Sonntag, 16. April 2017

Der Theoretiker Club und die Weltherrschaft, von Anja Janotta, cbj



Der Theoretiker Club und die Weltherrschaft, von Anja Janotta, cbj
Die Schulferien sind rum. Knut ist endlich im 4. Schuljahr, seine großen Freunde aber nun schon in der 7. Deswegen ist er immer noch nur Theoretiker zur Ausbildung und muß auf dem Weg zur Schule in gebührendem Abstand hinter seinen schlauen, aber praktisch völlig unfähigen Idolen Linus, Albert und Roman (getauft auf Benjamin, aber als alter Lateiner, muß er einfach Roman heißen!) herlaufen.
Der von den Mädels Alba (Alberts Zwillingsschwester und Knuts Babysitterin), Flora und Lynn clever eingefädelte Friedensvertrag zwischen allen drei Gruppen, wird von der Thomas-Gang ignoriert. So kann es nicht weitergehen! Knut ruft alle 3 Parteien zu Friedensverhandlungen bei Limo und Süßkram an den elterlichen Tisch: Keiner will nachgeben, alle schimpfen was das Zeug hält! Da muß eine Challenge her: wer gewinnt ist Chef und darf bestimmen! Aber auch das hilft nicht weiter und letztendlich soll gewinnen, wer am Meisten Spenden für die brasilianische Nachbargemeinde sammelt. Als moderne Jugendliche, sind die Theoretiker nach ausführlicher Recherche der Meinung: am schnellsten verdient sich Geld mittels eines You-Tube-Kanals durch Werbeeinnahmen. Also eröffnet Chef-Theoretiker den Kanal:“Die Weltherrschaft in 10 einfachen Schritten“. Aber auch die Mädels und die Thomas-Gang wollen sich die Spendengelder nicht mit Rasenmähen oder Auto waschen verdienen. Es entbrennt ein erbitterter Kampf!
Der Kampf der 3 Banden war schon in Band 1 nicht fair und heftig, aber nun, da es um Geld und Ehre geht, kennen sie kein Erbarmen mehr! Knut kann sie einfach nicht stoppen, niemand nimmt ihn ernst und so rennen sie alle gegenseitig in ihr Verderben. Wenn ich in Band 1 die Mädels um Alba noch echt witzig und gerissen fand, geht Alba diesmal echt zu weit. Ich wünsche Ihr den Sieg einfach nicht mehr, so nicht! Aber wie sich alle 3 Gruppen, selbst ins Aus schießen, weil sie sich an keine Regeln halten ist schon auf makabere Art lustig. Aber ich verstehe Knut, daß er nur noch den Kopf schüttelt und nicht weiß, wie er seine Freunde zum Nachdenken bringen soll! Witzig ist jedoch, wie die Nerds vom Theoretiker Club bei all ihren IQ-Punkten sich immer wieder durch gelebte Linkischkeit, in die Nächste Falle von Alba manövrieren. Lynn und Flora spielen in diesem Band keine große Rolle und auch Thomas und Konsorten sind eher Randfiguren. Der erklärte Feind der Theoretiker ist Knuts geliebte Babysitterin Alba, doch der erkennt sie nicht wieder. Was ist bloß in sie gefahren? Denn was die Mädels mit den Theoretikern anstellen ist Slapstick pur, aber ganz schön böse. Wo hat so eine nette Autorin nur so fiese Ideen her? Dies ist kein Kuschelroman, hat aber eindeutig eine pädagogisch wertvolle Nachricht: nee, ehrlich, so geht es nicht! Fairness muß sein und die Regeln, die man beachten sollte, haben alle ihren Sinn. Denn keines der  Teams ist ohne Fehler, nur der Schiri ist natürlich brav, wenn auch nicht ganz unparteiisch. Sehr schön aufgelockert wird die Challenge durch Einblicke in Knutis Familienleben, diesmal erweitert um die kleine Katzendame Marie. Das diabolische Ende von Linus läßt für Band 3 so einiges erwarten….
Die Illustratorin Vera Schmidt hat wieder ein lustiges Daumenkino an den rechten unter Rand gezeichnet und die Vignetten in TV-Form zu Beginn eines jeden Kapitels geben immer schon mal einen lustigen Vorgeschmack auf das böse Chaos, das sich da ankündigt. Mit wenigen Strichen, herrlich pointiert.
Durch den leichten Stil mit Blog-Chats und What’s-App-Nachrichten liest sich das Buch rasend schnell, quasi wie von selbst. Also auch nicht nur für Nerds und Brains, sondern auch für Lesemuffel geeignet.
Band 1 fand ich ein wenig besser, da man doch auch mehr über das Drumherum der Kontrahenten erfuhr, hier nahm die Challenge einen etwas übergroßen Raum ein. Aber Linus You-Tube-Tutorial hätte ich zu gerne mal gesehen: so grottig, daß muß urkomisch sein! Daher 4,5 Sterne gerundet auf 5. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, einfach weil ich Band 1 noch besser fand.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Anja Janotta für dieses herrliche Leseexemplar und meinen Theoretiker-Clubausweis!

Donnerstag, 13. April 2017

Mach die Biege, Fliege! Kai Pannen, ungekürzte szenische Lesung mit Musik, Head Room Verlag



Mach die Biege, Fliege! Kai Pannen, ungekürzte szenische Lesung mit Musik, Head Room Verlag
Hiermit setzt der Head Room Verlag gekonnt das Adventsbilderbuch „Du spinnst wohl!“ von Kai Pannen aus dem Tulipan Verlag fort, ungekürzt szenisch gelesen von namenhaften Schauspielern.
Die Spinne Karl-Heinz und Fliege Bisy sind inzwischen dicke Freunde geworden und haben gemeinsam in Karl-Heinz Netz überwintert und Karl-Heinz ist Bisy zu Liebe Vegetarier geworden und geblieben. Doch nun erwacht der Frühling und mit ihm der Frühjahrsputz. Ein wahnsinniges Getöse beginnt im Haus und ein merkwürdiges Brummen kommt immer näher: Vorsicht der Staubsauger! Bisy bläst zum Umzug in den Garten, doch Karl-Heinz nimmt die Gefahr erst richtig war, als er fast schon eingesaugt wird. Schnell retten sie sich in den Garten, einen für Karl-Heinz völlig fremde Welt. Und das auch noch ohne sein geliebtes Sofa! Als es dann auch noch zu nieseln anfängt, wird Karl-Heinz immer grummeliger. Dieses neue Wohnkonzept gefällt ihm so überhaupt nicht und das Auftauchen der herrischen Ameisenarmee, macht ihm das Leben in der freien Natur nicht sympathischer. Doch gibt es auch Lichtblicke in Form von Läusebonbons, dem neuen Spinnennetz in der Buchenhecke und die wunderschöne Raupe Konstanze, die Karl-Heinz den Kopf verdreht!
Die vielen tierischen Helden in dieser Geschichte sind ausgesprochen witzig, wobei ich mich besonders über Blattwanze Theobald, einen Verwaltungspiesel erster Güte amüsiert habe, der stets auf der Vorlage einer entsprechenden behördlichen Genehmigung besteht!
Es ist eine wunderbare Geschichte über Familie, Verliebtheit und wahre Freundschaft, die bleibt und verzeiht, weil niemand ohne Fehler ist.
Erstaunt hat mich, wie weich die Erzählstimme von Mechthild Grossmann klang, so ganz anders  als im Münster Tatort oder den Bones Thrillern von Kathy Reichs. Dies ist aber nicht der einzige große Name unter den ausgewählten Sprechern. Auch Felix von Manteuffel und Jens Wawcrzeck (oder besser bekannt als die Stimme von Peter Shaw) und Frauke Poolmann sind mit von der Partie. Dabei ist die Inszenierung so geschickt, daß mir gar nicht auffiel, daß Bisy von Peter Shaw gesprochen wurde. Das finde ich super, da sie so eine komplett eigenständige Persönlichkeit für mich entwickeln konnte. Persönlichkeit haben diese kleinen Tierchen nämlich schon. Egal ob Karl-Heinz nun den Umzug in den wilden Garten fürchtet, der seiner Angebeteten nachschmachtet oder er seinen besten Freund vermisst, die zwei machen keine halben Sachen. Auch Bisy der von einer gefährliche Libelle verfolgt wird, sich für seinen Freund in Gefahr begibt, indem er dessen Spinnenverwandtschaft zur Geburtstagsparty einlädt oder Karl-Heinz vor dem Staubsauger rettet, ist nicht einfach ein Draufgänger, sondern ein vielschichtiger Charakter. Ich war ja sehr gespannt, ob meine Kinder diesen Humor überhaupt verstanden haben, denn mit Baugenehmigungen und Fluglizenzen haben sie ja nichts am Hut. Aber sie konnten sich über ganz andere Späße kaputtlachen, wie die Unmengen an Läusebonbons (igitt, wer isst denn sowas! Kicher!) die die zwei vertilgten oder die vegetarische Spinne. Von daher steht für mich fest, daß dies wirklich ein Hörbuch für die ganze Familie ist. Witzig, für Kinder ab 6 Jahren auch ganz schön spannend (vielleicht nicht unbedingt beim 1. Mal zum Einschlafen hören!) tiefsinnig, unterhaltsam und dank der gelungenen Gestaltung des Covers auch eine Wohltat fürs Auge.
Sehr gut gefällt mir auch an dieser szenischen Lesung mit Musik, daß sie so lebendig wie ein Hörspiel ist, jedes Tier hat seinen eigenen Sprecher, allerdings ohne die Nachteile eines Hörspiels. Es gibt keine nennenswerten Lautstärkeschwankungen, die mich bei Hörspielen oft kolossal nerven. Lautstärkeänderungen werden alleine durch die Modulation der Sprecherstimmen erreicht. Mechthild Grossmanns Erzählstimme liefert im Übrigen bei dieser ungekürzten Lesung alle nötigen Hintergrundinformationen um dem Fortgang der Geschichte gut folgen zu können. Die Musik ist sehr angenehm unterstützend eingesetzt. Sie verbreitet gute Laune, ohne sich aufzudrängen.
Wir sind ja große Fans von Kai Pannens Illustrationskunst und dem Verlag scheint es genauso zu gehen, denn auch optisch ist dieses Hörbuch ein Leckerbissen, der sich alle Mühe gibt, den Zuhörern auch einen Augenschmaus zu bieten, um die Hörwelten auch vor dem inneren Auge entstehen zu lassen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Head Room und Silke Hallmann für das tolle Rezensionsexemplar. Ich bin so beeindruckt, daß ein so junger kleiner Verlag so tolle Sprecher immer ans Land zieht, dass ich geneigt bin, der Frage mal genauer nachzugehen….