Sonntag, 8. April 2018

Amalia von Flatter, Vampire tanzen nicht mit Feen, Laura Ellen Anderso, Schneiderbuch



Amalia von Flatter, Vampire tanzen nicht mit Feen, Laura Ellen Anderso, Schneiderbuch

Amalia ist ein ganz normales Vampirmädchen und lebt mit ihren Eltern und ihren Freunden in Nokturnia, dem Reich, in dem man sich vor Glitzer und Einhörnern gruselt und nachts zur Schule geht. Ihre besten Freunde sind Flora Zottelzeh, ein echt starkes Mädchen einer seltenen Yeti-Art (und ganz gewiss kein Monster!), Sensenmännchen Todd Schnitters und ihr Lieblingshaustier Kürbinian (ja ein Kürbis) das sogar mit in die Schule darf! Der alljährliche Barbarische Ball steht im Hause von Flatter unmittelbar bevor. Amalia findet ihn immer stinklangweilig, weil sie als Tochter des Hauses das einzige Kind ist. Daher freut sie sich umso mehr, als sie erfährt, daß nach vielen Jahren endlich auch der König und sein Sohn Prinz Marillo an dem Fest teilnehmen sollen. Doch als Prinz Marillo am nächsten Tag in die Schule kommt, ist er ganz anders, als Amalia ihn sich erträumt hat: total verzogen und missgünstig. Nichts als Ärger handelt er Amalia ein, der langsam auch die Entschuldigungen für sein schlechtes Benehmen aus gehen. Als er dann aber noch bei einem Besuch bei ihr, ihren geliebten Kürbinian als Geschenk fordert und mitnimmt, ist ihre Geduld am Ende. Gemeinsam mit ihren Freunden schmiedet sie einen Plan!

Dieses Buch ist von der Autorin selbst total liebevoll und reichhaltig illustriert. Auf jeder Seite gibt es etwas zu entdecken und das beginnt schon mit dem Aufschlagen des Buches: Dort findet man direkt eine Übersicht über Nokturnia, der Stadt im Königreich der Nacht und eine Ahnengalerie mit „gruseligen Grüßen von unsern Lieblingsnokturianern“. Die Nokturianer sind dabei jeweils mit einem kurzen witzigen Steckbrief über ihre Vorlieben und Abneigungen präsentiert und da wartet schon so manche Überraschung auf die Leser, denn in Nokturnia ist alles etwas anders, als man es erwartet. So kann Amalias Mutter z.B. mit ihren Augen werfen, sofern sie ihr nicht aus dem Kopf fallen, Kürbis Kürbinian kann sprechen und hüpfen und in Koboldglibber kann man stecken bleiben, Aber natürlich ist das noch nicht so grauenvoll wie der Anblick von Einhörnern und Feen, diesen furchtbar wilden und gewalttätigen Kreaturen! Zuerst konnte uns Amalias Geschichte mit ihrer Originalität und den witzigen Einfällen begeistern, neben der wunderbar großen Schrift und den wirklich außergewöhnlich zahlreichen Illustrationen. Doch gewinnt die Geschichte an Erkenntnis hinzu. Nur weil alle etwas glauben, muss es noch lange nicht stimmen! Viele Vorurteile, haben sich über so viele Jahren in den Köpfen breit gemacht, daß es unvorstellbar erscheint, daß es anders sein könnte. Ein Prinz muß ja eigentlich schön und groß und stark sein, doch Marillo entspricht diesen Erwartungen so gar nicht. Sind dann auch noch andere für Fakten genommenen Überlieferungen etwa nicht wahr? Mit einem offenen Herzen kann man auch Vorurteile als unwahr entlarven und kann die Wahrheit mit offenen Armen empfangen. Diese ist dann oft genug der Gewinn echter Freunde, denen man ansonsten keine Chance gegeben hätte.

Amalia und ihre Freunde muss man einfach ins Herz schließen. Sie sind unglaublich loyal und mutig, wie sie so für einander einstehen. So muss man dann auch ihre Geschichte lieben, mit all ihren skurrilen und wirklich unkitschigen und ungewöhnlichen Einfällen.

Meine Jüngste (8 Jahre) liebt diese Geschichte, auch wegen des total angenehmen Druckbildes, das Leseanfängern sehr entgegen kommt. Es ist schon keine Fibelschrift mehr, aber dennoch sehr schön groß und übersichtlich. Aufgelockert, durch die originellen Bilder, können auch Lesemuffel zum Lesen animiert werden. Wir warten schon jetzt gespannt auf die Fortsetzung, denn es ist wirklich mal ein sehr ungewöhnliches Abenteuer, fernab von gängigen Schmemata.

Wir lieben es und bedanken uns ganz herzlich beim Schneiderbuch Verlag für dieses herrliche Rezensionsexemplar.

Samstag, 7. April 2018

Jan Weiler liest: Und ewig schläft das Pubertier, der Hörverlag 2 CDs Live-Mittschnitte



Jan Weiler liest: Und ewig schläft das Pubertier, der Hörverlag 2 CDs Live-Mittschnitte

Nachdem mein Gewinn von „Nicks Sammelsurium“ so ein Familienhit wurde, der bei uns ständig lief und zitiert wurde, brauchten wir dringend Nachschub. Mit 2 CD's klang „Und ewig schläft das Pubertier“ nach prima Stoff für unsere Fahrt in den Osterurlaub.

Da es sich anders als bei „Nicks Sammelsurium“ um einen Live-Mitschnitt von Jan Weilers Familienanekdotenhandelte, beginnt die CD erst mit einer Ansage und Begrüßung ehe es losgeht, mit Nicks (inzwischen 15 Jahre alt) vorgeschobenen Krankheiten aus dem Land der Phantasie, damit er nicht zur Schule muß. Das das der totale Quatsch ist, konnten sie super verstehen. Bei Karlas (inzwischen 18 Jahre alt, aber noch immer nicht weise) Verkehrserziehung auf dem Verkehrsübungsplatz zur Vorbereitung auf den Führerschein, haben alle, auch die Jüngste (8) vor Freunde gequietscht und gejohlt. Dies ist ein realer Kosmos, den wir alle kennen, lieben und fürchten. Ebenso die Geschichten vom gemobbten Autorenvater, der im Keller versteckt wird und der anscheinend nicht mit den Anzugträger-Wirtschaftsväter mithalten kann, ist wirklich familienkompatibel. Es folgen die Probleme von Smartphones im Familienalltag, die Schnelllebigkeit der heutigen Jugend mit ihrer interessanten Beziehungsanbahnung über What's app, für uns totales Neuland, aber herrlich trocken und urkomisch erzählt, Auch an Karlas Versuchen einen angebeteten Jungen mit ihren Kochkünsten zu verführen, ohne sich ein Kochbuch genauer durchzulesen oder sich mit dem Thema ernsthaft zu befassen (nein, auch kein You-Tube-Tutorial! Ja wo lebt sie denn!) bereitet uns bei zwei Töchtern auf einiges vor (ich hoffe aber, daß sie kochtechnisch bis dahin mehr auf dem Kasten haben). Als Jan Weiler dann im Würgegriff von Ulrich Dattelmann hing, mußte gerade die Eltern grinsen. Die Mutter, weil sie selbst seit der Kindergartenzeit an so unzähligen Elternabenden mit diversen Versionen von Ulrich Dattelmann teilnahm und der Vater ist als Lehrer ebenfalls leid geprüft. Das besondere Plus für uns: es ging um die Planung von Nicks Klassenfahrt, die natürlich von München nach Berlin gehen sollte (wo wir gerade hinfuhren), jedoch von Vater Weiler scherzeshalber mit dem Vorschlag Manderscheid boykottiert wurde. Manderscheid liegt bei uns in der Nähe, in der Vulkaneifel und die katholische Jugend des Ortes fährt dort alljährlich ins Zeltlager hin. Die Rezensentin hat es tatsächlich geschafft, sich dort im Wald bei einem Waldspiel zu verlaufen, gefährliches Pflaster! Auch war sie in Nicks Alter in Gerolstein in der Vulkaneifel auf Klassenfahrt, die Genugtuung war in mein Gesicht gepflastert! All jene, die schon in jungen Jahren in die Metropolen der Welt auf Klassenfahrt gelangen, werden nur genüsslich vor sich hingrinsen können, werden die übrigen mit Nick mitleiden. Meine Kinder (10 und 8 Jahre)haben den ironischen Humor von Jan Weilers Familieneinblicken mit Ausnahme der 1.000-Schuss-Theorie zur Vermeidung des Ornanierens sehr gut verstanden. Das hat mich wirklich erstaunt, bei dieser CD dachte ich wirklich, daß es nicht so gut ankäme, wie Nicks Erlebnisse, der ja damals im Alter meiner Kinder war und deren Erlebnishorizont teilte. Mein Mann findet die neuen Weilerschen Erlebnisse nicht minder witzig, als „Nicks Sammelsurium“ und auch die Kinder mögen es, besonders die erste CD mit Karlas Fahrversuchen, Nicks Flirtversuchen und Karlas Kochkünsten.
Auch wenn es ein Live-Mitschnitt ist, kann man bis auf eine kleine Stelle wirklich die Späße verstehen. Jan Weiler amüsiert durch seine elaborierte Sprache, seine Ausdrucksweise und seine Verzweiflung an der Welt des Pubertiers, statt durch Mimik und Gestik. Das lachende Publikum ist auch verhältnismäßig leise zu hören, so daß man sich nicht wie in einer amerikanischen Sitcom fühlt, wenn einem eingespielte Lacher den richtigen Zeitpunkt zum Lachen vorgeben. Die Aufnahmequalität ist sehr gut, man kann jedes Wort verstehen und es gibt keinerlei akustische Probleme. Durch die regelmäßig gesetzten Tracks, zum Ende einer jeden Anekdote ist ein Wiedereinstieg nach einer kurzen Unterbrechung stets gewährleistet.

Nun will meine Familie unbedingt zu einer Jan Weiler Live-Lesung und als Held der Gegenwartsliteratur wagt er sich sogar in die Vulkaneifel zurück zu einem Eifel-Lesefestival, zu einem für uns unpassenden Datum und in Bonn liest er aus seinen Kühne-Krimis, schon ganz bald am 12.4.18. Ich fürchte, wir werden dann doch weiter nach Hörbüchern von ihm forschen.

Ach ja, wer noch nicht weiß, wer Jan Weiler ist: Er ist eigentlich Journalist und war Chefreadakteur des SZ-Magazins als ich noch Zeitungsleserin war. Seit dem mit Christian Ulmen verfilmten „Maria, ihm schmeckt's nicht!“ in dem er die Erlebnisse mit der italienischen Familie seiner Frau verarbeitet, ist er ein erfolgreicher Autor, der inzwischen sogar seinen zweiten Krimi veröffentlicht hat. In diesem Live-Mitschnitt kommt aber auch Sarahs italienische Schwester mit ihrem sehr speziellen Göttergatten beim Track „Eva's Busen“ wieder zu Wort. Keine Sorge, diese Anekdote ist ganz anders als erwartet, unseren Kindern mußten wir lediglich den Begriff „Esotherik“ erklären.

Für Kinder nicht ganz so gut geeignet, wie „Nicks Sammelsurium“, aber dennoch absolut familientaugliche Familienunterhaltung und einige Brüller sind garantiert! Es hilft absolut mindestens vorpubertierende Kinder zu haben, um die Komik zu verstehen. Wer noch nie mit nackten Füßen auf einen Legostein trat, kann diese Leiden eines Vaters sicher nicht immer nachvollziehen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Der Hörverlag, für diese lustige Unterhaltung im österlichen Autobahnstau!