Rande nicht verkneifen, die sicherlich auch für so manches Gespräch von jungen Lesern und Eltern anregend ist, wie z.B. dem kleinen Einsiedlerkrebs, dem das Wohnen in Berlin auf Dauer einfach viel zu teuer wurde und daher an die Nordsee zog. Das ist witzig, enthält aber auch berechtigte Sozialkritik, gut verpackt in ein aufregendes Ökoabenteuer, nicht nur für Mädchen (wobei die Glitzerschrift auf dem Buchcover diese wohl besonders ansprechen dürfte). Sehr witzig fanden meine Töchter, daß diesmal Illustratorin Constanze von Kitzing auf einigen Illustrationen den Tieren und Elfen kleine Sprechblasen mit mehr oder weniger frechen Kommentaren gegönnt hat. Da macht es doppelt Spaß sich die Seiten genauer anzuschauen! Klasse fanden die zwei auch, daß Kinder und Elfen ganz alleine gepackt haben und so manches, was erst unsinnig erschien, am Ende goldrichtig war! Man sollte Kindern einfach mal mehr zu trauen, finden sie. 

 
Ansonsten ist es für Erstleser sehr schön, das bekannte Leonie Looping Team an der Nordsee versammelt wiederzutreffen. Sogar Nachbarsjunge Florian ist wieder mit von der Partie, so daß auch jüngere Brüder das Buch gar nicht mal so doof finden werden ;) Mit vielen wunderbaren farbigen Zeichnungen, kurzen Kapiteln und schöner großer Schrift, macht das Lesen auch Anfängern Spaß und vermittelt auch schon Erstklässlern, daß sie eigenständig etwas für die Umwelt tun können, ohne freitags streiken zu müssen (ist für Schulanfänger eher etwas schwierig). Sie können sogar jeden Tag etwas tun, im Alltag, auch wenn es nicht immer ganz leicht fällt. Das ist für Kinder wirklich wichtig und beschäftigt sie. So kam meine älteste Tochter immer wieder aus der Schule und hat neue Ernährungsanforderungen gestellt. Wie gut, daß ich die schon von mir aus berücksichtigt hatte. Aber der Hinweis, daß man keine Gasluftballons verwenden sollte, da diese meistens über dem Wasser niedergehen und dann eine Gefahr für die Tiere darstellen, das kam noch nie im Unterricht vor!

Leonie Looping ist engagiert, spritzig und aufregend. Genau was Leseanfänger lieben! Wir können es sehr empfehlen und freuen und auf neue Abenteuer des bewährten Teams!
Wir bedanken und ganz herzlich bei Cally Stronk und dem Ravensburger Verlag für dieses neue Abenteuer!

Dienstag, 4. Juni 2019

Explorer Academy (1): Das Geheimnis um Nebula, Trudi Trueit, gelesen von Stefan Kaminiski, der Hörverlag 4 CDs, 4 h 21 min, gekürzt



Explorer Academy (1): Das Geheimnis um Nebula, Trudi Trueit, gelesen von Stefan Kaminiski, der Hörverlag 4 CDs, 4 h 21 min, gekürzt

Der 12-jährige Cruz, lebt seit dem Tod seiner Mutter vor 8 Jahren, einer begnadeten Forscherin an einem Geheimprojekt an der Explorer Academy, mit seinem Vater auf Hawaii. Dort surft er und tüftelt mit seiner besten Freundin Lani, einem Technik-Wunderkind. Doch es ist Cruz und nicht Lani, der einen der weltweit 25 begehrten Plätze für die neue Klasse der Explorer Academy erhält und nicht sie. So ganz nachvollziehen kann er das nicht und fürchtet immer, daß es eine Art Wiedergutmachung für den mysteriösen Laborunfall ist, der ihm die Mutter nahm. Auch seine neuen Mitschüler beäugen ihn teils kritisch, als sie mitbekommen, daß seine Tante Marisol dort unterrichtet. Dafür scheint er aber auch einige richtig begabte und loyale Freunde aus aller Welt zu finden u.a. seinen nerdigen kanadischen Zimmerkameraden Emmett Lu mit der Emoto-Brille oder die entspannte Neuseeländerin Sailor York, die es immer wieder schafft ihn aufzumuntern, oder für neue Inspirationen gut ist. Denn die brauchen sie. Schnell merken sie, daß es nicht nur darum geht sich erste Sporen als Forscher und Entdecker zu verdienen. Cruz Leben ist in Gefahr und das scheint mit dem Tod und der Arbeit seiner Mutter zusammen zu hängen.

Cruz kommt von dem sonnig-relaxten Hawaii in eine schwirrende, geschäftige Forscherwelt. Massenweise Eindrücke, Namen, Technologien, Personen und Aufgaben stürmen auf ihn ein. Ganz schön viel für den Anfang, auch für den Hörer. Um das zu erleichtern gibt es im Booklet Steckbriefe zu den anfangs wichtigsten Personen und einen Übersichtsplan über die Academy. Das ist wirklich schön gemacht, aber es sind so viele Personen mit teils sehr komplizierten Namen aus aller Herrenländern, so daß ich mir gerade bei der wichtigen Isländerin Brindith (?) oder dem Schotten (?) Renshaw (?) oder Dougan, ein paar Steckbriefe mehr, gewünscht hätte. Man lernt sie ja nur über das Hören kennen und die Geschichte ist gekürzt. Meine Töchter (fast 12 und fast 10) fanden es etwas verwirrend und zu komplex. Mein Mann und ich fanden es sehr spannend, aber ich stimme meinen Töchtern zu, daß ich die CDs wirklich sehr oft gehört habe und ich weiß, daß ich genau wie meine Töchter anfangs immer wieder dachte: „Wer um alles in der Welt, war denn noch mal Mell?“. Mell hat eine ganz zentrale Rolle und ist leider im Steckbrief von Lani aufgeführt, da sie keine Person, sondern eine Bienendrohne ist, über die aber bisweilen wie über eine Person gesprochen wird. Wenn man aufmerksam zuhört, kein Problem, wenn man leicht abgelenkt ist, kann man schon mal durcheinander kommen. Das könnte eine Folge der Kürzungen sein.


Die Geschichte ist sehr geheimnisvoll und spannend. Wie Cruz tappt man im Dunkeln und fragt sich, wer Feind und wer Freund ist. Irgendjemand versucht ihn zu warnen, während mindestens ein anderer ihn zu töten versucht. Dabei kommen neueste technische Entwicklungen zum Zug oder wichtige Entdecker oder Forscher, nach denen Räume benannt sind, werden kurz angesprochen. Ein bisschen Allgemeinbildung am Rande, gegen das Vergessen großer Pioniere. Seit Cruz klein ist, liefert er sich mit Tante Marisol scherzhafte Decodierungsübungen. Keine Nachricht, keine Postkarte seiner Tante ist unverschlüsselt. Eine Fähigkeit die Cruz immer wieder braucht. Die Codes akustisch zu lösen ist aber noch schwieriger, als bei einer Buchvorlage, wo man mit den Augen einfach länger auf der Aufgabe verweilen kann. Da wird die Hörbuchumsetzung vor eine echte Herausforderung gestellt. Ich bin ein ganz großer Hörbuchfan, aber ich denke bei einigen der Rätseln und Informationen stößt das Hörmedium an seine Grenzen. Dabei ist es wirklich ein Genuss Stefan Kaminiski in all seinen Facetten zu lauschen. Dieses Abenteuer legt ein hohes Tempo vor, doch Stefan Kaminiski schafft es, dem Spannungsbogen zu folgen, Spannung zu drosseln und heraus zu nehmen, ohne dabei das Gefühl der ständigen Bedrohung zu nehmen. Würde er ständig atemlos gehetzt sprechen oder ähnliches, würden die Emotionen des Hörers abstumpfen, so begleitet man ihn und Cruz auf einer emotionalen Achterbahn, die Cruz kaum Zeit zum Ausruhen lässt. Kein Wunder, daß er ein bereits mehrfach ausgezeichneter Sprecher ist (u.a. 2017 für „Im Labyrinth der Lügen“ das man unbedingt hören sollte, um die DDR nicht zu vergessen).

Trudi Trueit hat nach ihrem Studium und ihrer Tätigkeit als Journalistin und „Wetterfrosch“ im TV inzwischen über 40 Sachbücher und Romane für Kinder geschrieben.

Ich finde es sehr spannend und packend, kann aber das Problem meiner Kinder verstehen. Ich will unbedingt wissen wie es weitergeht, dennoch ziehe ich einen Stern ab, weil ich denke, daß es der Geschichte gut getan hätte, wäre sie nicht gekürzt worden (dabei bin ich überhaupt kein Gegner von Kürzungen, bei einigen Geschichten finde ich sie durchaus wünschenswert).

Sehr spannend, informativ und packend empfohlen ab 10 Jahren (12 fände ich gar nicht verkehrt) und wirklich auch gut als Familie auf langen Autofahrten hörbar, die Eltern kommen auch auf ihre Kosten, für alle Geschlechter, wie divers auch immer, geeignet. Man kann es sehr gut mehrfach hören und entdeckt immer noch etwas, was man bislang überhört hat.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Hörverlag für dieses vielschichtige Hörerlebnis.