Sonntag, 14. Mai 2017

14 – Kicker, Küsse, Katastrophen, Heike Abidi, Pink



14 – Kicker, Küsse, Katastrophen, Heike Abidi, Pink
Franziska ist fast 14 ist eine begeisterte offensive Mittelfeldspielerin. Beim glorreichen Abschluß der Saison wird sie daran erinnert, daß sie auf Grund ihres 14. Geburtstags nach den Sommerferien nicht mehr in ihrer geliebten Mannschaft mitspielen darf. Ab 14 gibt es keine mixed Mannschaften mehr, sie muß in ein Mädchenteam wechseln. Doch das ist nicht ihr einziges Problem. Ihre Lehrereltern haben kein Verständnis für ihre Leidenschaft. Bislang galt die Bedingung, sie darf nur Fußball spielen, solange sie keine Note schlechter als 3 auf dem Zeugnis hat, nun muß sie noch einen Tanzkurs belegen, um feminier zu werden! Wechsel in eine Mädchenmannschaft und Tanzkurs, ist das nicht ein bißchen viel auf einmal? Warum können ihre Eltern sie nicht so akzeptieren, wie sie ist?
Ihre beste Freundin Selma hat den Tanzkurs schon letztes Jahr gemacht. Mit ihrem unerschütterlichen Optimismus macht sie ihr Mut sich die neue Mannschaft wenigstens mal anzusehen und den Tanzkurs als Sport zu sehen.
Zum Glück kennt sie einige im Tanzkurs bereits von der Schule und auch wenn sie alle ein zwei Jahre älter sind als sie, wird sie herzlich aufgenommen. Gerade mit Jill und Henriette (aus der Serie“ Tatsächlich 13, Plötzlich 14, Endlich 15“) kann man auch bei Cha Cha Cha und Walzer richtig Spaß haben und die neuen Fußballmädels spielen richtig gut.
Franziska/Franzi ist eine Hauptperson, die man einfach gern haben muß. Offen und natürlich, steht sie zu sich, ihren Hobbys und ihren Ansichten. Sie macht sich und anderen nichts vor. Na ja, ihren Eltern schon, wenn es um ihre Schulnoten geht und sie heimlich Nachhilfe nimmt. Das Schöne an ihr ist jedoch, daß sie ihre Schwäche in einigen Fächern nicht einfach verschweigt, bis es zu spät ist und sie sitzen bleibt, sie arbeitet an sich. Zum Glück hat Henriette mit ihrem Ex-Freund Nick den perfekten Nachhilfelehrer für sie, der ihr Mathe und Französisch so logisch erklären kann, wie die Absatzregeln beim Fußball.
Auch wenn im Tanzkurs Zickenalarm wegen der süßesten Jungs ist, schafft Franzi sich da rauszuziehen. Sie ist zu geradlinig für solches Theater und will ja eigentlich auch gar nicht dort sein, sondern lieber auf dem Rasen kicken.
Der locker leichte Stil wird noch weiter aufgelockert durch einige What’s app Nachrichten, Blogeinträge und einen Psychotest zu seiner Rolle innerhalb der Familie. Dieser Test gefiel mir sehr gut, gerade weil Franzi, die zu Beginn des Buches furchtbar über ihre Lehrereltern und ihren Bildungsurlaub mit begrenzter Handyzeit in der Toskana schimpft, sehr fair und ehrlich mit sich, ihren Eltern und ihrem kleinen Nerdbruder umgeht.
Franzi ist jung und bisweilen unbedarft und ahnungslos. Das finde ich sehr sympathisch, ebenso wie ihre Freundin Selma, mit der sie seit der ersten Klasse befreundet ist. Sie ist völlig anders als sie, aber was solls? Dann nimmt man die Freundin halt so, wie sie ist. Ihre strahlend sonnige Art finde ich sehr frisch, auch daß sie nicht aus allem ein Drama macht. Die „Tatsächlich 13“ Reihe kenne ich zwar nicht, aber das ist auch nicht erforderlich, um Jill und Henriette sofort zu mögen. Für diejenigen, die die Reihe bereits kennen und lieben, ist es natürlich ein extra Bonbon, so zu einem unverhofften Wiederlesen mit ihnen zu kommen.
Die Geschichte spielt in Berlin, wo sonst gibt es so viele Vereine innerhalb einer Stadt. Man merkt jedoch nicht, daß die Autorin Heike Abidi, weit entfernt von der Metropole mit ihrer Familie in der Pfalz lebt. Seit 2012 veröffentlicht die studierte Sprachwissenschaftlerin Frauenromane, gibt Anthologien zu verschiedenen Themen heraus und schreibt Kinder und Jugendbücher. Mich hat noch keines ihrer Bücher enttäuscht, sie sind stets ausgesprochen positiv in ihrem Grundton, frisch aufbauend und selbst in mitten der größten Katastrophen witzig und nicht peinlich.
Ein wirklich schönes Buch, das richtig süß aber nicht klebrig ist. Es verführt einfach in einem Rutsch durchgelesen zu werden, weil es einfach richtig gute Laune macht - Herzklopfen inklusive.
Ein echtes gute-Laune-Wohlfühlbuch, ideal für junge Mädchen, die es lieben werden und sicher versstehen, warum ich 5 von 5 Sternen vergebe.

Gloria und die Londoner Liebschaften, Marlene Klaus, Dryas Verlag



Gloria und die Londoner Liebschaften, Marlene Klaus, Dryas Verlag
Im 3. Abenteuer von Lady Gloria Wingfield ist diese im Jahre 1889 zur Saison in London. Durch die bevorstehende königliche Hochzeit von Prinzessin Louise herrscht Trubel in der Stadt. Gloria steht die Eröffnung des Frauenbildungsvereins bevor, zu der zahlreiche illustre Gäste u.a. auch das Ehepaar Oscar und Constance Wilde erwartet werden und das Patenkind von Queen Victoria. Daher sind auch jede Menge Journalisten anwesend, als die Leiche eines jungen Adeligen gefunden wird, wird die Aufmerksamkeit für dieses Ereignis noch größer. Gloria fühlt sich durch das Verbrechen persönlich gegriffen. Sie ermittelt daher auf eigene Faust, sehr zum Missfallen von Lord Alexander Lyndon. Da Alexander sie bei ihren Ermittlungen nicht unterstützen will, wendet sie sich an den charismatischen Gesellschaftskolumnist Mr. Morris, der den Vorschlag gerne annimmt.
Mir persönlich gefällt die Reihe mit jedem Band besser. Gloria und Alexander werden offener und kommen mehr aus sich heraus, allen viktorianischen Konventionen zum Trotz. Zarte Gefühle keimen auf.
Außerdem werden wieder aktuelle gesellschaftliche Themen der damaligen Zeit in die Geschichte aufs Anschaulichste eingeflochten. Diesmal geht es um Gleichberechtigung, die damals nicht nur nicht selbstverständlich war, sondern gesetzlich nicht vorgesehen. Es gab kein Frauenwahlrecht und die Frau war dem Manne quasi untertan. Frauen durften noch keine Hosen tragen und nicht über ihr eigenes Geld verfügen. Ihr Vermögen wurde von dem Ehemann verwaltet oder verschwendet, je nach dessen Charakter. Das Velo als gefährliche Errungenschaft, die man besser mal misstrauisch beäugt und bei dem auch lediglich die Dreirad-Varianten für Frauen schicklich sind. Kein Wunder, daß es damals auch Journalistinnen gab, die sich für das Thema Frauen und Sport einsetzten und natürlich zur Eröffnung des Frauenbildungsvereins eingeladen wurden. Auch illustre Persönlichkeiten nehmen bei fiktiven Geschehnissen teil, was sowohl ein interessantes Gesellschaftsbild wirft, als auch den Glamourfaktor hebt. Die Sprache ist angenehm flüssig zu lesen, nicht gestelzt und dennoch passend, um nicht das Flair der viktorianischen Zeit zu zerstören.
Der Krimi ist ein echter Cosy. Es gibt verschiedene Verdächtige aus dem näheren Umfeld des Opfers, CSI und Co. waren damals aber noch gänzlich unbekannt. Daher verlaufen auch die Ermittlungen geruhsamer als bei aktuellen. Alleine Beobachtungen und Gespräche über Beobachtungen und Motive können die Ermittlungen voranbringen. Hierbei ist es natürlich von Vorteil, daß Gloria der gesellschaftlichen Schicht entstammt, der auch die Verdächtigen entstammen.
Auch dieser Band der Baker Street Bibliothek zeichnet sich wieder durch Wunderschöne große Vignetten im Stile der damaligen Stadtansichtsstiche aus. Das verbreitet direkt viktorianisches Flair!
Auch dieser Band hat im Anschluß an den Krimi ein ausführliches Personenverzeichnis, in welchem auch die fiktiven und die realen Persönlichkeiten der Geschichte gekennzeichnet sind, bzw. die semifiktive, also die Romanhelden, die ehemals lebenden Personen nachempfunden wurden, mit entsprechenden Hinweisen auf die realexistierenden Vorbilder. Außerdem geht der Anhang auf die gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Umbrüche dieser Zeit ein, so daß man mal wieder einmal zu schätzen weiß, im Hier und Jetzt zu leben!
Ein wirklich schöner Cosy mit Herz, Niveau und Flair, den ich gerne mit 5 von 5 Sternen weiterempfehle.