Samstag, 14. April 2018

Black Rabbit Hall: Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert. Eve Chase, gelesen von Anna Thalbach, Random House Audio



Black Rabbit Hall: Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert. Eve Chase, gelesen von Anna Thalbach, Random House Audio

Dieses Familiendrama verbindet zwei Zeitebenen. Die Vergangenheit 1968/69, als sich für die alte Familie Alton alles änderte. Lord Alton hat einen Sitz in Oberhaus, doch das alte Familienvermögen wurde leider von seinem Vater verspielt. Seine wunderschöne amerikanische Ehefrau liebt er abgöttisch. Sie stört der Verlust des Vermögens nicht, denn sie liebt den alten Familienlandsitz Black Rabbit Hall in Cornwall. Dort am Meer fühlt sie sich frei, sie reitet aus und muß sich gesellschaftlichen Zwängen nicht unterwerfen, man ist unter sich. Ihre vier Kinder können Spielen, Toben, im Meer baden. Die Zwillinge Amber und Toby sehen ihrer Mutter ähnlich mit ihren roten Locken und ihrer hochgewachsenen Gestalt, genießen ihren letzten gemeinsamen Sommer, als sich eine Tragödie anbahnt.
In der Jetzt-Zeit ist die adoptierte Lorna mit ihrem Verlobten Jon auf der Such nach der perfekten Hochzeitslocation. Lorna sucht nach einem Haus, das sie von einem alten Foto mit ihrer lange verstorbenen Adoptivmutter zeigt. Jon ist entsetzt, als sie es endlich findet. Doch Lorna ist sich sicher, daß sie unbedingt hier feiern will. Sie kehrt daher alleine dorthin zurück, um das Geheimnis dieses heruntergekommenen Herrenhauses zu ergründen. Jon widersetzt sich immer mehr.

Dieses Hörbuch stand schon mal auf meiner Wunschliste, aber ich hatte kein Glück, bei meiner Anfrage nach einem Rezensionsexemplar. Als ich es bei „Der Sound der Bücher“ auf Lovely Books gewann, war ich daher umso glücklicher. Erwartet hatte ich einen gefühlvollen Frauenschmachtschmöker. Eine Geschichte fürs Herz, ohne große Überraschungen, in der Verbindung mit Anna Thalbachs Stimme sicher angenehme Unterhaltung. Tatsächlich war ich wirklich überrascht, denn die Clichés die ich erwartet hatte, bekam ich nicht geboten und auch der Verlauf der Geschichte war nicht mit den vorhersehbar unvorhersehbaren Wendungen. Ich mußte stets aufmerksam zuhören, um den Handlungssträngen zu folgen und Ambers Geschwister, die Dienstboten und andere richtig einordnen zu können. Dafür bekam ich eine Geschichte voller Leidenschaft, Tragik und Suche nach der eigenen Identität. Nein, Lorna finden auf den Felsen Cornwalls keinen geheimnisvollen Unbekannten, der ihr Herz höher schlagen lässt, dies ist nicht Rosamunde Pilcher. Es geht um Leidenschaft zum Reiten, der Familie, Liebe und die Herkunft. Wer kann denn wirklich lieben, wenn er sich selbst nicht wirklich lieben kann, weil er sich nicht kennt? Die Überlegungen, die Sorgen und Nöte von Lorna, die ihre Herkunft nicht kennt, sind völlig anders als die von Amber oder ihrer Mutter. Amber sorgt sich zu Beginn noch um verpasste Partys und den süßen Bruder ihrer besten Freundin, ehe das Unglück ihre Familie trifft. Fortan muß Amber schneller reifen, als ihr lieb ist. Diesen Prozess zu begleiten ist wirklich mindestens so spannend, wie Lornas Suche nach sich selbst. Der verblassende Charme dieses alten Herrenhauses zieht den Hörer in seinen Bann.

Anna Thalbach mag ich als Sprecherin wirklich gerne. Gut, sie kann hier nicht wie bei Meja Meermädchen ihr Talent für Riesenkraken oder Seespinnen zeigen, aber auch die realen Charaktere bieten ihr die Möglichkeit ihre Stimmbänder spielen zu lassen. Immerhin muss sie nicht nur die alte  Eigentümerin von Black Rabbit Hall sprechen, sondern auch Ambers jüngste Geschwister Barney und Kitty. Von alt und verstockt zu jung und sorglos kann sie hier alle Register ziehen und das macht sie auch. Dabei ist ihre Stimme nicht nur sehr variabel und lebendig, sie schafft es auch die unterschiedlichsten Gefühle darzustellen, ohne die Lautstärke merklich zu variieren.

Eine Trackliste gibt es leider nicht, auch keine Personenübersicht (da hilft wirklich im Zweifel, einen Track noch einmal zu wiederholen), dafür aber eine recht ausführliche Inhaltsübergabe, die es schafft neugierig zu machen, ohne zu viel zu verraten, es hilft aber, der Geschichte zu folgen.
Außerdem enthält das Booklet noch eine kurze Biografie der Autorin Eve Chase und der Sprecherin Anna Thalbach.

6 CD's mit 7 h 13 Minuten unvorhersehbarer Unterhaltung mit Niveau statt Schmalz. Dafür gebe ich gerne 5 von 5 Sternen.

Donnerstag, 12. April 2018

Molle Maulwurf und die wilde Erdbeerjagd, Kristina Andres, Barbara Scholz, Beltz & Gelberg


Molle Maulwurf und die wilde Erdbeerjagd, Kristina Andres, Barbara Scholz, Beltz & Gelberg
Molle Maulwurf und der winzige Drache Hugo sind gute Freunde von Stadthase Mucker und Feldmaus Rosine, deren Geschichten bereits sehr erfolgreich sind. Dies sind nun Geschichten für Leseanfänger zum Selbstlesen, aber man kann sie natürlich auch Vorlesen:
Der freundliche Maulwurf Molle, trägt eine Brille und kann daher prima sehen, das ist sehr hilfreich, wenn er am Fluss sitzt und angelt oder wieder irgendwelche Dinge baut. Heute sitzt Molle gemütlich am Fluss und angelt ein großes Brett heraus. Was man wohl damit anstellen kann? Schnell schlägt er Nägel ringsum halb herein, so daß das Brett eine Umrandung hat. Zufrieden betrachtet er sein Werk, als Drache Hugo vorbei kommt und fragt, ob das wohl schwimmt. Was für eine prima Idee! Sie können es als Floss benutzen. Mit einem Eimer voller Erdbeeren als Proviant, lassen sie das Floss zu Wasser, aber angebunden, damit sie nicht wegtreiben. So entdeckt sie der fiese Fuchs, der es auf die Erdbeeren abgesehen hat. Er droht, die Befestigungsleine zu kappen, sollten sie ihm die Erdbeeren nicht freiwillig überlassen. Doch Molle und Hugo lassen sich so leicht nicht einschüchtern und so beginnt eine wilde Jagd über den Fluss!

Natürlich kommen auch Fans von Mucker und Rosine auf ihre Kosten, denn diese spielen auch mit. Daher sind sie auch bereits vorne in der Vorstellungsrunde mit Bild und Charakterisierung abgebildet. Gemeinsam mit Molle, Hugo und dem bösen Fuchs. Dann sind die jungen Leser gleich gut vorbereitet, was für ein wildes Abenteuer da auf sie wartet. Auch wenn die Geschichte erst mal ruhig beginnt, so geht es doch mit dem Fuchs schon bald zur Sache! Dabei geht es nicht um die Wurst oder Leben und Tod, sondern um die Erdbeeren! Als echte Freunde teilen sie sie, jedoch nicht nur untereinander, sondern am Ende auch gemütlich mit Mucker & Rosine, die ihnen letztendlich beistehen. Auch für Erdbeeren gilt: gemeinsam schmecken sie noch mal so gut! So sind in diesem Abenteuer wunderbare kleine Botschaften versteckt: daß Freunde zusammenhalten, Leckereien gemeinsam teilen, man ruhig mal etwas ausprobieren soll, auch wenn man noch nicht weiß, was man da am Ende gebaut haben wird. Molle und Hugo sind nämlich echte Tüftler, während Molle das Floss gebaut hat, entwirft Hugo später das Trocknungsnetz, an dem er all ihre nassen Sachen aufhängen kann. Im Anhang des Buches findet sich daher auch eine Bauanleitung für beides, mit witzigen Hinweisen, daß man bitte nicht seine Haustiere auf dem Floss zu Wasser lassen möchte. Diese Anleitungen sind sehr gut verständlich und mit nummerierten Einzelschritten, Materialliste und illustriert. (Perfekte Vorbilder für die späteren Aufsatzübungen im 3. Schuljahr).

Die Illustrationen von Barbara Scholz sind wieder sehr charakteristisch. Meine Kinder haben ihren Stil sofort erkannt, auch wenn wir noch kein Mucker & Rosine Abenteuer bislang gelesen haben. Auch diesmal haben sie meiner Jüngsten richtig gut gefallen. Sie schafft es einfach immer wieder, die Gesichtsausdrücke herrlich einzufangen.

Für die meisten Erstklässler ist dieses Buch noch nicht wirklich geeignet, sondern eher für Zweitklässler. Die Schrift ist zwar schön groß, aber es ist nicht der Schrifttypus von Lesefibeln. Die Kapitel sind schön kurz und die Sätze ohne Fremdwörter, aber doch bisweilen reichlich Text pro Doppelseite. Für Kinder, die gerne lesen, ist das kein Problem, für jene, die sich mit dem Lesen jedoch schwertun, ist es eher abschreckend. Dann sollte man einfach noch etwas warten oder als Eltern die längeren Passagen eben schnell vorlesen, da das Kind ja wissen will, wie es weiter geht. Denn im Gegensatz zu typischen Büchern für Erstklässler, wird ihnen hier wirklich eine interessante und sprachlich ansprechende Geschichte angeboten. Das fordert die Leseanfänger natürlich bisweilen heraus, da auch zusammengesetzte Nomen wie „Wellentäler“ oder lange Partizipien wie „hinausgeschleudert“ zu „erlesen“ sind. Dafür werden die Kinder um so stolzer sein, wenn sie es schaffen und ein gutes Sprachgefühl entwickeln. Trotz der Kürze von etwas über 40 Seiten, also eine sehr kurzweilige, witzige Geschichte mit viel unterschwelligem Lernpotenzial. Super für alle Kinder, die Mucker & Rosine schon lieben und endlich selbst Geschichten von ihnen lesen wollen oder aber auch als Einstieg in ihre Abenteuerwelt geeignet.
Meine Jüngste und ich bedanken uns ganz herzlich beim Beltz & Gelberg Verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar.