Freitag, 14. Juli 2017

Meja Meergrün rettet den kleinen Delfin, Erik Ole Lindström, gelesen von Anna Thalbach cbj audio



Meja Meergrün rettet den kleinen Delfin, Erik Ole Lindström, gelesen von Anna Thalbach cbj audio
Meja Meergrün, die magische leine Nixe ist in ihren Scherzen und Streichen etwas umsichtiger geworden, kann sich aber immer noch nicht zu einem regelmäßigen Schulbesuch durchringen. Doch ihre Kümmerkröte Padson besteht darauf. Widerwillig schwimmt Meja in die Meermädchen-Schule, aber nicht ohne vorher noch eine gehörige Portion Unsinn in ihre Schultasche zu packen. Kein Wunder, daß die strenge Lehrerin Frau Bläck sie rauswirft. Als sie so vor sich hinschwimmt, trifft sie ihren Freund die Robbe Bollarbi, die ihr von einem riesigen Netz in der verbotenen Gegend, in der Bucht über Lyckhav, ganz nah an der Menschensiedlung erzählt. In diesem Netz wimmelt es nur so von Meeresbewohnern, die gefangen sind und in der Enge zerquetscht werde. Die verbotene Gegend ist selbst für Meja kein Klacks. Sie hatte ihren Eltern ganz fest versprochen sich von dort fern zu halten und wollte dieses Versprechen auch einhalten. Aber Bollarbi schildert ihr die Not der Meerestiere so qualvoll, daß sie als magische Nixe eigentlich gar nicht anders kann, als zu helfen.
Meja ist immer noch total frech und respektlos. Skandinavische Pädagogik erscheint mir da immer etwas anders zu sein als unsere. Das Meja trotz der Gefahr und des strengen Verbots ihrer Eltern in die Verbotene Gegend schwimmt, hat mir schon Bauchschmerzen bereitet, während meine Töchter (10 und 8) es gar nicht sonderlich bemerkten. Da habe ich dann lieber geschwiegen. Auch der Anfangsstreich von Meja gefiel mir nicht so wahnsinnig, aber Kinder fahren auf derartige Pupskissenscherze ab. Umso besser gefiel es mir, das anschließen auch bei der antiautoritären Meja ernstere Töne angeschnitten werden. Die Überfischung der Meere, die Gefahr, die von den Netzen auch für Arten ausgehen, die man eigentlich nicht fangen will….. Wie der kleine Delfin so lange unter Wasser atmen kann, wunderte mich dann schon. Denn das Problem von Delfinen in Netzen ist meist der Erstickungstod, wenn ich mich recht erinnere. Nun gut, auf biologische Zusammenhänge wird wohl nicht ganz so viel Wert gelegt. Doch ist diese Geschichte nicht einfach nur frech, witzig und auch spannend. Nein, es geht auch um Verantwortung. Meja ist sich der Verantwortung bewußt, welche ihre besondere Begabung mit sich bringt. Auch wenn sie sich selbst in Gefahr begibt, um anderen zu helfen, geht sie dieses Risiko ein und wird für ihr großes Herz durch die Treue und den Einsatz ihrer Freunde belohnt. Auch schön finde ich, wie Meja und ihre Lehrerin Frau Bläck sich annähern und damit auch die Qualität von Meja’s Streichen eine andere, wird. Sie sind nicht einfach nur noch frech und respektlos, sondern mit Herz und Hirn, aber auch dem Schalk im Nacken.
Was mich trotz pädagogischer Defizite dann doch noch zu 5 Sternen bewogen hat, außer dem Spaß meiner Kinder, ist die Quintessenz zum Thema Freundschaft und Eifersucht.
Für Kinder ist die Aussage super, daß man nicht nur einen besten Freund haben kann, (Meer)Menschen mit großem Herzen können ihre Freundschaft auch an mehrere Freunde verteilen.
Gerade für die Zielgruppe der Kinder ab 6 Jahren, die dann vielleicht in die Schule kommen und dann Kindergartenfreunde neue Schulfreundschaften knüpfen, ist das ein zentrales Motiv, das hier wunderbar verdeutlich wird.
Aber all diese Magie, diese Toleranz und der Mut kämen bei meinen Töchtern nicht so gut an, ohne die fantastische Interpretation von Anna Thalbach. Der Thalbach-Clan hat für mich immer etwas Bohemisches, Anarchisches und doch auch intellektuell exzentrisches. Perfekt für Meja Meergrün, die sich in kein gängiges Nixen-Chliché pressen lassen will. Sie singt und flucht (in kindgerecht kreativer Wortwahl, nicht obszön), sie kiekst und wispert. Sie lebt Meja Meergrün in all ihren Launen und Facetten. Herrliches Hörkino, nicht immer pädagogisch wertvoll, aber mit Herz und Humor!
Auch wenn die farbigen Illustrationen auf dem Cover und dem Inlet echt süß und farbenfroh sind, so ist die Altersempfehlung ab 6 Jahren mit Bedacht gewählt, da die Geschichte für Jüngere wohl zu spannend und gruselig ist. Mejas Kulleraugen, ihre bunte Mähne und der rosa Delfin können da vielleicht bei Jüngeren falsche Erwartungen wecken, für unter 6 Jährige Kinder, beim ersten Hören bitte auf elterliche Gesellschaft achten, da es für sie ansonsten zu spannend oder gruselig werden könnte, auch wenn das Cover es nicht vermuten lässt. Das Inlet enthält zudem Zeichnungen der wichtigsten Figuren dieses zweiten Bandes mit Namen und den Text des Meja Meergrün-Liedes zum mitsingen: „Heute will ich Unsinn machen, das gehört dazu…….“
Nicht von dem rosa Delfin verwirren lassen, dieses spannende Abenteuer der Pippi Langstrumpf der Meere können auch Jungens gut hören.
Eine nur bedingt pädagogische Hörempfehlung, für dieses Bekenntnis zur Unendlichkeit der Freundschaft und dem Sinn für Unsinn mit 5 von 5 Sternen für die grandiose Anna Thalbach.
Wir bedanken uns ganz herzlichen bei cbj audio für diese 2 vergnüglichen Hörstunden,

Flätscher – Die Sache stinkt! Antje Szillat und Jan Birck, Dtv Junior



Flätscher – Die Sache stinkt! Antje Szillat und Jan Birck, Dtv Junior
Flätscher, das coolste Stinktier der Stadt hat bisweilen Ladehemmungen und daher eine Stinkkanone gebaut. Er lebt in einem stilvollen Zuhause, einer Garage mit Rolls Royce, ist von seinen Fähigkeiten als Meisterdetektiv ohne Fall überzeugt und hat vor allem eins: Hunger auf seine Leibspeise Semmelknödel! Am besten von Sternekoch Bode vom Restaurant „Wilder Elch“. Doch als er enttäuscht in die knödellose Mülltonne des Lokals schaut, fängt ihn der Chefkoch persönlich mit einem Kartoffelsack. Zum Glück befreit ihn letztendlich dessen Sohn Theo, der nicht nur Flätschers Sprache versteht, sondern auch einen hervorragenden Assistenten abgibt und einen ersten Fall: ein Zechpreller kommt mit täglich wechselnden Verkleidungen in den „Wilden Elch“ und bestellt erlesene Gerichte, um nach dem Verzehr heimlich zu entwischen. Schnell benötigen Flätscher und Theo ein Büro, eine Sekretärin und ein Netzwerk. Mit Zwergwieseldame Cloe und der O-Clique der Kellermäuse Olaf, Flo, Mo und Jo, sind die Detektive bestens aufgestellt und bereit sich ins Abenteuer zu stürzen.
Erst mal voran ein dickes Lob an das Autoren/Illustratoren-Team. Der Text und die vierfarbigen Illustrationen greifen ganz toll ineinander. Uns hatte ja Band 2 so viel Spaß gemacht, daß wir unbedingt wissen wollten, wie alles begann, auch wenn man Band 2 ohne Vorkenntnisse durchaus gut folgen kann.
Flätscher hat es ja offensichtlich noch nie an Selbstbewußtsein gefehlt. Er ist einfach zu cool, wenn er nicht diese Schwäche für Cloe hätte, die ihm butterweiche Knie bereitet, aber im Ernstfall ist auf ihn ja Verlass! Seine großmauligen Sprüche sind einfach zu herrlich, ebenso wie seine kreativen Wortschöpfungen wie Logissimo! Die aber natürlich jedes Kind auf Anhieb versteht. Im Übrigen ist die Sprache recht salopp, die Sätze recht kurz, wie sie so einem großmauligen Stinktier und einem 12-jährigen Jungen über die Lippen gehen, ohne vulgär oder ordinär zu werden. Da es sich um einen Comic-Roman handelt wird die Sprache hierdurch unmittelbarer und direkter.
Sehr gut gefällt mir, daß der Kriminalfall wirklich kindgerecht ist. Hier geht es um einen fiesen Zechpreller, der Theos Vater in den Wahnsinn treibt, aber nicht unbedingt die organisierte Kriminalität. Da hier ein sprechendes Stinktier ermittelt würde ich jetzt nicht von Realitätsnähe sprechen, aber es ist eine Straftat, zu der Kinder einen Bezug haben, die sich konkret vorstellen können, etwas Greifbares. Das zieht die jungen Leser noch mehr in den Bann, falls das überhaupt noch möglich ist. Denn die Kombination aus Text, Sprechblasen und Illustrationen ist sehr lustig.
Die Kapitel sind ziemlich kurz und dann noch so herrlich witzig illustriert, da merkt man gleich, daß Antje Szillat und Jan Birck ein Herz für Lesemuffel haben und sie schaffen es, ihre junge Zielgruppe wirklich voll zu erwischen. Die Geschichte ist so lustig und auch so spannend, wie auch gleichzeitig skurril, daß selbst Lesemuffel weiterlesen. Die Kapitel sind ja so kurz, da schafft man ja gerade noch schnell ein Kapitel und so ist das Buch schneller beendet als gedacht.
Durch die schöne, wie schlaue Cloe, die nicht einfach nur Sekretärin bzw. Möchtegernsängerin ist, gibt es sogar eine weibliche Identifikationsfigur. Auch wenn Flätscher und Theo männlich sind, ist Cloe eigentlich die Einzige, die nie einen Black-out hat, also die heimliche Heldin. Aber Hand auf’s Herz, Theo’s ständige Fragen und Flätschers weiche Knie bei Cloes Anblick oder seine ständige Angeberei, sind echt liebenswert, sowohl für Jungs als auch für Mädels, selbst die die gut und gerne Lesen. Es empfiehlt sich die Reihe mit Band 1 zu beginnen, da Flätscher in Band 2 noch etwas frecher ist und Jan Birck sich noch weiter von den üblichen Illustrationsstandards entfernt, so daß man in Band zwei das Buch bisweilen drehen muß, um der Story zu folgen oder noch mehr Pfeilen folgen oder ähnliches. In Band 1 ist der Comic-Charakter der Illustrationen noch zahmer.
Was für eine tolle Reihe, die demnächst sogar noch mit einem 3. Band „Flätscher – mit Spürnase und Stinkkanone“ im Dezember 2017 fortgesetzt wird, wenn man nicht schon zum neuen Schuljahr Anfang September das Flätscher Freundebuch bekommt. Die Erwartungen sind nun extra hoch ;)
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Dtv für dieses witzige und kurzweilige Rezensionsexemplar