Montag, 2. Juli 2018

Mein Flätscher Freundebuch, Nach der Buchreihe um Meisterdetektiv Flätscher von Antje Szillat und Jan Birck, dtv junior



Mein Flätscher Freundebuch, Nach der Buchreihe um Meisterdetektiv Flätscher von Antje Szillat und Jan Birck, dtv junior

Die Comic-Roman Reihe um das Meisterdetektiv-Stinktier-Flätscher schafft es erfolgreich mit seiner Kombination aus großer Schrift, spannender Geschichte, witzigen Wortschöpfungen und Einfällen, gepaart mit großflächigen Illustrationen und Comic-Elementen junge Lesemuffel hinter den Buchseiten zu fesseln. Was liegt da näher, als eine Freundebuch, in das sie dann auch noch Schreiben, Kleben und Fingerabdrücke hinterlassen dürfen? Eine vertreufelt gute Idee!

So hat Jan Birck das Cover auch schon mit Stinktier Flätscher und Assistent Theo in trauter Zweisamkeit auf der Hinterhofmauer vor Sonnenaufgang sich gegenseitig vergnügt, erwartungsvoll zu grinsend gezeichnet. Die zwei sind ein starkes Team, so wie die Freunde des Buchbesitzers, die die kommenden Seiten füllen sollen. Die Rubriken sind auch wirklich originell, neben Name bzw. Spitzname, Geburtstag und Foto folgen Lieblingsessen, meine tollste Idee für eine Erfindung, mein bester Streich, hier bin ich besonders gern, dieses Tier finde ich besonders cool, der gruseligste Ort, an dem ich je war, das Ekeligste, das ich je essen mußte. Rubriken die für Kinder spannend sind, sich aber auch alle zwei Seiten abwechseln, so daß die Kinder sich aussuchen können, welche Fragen sie beantworten wollen und welche nicht. Da es nicht nur die üblichen Standardfragen sind, wie Lieblingsfarbe, Lieblingstier u.ä. werden die Kinder zum Schreiben und zur Kreativität animiert – ganz nebenbei und natürlich freiwillig. Hier liegt aber auch eine Crux: Die Comic-Blasen, die z.T. Raum für Antworten lassen, sind recht klein und unliniert. Gerade für Schreibanfänger, an dies sich das Buch ja richtet, ist das ein motorisches Problem, das nicht zu unterschätzen ist. Meine Jüngste hätte auch nach 3 Schuljahren noch Probleme die Antwort zu „Mein bester Streich“ in die dafür vorgesehene Sprechblase zu schreiben, unliniert. Es gibt aber auch einige Linien, ohne Sprechblasen, auf denen man seine Antworten aufschreiben kann.
Sehr schön finde ich in der Mitte des Buches Flätschers eigenen Freundebucheintrag: witzig, frech und natürlich ganz bescheiden, wie es so seine Art ist. Sprachlich sind seine Antworten gewohnt ausdrucksstark und kreativ. Allerdings auch hier zeigt sich, daß seine Antworten ebenfalls nicht in die vorgegebenen Sprechblasengrößen passen würden, weshalb auf diese verzichtet wird.
Natürlich gibt es auch vorne zu Beginn ein Geburtstagskalendarium, wo jedes Kind seinen Geburtstag noch mal zusätzlich eintragen kann, so daß man einen Jahresüberblick erhält.
Ich liebe ja Freundebücher, sie sind nicht nur eine schöne Erinnerung und es ist immer wieder lustig, sich die Fotos und Einträge anzuschauen und zu sehen, wie sich die Kinder mittlerweise verändert haben (die Kleine bekam ihr erstes Freundebuch zum 1. Geburtstag geschenkt und mittlerweile kommen die Kinder in die 4. Klasse), es ist auch sehr praktisch, weil ich somit immer schnell Adressen und Telefonnummern zur Hand habe. Dies ist besonders bei der Großen wichtig, da es auch nach einem Jahr immer noch keine Klassenliste gibt und ich auf ihr Freundebuch echt angewiesen bin, es wird somit definitiv mit in den Urlaub genommen. Leider wurden hier jedoch Adresse und Telefonnummern vergessen. Weder bei den Seiten für die einzelnen Kinder, noch als Gesamtübersicht, wie beim Geburtstagskalender sind diese vorgesehen. Das ist ausgesprochen schade, wird aber hoffentlich bei einer zweiten Auflage nachgeholt werden.

Ein sehr liebevoll gestaltetes Freundebuch ganz im Sinne und Geiste des großen Meisterdetektivs ist es sowohl für Jungs, als auch für abenteuerlustige Mädchen, die nicht nur auf Glitzer und Pink stehen, wirklich ansprechend. Die Kategorien regen die Kreativität an und passen zu unserem geliebten Stinktierhelden. Das Fehlen eines Adressteils ist jedoch wirklich sehr schade.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei dtv junior für dieses wirklich schöne Rezensionsexemplar.

Sonntag, 1. Juli 2018

Eiskalter Hund, Oliver Kern, gelesen von Michael Schwarzmaier, Random House Audio



Eiskalter Hund, Oliver Kern, gelesen von Michael Schwarzmaier, Random House Audio

Ich bin kein Bayer und mein Bayrisch ist nun mal nicht wirklich vorhanden, dennoch sind ja Bayern-Krimis gerade sehr en vogue. Da ich aber keine Lust hatte mitten in eine Serie einzusteigen oder bei Band 1 von 11 einzusteigen, kam mir dieser eiskalte Hund von Fellinger sehr recht. Mal was anderes, ein Lebensmittelkontrolleur, statt eines Kommissars oder Detektivs. Ich habe mal im Referendariat für die Verwaltungsstage bei der Referndarsbetreuerin als Wunsch angegeben: Egal welches Rechtsgebiet, Hauptsache, der netteste Ausbilder. Den bekam ich und der war auch mal Lebensmittelkontrolleur. Ich habe also eigentlich ein Herz für Lebensmittelkontrolleure.
Fellinger ist ein kerniger Typ, ein bayrisches Urgestein, grantelig und geradeaus. Naja, bei dem Charme ist er natürlich unverheiratet, ganz zum Leidwesen seiner Mutter. Aber noch schlimmer ist es für seinen Vater natürlich, daß er nicht den elterlichen Hof übernehmen will, sondern Polizist werden wollte. Nur den Gesundheitscheck hat er nicht bestanden, sein Knie. Jetzt ist er Lebensmittelkontrolleur und eigentlich passt ihm das ja schon ganz gut. Eines Tages bekommt er einen anonymen Anruf, daß er mal die schwarze Sauce im China-Restaurant überprüfen solle. Vor Ort fangen natürlich alle an zu zittern, sobald der Fellinger auftaucht. Die schwarze Sauce ist ekelig, aber ungefährlich, doch was drücken sich der Koch und die Spülhilfe so verdächtig vor der Kühlkammer herum? Zu seinem Erstaunen findet er dort einen toten, abgehangenen Hund, den Liebling seines Frauchens. Warum hat sie dessen Verschwinden eigentlich nicht gemeldet? Auch die betuchte Witwe ist wie vom Erdboden verschluckt. Fellinger macht Meldung bei seinem Schafkopfkumpan Lechner bei der örtlichen Polizei, aber der nimmt ihn nicht ernst und macht lieber Feierabend. Doch wenn der Fellinger einmal Witterung aufgenommen hat, dann verbeißt er sich, bis er weiß warum der Hund tot und das Frauchen verschwunden ist! Eigentlich will er ja auch nicht wirklich ermitteln, aber er kann halt nicht anders, weil dem Lechner immer wieder ein Grund einfällt, warum er als Polizeibeamter nicht ermitteln muß. Seine Ausreden sind dabei durchaus kreativ und man freut sich beim Hören schon auf seine nächste.
Ich mag ja Krimis mit Humor, aber bitte schwarzen Humor, gerne urige Typen und keinen Klamauk. Schon das Wortspiel im Titel ließ mich da hoffen, denn „Der kalte Hund“ war in den 80ern eine sehr beliebte und sehr heftig-deftige Süßspeise. Zum Glück, hat nicht nur der Titel meinen Geschmack getroffen. Der Fellinger ist ja nicht so der Traummann, auf Track 1 hat es bei uns noch nicht so gefunkt, aber je mehr ich mich in seinem Revier umschaute und die Marotten der dort ansässigen ansah, desto besser gefiel mir seine trockene und beharrliche Art. Und wenn‘s drauf ankommt, z.B. bei seinem Stammlokal, dann ist der Fellinger eigentlich ein echter Rheinländer, kann auch mal Fünfe gerade sein lassen und drückt ein Auge zu. Klar, sonst müßte er ja selbst kochen! Geht es wirklich nur um einen toten Hund? Nee, hier geht es auch darum recht zu haben, „und es ist doch ein Kriminalfall!“. Außerdem geht es um unsere tschechischen Nachbarn, das liebe Geld und seine Pappenheimer, die man eben so kennt.
Was mir aber außer den wirklich sehr urigen Gestalten sehr gut gefiel, war daß ich überrascht wurde. Ich fand diesen Fall nicht offensichtlich oder vorhersehbar. Die Spannung war zwar bisweilen etwas zurückhaltend, der Genuß der Bayern aber weniger. Ich habe mit viel Vergnügen den verbalen Schlagabtausch zwischen Fellinger und Kommissar….
Michael Schwarzmaier liest unverkennbar bayrisch, aber durchaus so, daß ich als Rheinländerin, die auch nach jahrelanger Übung bei den Rosenheim Cops nicht alles versteht, bei „Eiskalter Hund“ alles auf Anhieb verstanden habe. Hut ab! Der Sprecher war mir bislang völlig unbekannt, aber er passt optimal zum Fellinger, etwas trocken, etwas eigen und etwas gnarzig. Passt schoa. Dabei schafft er es aber dennoch, daß die Geschichte nicht behäbig, sondern äußert lebendig und auch amüsant daher kommt. Einige Stellen haben durchaus Slapstick-Charakter, aber ohne albern zu sein, sondern lustig. Diese Gradwanderung hat Michael Schwarzmeier wirklich mit Bravour gemeistert. Seine Stimme ist jetzt weder unangenehme, noch zum Verlieben (vielleicht bei anderen Hörbüchern schon, aber eben nicht als Fellinger, der ja auch kein Traummann auf den ersten Blick ist), sondern einfach Fellinger, ein echtes Original halt.
Gelungene Ferien-Krimi-Unterhaltung, die  ich besonders in seiner Vertonung wirklich sehr empfehlen kann.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Random House Audio für dieses gelungene Hörbuch.