Samstag, 14. Oktober 2017

Interview mit Anna Lott 13.10.17 Frankfurter Buchmesse



Interview mit Anna Lott 13.10.17 Frankfurter Buchmesse
Anna Lott hat viele Jahre als Redakteurin für Radio Bremen gearbeitet, wo sie noch heute gerne Kinderbücher vorstellt. Inzwischen ist sie Drehbuchautorin und entwickelt Geschichten für Fernsehen und Hörfunk, wenn sie nicht gerade neue Kinderbücher schreibt wie z.B. „Luzies verrückte Welt“ (über die einfallsreiche Luzie und ihr Meersschweinchen Herkules) oder „Moppi und Möhre“ (Meerschweinchenabenteuer in der Tierpension) oder verbringt Zeit mit ihrer Familie. Ihre Söhne hören gerne ihre Geschichten, so mag ihr Jüngster sehr gerne das Hörbuch zu Tildas Tierbande.

Liebe Anna, Du lebst mit Deiner Familie in Bremen, dort habt Ihr sicher keinen Platz für ein Wollschwein im Wohnzimmer, habt ihr denn Meerschweinchen, die Du Dir sonst gerne als Helden aussuchst? Wir haben tatsächlich zwei Meerschweinchen.
A.L.: Ich habe mal auf dem Land gewohnt und damals hatten wir zwei chinesische Maskenschweine. Die waren aber schon ziemlich groß und das geht wirklich nur, wenn man auf dem Land lebt.

Wenn Du Dich für ein Tier entscheiden müsstest und nicht das Tier für Dich, Hand auf Herz, was würdest Du wählen: Wollschwein, Angorakaninchen oder Seidenhuhn?
A.L.: Das Wollschwein ist definitiv mein Favorit, auch wenn ich die anderen Tiere auch sehr süß finde.

Hattest Du als Kind auch eine Bande, oder Deine Kinder?
A.L.: Ich habe es mir immer sehr gewünscht mit drei anderen Mädchen auf dem Schulhof, aber nach einem Treffen auf dem Schulhof war es dann auch schon wieder vorbei.

Wir mögen ja Tati besonders gerne, da wir auch so eine kleine zarte Tierflüsterelfe zu Hause haben.  Hast Du reale Vorbilder für Deine kleinen und größeren Helden?
A.L: Sie sind alle frei erfunden, aber natürlich haben sie schon einige Eigenschaften von realen Personen, die sich dann auch ergänzen.
(Das können wir bestätigen, da unsere Jüngste sogar was die fehlerhafte Namenseintragung nach der Geburt -sie hieß mit Zweitnamen plötzlich Carla statt Clara- Tati ähnelt, allerdings hat sie blonde Locken ;) )
Alle haben ihre Eigenheiten. Tati ist sensibel, Tomma ist mutig und Tilda versteht sich mit allen gut.  Aber tatsächlich mag ich auch Gabriel sehr gerne, obwohl er nur eine kleinere Rolle hat, wie er sich stets hinter seiner Darth-Vader-Maske versteckt.

Bauer Hartmut ist schon ein skurriler Typ, sein Geheimnis der stets blütenweißen Hemden würde ich ja gerne erfahren. Bekommen wir in den nächsten Bänden mehr Einblick in seine Künstlerseele?
Im nächsten Band nicht, da bekommen wir mehr Einblick  in seine Tätigkeit als Bauer. Er ist aber mehr ein Gourmet, als ein Künstler,  er kocht und backt leidenschaftlich gerne. Seine Bilder zeigen ja allesamt Gemüse.
Vielen lieben Dank für das Gespräch!

Freitag, 13. Oktober 2017

Luzerner Totentanz, Monika Mansour, Emons



Luzerner Totentanz, Monika Mansour, Emons
Es weihnachtet, aber nicht für jeden. Der Tod von Abteilungsleiter Rolf Wymann sitzt Barbara noch tief in den Knochen. Obwohl das ganze Team der Mordkommission (Leib und Leben in Luzern) Barbara ermuntert, die Nachfolge ihres ermordeten Geliebten anzutreten, ist sie durch die Trauer und Schuldgefühle gelähmt. Da kommt es ihr nur recht, daß sie Heilig Abend aus der Messe zu einem Tatort in einem Stadtmauerturm gerufen wird: ein ca. 8 jähriges Mädchen wird als Engel verkleidet betäubt schlafend unter der oberen Turmtreppe gefunden. Die Wände sind bemalt mit Hexensymbolen in Hühnerblut. Unter dem Strohlager des Kindes findet sich eine leere Flasche mit Lippenstiftabdruck. Eine Hexe mit dunkel wallendem Umhang und rot wehender Mähne flieht auf einem schwarzen Pferd, begleitet von einem großen dunklen Hund, eine Feuerspur hinter sich herziehend. Bereits am 1. Weihnachtstag verschwindet das nächste kleine blonde Mädchen und wird als Engel verkleidet in einem anderen Turm gefunden. Diesmal ist die Symbolik sexueller Natur, doch dem Kind fehlt es an nichts, es hat alles verschlafen. Luzern begibt sich auf Hexenjagd und wird nach dem Fund eines dritten Kinderengels am 2. Weihnachtsfeiertages  geradezu hysterisch. Durch die Hexensymbolik angezogen schaltet sich der gutaussehende niederländische Journalist Marius van Roijen in die Ermittlungen ein. Durch seine Kenntnis um die Luzerner Sagen von der Sträggle und dem Türst scheint der Fall aber nur noch verwirrender zu werden.
Wieder ein packender Krimi mit dem türkischstämmigen, heißblütigen Ermittler Cem Cengiz, der diesmal tief in die mystischen Sagen des Luzerner Umlandes.
Doch neben dem scheinbar unbegreiflichen Verbrechen an unschuldigen Kindern gibt es auch wieder einige Gefühlswirrungen. Cems Freundin Lila mit der zwielichtigen Vergangenheit ist über die Weihnachtsfeiertag bei ihren francophonen, gutbürgerlichen Eltern, während das Parfum von Staatsanwältin Eva sein Blut in Wallung bringt. Wie gut Journalist und Hexenkenner Marius aussieht, fällt nicht nur Cem auf und so bringen die persönlichen Geheimnisse und Empfindungen eine weitere Komponente ins Spiel. Ist die Neue Hexe von Luzern wirklich wahnsinnig oder hat sie eine dunkle Vergangenheit, die jemand mit ebenfalls nicht blütenreiner Weste besser verstehen kann?
Während man als Leser über die Motive und die Identität der „Hexe“ nachgrübelt, hat man stets den Prolog von einem jungen Mädchen, das sich wegen Mobbings in den Tod stürzt im Hinterkopf. Was hat dieses unschuldige Opfer mit den Kinderengeln zu tun?
Gerade die Machtlosigkeit des Mobbingopfers und die Unschuld der kleinen Mädchen gehen unter die Haut, während der unsympathische Priester und die Hexenmystik zu fesseln wissen.
Dabei gefiel mir sehr gut, daß der Priester zwar unsympathisch, aber nicht böse war. Als es darauf ankommt, zeigt er Größe und Umsicht. Das Abweichen von Clichées gefällt mir. Es ist überraschend und unberechenbar.
Auch dieser Band zieht einen wieder in seinen Bann. Er kann einzeln gelesen werden, aber es ist definitiv interessanter, wenn man die Reihe von vorne beginnt, da man gerade die zwischenmenschlichen Töne so besser versteht.
Achtung, es ist ein Schweizer Krimi, nicht nur die Sage stammt aus Luzern, auch die Sprache. Die ersten Bände hatte noch ein Schweizerisch – Deutsches Glossar, wer also mit Band 1 beginnt, kennt sich also mit Begriffen wie Spital statt Krankenhaus und parkieren statt parken,  schon bestens aus und für Schweizer muss es eine Wohltat sein, mal nicht nur Duden-Deutsch zu lesen. Ich finde das sehr charmant, aber verständlich (als Rheinländerin kann ich damit leben, das jeder Jeck anders spricht).
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Emons-Verlag für diesen tollen Krimi, auf dessen Fortsetzung hoffentlich im nächsten Jahr ich mich jetzt schon wieder richtig freue.