Freitag, 27. Oktober 2017

Ein M.O.R.D.S.-Team 18: Die Maske fällt, Andreas Suchanek, Greenlight Press



Ein M.O.R.D.S.-Team 18: Die Maske fällt, Andreas Suchanek, Greenlight Press
In dieser Staffel-Halbzeit geht es wieder rund, allerdings ist es wieder richtig fies, denn die Mega-Cliffhanger warden erst im 19. Band aufgelöst:
Olivia weiß noch immer nicht, wie sie das College finanzieren soll, nachdem sie doch eine Absage für’s Stipendium bekam. Danielle wurde die Zeit im kanadischen Internat für ihre Credits anerkannt, sie muß nun gar nicht mehr in die Schule und hat nun besonders viel Zeit zum Ermitteln. Mason und Randy nutzen die letzten Schulstunden, um aus Hester Stone noch ein paar Informationen herauszukitzeln. Sonja wird dafür von Kenneth auf Koffein-Entzug gesetzt. Während die Freunde über die Häuser, die in den bisherigen Fällen eine Rolle spielten, hinter die Identität der wahren Grafen zu kommen hoffen, bemerkt dieser, daß die Freunde ihm gefährlich nahe kommen. Seine beste Waffe scheint mal wieder zu sein, die Freunde voneinander zu trennen, gemeinsam scheinen sie zu allem fähig und zu allem entschlossen und vor allem unzerstörbar zu sein. Sein letzter Versuch sie von einander zu isolieren, schlug fehl, so muß es nun auf eine modernere perfidere Weise klappen. Als dann die Ereignisse sich dann überschlagen, geht es wieder ums Ganze.
Der Einstieg ist diesmal ruhiger und dafür umso kniffeliger. Mit Kombinatorik erschließen sich die Freunde neue Ermittlungsansätze, um hinter die Identität der eigentlich zum Grafen erkorenen zu gelangen, damit sie sich an den falschen, selbsternannten Grafen herantasten können. Doch wie schon angekündigt, geht es bei den Staffelhalbzeiten wieder hoch her. Diesmal ist es keine Totalkatastrophe, die alle gemeinsam gefangen hält, es sind viele einzelne Gefahrenherde, bei denen maximal zwei der Freunde einander beistehen können. Das macht für mich die Situation sehr viel spannender, weil es nicht um reine Action und Explosionen geht, sondern auch um brenzlige Gefahren, die Köpfchen erfordern.
Masons Basset Socke spielt diesmal keine Rolle, weil er das Wahlkampfteam von Masons Mutter bespaßt. Dafür hat Mutter Martha ihm die Praktikantin Tonia als Bewacherin zur Seite gestellt. Sie soll verhindern, daß Mason wieder einmal in haarsträubende Situationen gerät, die in letzter Minute ihr Image als seriöse Geschäftsfrau und somit ihre Wahl zur Bürgermeisterin gefährdet. Natürlich gelingt dies nicht. Natürlich gerät Mason wieder in Lebensgefahr und nicht nur er. Ein perfider Schachzug am Vorabend der Wahl mischt die Karten der bis dahin ziemlich ausgeglichenen Wählergunst neu.
Einfach packend geschrieben, auch wenn man diese Folge wirklich ausgeschlafen starten sollte. Die Verstrickungen und die Verflechtungen zwischen den Dynastien, dem Grafen, dem falschen Grafen und dem Chronisten sind inzwischen wirklich verzwickt. Da sollte man die vorherigen Bände noch im Gedächtnis haben und gut mitdenken, um nicht den Faden zu verlieren. Dann macht es auch einfach mehr Spaß, wenn am Ende die Maske fällt und die Identität des Grafen enthüllt wird. Ist denn nun nicht alles gesagt und die Story zu Ende? Sicher nicht, denn wie bei jeder Staffelhalbzeit, endet dieser Band mit einem fulminanten Cliffhanger, bei dem fast alle unserer Freunde um ihr Leben bangen. Auch wenn der Graf identifiziert ist, ist er noch nicht unschädlich gemacht und es bleiben genügend Fragen offen.
Eine super All-Age-Krimi-Reihe im Stile der ???, aber für Ältere und mit Suchtfaktor. Also Vorsicht, wer einmal anfängt, will auch unbedingt wissen, wie in Barrington Cove alles zusammenhängt.
Vertrackste 5 von 5 Sternen.

Donnerstag, 26. Oktober 2017

Der alte Mann und das Meerschweinchen, Jens Sparschuh, gelesen von Robert Missler, Die Hörcompany




Der alte Mann und das Meerschweinchen, Jens Sparschuh, gelesen von Robert Missler, Die Hörcompany
Ein Hörbuch mit dem Lieblingssprecher meiner Großen: Robert Missler. Doch es kommen diesmal keine Gespenster vor!
Nein, dies ist eine kleine feine Geschichte voller hintersinnigem Humor, der Kindern nicht immer auf Anhieb auffällt, aber mithörenden Eltern irren Spaß macht!
Angelina Polke freut sich riesig auf ihren ersten Urlaub am Meer! Ihre Freundin Hanni fährt ja ständig in die Berge auf den Bauernhof, aber für Angelina ist es etwas ganz besonderes. Sogar ihr Meerschweinchen Ottilie (Hanni findet Meerschweinchen ja total out!) soll mitkommen, schließlich ist sie doch ein MEERschweinchen! Doch kurz vor der Abfahrt liest sich die schwangere Frau Polke noch mal den Mietvertrag für die chice neue Ferienwohnung durch und ach Schreck: Haustiere strengstens verboten! Wohin nur mit Ottilie? Ob der etwas verschrobene ältere Nachbar Herr Möhring, der sonst nach der Post sieht, wohl auch auf ein Meerschweinchen aufpassen kann? Herr Möhring ist willig, aber Angelina noch nicht ganz so überzeugt und lässt ihm daher ihr „Du und Dein Meerschweinchen“- Buch da, damit er Ottilie auch ganz sicher nicht mit Gemüsechips füttert. Kaum ist Ottilie in einer ruckeligen Reise ein Stockwerk tiefer bei Herrn Möhring angekommen, steht bei dem auch schon Frau Waller vor der Tür, sie hat ja schon länger ein Auge auf den einsamen älteren Herren geworfen und eine Reise ans Meer käme ihr gerade recht, gerne mit Meerschwein! So beginnt für Meerschweinchen Ottilie ein regelrechtes Roadmovie!
Meine große Johanna fand das Hörbuch gut, aber nicht sehr gut. Ich habe sie ein bißchen im Verdacht, daß das schlechte Abschneiden von Angelinas Freundin Hanni an dieser Einschätzung nicht ganz unschuldig ist. Meine jüngere Tochter Franziska (8 Jahre) kann sich viel mehr für diese Geschichte der ruhigen Töne und des schrägen Humors erwärmen. Was beide Kinder sehr lustig finden, ist das Meerschweinchen Ottilie stets in Reimen spricht und diese haben es in sich! Z.B. „Zum Zwangsurlaub mich zu verpflichten? Mensch, Leute… Ihr macht ja Geschichten.“  Wobei auch Reime wie „Bohren und Ohren“ vorkommen, so daß dies auch für Kinder sehr vergnüglich ist und gleichzeitig das Sprachgefühl schult. Die Sprache von Ottilie ist allerdings manchmal etwas derbe, ganz anders, als die von der lieben Angelina und wer will schon sprechen wie ein Meerschweinchen?
Die Einsamkeit des alten Herrn Möhring und die Linderung durch die kleine Nagergesellschaft ging meiner Kleinen sehr zu Herzen. Aber auch Angelinas Sorgen und Nöte, die vor allem durch Missverständnisse belauschter Gespräche ihrer Eltern zustande kamen, fand sie zu komisch!
Der alte Mann und das Meerschweinchen, ist eine Geschichte der feinen Zwischentöne. Angelinas Vater hat sich Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ für den Strandurlaub ausgeliehen. Meiner Erinnerung aus der Kindheit her, ein für Kinder sehr dröges Werk, da es vor allem das Seelenleben eines alten Mannes schildert. Auch hier erfährt der Zuhörer eine Menge über das Seelenleben, aber nicht nur über die Einsamkeit von Herrn Ottfried Möhring, sondern auch von der 8 jährigen Angelina und Meerschweinchen Ottilien, unbekannten Alters. Die Gedanken, die oft auch Missverständnisse hochspielen sind wirklich bisweilen richtig lustig und spiegeln gleichzeitig typische Sorgen und Nöte dieses Personenkreises dar, eben von Kindern, älteren Menschen oder eben Meerschweinchen.
Die Sprache ist für Kinder sehr gut verständlich und gemeinsam mit Herr Möhring lernt man noch eine Menge über Meerschweinchen, die nämlich stets Gesellschaft und viel frisches Grünzeug mögen und daher auch nach Angelinas Meinung viel Arbeit machen (die sie aber sehr gerne erledigt, denn sie liebt ihr Meerschweinchen sehr!).
Das Ende ist sehr schön, für alle Beteiligten ein wahres Happy End. Wir waren alle von diesem guten Ausgang sehr angetan!
Robert Missler, wie gesagt der Lieblingssprecher meiner Großen, liest sehr variabel und ordnet wieder jeder Person eine Stimme zu. Er schafft es durch das Spiel seiner Stimme die feine Ironie noch besonders herauszuarbeiten. Ich mußte bisweilen alleine schon über seine Betonung lachen und hatte dann Mühe, meinen Kindern zu erklären, was ich so lustig fand. Er schafft es einfach durch seine Stimmmodulation vor meinem inneren Auge ein bildliches Clichée entstehen zu lassen, hanseatisch trocken!
Wer auf Abenteuer, Action und Verfolgungsjagden steht, wird hier wohl nicht auf seine Kosten kommen, aber für sensible Kinder, die ein Herz für Einsame haben oder Spaß an witzigen Reimen, ist dieses Hörbuch sehr gut geeignet. Mithörende Eltern werden auch ihre Freude an den hintersinnigen Kommentaren haben. Vorsicht: schräg und trocken und irgendwie herrlich! Eine sehr ungewöhnliche Geschichte, die aus der Masse wirklich heraussticht.
Ist Dir gerade lang und weilig – mach dieses Buch an, aber eilig!
Wir bedanken uns ganz herzlich für dieses besondere Hörerlebnis bei der Hörcompany