Sonntag, 11. Juni 2017

Das Nizza-Netz, Robert de Paca, emons




Das Nizza-Netz, Robert de Paca, emons
Dies ist der Nachfolger von „In den Straßen von Nizza“, aber auch gut ohne dessen Kenntnis einzeln lesbar. Seit Band 1 sind 5 Jahre vergangen. Nathalie und Nicolas sind mittlerweile verheiratet und erwarten ihr erstes Kind. Ihre Agentur für „Rund-um-sorglos-Urlaub“ für mega-reiche Feriengäste läuft bestens und expandiert, sie haben Mitarbeiter und sind daher nicht immer selbst eingespannt. Eines Morgens steht ein Polizist vor der Tür. Ihr Freund Tom, ein brasilianischer Gitarrist wurde von seiner Vermieterin vermisst gemeldet. Die einzige Spur, der er hinterließ war Nicolas Visitenkarte in seinem Gitarrenkoffer. Doch Tom würde niemals freiwillig ohne seine Gitarre verreisen, da kann etwas nicht stimmen.
Quasi zeitgleich wird eine Senatorin entführt, aber nach nur wenigen Tagen wieder freigelassen, allerdings ohne ihren rechten Zeigefinger und Daumen. Eine Lösegeldforderung wurde nie gestellt.
Dafür steht plötzlich ein Unbekannter bei Ihnen im Garten: Ein Schatten aus Nicolas Vergangenheit und der sucht Tom aus ganz anderen Motiven. Doch was haben Tom und Nicolas mit einem amerikanischen militärischen Nachrichtendienst zu tun. Auch wenn es immer verwirrender zu werden scheint, lässt sich langsam ein Netz der Korruption und Intrigen der Macht und des Reichtums erkennen.
Dieser Cote d’Azur Krimi entführt in die tiefsten Niederungen der Korruption, Seilschaften und Intrigen, die sich von kommunaler Ebene bis in den Pariser Senat ziehen. Scheinbar gutgemeinte Entscheidungen, wie die Reduzierung der Abschussquote für Wölfe im Hinterland, kann für Wähler ganz unerwartete Folgen haben. Nicht jede scheinbar ökologisch begründete Entscheidung, ist auch wirklich ökologisch motiviert. Damit unliebsame politische Gegner oder Parteifreunde nicht an die Macht kommen, wird ermittelt und spioniert, damit im scheinbar ungünstigsten Moment eine politische Bombe platzen kann und die Wahl eines Kandidaten verhindert wird.
So erhält der Leser hier neben einem spannenden Entführungsfall Einblick in die Affaire um Dominic Strauss-Kahn, aber auch in die Funktionsweise der Nachrichtendienste. Einblicke, die ich fast noch spannender finde, als den Fall um den verschwunden Musiker.
Mit Nathalie und Nicolas sind Robert de Paca zwei sehr sympathische Ermittler gelungen, die erfrischender weise weder mit inneren Dämonen, noch mit der Flasche oder ähnlichem kämpfen. Sie sind jung, verliebt und freuen sich auf ihr Baby. Sie sind eigentlich rundum glücklich, doch einen verschwundenen Freund möchten sie nicht hängen lassen.
Da Nicolas, ebenso wie der Autor gerne kocht, wird die Spannung durch entspannte Pause bei Tisch aufgelockert, wobei im Anhang Rezepte für selbstgekochten Limonadensirup, Socca, provencalische Sauce u.a. ausführlich erklärt sind. Allerdings sind diese kulinarischen Exkurse ebenso fein dosiert, wie die Ausführungen zur Arbeitsweisen der Geheimdienste, von Tontechnikern oder der Politik und die Affäre um DSK ganz besonders. Die Krimihandlung wird hierdurch bereichert, aber nicht erschlagen. Es gibt keine unrealistischen Verfolgungsjagden und auch das Ende könnte sich tatsächlich so abspielen….
Ein kleiner feiner Krimi mit Niveau und Sonne zwischen den Buchdeckeln, nicht nur für den Sommerurlaub! Ich empfehle ihn gerne mit 4 von 5 Sternen weiter.

Freitag, 9. Juni 2017

Siena – Das Theater um William Shakespeare, Markus Niederschick & Michael Schefts



Siena – Das Theater um William Shakespeare, Markus Niederschick & Michael Schefts
Pinselohrschwein Siena, der  scheue Gorilla Argento und  extrovertierte Fledermaus Nero wohnen in Nord-Süd-Westafrika bei ihrem väterlichen Freund Herrn Zinnober auf dem Hausboot „la Colombe“. Dort versuchen die Tiere Theater zu spielen, wobei es zu Streit über die Aufgabenverteilung kommt. Herr Zinnober erzählt ihnen daraufhin von dem berühmtesten Dramatiker aller Zeiten, William Shakespeare und von den völlig anderen Verhältnissen damals. Das macht seine tierischen Freunde neugierig und sie möchten sich das gerne live anschauen. Kein Problem. Pinselohrschwein Siena kann mit ihren Pinselohren sich und ihre Freunde in jedes Szenario der Welt malen und diesmal geht es nach London zu Zeiten William Shakespeares. Dort treffen sie auf dem Weg zum legendären Globe Theater auf den gefangen Fuchs Henry, dem sie bei seiner Flucht helfen. Trotz seiner anfänglichen Rivalität mit Nero schließt er sich den Freunden an, froh der Tierkampfarena des Herrn Jakob entkommen zu sein. Jakob buhlt gerade mit seiner  Tierkampfarena um die Gunst von Königin Elisabeth I, diese wird nur einen „Unterhaltungstempel“ unterstützen, Jakobs Tierkämpfe oder das Globe Theater. Natürlich wollen die Tiere das Globe unterstützen und ihre Hilfe ist aufgrund fieser Sabotage Akte von Jakob bitter nötig.
Das Buch ist sehr hochwertig mit Lesebändchen ausgestattet. Dieses benötigten wir anfangs auch dringend, da im Anhang ein Personenverzeichnis auflistet ist, mit kurzen Steckbriefen der tierischen Helden, des Herrn Zinnober, William Shakespeare und Richard Burbage. Da dies unser erster Siena Band ist, auch wenn es sich um den zweiten Band handelt, half uns dies sehr die Charaktere schneller kennenzulernen, vor allem, weil Leseanfängern William Shakespeare und Richard Burbage kein Begriff sein dürften.
Die Schrift ist schön fett auf sehr dickem Papier gedruckt, daß meine Tochter sehr angenehm im Griff fand (zum Papier äußert sie sich normalerweise nicht, hier fiel es ihr allerdings schon positiv auf). Allerdings ist es für unser Empfinden (Ende 2. Schuljahr) trotz farbiger Illustrationen bisweilen etwas viel Text pro Seite für Anfänger. Die liebevollen handgezeichneten Illustrationen von Christina Denham passen genau zum Text und man merkt sofort, daß Illustratorin den Text wirklich genau kennt.
Mir als Mutter gefiel sehr gut, der Bezug zu Shakespeares „Sommernachtstraum“. Auch die völlig anderen Lebensumstände damals, auch zur Volksbelustigung war sehr interessant. Heute sieht man ja keine Pferdekarren mit Tierkäfigen mehr über Brücken fahren u.ä. Ebenso der Einblick in den Aufbau des Globe Theatre war sehr aufschlussreich, da völlig anders, als die den Kindern heute bekannten Theatergebäude.
Die Passagen mit William Shakespeare sind dann auch entsprechend in etwas der damaligen Sprache angepassten Worten gefasst. Dies empfinde ich als sehr schönes Stilmittel, das meine Tochter auch durchaus verstanden hat. Sie empfand die Sprache zwar als ungewöhnlich aber nicht unverständlich.
Das Abenteuer ist kindgerecht lustig und spannend. Die Zankereien zwischen Nero und Fuchs Henry erinnern ein wenig an Geschwisterstreitigkeiten. Neben der Uraufführung des Sommernachtstraums, geht es auch um Tierquälerei und artgerechte Haltung. Die Geschichte hat uns gut gefallen, allerdings waren es mir ein wenig zu viele Themen für die Kürze des Buches, wobei die Geschichte durchaus in sich schlüssig ist. Wahrscheinlich blieben mir die Charaktere bei der Kürze des Buches einfach ein wenig zu blass.
Insgesamt ein wirklich gutes Buch, mit dem auch Leseanfänger noch einiges über den berühmten Dramatiker Shakespeare und die Lebensverhältnisse zu seiner Zeit lernen können, eingebettet in ein kleines Tierschutzabenteuer.
Wir empfehlen es gerne mit 4 von 5 Sternen weiter.