Freitag, 13. Oktober 2017

Luzerner Totentanz, Monika Mansour, Emons



Luzerner Totentanz, Monika Mansour, Emons
Es weihnachtet, aber nicht für jeden. Der Tod von Abteilungsleiter Rolf Wymann sitzt Barbara noch tief in den Knochen. Obwohl das ganze Team der Mordkommission (Leib und Leben in Luzern) Barbara ermuntert, die Nachfolge ihres ermordeten Geliebten anzutreten, ist sie durch die Trauer und Schuldgefühle gelähmt. Da kommt es ihr nur recht, daß sie Heilig Abend aus der Messe zu einem Tatort in einem Stadtmauerturm gerufen wird: ein ca. 8 jähriges Mädchen wird als Engel verkleidet betäubt schlafend unter der oberen Turmtreppe gefunden. Die Wände sind bemalt mit Hexensymbolen in Hühnerblut. Unter dem Strohlager des Kindes findet sich eine leere Flasche mit Lippenstiftabdruck. Eine Hexe mit dunkel wallendem Umhang und rot wehender Mähne flieht auf einem schwarzen Pferd, begleitet von einem großen dunklen Hund, eine Feuerspur hinter sich herziehend. Bereits am 1. Weihnachtstag verschwindet das nächste kleine blonde Mädchen und wird als Engel verkleidet in einem anderen Turm gefunden. Diesmal ist die Symbolik sexueller Natur, doch dem Kind fehlt es an nichts, es hat alles verschlafen. Luzern begibt sich auf Hexenjagd und wird nach dem Fund eines dritten Kinderengels am 2. Weihnachtsfeiertages  geradezu hysterisch. Durch die Hexensymbolik angezogen schaltet sich der gutaussehende niederländische Journalist Marius van Roijen in die Ermittlungen ein. Durch seine Kenntnis um die Luzerner Sagen von der Sträggle und dem Türst scheint der Fall aber nur noch verwirrender zu werden.
Wieder ein packender Krimi mit dem türkischstämmigen, heißblütigen Ermittler Cem Cengiz, der diesmal tief in die mystischen Sagen des Luzerner Umlandes.
Doch neben dem scheinbar unbegreiflichen Verbrechen an unschuldigen Kindern gibt es auch wieder einige Gefühlswirrungen. Cems Freundin Lila mit der zwielichtigen Vergangenheit ist über die Weihnachtsfeiertag bei ihren francophonen, gutbürgerlichen Eltern, während das Parfum von Staatsanwältin Eva sein Blut in Wallung bringt. Wie gut Journalist und Hexenkenner Marius aussieht, fällt nicht nur Cem auf und so bringen die persönlichen Geheimnisse und Empfindungen eine weitere Komponente ins Spiel. Ist die Neue Hexe von Luzern wirklich wahnsinnig oder hat sie eine dunkle Vergangenheit, die jemand mit ebenfalls nicht blütenreiner Weste besser verstehen kann?
Während man als Leser über die Motive und die Identität der „Hexe“ nachgrübelt, hat man stets den Prolog von einem jungen Mädchen, das sich wegen Mobbings in den Tod stürzt im Hinterkopf. Was hat dieses unschuldige Opfer mit den Kinderengeln zu tun?
Gerade die Machtlosigkeit des Mobbingopfers und die Unschuld der kleinen Mädchen gehen unter die Haut, während der unsympathische Priester und die Hexenmystik zu fesseln wissen.
Dabei gefiel mir sehr gut, daß der Priester zwar unsympathisch, aber nicht böse war. Als es darauf ankommt, zeigt er Größe und Umsicht. Das Abweichen von Clichées gefällt mir. Es ist überraschend und unberechenbar.
Auch dieser Band zieht einen wieder in seinen Bann. Er kann einzeln gelesen werden, aber es ist definitiv interessanter, wenn man die Reihe von vorne beginnt, da man gerade die zwischenmenschlichen Töne so besser versteht.
Achtung, es ist ein Schweizer Krimi, nicht nur die Sage stammt aus Luzern, auch die Sprache. Die ersten Bände hatte noch ein Schweizerisch – Deutsches Glossar, wer also mit Band 1 beginnt, kennt sich also mit Begriffen wie Spital statt Krankenhaus und parkieren statt parken,  schon bestens aus und für Schweizer muss es eine Wohltat sein, mal nicht nur Duden-Deutsch zu lesen. Ich finde das sehr charmant, aber verständlich (als Rheinländerin kann ich damit leben, das jeder Jeck anders spricht).
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Emons-Verlag für diesen tollen Krimi, auf dessen Fortsetzung hoffentlich im nächsten Jahr ich mich jetzt schon wieder richtig freue.

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs, Das Original-Hörspiel zum Kinofilm, Dirk Ahner, gelesen von Martin Baltscheit und dem Filmcast, cbj audio



Die Pfefferkörner und der Fluch des schwarzen Königs, Das Original-Hörspiel zum Kinofilm, Dirk Ahner, gelesen von Martin Baltscheit und dem Filmcast, cbj audio
Meine Kinder hatten das Kino noch nicht vollständig verlassen, da stand für sie fest, wir brauchen dringend das Hörbuch Mama, der Film war soooooo toll!
Wie gut, daß es tatsächlich ein Original-Hörspiel zum Kinofilm gibt! Mama mag ja Hörspiele nicht so, die Kinder schon:
Mia und Benny (eigentlich Bennet) sind derzeit die einzigen Pfefferkörner. Bei einem Einsatz zu Beginn hätte das auch ganz schön in die Hose gehen können, da die Überwachung zu zweit bisweilen ganz schön löchrig ist. Dank Mias kleiner Schwester Alice (10 Jahre) kommt dennoch rechtzeitig die Polizei, um die Täter dingfest zu machen. Dennoch wollen Mia und Benny Alice nicht als drittes Pfefferkorn aufnehmen, sie sei einfach zu jung. Das kann Alice nicht auf sich sitzen lassen.
Am nächsten Tag steht die Abfahrt zur Klassenfahrt nach Tirol auf den Bauernhof, auf dem Mia früher immer ihre Ferien verbracht und mit Luca, dem gleichaltrigen Sohn des Bauern gespielt hat. Noch vor Abreise warnt Luca Mia, dass es dort nicht mit rechten Dingen vor sich geht und fleht sie an, doch bitte dem Hof fern zu bleiben. Beni wäre diesem Wunsch nur allzu gerne nachgekommen, denn seine etwas extrovertiert/exzentrische Mutter kommt als Begleitperson, so wie der neue Mitschüler Johannes, dem sein schlechter Ruf als Abzocker bereits voraus eilt.
In Südtirol geht es tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu, irgendjemand scheint Lucas Vater bewußt ruinieren zu wollen, denn an die Sage des schwarzen Königs wollen die Pfefferkörner nicht glauben.
Auch wenn für mich stets Lutz Mackenzie die Stimme des Hörspiel-Erzählers verkörpern wird, macht Martin Baltscheit seine Sache richtig gut. Die Informationen, die man im Kino über die Bilder transportiert bekommt, vermittelt er mittels seiner angenehmen Stimme. So kann man der Geschichte auch folgen, ohne den Film bereits zu kennen. Die z.T. namenhaften Schauspieler erkennt man stimmlich ohnehin, wie z.B. Devid Striesow, Katharina Wackernagel oder Susanne von Borsody kann man alle sehr gut auseinander halten und die Kinder klingen echt, wirklich natürlich. Da es sich um einen Kinderkrimi handelt, sind die Charaktere natürlich überzogen, aber das dafür richtig gut. Susanne von Borsody kann es in ihrer Rolle als Böse durchaus mit Glenn Close als Cruella deVille aufnehmen, so eisig kann ihre ansonsten warme Stimme werden. Dass der Fall natürlich etwas überzogen ist, hat uns nicht weitergestört, schon bei Enid Blyton habe ich gelernt, daß Kinder in Krimis die Erwachsenen richtig alt aussehen lassen. Das ist aber auch Teil des Spaßes für Kinder, deren größter Traum es ja oft ist, endlich groß zu sein.
Neben Action, Spannung und Spaß widmet sich die Geschichte einem wichtigen Thema, unseren natürlichen Ressourcen und ihre Bedrohung durch skrupellose Ausbeutung und Überbeanspruchung für kommerziellen Erfolg. Da dieses 9. Team technisch bestens ausgestattet und versiert ist, kommen Sie mithilfe der neuen Medien und natürlich Alice, die sich im Hauptquartier in der Hamburger Speicherstadt nun doch um alles kümmern darf, zu ganz erstaunlichen Ermittlungsergebnissen. Neben den traditionellen Pfefferkornrangeleien zwischen den Schwestern, keimen auch in dieser Konstellation zarte Gefühle auf, aber ganz entscheidend sind der Zusammenhalt, die Freundschaft und der Einfallsreichtum des Teams.
Sehr gut gefällt mir die Tonbalance, man kann der Geschichte gut akustisch folgen, ohne große Lautstärkeschwankungen. Durch die zahlreichen Tracks findet man nach Pausen wieder schnell hinein und natürlich kommt zu Beginn der Pfefferkörner-Titelsong, der auch nach 17 Jahren immer noch ins Ohr geht.
Durch die Länge des Hörspiels werden keine Szenen weggelassen, auch der Lieblingsgag, über den sich meine Töchter noch täglich kaputt lachen, ist erhalten geblieben, so können sie ihr Kinoerlebnis immer wieder nach erleben, denn Franziska sagt: „Mama, das ist mein Lieblingsfilm“ . Am 12. November 2017 beginnt dann demnächst die 15. Staffel mit eben dieser Crew plus einem weiteren Pfefferkorn.
Das Booklet führt den Cast auf und zeigt Szenen aus dem Film und vom Set. Übrigens ist Martin Baltscheit auch ein toller Kinderbuchautor, und Dirk Ahner, der Drehbuchautor hat auch die tolle Zeitreisekinderbuchreihe: „Der Laden der Träume“ verfasst (unbedingte Hörempfehlung von Franziska)
Die Kinder sind sich einig: 5 von 5 Sternen!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei cbj audio für das Tolle-Hörkinoerlebnis!