Montag, 10. September 2018

Der Esel Pferdinand (4) Ritterpferd mit Eselsohren, Suza Kolb, Ill. Carola Sieverding, Magellan Verlag



Der Esel Pferdinand (4) Ritterpferd mit Eselsohren, Suza Kolb, Ill. Carola Sieverding, Magellan Verlag

Pferdinand steht auf der Weide und genießt Emmis Kraulen. Er ist rund um zufrieden. Sein Training macht Fortschritte, sogar im Springen wird er besser. Doch dann wird die Aufregung groß: Die Stadt veranstaltet ein Ritterferienlager und Emmi und Lenni dürfen mit machen! Damit genügend Ponies zur Verfügung stehen, sollen die brave Wolke und der fiese Pitt die Kinder begleiten. Emmi würde zu gerne ihren Pferdinand und dessen besten Freund den frechen Ziegenbock Paule mitnehmen, aber angeblich gab es keine Ritteresel! Immerhin zur Besichtigung des Lagers dürfen Pferdinand, Paule und sogar Hahn Bernd und Kater TomTom mitkommen. Das Ritterlager ist richtig toll, es soll sogar ein Schatz gefunden und ein Drache bekämpft werden. Zu schade, daß sie nicht dabei sein dürfen, aber üben können sie ja schon mal und beweisen, daß sie viel mutiger und abenteuerlustiger als der auserwählte Pitt sind! Das macht Paule und Pferdinand auch tatsächlich so viel Spaß, daß sie beschließen, zusammen mit Bernd und Paule sich heimlich nachts zum Lager zu schleichen. Wäre doch gelacht, wenn sie dort nicht dringend gebraucht würden!

Meine Töchter (9 und 11) lieben beide die Geschichten vom kleinen tapferen Esel Pferdinand, kannten bisher aber nur die Hörbücher, die Boris Aljinovic ganz wunderbar vorliest. Mama kann nicht ganz so gut wiehern und Ia-hen. Dafür waren sie von Anfang an von den vielen farbigen Illustrationen angetan. Sie sind unglaublich freundlich in ihrer Ausstrahlung und lebensfroh. Meine Jüngste findet Emmi auf den Bilder total schön! Toll fand ich auch im Inneneinband das Doppelseitige Bild mit Pferdinand, Paule, Pferdinands heimtückisch neidischen Bruder Zottel, Mama Tine, Onkel Alfred und Tante Elsa (die Ziegenmama von Paule), da sah ich sie fast alle auf einmal und kam leichter wieder in die Geschichte hinein, da ich die Hörbücher ja nicht so oft höre die die Kinder ;).
Die Ungerechtigkeit, daß Pferdinand als Esel nicht gut genug sein soll für ein Ritterlager, obwohl er doch so tapfer und hilfsbereit ist, hat die Mädels sehr empört, ebenso daß Emmi als Mädchen nur Burgfräulein, aber nicht Ritter sein darf. Aber gerade diese Ungerechtigkeit macht zu Beginn die Spannung aus. Denn schon bei den Proben auf dem Fels in Opa Hoppes Garten erweisen sich die zwei als viel unerschrockener, als Pferdinands Bruder Zottel. Emmi und die Tiere haben ein klares Ziel vor Augen und das wollen sie unbedingt erreichen. Aber nichts rücksichtslos, sondern indem sie durch ihre eigenen Stärken überzeugen. So wird hier indirekt auch das noch immer weit verbreitete Mädchen- und Jungenbild in Frage gestellt? Können Mädchen auch nach Jeanne d'Arc keine Ritter sein? Sind sie wirklich zu ängstlich und auf Schutz angewiesen? Dürfen Jungen niemals Angst haben oder weinen? Ist ein sensibler, feinfühliger Junge dann kein echter Junge? Sind nicht die inneren Werte wie Zusammenhalt, Rücksichtnahme und Loyalität viel wichtiger? Dass sind Fragen, die die Zielgruppe wirklich interessiert und sie sind hier wunderbar in die Geschichte eingebettet. Denn der Esel Pferdinand ist eine Reihe, gleichermaßen für Jungen und Mädchen, aber eher sensible Jungen und keine Rabauken. Macht aber nichts, schließlich sollte ja jeder das Recht haben dürfen, so zu sein wie er ist und eigene Vorlieben zu haben. Wäre doch ansonsten langweilig und so ist es doch auch völlig klar, daß auch mal ein Esel wie ein Pferd geritten werden möchte. Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – durch Überzeugung und nicht durch Gewalt! Dabei ist die Geschichte abenteuerlich und lustig, besonders wenn die Tiere gemeinsam losziehen. Wir raten immer gerne mit, wie Geschichten weiter gehen werden, aber Suza Kolb hat uns an vielen Stellen überrascht, angenehm überrascht, denn es war in sich schlüssig und nicht an den Haaren herbeigezogen.
Suza Kolb ist vor allem durch ihre Pony-Reihe „Die Haferhorde“, ebenfalls im Magellan Verlag erschienen bekannt. Eine Reihe, die sogar vor den kritischen Augen meiner ältesten Pferdebuch verabscheuenden Tochter Bestand hat. Denn sie schafft es von Clichés abzuweichen und mit ihren Geschichten wirklich mal andere Helden zu präsentieren und es geht nicht immer nur um Turniere und Siegen und was sie sich so unter Pferdebücher vorstellt.
Eine wundervolle Geschichte mit zahlreichen farbigen Illustrationen und klarem deutlichen Druckbild bestens zum Vorlesen und Selberlesen geeignet.

Wir wünschen uns noch viele neue Geschichten von Pferdinand und seinen Freunden und geben ihm gerne 5 von 5 Sternen.

Sonntag, 9. September 2018

Mein Leben im Hotel Royal, Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich, Katy Birchall, Schneiderbuch Egmont.



Mein Leben im Hotel Royal, Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich, Katy Birchall, Schneiderbuch Egmont.

Felicity Royal, genannt Flick, 14 Jahre ist empört, daß ihre Mutter, Inhaberin des legendären Luxus Hotel Royal in London, der Meinung ist, sie sei noch zu jung für einen eigenen You Tube Kanal! Sie ist überzeugt, daß eine Menge Leute da draußen, sich brennend für ihr Leben interessieren. Da dies aber nun mal so ist und sie ohne elterliche Erlaubnis keinen Kanal eröffnen darf, hat ihr Dackel Fritz einen eigenen Instagram-Account mit 45.019 Abonnenten. Jeden Abend lädt Flick pünktlich um 17.30h ein aktuelles Foto von ihm hoch, daß sie mit Hilfe ihres Selfiesticks aus allen erdenklichen Winkeln aufnimmt. Doch heute wird sie es wohl nicht schaffen, ihre Mutter hat ohne sie zu fragen ihren Selfiestick einem adeligen Gast ausgeliehen und ihn nicht wieder rechtzeitig zurückgebracht. Ein Notfall! Daher sieht sich Flick durchaus als berechtigt an, in Prinz Gustav III Suite einzubrechen, um ihren Stick wieder an sich zu nehmen. Dummerweise ist sie noch nicht wieder verschwunden, als der Prinz zurückkehrt. Nun hat sie noch ein Problem mehr. Wochenlanges Hausarrest und tägliche Mitarbeit im Hotel. Dabei steigt doch demnächst die Party ihrer besten Freundin Ella! Als sie der größte aktuelle Popstar Skylar Chase (20) sie dann noch mit auf die Fashion Week nehmen will, werden Flicks Probleme immer größer.

Der Stil ist sehr fluffig und witzig, weshalb ich sofort im Buch drin war und richtig angetan. Zwischendrin dachte ich beim Lesen, gut, es ist wirklich unterhaltsam, aber schon etwas oberflächlich (wobei ich bei dem Gedanken natürlich sofort anfing zu googeln was denn Paris Hilton so gerade treibt...). Doch genau an diesem Punkt wird dann auch die Wende eingeleitet und Flick beginnt sich zu entwickeln, was sie nicht nur ihrem alten Spielgefährten Cal, dem Sohn des Rezeptionisten verdankt (einen Freund kann man so jemanden ja wohl nicht nennen, deswegen giftet sie ihn ja auch meistens an), sondern auch der braven Musterschülerin Grace, die auf ihre ganz eigene Art herrlich schräg ist. Sowohl Cal, als auch Grace und ihren gutaussehenden Bruder Olly habe ich gleich in mein Herz geschlossen, ganz anders als das möchte-gern-It-Girl Ella, die Menschen nur nach ihrem persönlichen Nutzen für sich selbst beurteilt.
Gemeinsam mit Flick und Cal lernt man das Hotel in all seinen geheimnisvollen Aufgaben und Serviceleistungen kennen, ein ganz besonderer Blick hinter die Kulissen, der sich von den geheimen Räumen unterscheidet, in denen Flick und Cal als Kinder gespielt haben.
Weil Flick unter Hausarrest steht und das Wochenlang, kommt sie meistens außer um zur Schule zu gehen, nicht vor die Tür. Ihre Erlebnisse drehen sich rund um den Hotelalltag und das ist bisweilen das Lustigste, was ich in der letzten Zeit gelesen habe. Endlich habe ich wieder laut beim Lesen gelacht, ganz ohne Kinder und nicht nur gegrinst.
Ich habe mich nicht nur bestens unterhalten gefühlt, ich habe auch ehrlich mit Flick unter einigen Ungerechtigkeiten gelitten, auch wenn ich manchmal ihrer Mutter recht geben mußte. Am Ende konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen und habe es daher auch einfach nicht getan, zu sehr habe ich mich auf das Ende gefreut und wurde nicht enttäuscht. Es ist wirklich sehr schön und für meinen Geschmack auch nicht zu kitschig.
So wie ich auch das Cover, trotz des vielen rosa und gold nicht kitschig, sondern total passend fand. Es sprach auch meine Jüngste an, die es sofort vorgelesen haben wollte, aber dafür war es mir dann doch zu dick, auch wenn die Chat-Verläufe zwischendurch, das Lesen noch deutlich beschleunigen. Klar, als künftige Hotelerbin ist Flick allzeit online und über Whats app erreichbar.

Katy Birchall lebt selbst mit 3 Labradoren zusammen, die sie heiß und innig liebt und mit ihrer it-Girl Reihe von der bereits 3 Bände erschienen sind, sehr erfolgreich.

Ein wirklich herrlich kurzweilig und süßes Buch, daß Mädels ab 12 Jahren durchaus zu Leseratten machen könnte. Für mich hatte es Suchtpotenzial und ich hoffe, ja noch auf eine Fortsetzung, auch wenn die Geschichte in sich abgeschlossen ist.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Schneiderbuch Egmont Verlag für diese herrlich witzigen und wunderbaren Lesestunden.