Sonntag, 10. September 2017

Die Bommelbande: Kamele küsst man nicht, Catharina Clas, Ameet Verlag



Die Bommelbande: Kamele küsst man nicht, Catharina Clas, Ameet Verlag
Die 10 jährige Lotte hat kurze blonde Locken, ist ein echter Wildfang und muß ziemlich oft auf ihre kleine 5 jährige Schwester aufpassen. Sie liebt es bei ihrer großen Cousine Paula in der Bommelvilla im Garten zu toben und in der unkonventionellen Küche zu essen und mitzuhelfen. Paula ist einfach nicht wie andere Erwachsene, sie ist anders, sie versteht Kinder und schimpft nicht immer gleich. Auch Lottes bester Freund Hannes, der schon 11 Jahre und in der 5. Klasse ist, fühlt sich bei Paula bei und liebt die Essenseinladungen dort, auch wenn seine Fußballkumpel sich darüber lustig machen, daß er mit Mädchen spielt.
Eines Tages in den Ferien ist auf dem benachbarten Gehöft der Bommelvilla richtig was los! Ein Kamelgestüt zieht nebenan ein und mit dabei die 10 jährige rothaarige Nora, die Hannes nur allzu begeistert in ihren Kreis aufnimmt. Das versetzt Lotte einen kleinen Stich, da ihr klar wird, wie sehr sie Hannes mag. Nora wird fortan von Lotte ziemlich angezickt, bis Paula sich länger mit ihr unterhält und einen Kussplan entwickelt, um heraus zu finden, was Hannes eigentlich will. Doch dann verschwindet das Baby-Kamel Pitt vom Nachbarhof und die Kinder suchen gemeinsam nach ihrem verlorenen Liebling.
Der Titel ist leider etwas irreführend. Die Kamele sind eher Randfiguren und niemand hat vor sie zu küssen. Vor allem geht es um die Beziehung zwischen Lotte, Hannes und Nora, wie sie sich kennen lernen, die Mädchen sich erst anzicken und doch aus der Not heraus anfreunden und zu einer Bande werden. Das ist eigentlich sehr schön erzählt, verliert sich aber bisweilen zu sehr in Nebenschauplätzen, statt sich auf die eigentlich spannenden Themen zu konzentrieren. Der geheime Raum, das verschwundene Kamel, Lottes Aussenseiterstellung in der Klasse, Lottes erste Liebe und Macho-Ben. Manchmal will das Buch zu viel und erreicht dabei zu wenig, wie Erzählungen von Kindern, die bisweilen auch Schwierigkeiten haben, sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Die Themen hier hätten locker für zwei Bände gereicht, die man dafür aber hätte vertiefen können. Die Auflösung der großen Abenteuer, d.h. des verschwundenen Kamels und des geheimen Raumes, war dann enttäuschend banal. Dennoch hat die Geschichte auch witzige Momente und stimmt die Kinder auch nachdenklich. Es regt zum Reflektieren des eigenen Verhaltens an, wenn man liest, wie vehement Lotte Nora zu Beginn ablehnt, obwohl Nora keinen Grund dafür liefert.
Mir als Mutter hat es nicht gefallen, daß die 10 jährige Lotte ohne Not ihre 5 jährige Schwester ständig mitnehmen sollte, wodurch das Geschwisterverhältnis unnötig belastet wurde. Zeit die Kleine zum Klavierunterricht zu fahren, hatte die Mutter dann aber schon. Warum Lotte immer ihre viel jüngere Schwester mitnehmen muß, worauf diese keine Lust hat, wird nicht erläutert.
Meine ältere Tochter (10) fand den Kuss-Plan von Lotte und Paula doof und fand, daß das Thema zu viel Raum einnahm. Diese Eifersücheleien gefielen ihr nicht, sie sollten lieber spielen, vor allem sich auch mehr um die Kamele kümmern und das plötzliche Verschwinden von Babykamel Pitt. Ihr gefiel das Buch so mittel, sie hätte lieber ein anderes gelesen.
Meine jüngste Tochter (8) fand den Kussplan witzig, auch die Überlegungen von Lotte und Paula, wie man Hannes darauf aufmerksam macht, daß sein guter Kumpel Lotte ein Mädchen ist, ebenso wie Nora. Ihr hat das Buch gut gefallen und sie hat gerne zugehört.
Die dreifarbigen Illustrationen haben uns wirklich gut gefallen. Die Kombination von schwarz-weiß-orange ist ziemlich außergewöhnlich und fällt sofort auf. Es gibt dem Buch eine fröhliche Note.
Das Buch ist nicht schlecht, aber hat doch leider trotz der Entwicklung mit Kindern, einige Schwächen, die es zwar nett, aber nicht außergewöhnlich gut machen. Gerne vergeben wir 3,5 Sterne.

Samstag, 9. September 2017

Der Heiratsplan (Lancroft Abby 1) Sophia Farago, gelesen von Nora Jokhosha



Der Heiratsplan  (Lancroft Abby 1) Sophia Farago, gelesen von Nora Jokhosha
England 1811. Der Viscount of Panswick und seine Frau hatten wenig übrig für das gesellschaftliche Leben in London. Daher hat der Viscount die Einführung in die Gesellschaft seiner zwei ältesten Töchter Frederica und Penelope immer wieder verschoben und sich stattdessen den Expeditionen seines Neffen Edward gewidmet, bis beide an einem von Edward von einer seiner Reisen mitgebrachten Fieber starben. Nach seinem Tod ist der jüngere Halbbruder von Lady Panswick der Vormund seiner Kinder. Da dieser keine Lust hat, sich mit dem Schicksal seiner Mündel zu befassen, schickt er seinen Verwalter um seiner Schwester zu offenbaren, daß sie nichts als Schulden geerbt haben und der Besitz und weitere Erbschaften bis zum 21. Geburtstag des nun 17 jährigen Stammhalters Nicolas unantastbar sind. Lady Panswick sieht nur einen Ausweg: eine schnelle Heirat mit einem reichen Erben, der vor Verliebtheit ihre Schulden bezahlt. Sie hält nur ihre jüngere Tochter Penelope, eine Tierfreundin, die nichts in die  Stadt zieht, um einen Mann so schnell dem Kopf zu verdrehen, daß er sämtliche Schulen übernimmt. Für die Einführung beider Töchter in die Gesellschaft reicht das Vermögen nicht mehr. Bis sich die designierte Anstandsdame, Cousine Agatha das Bein bricht und nun doch die hübsche und kluge Frederica als Agathas Schwester verkleidet als Chaperone Penelope in die Hauptstadt zur Season begleitet. Dort stellt sich heraus, daß die Versprechungen des Vermögensverwalters nicht zutreffen und ihre dortige Gastgeberin ihnen nicht die begehrten reichen Edelmänner vorstellen kann.
Anfangs dachte ich beim Hören immer unwillkürlich an Jane Austen. Gerade Frederica genannt Freddy erinnert ein wenig an Elisabeth Bennett und ihre Schwester Penelope an die herzensgute Jane. In London mischte sich dann auch noch vehement Oscar Wilde’s guter Freund Bunbury mit ins Geschehen ein (bildlich gesprochen). So wurde es für mich zwar anfangs etwas vorhersehbar, aber nicht langweilig. Die Geschichte ist kurzweilig und Nora Jokhosha liest wirklich mit angenehmer und ausdrucksvoller Stimme, keinesfalls monoton. Leider gab es bisweilen starke Lautstärkeschwankungen, bei denen ich nicht weiß, ob dies an audible oder an meinem Kindle Fire lag. Nicht sehr oft, aber solche Aussetzer sollte gar nicht vorkommen.
Anders als bei Jane Austen oder Oscar Wilde gibt es zwar ein Happy End, aber nicht alle Familienmitglieder sind zum Ende hin verheiratet. Nein, die Lancroft-Abby Reihe besteht aus 5 Bänden und jeder von ihnen widmet sich dem Glück eines anderen Familienmitgliedes. Fredericas Mr. Darcy der hier der wunderbare Earl of Derryhill  und hat den Schalk im Nacken. Seine Mutter ist eine schöne Witwe, der nach dem Tod ihres Gatten jedoch ein wenig langweilig ist und daher hocherfreut, als ihr Sohn sie bittet die Schwestern Barnett in die Gesellschaft einzuführen, nachdem die Versuche der Schwester des Verwalters des Vormundes ein Desaster waren. Gerade Lady Cassandra mit ihrem Weitblick und ihrem wachen Verstand ist eine wirkliche Bereicherung für die Geschichte. Auch wenn der glückliche Ausgang des Heiratsplans mich nicht wirklich verblüfft hat, kann man hier durchaus sagen: Der Weg ist das Ziel! Es hat einfach Spaß gemacht zuzuhören, auch ohne die legendären Bonmots eines Oscar Wilde.
Schade, daß es vorbei ist, aber es gibt ja noch 4 weitere Folgen. Auf Penelopes Glück bin ich natürlich besonders gespannt.
Gutgelaunte 4 von 5 Sternen für vergnügliche Hörstunden!